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sortimenterbrief April 2021

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Das österreichische Branchenmagazin für Buchmarkt, Buchverkauf und Buchwerbung. Ausgabe April 2021.

wie Sonderthema-Krimis

wie Sonderthema-Krimis ich von geflüchteten & Thriller lernte, anzukommen aus Extremsituationen und zeigen, worauf es wirklich ankommt. Von wem kann ich den Umgang mit Krisen – Resilienz – besser lernen, als von ihnen. Wer um sein Leben kämpft und aus dem Nichts ein neues Leben aufbaut, der kann mir viel geben. Ich möchte mit dem Buch zeigen, dass es nicht auf Kampf, Krampf und Härte ankommt, sondern auf andere Dinge. Wenn ich die fünf erfolgreichsten dieser 250 Menschen ansehe ... Privat oder in puncto Sport? Kokert: Das ist in beiden Fällen dasselbe. Sie sind auch keine brachialen Kampfmaschinen. Es sind ganz feine, höfliche Menschen, mit großem Anstand und einer hohen sozialen Kompetenz. Sie sind mit sich selbst und anderen in Verbindung. Der Erfolg stellt sich nicht durch Härte ein, sondern durch Einfühlungsvermögen – auch im sportlichen Kampf. Bau dein Glück über das Glück der anderen auf! Wird in Selbstfindungs-Gruppen nicht genau das Gegenteil gelehrt: Schau auf dich, was willst du ...? Kokert: Der heute verbreitete Trend der Selbstverwirklichung führt leider zu einem sehr egozentrischen Weltbild. Moral arbeitet gerne mit Stolz und Schuld – zwei Seiten einer Medaille, die vom freien Willen ausgehen. Man ist aber Teil eines Ganzen, familiär und auch im Großen. Jede Entscheidung, die man fällt, ist mitunter geprägt durch Milliarden an vorangegangenen Erlebnissen. Für mich ist die Ethik, die stets das Gesamte betrachtet, relevanter als die Moral. Wer es schafft, sich als Teil einer Gemeinschaft zu begreifen, kann darin auch den Sinn für sein Leben entdecken. Das gibt Kraft. Natürlich muss man bei all dem Gemeinschaftssinn auch auf sich selbst achten. Haben Sie auch erlebt, dass die Kunst zu kämpfen in die falsche Richtung ausschlug? Kokert: Dem zuvorzukommen, ist die Aufgabe des Trainings. Gewalt ist eine Seite des Menschseins, die da ist. Man muss hinschauen und sich damit konfrontieren, um sie kontrollieren und kanalisieren zu können. Kämpfen zu können bedeutet, nicht mehr kämpfen zu müssen! Das kann man auch nicht abkürzen. Ich kann auch nicht ausatmen, ohne zuvor eingeatmet zu haben. In der Polarität verbirgt sich das Geheimnis. Wir leben zu sehr in der Dualität – dem Gut oder Böse. Unter dem Prinzip der Polarität erkennt man das Vorhandensein von beiden Seiten an. Wer sich seiner Stärke und seines Vermögens bewusst ist, braucht sich nicht im Kampf zu messen – der vermittelt seine Stärke alleine durch seine Körpersprache, wird dadurch auch nicht herausgefordert. All das steht auch im Buch? Kokert: Ich versuche sehr, dabei nicht belehrend zu sein. Ich erzähle meine Erlebnisse. Jeder Leser kann sich dann selbst das herauspicken, was ihn anspricht, wovon er glaubt, dass es für sein Leben wichtig sein kann. Meine Rolle ist nicht, richtig oder falsch vorzugeben, den einzigen Weg zu definieren. Richtig war es aber, im vergangenen Jahr mit den Freedom Fighters für Österreich auch bei der Weltmeisterschaft anzutreten! Kokert: Und wie. Auch hier gab es wieder eine Ausnahmeregelung. Wir holten zwei Weltmeistertitel und einige Silber- und Bronzemedaillen. Ein großer Erfolg für das Team und für Österreich! Neben den Freedom Fighters ist ein ausführlicher Teil im Buch auch Moria gewidmet. Warum? Kokert: Ich wollte die Familie von Ismail besuchen, die im Dschungel außerhalb des Zeltlagers lebte. Ins Lager selbst durfte man nicht. Im Zuge einer Demonstration gelang es mir jedoch, reinzukommen. Rasch wurde ich von der Polizei erwischt und rausgeschmissen. Zuvor konnte ich aber noch Aufnahmen machen, die ich nach meiner Heimkehr der Presse übergab. Vorher begann ich aber noch, vor Ort ein Kampfsporttraining außerhalb des Camps zu organisieren. Die Bewohner von Moria konnten ja das Camp verlassen. Es war großartig – insbesondere was die Dankbarkeit der Menschen dafür betraf. Es ist auch kaum zu beschreiben, welche Würde, Höflichkeit und Gastfreundschaft sich die Menschen bewahrt haben, obwohl sie in den schlimmsten Zuständen im Dreck lebten. Spendenübergabe im Winter 2020 in Kara Tepe Wie ging es nach Ihrer Rückkehr und den Medienberichten weiter? Kokert: Die Bilder und Videos haben viele Menschen erreicht – wurden auch über den ORF ausgestrahlt. Geändert hat sich nichts. Dann brannte das Lager ab. Ich begann, eine Spendensammlung zu organisieren, wollte mit dem Geld wieder hin, es den Menschen persönlich bringen. Was mir auch gelang. Ich machte Geld-Kuverts, die ich unter vielen Familien verteilen konnte. Natürlich ist mir klar, dass die Problematik im Großen politisch geregelt gehört – doch wo Menschen in Not sind, braucht es Soforthilfe. Der Winter war für viele furchtbar. Trotzdem sah ich keine Tränen – auch bei den Kindern nicht. Angst kennt keine Tränen! Danke für das Gespräch! 20 sortimenterbrief 4/21

