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sortimenterbrief April 2019

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Das österreichische Branchenmagazin für Buchmarkt, Buchverkauf und Buchwerbung. Ausgabe April 2019

Sonerthema-Kriis &

Sonerthema-Kriis & Thriller Ossi Hejlek traf Werner Gruber © Udo Titz »Flirten mit den Sternen kann jeder, der auf den Himmel blickt und einfach mehr wissen will!« Sie haben morgen Abend einen Vortrag anlässlich des Jubiläums der Mondlandung – was haben die Astronauten damals eigentlich gegessen? Gruber: So wie es aussieht, kann ich den Zuhörern das komplette Speiseprogramm von Apollo 11 kosten lassen. Das Letzte, was mir noch gefehlt hatte, waren die gefriergetrockneten Pfirsiche. Ansonsten aßen sie Gulasch, Apfelmus, Kaffee, Zimtbrot und trockene Speckscheiben – und Kaugummis sowie Grapefruit-Ananassaft. Gagarin – der erste Mensch im Weltraum – hatte Fleischpastete in einer Zahnpastatube mit. Die Hauptprobleme im All waren Trinken, Essen und die Ausscheidungen. Damit verbrachten die Astronauten rund 40 % ihrer Zeit im All. Wie viel hat der Chef des Wiener Planetariums, der Kuffner- und Urania- Sternwarte im Alltag mit den Sternen und dem Weltall zu tun? Gruber: Gar nichts (lacht). Mein Hauptjob umfasst das Management. Wir haben im Planetarium jährlich 120.000 Besucher. Leider kann ich nicht jeden Einzelnen begrüßen. Aber ich mache alle zwei Wochen Veranstaltungen ... Da meine Handynummer aber im Internet steht und ich keine Sekretärin habe, habe ich regelmäßig Telefonkontakt mit den Wienern, die mich anrufen, sich mehr als wundern, dass sie mich direkt erreichen, und mir ihre Fragen stellen, die sie beschäftigen. Manche dieser Probleme und Sorgen – ja sogar Ängste – kann man sich nicht vorstellen. Letzte Woche befürchtete eine Dame, dass der Mond auf die Erde fällt, weil er ihr viel heller erschien. Tatsächlich kamen wir im Gespräch dahinter, dass es an ihren neuen Vorhängen lag, die durchscheinender waren als die alten ... Abgesehen von Ihrer riesigen Fangemeinde – für wen haben Sie das Buch geschrieben? Gruber: Das Buch richtet sich an die Menschen, die auf den Himmel blicken, den großen Wagen erkennen ... und sich denken ... und der Rest ...? Wir starten im Buch damit, was man am Himmel sehen kann – Sterne, Planeten, Mond, Milchstraße. Das meiste, was wir sehen, sind Sterne. Wenn man genau hinsieht, erkennt man rötliche, blaue ... dann wird erklärt, warum sie unterschiedliche Farbgebungen haben. Dann werden die Planeten betrachtet, auch wie ihre Bahnen verlaufen. Es ist viel astronomisches Basiswissen – einfach erklärt, ich glaube auch humorvoll – verbunden mit allgemeinen Fragen, die Menschen beschäftigen. Zum Beispiel, was passiert, wenn es dunkel wird ... es gibt drei Phasen der Dämmerung ... warum geht im Urlaub die Sonne schneller unter ... und vieles mehr. Ein Kapitel heißt: „Was passiert, wenn die Erde stehen bleibt?“ – kann die Erde stehen bleiben? Gruber: Nein, aber es ist eine nette Frage (lacht). Ich mache mir gerne Gedanken über was wäre, wenn. Denken ist mein Hobby. Dreht sich die Erde oder dreht sich das Weltall um die Erde – wie kann man das beweisen ...? Auch solche Fragen finden ihre Erklärung. Ein Kapitel befasst sich mit außerirdischem Leben. Gibt es das? Gruber: Davon gehen wir aus. Es gibt eine Formel, mittels derer wir uns das ausrechnen können – die Drake- Gleichung. Wenn man alle Parameter dabei berücksichtigt, kommen wir auf eine Größenordnung von 50 bis 250 Zivilisationen – nur innerhalb unserer Milchstraße. 08 sortimenterbrief 4/19

