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sortimenterbrief April 2021

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Das österreichische Branchenmagazin für Buchmarkt, Buchverkauf und Buchwerbung. Ausgabe April 2021.

© Werner Harrer Ossi

© Werner Harrer Ossi Hejlek im Gespräch mit PD Dr. Patrick Weninger »Ich empfehle meinen Patienten nur das, was ich auch an mir machen lassen würde« Kniespezialist Patrick Weninger hat einen medizinischen Ratgeber verfasst, der Krankheitsbilder und Behandlungsformen des Kniegelenkes beschreibt: „Mein Buch ist nicht nur für Physiotherapeuten, Masseure oder Ärzte geschrieben – in erster Linie ist es für Betroffene, die Antworten auf viele Unklarheiten suchen.“ Advertorial Sie sind Facharzt für Orthopädie und Traumatologie und Facharzt für Unfallchirurgie. Was führte Sie zu dieser Ausrichtung? Weninger: Der Bewegungsapparat interessierte mich schon immer. Die Behandlung von Sportlern stand und steht dabei im Vordergrund. Ich wusste bereits im Kindesalter, dass ich in diese Richtung gehen möchte. Irgendwann spezialisiert man sich dann auf einen Körperteil, um in dem Bereich eine Koryphäe zu werden? Weninger: Als ich mich dafür entschied, war das nicht der klassische Weg. Normal war, als Unfallchirurg im Spital vom Scheitel bis zur Sohle zu operieren. Ich war einer der Ersten, der sich auf ein Gelenk spezialisierte. Ich wollte in einem Bereich besonders gut werden. Koryphäe ist für mich übertrieben, aber wenn es behauptet wird, freut es mich (lacht). Ich wählte somit den Weg zum Spezialisten – nicht zum Allrounder. Vor zehn Jahren, als ich die Entscheidung fällte, aus dem Spital wegzugehen, belächelten mich alle, da Schulter- und Hüftoperationen einen großen Teil der Arbeit ausmachten. Gott sei Dank hatten sie nicht recht – auch das Knie ist nicht unbedeutend geworden. Wie sehr sind Knieerkrankungen bzw. -verletzungen in Österreich verbreitet? Weninger: Das Knie ist mit Abstand das Gelenk, das am meisten von Verletzungen, aber auch von Abnützungen betroffen ist. Ich schätze, dass 60 % der Gelenkbeschwerden dem Knie zuzuschreiben sind. Das ist natürlich auch abhängig von der jeweils betriebenen Sportart. Österreich ist ein Land der Fußballer und Schifahrer – da spielt das Knie eine wichtige Rolle. Es geht aber auch stark um Abnützungen wie Knorpelschäden. Die sind sogar häufiger als Verletzungen. Ich las, dass jährlich über 30.000 Menschen ein künstliches Hüft- bzw. Kniegelenk bekommen. Wird hierzulande gerne operiert? 44 sortimenterbrief 4/21

