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sortimenterbrief April 2021

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Das österreichische Branchenmagazin für Buchmarkt, Buchverkauf und Buchwerbung. Ausgabe April 2021.

© Bianca Kübler

© Bianca Kübler Fotografie von links: Daniela Gaigg, Linda Syllaba Ossi Hejlek im Gespräch mit Linda Syllaba und Daniela Gaigg www.selfcarefuermamas.com »Elternsein ist nichts für Weicheier« Advertorial Ihr voriges Buch, Die Schimpf-Diät, ist mittlerweile in der fünften Auflage. Wie kam es zu diesem Erfolg? Gaigg: Den Ursprung hatte alles darin, dass ich mir als Mutter und Betreiberin des Mama-Blogs „Die kleine Botin“ Linda Syllaba als Coach für mich ausgesucht habe. Aus dem Coaching wurde eine Zusammenarbeit – wir machten Podcasts und Videos. Die Folgen, die am besten ankamen, waren diejenigen, in denen es ums Schimpfen ging. Kurze Zeit später hatten wir mit Beltz einen Verlag – und das Buch lag fertig vor uns. Das ging richtig ab. Bereits am Tag des Erscheinens waren wir in der zweiten Auflage. Das hat uns sehr beeindruckt. Syllaba: Bei der Recherche zu Die Schimpf-Diät haben wir herausgefunden, dass Stress in den meisten Fällen die Ursache für Konfliktsituationen ist. Um nachhaltig vorzubeugen, haben wir überlegt, welche Präventivmaßnahmen dem entgegenwirken können. Selbstfürsorge steht auf der To-do-Liste ganz oben, denn das hat uns zumeist niemand beigebracht. Ihr Arbeitsschwerpunkt ist das Elterncoaching? Syllaba: Ja, da ich am eigenen Leib erfuhr, was es bedeutet, Kind, Familie und Arbeit unter einen Hut zu bringen. Ich hatte keine Ahnung, wie das gehen soll – begab mich damals auf die Suche nach Antworten, stieß dabei auf Jesper Juul und war so begeistert, dass ich bei ihm die Ausbildung zur Familienberaterin machte. Sind Besuche in Familiengruppen oder Coachings schon solche Selbstfürsorge- Momente, die sich Mütter schaffen, kleine Inseln ...? Syllaba: Ja. Der Grund, warum die meisten ins Elterncoaching kommen, sind zuerst die Kinder. Spätestens beim zweiten Termin erkennen sie, dass es eigentlich um sie selbst geht. Aus dem Coaching und der Zusammenarbeit entstand eine Freundschaft? Gaigg: Nach jedem Coaching saßen wir bei einem Kaffee zusammen und erzählten einander aus unserem Alltag – gaben uns gegenseitig viel Energie und Kraft. Im neuen Buch haben wir diese Kaffeehaus-Gesprächssituation im Café Augenblick als Intro für die Kapitel übernommen. Wo liegen die Selfcare-Hauptpunkte? Syllaba: Ein Punkt ist Bedürfnisorientierung. Hier gibt es ein großes Missverständnis, da das viele nur 56 sortimenterbrief 4/21

