© Eva trifftOssi Hejlek im Gespräch mitAnton Pustet-VerlagsleiterinDr. Michaela Schachner»Wir versuchen,die Zusammenarbeitmit demBuchhandelweiter zu stärkenund Kooperationenauszubauen!«Können Sie uns ganz kurz skizzieren, wo Sie vor derÜbernahme der Verlagsleitung beim Verlag AntonPustet gewirkt haben?Schachner: Meine ersten Verlagserfahrungen machteich bei Droemer Knaur im Bereich der Genres KinderundGeschenkbuch – bei Pattloch, später kamen Grohund Elma van Vliet dazu. 2016 wechselte ich dann zuPenguin Random House, wo ich als Produktmanagerinfür Prestel, DVA-Bildband und Manesse zuständig war.Außerhalb von Penguin Random House weiß man garnicht genau, was man als Produktmanagerin so allestut (lacht). In diesem großen Haus mit über 800 Menschenbraucht es viel Kommunikation. Ich fungierte alsSchnittstelle zu Marketing, Vertrieb, zur Presseabteilung,lernte die Programmarbeit kennen ... Es war einesehr lehrreiche Zeit, ich erhielt einen 360-Grad-Blickauf die Verlagsabläufe. Nach sieben Jahren kam derWunsch, mich beruflich zu verändern: Meine Tochterbegann ihr Studium in Wien, und mich zog es auch wiederzurück nach Österreich. Ich kam mit Gerald Klonnerins Gespräch, der gerade nach einer Verlagsleitung Ausschauhielt ... Jetzt bin ich da.Gerald Klonner ist im Moment noch Geschäftsführer?Schachner: Ja, vom Pressverein, der Eigentümer desVerlages ist. Wir haben eine gestaffelte Übergabe versortimenterbrief4/23
der verlag anton pustet hat eine neue verlagsleiterineinbart. Ich habe mit 1. März die Verlagsleitungübernommen. Mit Jahresendeübernehme ich dann auch die Geschäftsführung.Wie halten Sie es im Verlag mit demHomeoffice?Schachner: Wir sind sehr flexibel.Dienstag, Mittwoch und Donnerstagsind unsere Kerntage. Das Miteinanderim Team ist ein wichtiges Element imVerlagsalltag.Wird sich am Erscheinungsbild des VerlagsAnton Pustet etwas ändern? Wiesehen Sie das Verlagsprogramm, mitdem Sie in die Zukunft gehen wollenund werden?Schachner: Es ist eine schöne Aufgabe,dass ich ein Verlagshaus mit einer solangen Geschichte übernehmen darf.Natürlich stellen wir uns im Team dieFrage, wie wir diese Tradition weiterführenund welche Veränderungen für dieZukunft möglich oder auch nötig sind.Wir haben uns dazu entschieden, einenTeil unseres Verlagsprogramms auchweiterhin in Salzburg zu verorten. DieseStadt bietet eine Fülle von interessanten,kulturgeschichtlichen Themen, die wirimmer wieder von neuen Standpunktenaus betrachten können. In diesem Zusammenhangwerden wir 2024 auch einenersten Ausflug ins Kindersachbuchunternehmen. Trotzdem wollen wiraber natürlich auch aus unserem Umfeldherausgehen! Es ist uns zuletzt gelungen,die Wunderkammer Natur – vonzwei renommierten Grazer Physikernverfasst – in ganz Österreich zu platzieren.Das Presse-Echo war groß, und wirsehen, dass in den ProgrammbereichenNatur & Umwelt, Kulinarik, Kunst undArchitektur auch die Nachfrage aus demüberregionalen Handel da ist. Trotzdemund gerade weil wir regionale Titel verlegen,suchen wir immer auch die Verbindungzu dem, was in der Welt geschiehtund die Gesellschaft beschäftigt.Also Offenheit in viele Richtungen?Schachner: Nicht in alle Richtungen,aber in passende (lacht). Ja, wir werdenauch unser Verlagshaus stärker öffnen.Einerseits für Veranstaltungen – als lebendigenOrt der Begegnung. Wir richtenandererseits