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sortimenterbrief Dezember 2020

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Das österreichische Branchenmagazin für Buchmarkt, Buchverkauf und Buchwerbung. Ausgabe Dezember 2020.

© Facultas Dr. Rüdiger

© Facultas Dr. Rüdiger Salat wirkte auch bei dem von ihm initiierten Großen Vorlesetag 2020 selbst mit. Ossi Hejlek im Gespräch Dr. Rüdiger Salat Vorstand der Facultas Verlags- und Buchhandels AG »Besonders im Ausbildungsbereich spielt die persönliche Beratung durch den Buchhandel eine wichtige Rolle« Wie viele Buchhandlungen gehören zurzeit zur Gruppe? Salat: Es sind momentan 18 Buchhandlungen. Im September eröffneten wir ja unsere neue Filiale am Campus – auf zwei Ebenen. Fast ein Luxus in Zeiten wie diesen. Was führte zu der Entscheidung? Salat: Wir hatten mit der medizinischen Fachbuchhandlung maudrich in der Spitalgasse und der Sprachenbuchhandlung am Campus bereits Standorte im Umfeld. In beiden Fällen waren wir mit der Lage und Größe nicht mehr glücklich. Durch das Verfügbarwerden der ehemaligen Kuppitsch-Filiale sahen wir die Möglichkeit, ein ganz neues Konzept zu realisieren – nämlich die Verbindung von Fachbuchhandlung und allgemeinem Sortiment. Es ist eine sehr schöne, attraktive Fläche entstanden, die neben dem Fachbuch (Sprache und Medizin) für die naheliegenden Fakultäten auch ein breites allgemeines Angebot einschließlich Kinderbuch präsentiert. Druck- und Bindeservice, Print on Demand, digitale Unterlagen für Lehrveranstaltungen ... das Angebot ist groß! Salat: Das stimmt, facultas bietet die ganze Wertschöpfungskette und diese Leistungen möglichst kundennah, teilweise auch in den Buchhandelsfilialen. Wobei natürlich der Service bei facultas in der Stolberggasse auch angeboten wird – vom Binden der Abschlussarbeiten bis hin zu Aufträgen im Digitaldruck. Wir produzieren auch kurzfristig für andere Verlage Print-on-demand-Nachdrucke in kleinen Auflagen, die das Lagerrisiko reduzieren. Wir können beispielsweise Softcover- und Taschenbuchausgaben in sehr geringen Stückzahlen für Lehrveranstaltungen anbieten – eine Weiterentwicklung des klassischen Skripten- Geschäftes –, auch für Seminare oder Kongressveranstaltungen, diese sind jedoch heuer leider rar. Aufbauend auf der Kompetenz aus dem klassischen Fachbuchhandel und dem Verlagsprogramm, gibt es zahlreiche Einsatzmöglichkeiten maßgeschneiderter, haltbarer Printprodukte, die gerade in der Lehre wichtig sind. Wie läuft es für Ihre Buchhandlungen? Salat: Es ist ein extrem schwieriges Jahr. Der erste Lockdown hat den Semesterstart des Sommersemesters punktgenau getroffen. Das hinterließ eine deutliche Bremsspur. Enorme Steigerungen können wir im Versandbereich verzeichnen, in den wir in den letzten Jahren gezielt investiert haben. Sehr bewährt hat sich die Anzeige der Filialverfügbarkeit von Titeln, die man im Onlineshop für die Abholung in der Filiale reservieren kann. Durch die Schließung der Universitätsgebäude waren wichtige Filialen von facultas geschlossen, und dieser Service entfiel. Wir konnten Abholung und Versand über andere Filialen anbieten – um sicherzustellen, dass Kunden kurzfristig Zugriff auf Lehrunterlagen zur Vorbereitung auf Prüfungen haben. Das wurde sehr gut angenommen, und der neue Standort am Campus in der Alserstraße ist dafür perfekt. Jetzt – zum Start des Wintersemesters – der zweite Lockdown, mit Wegfall der Präsenzveranstaltungen an den Universitäten, das schmerzt. Dass man die Abholmöglichkeit in den 26 sortimenterbrief 12/20

