uchrezension www.mottingers-meinung.at Mottingers Meinung Ziagts dem Thomas Bernhard die Lederhos’n aus ... Ein Chinese. Eh klar. Erst klonen sie Hallstatt, jetzt kaufen sie gleich einen ganzen Ort. Bad Regina – und ein Schelm, wer da an Bad Gastein denkt, und zwar in der chronologischen Reihenfolge: majestätische Belle-Époque-Hotels am Alpenhang, Thermalquellen in den Hohen Tauern und illustre Gäste von Kaisern bis Krupps, Massenskitourismus, brutalistische Betonklötze, Leerstand, Stillstand ... Dies also die Echokammer, in die sich Fabulierkünstler David Schalko für seinen jüngsten Roman eingemietet hat. Bad Regina ist ebenso ein Lost Place des pittoresken Verfalls, Schalkos Buch eine begnadet gnadenlose Satire auf das Ausverkaufhaus Österreich im Speziellen und des, mag man’s denn so lesen, ethischen Super-Sale Europas im Besonderen. Zwischen Grand Hotel, Helenenbad und Casino sind noch 46 Seelen verblieben, ein sich selbst in Stasis gegossen habendes Wachsfigurenkabinett, ein Mikrokosmos des Österreichischen. Vom „Nazibrut“- Bürgermeister Zesch bis zur linkslinken Exkommunardin Selma, vom heimatselig kleingeistigen Größenwahn bis zum hart vom Inzest gestreiften Altadel. Blätternder Putz, bröckelnder Stuck, vernagelte Fenster, vernagelte Köpfe. Zwar kommt der Verwesungsgeruch nur noch aus dem Kabinett von Oma Zesch und nicht mehr aus der Judendeportations- Vergangenheit, aber vom damals vertriebenen Schandor ist noch der Neffe übrig ... Und mitten drin, um das Sittenbild zu komplettieren, „der arme Achmed“, der letzte von zehn aufgenommenen und bald wieder abgeschobenen Flüchtlingen, „vor drei Jahren war er als abstinenter und hoffnungsbegabter Syrer nach Bad Regina gekommen“, die restlichen 400 Buchseiten wird man ihn in der einen oder anderen Ecke herumlungern sehen, wo er sich langsam zu Tode säuft. Wie ein Forscher im Biotop folgt nun Schalko seinem Protagonisten, Antiheld Othmar, Biertourengeher zwischen dem um alte Eleganz ringenden Hotel Waldhaus vom Moschinger und der Luziwuzi-Bar vom Tschermak und dessen zänkischer Gattin Karin, benannt nach dem sein Schwulsein offen lebenden jüngsten Bruder Kaiser Franz Josephs – Othmar, immer mit Sehnsuchtsblick auf den Karlsstein zum „Kraken“, seinem im Bergstollen geführten „berühmtesten Klub der Alpen“. Bis aus der großen Party die klassische österreichische Provinzposse wurde. Der Gottseibeiuns, der umgeht, heißt Chen. Ein Business-Chinese, undurchsichtig wie alle seiner Art, der Haus um Haus, Hof um Hof, Würde um Würde aufkauft, nur um diese dem Verfall anheimzugeben. „Niemand von den Verbliebenen kannte ihn. Niemand wusste, was er vorhatte. Aber alle nahmen sein Angebot an. Irgendwann stand er bei jedem vor der Tür.“ Othmar, wiewohl um nichts weniger desolat als die Kulisse, wird zum Detektiv in Sachen teuflischer Immobilienpakt. Der morbide Charme der Geschichte, der makabre Dialogwitz, das Höllentempo, in dem zwischen Personen und Situationen gewechselt wird, lassen den grandiosen Drehbuchautor erkennen. Nicht einmal denkt man beim Lesen, das gehört verfilmt. Man kann sich an Schalkos Panoptikum nicht sattsehen: der Zesch- Sohn, der die Selma-Tochter liebt, der Polizist Schleining, der die transsexuelle Petzi/Petra/Peter verehrt, Moschingers in Gewaltfantasien schwelgender Teenager- Sprössling Max, der Ex-Häfnbruder- Priester Helge, der sich auf einem geheimen Rachefeldzug gegen Gott befindet. Was Wunder, legt man im Kopf schon eine Besetzungsliste an. Bad Regina ist ein Roman, in dem wahnsinnig viel passiert, ohne dass etwas passiert. Wortreich, aber tatenlos schaut man sich hier selbst beim Untergang zu. In der Begegnung Kapitalist vs. Kapitulist steigert sich der Aberwitz Runde um Runde, doch schildert Schalko die ohnmächtige Hilflosigkeit der Angezählten nicht ohne Herzblut. Die Charaktere geraten ihm durchaus zur tragischen Figur, nur dass sie Schalko mittels Situationskomik sofort wieder aus den Seilen holt. Als wär’s die Neuerfindung der literarischen Gattung parodistische Hommage fallen Thomas-Bernhard’sche Sätze. Dies ist Fan Moschinger zu danken, der auf eBay für 3000 Euro des Nestbeschmutzers Lederhose ersteigerte, und der, wenn diese tragend, wie eine krachlederne Werkausgabe klingt: „Der Nationalsozialismus ist die Antwort des Deutschen auf den Vorwurf, ein Langweiler zu sein. In Österreich hingegen kommt man als Nazi zur Welt. In Österreich ist jeder ein Nazi. Über acht Millionen Einzelfälle! Und jeder in den Hass verliebt.“ – „Wenn das Provinzielle wahnsinnig wird, heißt das Österreich!“ – „Österreich ist kein Land. Österreich ist eine Geisteskrankheit.“ – „Dem Österreicher fehlt ein Gen. Er hat kein Unrechtsbewusstsein. Für den Österreicher kann überhaupt nie die Unschuldsvermutung gelten. Man muss beim Österreicher immer davon ausgehen, dass er schuldig ist.“ Aus der Online-Kulturzeitschrift Mottingers-Meinung.at 400 Seiten, Hardcover, mit Schutzumschlag ISBN 978-3-462-05330-2 € 24,70 | Kiepenheuer & Witsch 74 sortimenterbrief 4/21