novitäteninterview Gibt es auch Beweise? Gruber: Was kann ein Naturwissenschaftler beweisen? Er kann nichts beweisen. Er kann etwas belegen. Mathematiker können etwas beweisen. Ich kann eine Hypothese aufstellen und diese dann durch ein Experiment belegen. Ein anderes Experiment könnte meine Hypothese widerlegen ... Ich kann also nichts beweisen, sondern nur falsifizieren – ausschließen. Das mit dem Beweisen ist ein großes Missverständnis. Große Physiker haben auch ihren Platz im Buch gefunden ...? Gruber: Galileo, Newton und Einstein. Dabei geht es mitunter darum, wie sich die Sache mit der Gravitation entwickelte. Der Erste, der eine gute Idee hatte war Galileo. Aber er konnte die Planetenbahnen nicht berechnen – nur den freien Fall. Mit seinen Kanonenkugeln am Schiefen Turm von Pisa ...? Gruber: Das passierte erst 50 Jahre später – das war ein Assistent von ihm. Galileo fand durch auf schiefen Ebenen rollenden Kugeln den Begriff der Beschleunigung, der Erdbeschleunigung und letztendlich des Fallgesetzes. Auf Galileo beruht jedoch das von Ihnen erwähnte Experiment – durchgeführt hat es sein Assistent Satori, der zwei Kanonenkugeln vom Schiefen Turm in Pisa fallen ließ. Dann kam Newton, der die Theorien erweiterte und dadurch die Planetenbahnen berechnen konnte – außer der des Merkurs. Das gelang erst Einstein mit seiner Relativitätstheorie. Eine Theorie führt oft zur nächsten ... Welcher der drei war der Wichtigste? Gruber: Einstein hatte seine zwei Relativitätstheorien, einen kleinen Beitrag zur Wärmelehre – das war’s. Galileo fand die Theorie der Wärme, des Falls und des Luftdrucks und noch einige mehr. Newton schuf die Theorie des Lichts und auch noch einige mehr. Galileo baute ein Teleskop, Newton verbesserte es massiv – Einstein hat kein Teleskop gebaut. Aber Einstein baute einen sensationellen Kühlschrank, der ohne Ventile auskam. Die gibt es heute noch als Camping-Kühlschränke. Das Problem damals war hoch korrosives Kühlmittel. Wenn die Ventile durchrosteten, das Kühlmittel bzw. das Gas austrat, starben regelmäßig ganze Familien. Einstein löste das Problem. Welches Teleskop braucht ein Laie? Gruber: Diese Frage hören wir oft – aber noch viel öfter bekommen wir Teleskope geschenkt. Denn wenn man wirklich etwas sehen möchte, braucht man ein Teleskop im Wert von rund 1.000 € und ... ein gleich teures Stativ. Und dann muss man es noch einstellen können. Man denke an die Bewegung der Erde. Ein Profi braucht zum Aufstellen eine Stunde – ein Laie vielleicht sieben Tage. Um 9 € kann man ins Teleskop der Sternwarte schauen. Miete ich das Teleskop der Sternwarte nur für mich, kostet es rund 100 € Und dort sehe ich dann auch etwas. Man kann abwägen. Was tun Astronomen, wenn der Himmel bedeckt ist? Gruber: Das ist das letzte Kapitel im Buch. Wenn der Himmel bedeckt ist – dann macht man einen Schweinsbraten. Das Rezept ist im Buch (lacht). Sie gehen aber auch kurz auf die Astrologie ein und erzählen von einem 13. Sternzeichen ...? Gruber: Dort, wo die Sonne untertags ihren Lauf hat, dort findet man in der Nacht auch die Planeten. Entlang dieses Bogens befinden sich die sogenannten Sternbilder der Ekliptik – Fische, Skorpion, Stier etc. Dieser Bogen wurde von den Astrologen in zwölf gleiche Teile mit je 30 Grad unterteilt. Das alleine stimmt schon nicht, da manche Sternbilder sehr viel Platz benötigen – vielleicht umgerechnet zwei Monate – andere dafür weniger, nur zwei Wochen. Und dann gibt es auch das Ekliptik-Sternbild des Schlangenträgers – das dürften die Phönizier übersehen haben ... Das 13. Sternbild steht in jedem Astronomie-Buch ... In der Astrologie erwähnt man es nicht. Was sind die Saturnringe? Gruber: Staub und Dreck. Das besondere beim Saturn ist sein Wasserdampf ausstoßender Mond, der den Saturn umkreist. Die Wassertröpfchen setzen sich auf den Staubpartikeln ab, kondensieren und bilden eine hauchdünne Eisschicht, die dann das Licht reflektiert. Uranus und Neptun haben auch Ringe, die man aber nicht sieht, weil sie keinen Wassermond haben. Alles sehr einfach ... eigentlich. Gehen Sie auf Lesetour? Gruber: In jedem Bundesland – es gibt eine relativ lange Liste (lacht). Danke für das Gespräch! Werner Gruber: Flirten mit den Sternen Was Sie schon immer über das Universum wissen wollten, aber nie zu fragen wagten 208 Seiten, HC mit Schutzumschlag, ISBN 978-3-7110-0186-3, € 24,– | ecowin www.ecowin.at sortimenterbrief 4/19 09


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