sonderthema lernen | pädagogik | wissen | sprache Buchhandlungen nicht wahrnehmen darf, ist schade und schwer verständlich. Wir könnten die Abholung genauso sicher und kontaktlos gestalten, wie es in Bibliotheken im Frühjahr ablief. Aus vielen Studien ist bekannt, dass man fürs Lernen, zum Erfassen komplexer Texte und Inhalte, gedruckte Bücher braucht. Man sollte daher den Menschen den Zugang so leicht wie möglich machen – unter Berücksichtigung aller notwendigen Maßnahmen. Gerade als Ergänzung für Distance Learning sind gedruckte Materialien aus meiner Sicht sehr wichtig. Eine schnelle Abholbarkeit würde auch dazu führen, dass Menschen gleich mehr mitnehmen ...? Salat: Titel zu entdecken, die man nicht gesucht hat, macht ja den Reiz des stationären Buchhandels aus. Vor allem spielt aber im Ausbildungsbereich – von Schülern bis zu den Studierenden – die Beratung eine wichtige Rolle. Im Frühjahr waren viele, die vor Prüfungen standen, sehr verzweifelt und konnten nicht in unsere Filialen. Die Post war angesichts eines riesigen Versandvolumens auch keine gute Alternative, das sollte man vor Weihnachten vermeiden. Was nach dem 6. Dezember passieren wird, werden wir sehen ... Klar ist, dass ein Weihnachtsgeschäft, das in den Monaten November und Dezember den Großteil des Jahresumsatzes ausmacht, nicht allein über einen Onlineshop aufgefangen werden kann. Und bei Filialisten geht das logistisch schon gar nicht. Was die Buchhandlungen im Frühjahr geleistet haben – nicht nur bei uns, sondern generell – ist bewundernswert. Die durch den Versand gedrückten Margen, anfallendes Porto, Kosten für Verpackungen, Kreditkartenabrechnungen ... das ist die Kehrseite der Medaille. Haben Sie auch einen positiven Nachhall bzw. Effekt wahrgenommen? sortimenterbrief 12/20 © Facultas Salat: Wir haben sehr positives Feedback bekommen, für Leistungen, die zusätzlich erbracht wurden, beispielsweise die Online-Sprechstunde zur optimalen Prüfungslektüre am Juridicum. Ich denke, dass die Menschen im Moment verstärkt wahrnehmen, wie wichtig Händler vor Ort sind – vor allem persönlich ansprechbare Fachleute. Wie hat sich das Verlagsgeschäft bei facultas und maudrich entwickelt? Salat: Im Verlag sind wir recht stabil unterwegs. Im Lehrbuch- wie im Ratgeberbereich haben wir einige sehr gut laufende Titel. Insbesondere im Bereich der Ernährung bieten wir spezialisierte Titel, die auf unterschiedliche gesundheitliche Bedürfnisse Bezug nehmen. Im September eröffnete die neue Facultas-Filiale am Campus Im Fachbuch haben wir natürlich auch die Schließung der Fakultäten gespürt. Einige Fachbuchbestseller konnten das Gefüge stabilisieren. Im Sommer war trotz des Ausfalls vieler Kongress- Veranstaltungen der Digitaldruck relativ stabil, auch wegen zahlreicher Distance- Learning-Unterlagen. Im Digitalbereich haben wir in Software investiert –, die es beispielsweise ermöglicht, mit wenigen Mausklicks individuell Gesetzestexte zusammenzustellen – für eine Lehrveranstaltung oder ein bestimmtes Projekt. Man kann rechtliche Regelungen europaweit mit FlexLex zusammenstellen, in digitaler Form nutzen oder auch per Klick in unsere Druckerei schicken. Ab einer Auflage von einem Exemplar. Wenn man möchte, erhält man auch automatisiert Nachricht, wenn sich in einem der individuell zusammengestellten Gesetzestexte etwas geändert hat. Das ist ein besonderes, einmaliges Service. Ab Anfang Dezember gehen wir zudem mit facultas Bookshelf in einer Open Beta Version an den Start. Das wurde in Kooperation mit einem Wiener Startup – namens LeReTo (Legal Research Tool) – entwickelt. Mittels dieser Software kann man beim Bearbeiten eines juristischen Textes sämtliche Stellen mit Zitaten aus Gesetzestexten automatisch in einem eigenen Fenster anzeigen. Langwieriges Nachblättern und Suchen entfällt dadurch. Eine geniale Idee, die schon einige internationale Preise gewonnen hat. Für den facultas Bookshelf wird diese Software beim Lernen genutzt, um einzelne Begriffe aus Fachtexten nachzuschlagen. Im Hintergrund werden dabei die Inhalte von bei uns erscheinenden Fachwörterbüchern verknüpft und während der Lektüre nutzbar gemacht. Was nimmt facultas aus 2020 mit? Salat: Wir versuchen unser Selbstverständnis, das Beste aus analoger und digitaler Welt zu kombinieren, noch konsequenter umzusetzen und dabei nahe an unseren Zielgruppen – Lesern und Urhebern – zu bleiben, wie schon vor Corona (lacht). Die Qualität muss einfach immer passen, um Menschen zu erreichen – in allen Bereichen, auch bei digitalen Belangen und Angeboten. Um das dauerhaft zu fördern, engagieren wir uns auch für den Großen Vorlesetag. Danke für das Gespräch! www.facultas.at www.vorlesefest.at 27


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