mehr als schaumbad und kerzenduft in Richtung der Kinder interpretieren – die Kinder in den Mittelpunkt stellen. Bedürfnisorientierte Erziehung meint aber alle Familienmitglieder. Neben den Kindern auch die Eltern als einzelne Individuen und auch die Paarbedürfnisse. Die fürsorgliche Hierarchie innerhalb der Familie ist auch ein ganz markanter Part im Buch. Zuerst kommen meine Bedürfnisse, gleichzeitig muss mein Partner auf sich schauen, dann sorgen wir für die Partnerschaft – damit es uns miteinander als Basis gut geht. Die Eltern verstehen sich als Fundament der Familie. Erst dann kommen die Kinder. Wenn das nicht funktioniert, gerät das System ins Wanken, und die Kinder versuchen, das Gleichgewicht wiederherzustellen, zu reparieren – sind damit maßlos überfordert, bilden Symptome. Behält man die Ordnung jedoch bei, ist eine gesunde Basis gelegt. Dann ist es immer noch anstrengend genug. Elternsein ist nichts für Weicheier (lacht)! Liegt es in der Natur der Sache, dass Mütter diese fürsorgliche Ordnung in guter Absicht verschieben? Gaigg: Niemand hat uns jemals gelehrt, wie es funktioniert – auch nicht, wie weit wir dabei gehen sollen, was förderlich und was ganz und gar nicht hilfreich ist. Wir Frauen haben viele Freiheiten gewonnen, aber alle Entscheidungen, die wir treffen, fordern auch ihren Zeittribut – von Studieren bis Arbeiten. Mutter sein allein wäre schon tagesfüllend genug. Und dann kommt noch der Anspruch, den wir an uns selbst stellen – eine gewisse Vorstellung, wie unser Leben zu sein hat: Anzahl der Kinder, Garten, Autos, drei Urlaube im Jahr ... alles Dinge, die viel Geld kosten und deren Erhaltung ebenso. Dann kommen noch die Social- Media-Bilder dazu, denen wir obendrein nacheifern – bis zur perfekten Figur. Ein sicheres Konzept, wie man sich selbst unglücklich macht. Der weit verbreitete Perfektionswahn – besser, schöner, mehr als die anderen – überträgt sich auch schnell auf die Erziehung. Um mit eigenen Traumata nicht umgehen zu müssen, wird dem Perfektionismus Platz gemacht. Perfektionismus bedeutet, die Kontrolle über alles behalten zu wollen – mit der Angst als Motor im Hintergrund. Der schöne, entspannende Moment kommt erst dann, wenn man checkt, dass man all das gar nicht braucht. Reflexion ist wichtig – im Buch setzen Sie das mittels der „Zeit für dich“- Passagen am Ende jedes Kapitels um. Gaigg: Jedes Kapitel beginnt mit einem Dialog im Café, dann kommen die fachlichen Themen-Inputs aus dem Coaching von Linda. Ich schließe dann mit meiner Selfcare-Journey an und berichte, wie es mir zu dem Thema im Alltag geht. Abgeschlossen werden die Kapitel mit offenen Reflexions-Fragen, bei denen die Leserinnen gefordert sind, ihren Selfcare-Status und ihre Glaubenssätze zu überdenken. Diese Fragen kann man nach längerer Zeit erneut betrachten und schauen, wie und ob man sich weiterentwickelt hat. Wie wichtig ist eine beste Freundin als akzeptabler Reflektor von außen? Syllaba: Sie ist als Korrektiv hilfreich, da Kritik von ihr eher akzeptiert wird. Gefährlich wird es, wenn man in eine Außenbeziehung mit der besten Freundin driftet – dadurch von der eigenen Paarbeziehung abgleitet. Nach der Art: „Ich mache, was ich will, meine Freundin ist auch meiner Meinung – und du hast von Erziehung sowieso keine Ahnung!“ Ein anderer Erziehungszugang des Partners ist jedoch legitim. Was bedeutet „Lost in Parenting“? Syllaba: Oft hat man als Mutter dermaßen viele Aufgaben zu meistern, dass man sich selbst komplett aus den Augen verliert. Auch ist nicht klar, welchem Mutterbild man nacheifert – meist ist es das der eigenen Mutter ... In Stresssituation fällt einem, bildhaft gesprochen, der rationale Frontallappen mit all seinen Werten und Konzepten herunter und archaische Verhaltensmuster treten hervor – Erinnerungen, eigene Erfahrungen. Auf diese wird in Stresssituationen automatisch zurückgegriffen, der Übergang dabei passiert fließend, ohne dass man es will. Sie schreiben auch über das Führen der Kinder. Was ist zu berücksichtigen? Syllaba: Vielen Müttern ist es gar nicht bewusst, dass sie Fragen stellen und keine Ansagen machen. Das kann man lernen. Auch dass nicht „wir“ Schularbeit haben, sondern unser Kind. Wir-Formulierungen bringen den Müttern Zusatzlast. Wie finden Mütter besser zu sich? Gaigg: Es beginnt damit, es sich einzugestehen, dass man überfordert ist. Dann folgt der nächste Schritt. Wir haben Verantwortung für uns, müssen dafür sorgen, dass die Maschinerie Mama funktioniert – Achtsamkeit sich selbst gegenüber. Wir sind Vorbilder für unsere Kinder. Wie wir mit uns umgehen, ist das, was die Kinder mitnehmen. Es gibt auch körperliche Übungen im Buch – von Shiatsu bis Klopfen –, die Mütter bei ihrer Selbstfürsorge unterstützen und ihnen den Alltag erleichtern. Danke für das Gespräch! Daniela Gaigg, Linda Syllaba Selfcare für Mamas Geht’s dir gut, geht’s deinem Kind gut 251 Seiten, Paperback 978-3-407-86660-8, € 19,50 | Beltz www.beltz.de sortimenterbrief 4/21 57

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