sortimentsnews © Thalia Neueröffnung der Thalia Buchhandlung an der Uni Linz Eingebettet im modernen „Learning Center“, das auch die Hauptbibliothek beinhaltet, präsentiert sich die neue Thalia- Filiale am Campus der Johannes-Kepler- Universität Linz auf einer Verkaufsfläche von 280 m² mit ansprechenden, frischen Farben und einem bunten Mix an Inhalten. Neben der etablierten Fachliteratur und dem notwendigen Equipment für den Schul- und Studienalltag werden auch eine große Auswahl an Büchern aller Genres sowie Geschenkartikel, Accessoires, Tolino-Geräte samt Zubehör und digitale Hörbücher angeboten. Neben dem Eingang befindet sich eine Abholstation, bei der rund um die Uhr Bestellungen abgeholt werden können. Die Nutzung ist anonym und mittels QR- Code denkbar einfach. Geleitet wird die Filiale mit fünf Mitarbeitern von Susanne Tschom, die selbst Absolventin der Johannes-Kepler-Universität ist. 3D-Tour durch die Buchhandlung Haymon Mit der Implementierung eines 3D- Rundgangs durch die Innsbrucker Haymon Buchhandlung auf deren Webseite ist es nun möglich, sich online zu jeder Zeit durch die Buchhandlung zu bewegen. Zahlreiche hochauflösende 360-Grad-Panoramabilder und eine intuitive Navigation ergeben ein Erlebnis, das dem analogen Besuch nahekommt. Durch zahlreiche markierte Highlights mit flexiblen Inhalten, Zoomfunktion, um jedes einzelne Buch genauer unter die Lupe zu nehmen, und Virtual-Reality-Brillen-Unterstützung wird die Haymon Buchhandlung zur Buchhandlung für zu Hause. Damit wird der bestehende Service aus Onlineshop, telefonischer Beratung, Newsletter und Blog um eine weitere Facette ergänzt. Rundgang unter https://mpembed.com/show/?m=f6Vbt3 ESGyW&mpu=955&mpv=02. © Thalia Thalia LentiaCity in neuem Glanz Die Thalia-Filiale im Einkaufszentrum LentiaCity eröffnete in neuem Ambiente am etablierten Standort. Die Buchhandlung ist nur vier Geschäfte vom alten Standort im ersten Obergeschoß entfernt und präsentiert sich auf einer Verkaufsfläche von 300 m² mit erweitertem Sortiment und einem bunten Kinderbereich. Mit ansprechenden, frischen Farben und einer großen Auswahl an Büchern aller Genres sowie Geschenkartikeln und Accessoires sollen noch mehr Kunden angesprochen werden. Die Leitung der Thalia Buchhandlung mit sieben Mitarbeiern hat Tanja Voglhofer inne. Ulla Harms sammelt mit „Blind Date with a Book“ Spenden Mit der Aktion wird Menschen geholfen, die eine Unterstützung bitter notwendig haben. Dabei werden in Packpapier eingewickelte und mit einem Hinweis versehene Leseexemplare für einen guten Zweck verkauft. Kunden des Buchkontors können selbst entscheiden, wie viel sie dafür bezahlen möchten. Der Reinerlös wird für einen guten Zweck gespendet und kommt dem jungen, engagierten Verein „Courage – Mut zur Menschlichkeit“ zugute. Letztes Jahr kamen 1.350 € zusammen, die Ulla Harms auf 1.500 € aufgerundet hat. Alles Gute zum Geburtstag 15. 4. Claudia MittnaCht Wiley-VCH, Weinheim 16. 4. ChRiStian lOEBEnStEin Hoanzl, Wien 16. 4. MiChaEl OROu Verlagsvertreter, Wien 16. 4. hElGa PaMMinGER Thalia, Wr. Neustadt 18. 4. MaG. antOn hEiSinGER Heisinger, Deutschkreuz 18. 4. SiMOnE Patyna Freies Geistesleben & Urachhaus, Stuttgart 18. 4. MaG. ROMan till Hermagoras, Klagenfurt 19. 4. WaltER PiChlER Verlagsvertreter, Absam 20. 4. hElEnE SChEuRER Moschna, Aspang 21. 4. ROland FÜRSt Verlagsvertreter, Wr. Neustadt 21. 4. annEMaRiE Radl Thalia, Graz 22. 4. daniEla ladStÄttER Tyrolia, Lienz 23. 4. anja lEChnER dtv, München 24. 4. MaG. utE lEdl-thiEl Thiel, Wr. Neustadt 25. 4. MaG. hElMuth FahRnGRuBER Thalia, St. Pölten 26. 4. MaG. SilKE GRinKE Wien 27. 4. ClauS MittERBauER Mitterbauer, Purkersdorf 1. 5. hElMut ZEChnER Heyn, Klagenfurt 2. 5. iRiS haaS Arena, Würzburg 3. 5. hERWiG BitSChE NordSüd, Zürich 3. 5. inGEBORG StROBl Tyrolia, Landeck Informationen bitte an silvia.kudrna@schwarzer.at Weitere Geburtstage auf Seite 80 sortimenterbrief 4/21 75 Happy Birthday!
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