tipps eines kniespezialisten Weninger: Ich persönlich versuche stets, Operationen so gut es geht zu vermeiden. Ich stelle mir dabei immer die Frage, ob ich mich unter den jeweiligen Bedingungen selbst operieren lassen würde. So treffe ich die Entscheidungen. Grundsätzlich sieht man, wie gut die Erfolge von Operationen sind. Ich wäge aber ab, ob der Benefit einer Operation viel höher ist als das mögliche Risiko. Finden die Operationen am Knie meist arthroskopisch statt? Weninger: Ja, mein Schwerpunkt ist die arthroskopische Chirurgie. Ich mache fast nichts anderes. Im Buch gehen Sie auch darauf ein, wie sich ein Kniespezialist selbst behandeln würde. Eine spannende Fragestellung ... Weninger: Wir haben in jedem Kapitel verschiedene Krankheits- und Verletzungsbilder definiert. Am Ende gibt es dann jeweils den Verweis darauf, welche Behandlungen ich an mir selbst durchführen würde. Dabei fügte ich aber immer hinzu, dass es meist auch andere Herangehensweisen gibt. Ich persönlich empfehle aber nur das, was ich an mir selbst machen lassen würde. Sie haben als Tipp bei akuten Verletzungen auch die PECH-Regel angeführt. Was ist darunter zu verstehen? Weninger: Pause-Eis-Compression- Hochlagern. Kälte hat die Aufgabe, die Schwellung zu reduzieren. Die meisten Patienten empfinden eine Kältebehandlung sowohl nach Verletzungen als auch nach Operationen als sehr angenehm. Wir haben das Ganze jetzt noch gesteigert, indem ich meine Patienten manchmal in eine Kältekammer lege, bei minus 86 Grad. Das hat einen extrem positiven Effekt auf den Gelenkknorpel und auch auf das Immunsystem. Sie schreiben ja auch über Selbstdiagnose im Buch. Wie kann ich eine Situation selbst richtig einschätzen, um zu entscheiden, ob ich einen Arzt bzw. ein Krankenhaus aufsuchen sollte? Weninger: Meine Empfehlung ist, bei drei Zuständen einen Arzt zu konsultieren: bei starken Schmerzen – länger als zwei Stunden –, bei einer ausgeprägten Schwellung des Kniegelenkes und wenn eine Instabilität besteht, man das Knie belastet und dabei das Gefühl hat, dass es nachgibt. Patrick Weninger: FOKUS KNIE. Hilfe bei Schmerzen. Tipps eines Kniespezialisten: So würde er sich selbst behandeln 128 S., durchg. vierfarbig, Klappenbroschur 978-3-99002-114-9, € 17,90 | maudrich Kann man das Knie pflegen, um es fit zu halten – Stichwort Vorsorge? Weninger: Das kann man definitiv, da die wichtigste Struktur um das Kniegelenk die Muskulatur ist. Diese Muskeln gilt es zu kräftigen, was sich auch positiv auf die Beweglichkeit des Gelenkes auswirkt – und die ist wiederum günstig für die Versorgung des Gelenkknorpels. Je besser die Muskulatur trainiert ist, desto stabiler wird das Kniegelenk und desto beweglicher. Das ist uns sehr wichtig zu kommunizieren – je mehr Bewegung, desto besser. Besonders nach einer Behandlung, bei der Rückkehr in den Alltag bzw. in Sportarten. Steigen Erkrankungen am Knie? Weninger: Bei den Abnützungen werden die Knorpelschäden mehr, einerseits durch die zunehmende Minderbewegung, wodurch auch das Gewicht zunimmt. Andererseits ist die steigende Lebenserwartung ein wichtiger Faktor. Außerdem werden ältere Menschen aktiver, was sich wiederum in Verletzungen widerspiegelt. Nicht zuletzt wird beispielsweise beim Schifahren durch die Carving- Technologie und die damit verbundenen engen Radien der menschliche Körper überfordert. Amateure fahren heute Material von Profis – das passt nicht gut zusammen. Sie unterscheiden im Buch auch zwischen guten und schlechten Sportarten fürs Knie ... Weninger: Grundsätzlich ist für den Körper jede Sportart gut. Beim Knie empfehlen sich Sportarten mit runden Bewegungen – keine Stop-and-go- Sportarten, keine starken Sprungbewegungen. Auch das Laufen ist per se nicht schädlich für das Knie, wenn man es richtig macht. Zu den guten Aktivitäten zählen in puncto Knie: Ergometer-Fahren, Crosstrainer, Ellipsentrainer, Schwimmen und Langlaufen. Sie erklären auch, wie man im Zuge der Behandlung einem Knie-Marathon entgeht. Was empfehlen Sie? Weninger: Egal, ob es um Haus, Auto oder Knie geht, man muss den richtigen Menschen vertrauen, die ihren Job sehr gut können. Die Chirurgie ist ein Handwerk. Was man oft macht, macht man gut. Natürlich ist es schwer, für Laien einzuschätzen, wem sie vertrauen können, wer richtig für sie ist. Wichtig ist auf jeden Fall, Entscheidungen nicht anstehen zu lassen. Ich empfehle meinen Patienten, im Zweifel eine zweite oder dritte Meinung einzuholen und erst dann zu entscheiden. Kommen sie wieder zu mir, freut mich das. Danke fürs Gespräch! sortimenterbrief 4/21 45


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