historische zeitreise © privat Eugen Freund geboren 1951 in Wien, aufgewachsen in St. Kanzian am Klopeiner See. 1974 bis 1978 Redakteur in der ORF-Radio-Innenpolitik. Von 1979 bis 1984 Presseattachee am Generalkonsulat in New York, ab 1986 ORF-Fernsehen, 1995 bis 2001 ORF-Korrespondent in Washington, 2011 bis 2013 Moderator der „Zeit im Bild“, 2014 bis 2019 Mitglied des Europäischen Parlaments. Eugen Freund erzählt, was er in seinen ersten 70 Jahren so alles erlebt hat ... Advertorial Eugen Freund erinnert sich an seine Kindheit und Jugendjahre am Land, wo Katzen im Wasserbecken ertränkt wurden und Hühner mit abgeschnittenem Kopf noch eine letzte Runde machten ... Wo sein Vater, der Landarzt, mit Prinzessin Marie Cecile von Preußen eine Disco besuchte und bei winterlichen Visiten seinen Sohn frierend im Auto zurückließ ... und wo ein junger Maler namens Hundertwasser ein Porträt des Buben anfertigte. Freund beschreibt auch jene Aspekte seiner Familie, über die nie gesprochen wurde: den jüdischen Großvater, der als U-Boot in Wien überlebte, den anderen deutschen Großvater, der als Maschinenbau-Ingenieur die Nazis unterstützte. Dessen Tochter begegnet dann, das Tausendjährige Reich nähert sich bald seinem Ende, in Wien einem Medizinstudenten, dem als „Mischling die Bestallung zum Arzt“ verwehrt wird. Sie gründen eine Familie und ziehen nach St. Kanzian in Kärnten. Eugen Freunds Erinnerungen schließen auch die Höhepunkte seines beruflichen Werdegangs mit ein: vom „Kärntner Ortstafelkrieg“ 1972 bis zum echten Krieg im ehemaligen Jugoslawien, vom Fall der Berliner Mauer bis zu seinen mehrjährigen Aufenthalten in den USA. Eine historische Zeitreise mit vielen überraschenden Erkenntnissen. Leseprobe: Begegnung mit Friedensreich Hundertwasser Im Sommer 1955 wurde mein Vater zu einer Patientin gerufen, die am Bauernhof Jernej vulgo Keber in Vesielach ihren Urlaub verbrachte. Das war noch lange vor der Zeit, als „Urlaub am Bauernhof“ modern wurde – der Keberhof bot einfache und billige Übernachtungsmöglichkeiten an. Die Patientin stellte sich als Frau Stowasser vor und sie war nicht allein, mit ihr war auch der Sohn Friedrich gekommen. Ein wenig fiel er meinem Vater durch seine Kleidung auf – er trug ein auffällig groß-kariertes Hemd und seine Füße steckten in Sandalen. Aber das wirklich Besondere an ihm war das Bild, das er gerade malte: Es zeigte die sechsjährige Tochter des Hauses, Annemarie, die im Bett lag und von einer dicken Daunendecke gewärmt wurde. Nach mehrmaligen Visiten schloss mein Vater dann mit Frau Stowasser einen Handel: Sie brauchte ihn für die Konsultationen nicht zu bezahlen, wenn ihr Sohn seinen Sohn, also mich, malen würde. Und so kam Friedrich Stowasser zu uns nach Hause. Ich musste mich in den Ohrensessel setzen, ruhig verhalten. Immer wenn ich aufstehen wollte, forderte mich Hundertwasser streng auf: „Bleib schön sitzen!“ und er machte erst einmal eine Skizze, dann füllte er das Bild mit Wasserfarben aus: roter, kurzärmliger Pullover, blaue, kurze Hose, im Gesicht ein paar Sommersprossen – die Ähnlichkeit mit mir war frappierend. Dann hing das Bild „Pepsi, der Sohn von Dr. Freund“, gezeichnet mit „Hundertwasser“, jahrelang in unserem Wohnzimmer ... Eugen Freund „Bleib schön sitzen!“ Warum mich Hundertwasser malte und was sonst noch in meinen ersten siebzig Jahren passierte 268 Seiten, gebunden, mit Lesebändchen 978-3-99029-455-0, € 21,– | Wieser sortimenterbrief 4/21 21

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