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sortimenterbrief April 2021

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Das österreichische Branchenmagazin für Buchmarkt, Buchverkauf und Buchwerbung. Ausgabe April 2021.

© Ela Angerer Michael

© Ela Angerer Michael Horowitz H.C. Artmann – Bohemien und Bürgerschreck 208 Seiten, Hardcover, 978-3-8000-7766-3 € 22,– | Ueberreuter Teresa Petrovitz im Gespräch mit Michael Horowitz Eine sehr persönliche Annäherung an den Schriftsteller und Sprachspieler Advertorial Herr Horowitz, zum 100. Geburtstag von H.C. Artmann erscheint Ihr Buch H. C. Artmann – Bohemien und Bürgerschreck. Sie hatten das Glück, Artmann persönlich zu kennen, und standen in einem freundschaftlichen Verhältnis zu ihm. Wann und unter welchen Umständen lernten Sie den Ausnahmepoeten kennen? Horowitz: Es war zu Beginn der 1980er Jahre: Nach einer Lesung von Helmut Qualtinger, mit dem ich als Kind gemeinsam in einem Sieveringer Gemeindebau aufgewachsen bin, stellte mich Qualtinger H. C. Artmann vor. Es entstand bald ein freundschaftliches Verhältnis zwischen dem großen Dichter und mir. Wie hat sich Ihre Beziehung über die Jahre gestaltet? Horowitz: Ich besuchte ihn immer wieder in seinem Haus in Salzburg und in der Josefstädter Wohnung in Wien, oder wir unternahmen gemeinsame Reisen. Manchmal auch nur spontane Ausflüge in schattige Wirtshausgärten. Wir waren auch immer wieder außerhalb Österreichs unterwegs. Wo immer wir hinkamen, stellte mich H. C. als seinen Freund vor. Als ich ihn einmal fragte, ob er zur Buchpräsentation meines Qualtinger-Buches nach Hamburg mitkomme, fragte er nur: „Wann müss’ ma in Schwechat sein?“ – „Die Maschine geht morgen früh, um 7 Uhr.“ – „Ich freu mich schon ...“ Pünktlich um 5.30 Uhr stand er vor seiner Haustür. Ihr Buch wollen Sie als Annäherung und weniger als Biografie des Dichters verstanden wissen. Welcher Gedanke steht hinter dieser Differenzierung? Horowitz: Ich wollte bewusst keinen Versuch unternehmen, diesem einzigartigen Menschen und Literaten mit einer Biografie zu begegnen. Ich bin kein Germanist und sehe dieses Buch als eine Hommage an einen Freund, den ich sehr bewundere. Ihr Buch enthält unzählige denkwürdige Anekdoten über Artmann und all die Protagonisten des literarischen und kulturellen Lebens der Nachkriegszeit – Qualtingers berüchtigte Practical Jokes kommen ebenso zur Sprache wie die vielen antibürgerlich-avantgardistischen Aktionen, die die jungen Wiener Autoren in durchzechten Nächten mehr oder minder erfolgreich planten, wie etwa die Prozession zum „Manifest gegen die Wiederbewaffnung“. Gibt es eine Anekdote, die Sie persönlich mit 08 sortimenterbrief 4/21

porträt zum 100. geburtstag von h. c. artmann Artmann verbindet und die Sie nicht missen möchten? Horowitz: All die wichtigen avantgardistischen Aktionen der Künstler im kulturpolitisch rigiden Wien der Nachkriegszeit habe ich recherchiert. Darüber hinaus habe ich auch mit vielen Zeitzeugen gesprochen und berichte daher aus Erzählungen. Leider – oder zum Glück – bin ich zu jung, um bei den wichtigen künstlerischen Manifestationen dieser Zeit dabei gewesen sein zu können. Aber, glauben Sie mir, ich wäre gerne dabei gewesen, als H. C. in Berlin Sieger eines Twist- Wettbewerbes wurde und Günter Grass seine Freundin ausgespannt hat. Oder als er gemeinsam mit Helmut Qualtinger und Peter Turrini nachts in alkoholbuntem Zustand in Los Angeles das Grab Marilyn Monroes gesucht hat ... In der Öffentlichkeit wird Artmann vor allem in seiner Rolle als Wiener Enfant terrible und Konventionen brechender Dialektdichter wahrgenommen, was seiner Vielseitigkeit kaum gerecht wird. Sie schreiben in einer sehr persönlichen Sequenz, dass es Artmann in erster Linie geschafft habe, als Schriftsteller ein Leben voller Würde zu leben – was im Kontext der österreichischen Gesellschaft kein Leichtes gewesen sei. Wie ist das genau zu verstehen? Horowitz: Viele haben in Artmann vor allem einen Bürgerschreck aus Breitensee gesehen. Der liebenswerte Rebell, der virtuose Sprachspieler, der literarische Globetrotter war ein Mensch mit der Neugier eines © Angelika Horowitz Kindes. Angetrieben von zügellosem Wissensdrang und grenzenloser Fantasie, hat er die konventionelle Realität oft hinter sich gelassen. Ich habe ihn vor allem als einen verlässlichen Freund und einen Menschen mit einer unvergleichlichen Sensibilität erlebt. Artmann starb im Jahr 2000, Sie haben ihn in den Wochen vor seinem Tod ein letztes Mal besucht. Wusste er, dass Sie ein Buch über ihn schreiben wollten? Und wie ging er generell damit um, wenn andere über ihn schrieben? Horowitz: Ich durfte H. C. wenige Wochen vor seinem Ableben ein letztes Mal besuchen. Wir tranken Tee. Er wirkte, als wüsste er Bescheid. Voller Würde akzeptierte er das nahende Ende. Auch bei diesem letzten Besuch sprachen wir über mein geplantes Buch. Obwohl er – uneitel wie er war – keine persönliche Biografie wollte. Neben einem lesenswerten Interview mit Rosa Artmann findet sich in der Neuauflage Ihres Buches auch ein Werkverzeichnis des Dichters, das seine immense Schaffenskraft und die Heterogenität seines Schreibens widerspiegelt. Welche Werke Artmanns nehmen in Ihrem persönlichen Literaturkanon einen besonderen Platz ein und sollten – gerade jetzt – unbedingt wieder gelesen werden? Horowitz: Seine Dialektsammlung „med ana schwoazzn dintn“ ist sicherlich sein bekanntestes Werk. Für mich zählen seine Skizzen aus Wien „Im Schatten der Burenwurst“ zum originellsten Stück Wiener Literaturgeschichte. Auch die 90 Träume „Grünverschlossene Botschaft“ oder die Gedichte „Wenn du in den Prater kommst“ sind ganz besondere Mitteilungen dieses unvergleichlichen Lyrikers. Danke für das Gespräch! Eine Sammlung skurriler und unterhaltsamer Fakten Verhaltensoriginelle Habsburger mit peinlichen Eskapaden, kuriosen Entscheidungen und extravaganten Vorlieben Gabriele Hasmann HABSBURGER 978-3-8000-7803-5 ∙ 120 Seiten ∙ € 15,– Kuriose Ortsnamen, kuriose Orte sowie Kuriositäten in auf den ersten Blick ganz normal wirkenden Orten Harald Havas ORTE 978-3-8000-7804-2 ∙ 120 Seiten ∙ € 15,– Helmut Zilk, Michael Horowitz und H. C. Artmann 1994, bei der Lebenslust-Buchpräsentation 09 www.ueberreuter.at


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