auch einen kleinen Verkaufsraumein, der als Pop-up-Store immeram Donnerstag seine Pforten öffnet.Wir haben ihm den Namen „Anton“ gegeben.An diesem einen Tag in der Wochemöchten wir verstärkt mit den Menschen,unserer Leserschaft in Kontaktkommen und einen regen Austausch unterhalten.Wenn man so will, ist es eineArt Marktplatz, wo man sich trifft undüber Themen und Bücher plaudert. Wirversuchen auch, die Zusammenarbeitmit den Buchhandlungen in unserer Gegendweiter zu stärken. Im April sind wirbei Wirthmiller in Saalfelden als „Verlagzu Gast“, mit Buchpräsentation, Signierstundenund einer Podiumsdiskussion.Diese Art von Kooperation würden wirgern ausbauen.Mit welchen schon erkennbaren Herausforderungenwerden Sie als Verlag amWeg in die Zukunft konfrontiert sein?Schachner: Ich denke, dass es für Verlageheute eine große Herausforderungist, das richtige Maß zu finden. Wie vieleNeuerscheinungen braucht ein Verlag?Warum hält sich die Backlist im Kinderbuchbereichbesser? Warum ist imErwachsenenbereich alles so derartNovitäten-getrieben? Wir sehen uns imMarketing momentan auch alle Maßnahmenim Online-Bereich an, dasgeht von der Pflege der Metadaten überzusätzliche Buch-Informationen bis zueinem Relaunch unserer Website. DieBacklist länger sichtbar zu halten undzu verkaufen, würde in ökologischerund ökonomischer Sicht schon einigeHerausforderungen lösen. Hier arbeitenalle Kolleg:innen im Programm, Vertriebund in der Werbung sehr eng zusammen.Wenn wir dann auch nochUnterstützung durch die Aktivitäten unsererAutor:innen bekommen, könnenTitel wirklich über viele Jahre verkauftwerden.Welchen Stellenwert hat für Sie derBuchhandel als Partner?Schachner: Der Buchhandel wird immereine sehr wichtige Rolle spielen,denn niemand sonst weiß so gut Bescheidüber alle Titel. Auch wenn Algorithmenund ChatGPT zukünftigmanches besser können als wir: Einklug zusammengestelltes Sortiment mitÜberraschungen und Entdeckungen,die Fülle von Querverweisen und jahrzehntelangenBeziehungen, eine Ahnungvon „dem einen Buch mit so einemgrünen Umschlag“, das man so dringendsucht – das alles hat nur der oder dieBuchhändler:in.Wie wichtig ist der deutsche Markt fürSie, was versprechen Sie sich von derLeipziger Buchmesse?Schachner: Der deutsche Markt spieltfür den Anton Pustet Verlag zurzeit keinegroße Rolle, leider. Wir sind auch miteinem Stand auf der Leipziger Buchmessevertreten, freuen uns schon auf denAustausch, mit der Leserschaft und denKolleg:innen. Ich bin fest der Meinung,dass es das gute, einzigartige, überzeugende,nicht austauschbare Buch ausmacht– darauf kommt es letztendlich an.Welche Novitäten empfehlen Sie uns?Schachner: Im Frühjahr freuen wir unsauf die langen Spaziergänge, Ausflügeund Wanderungen, die wir mit unserenNeuerscheinungen unternehmen. Ichlebe seit vielen Jahren ohne Auto, da passtMit Bahn und Bus zum Berggenuss wunderbar,um die Umgebung von Salzburgzu erkunden. Spazierenschwimmen zwischenRax und Semmering können wirallen Wiener:innen sehr empfehlen, diegern auf Heimito von Doderers Spurenflanieren möchten. Und wer nicht müdewird, über die phänomenale Vielfalt derNatur zu staunen, sollte unbedingt dieWunderkammer oder die Ostalpen-Sagades Geologen Hans Egger lesen.Herzlichen Dank für das Gespräch!sortimenterbrief 4/2341
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