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sortimenterbrief Dezember 2020

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Das österreichische Branchenmagazin für Buchmarkt, Buchverkauf und Buchwerbung. Ausgabe Dezember 2020.

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sonderthema lernen | pädagogik | wissen | sprache © bi:libri www.edition-bilibri.com Ossi Hejlek im Gespräch mit Edition bi:libri Verlegerin Dr. Kristy Koth »Die Kunden müssen zweisprachige Bücher sehen – dann kommt die Nachfrage von selbst« Wie läuft es denn im heurigen, von Corona beeinflussten Jahr bei bi:libri? Koth: Eigentlich läuft es sehr gut. Wir können uns gar nicht beklagen. Der Kinderbuchbereich ist ja grundsätzlich ganz gut davongekommen. Unsere Zahlen sind in der Tat besser als letztes Jahr. Ich habe den Eindruck, dass Kinderbücher – vielleicht Bücher überhaupt – in Krisenzeiten reüssieren. Können Sie uns ein wenig über den Verlag und Ihre Arbeit bei bi:libri erzählen? Koth: Der Verlag wurde 2004 gegründet – mit der Absicht, zweisprachig aufwachsende Kinder in ihrer Sprachentwicklung zu unterstützen. Im Mittelpunkt sollten Geschichten stehen – erzählende Kinderbücher. Zweisprachige Bücher waren damals kaum am Markt zu finden. Am Anfang war es extrem zäh. Sie selbst sind seit 2007 mit an Bord? Koth: Zuerst als Partnerin, 2015 übernahm ich dann die alleinige Verlagsleitung. Es war zu Beginn sehr schwierig, für das neue Buchkonzept der Zweisprachigkeit Werbung zu machen – man hatte nicht viel Budget, musste erst den potenziellen Käuferzielgruppen klarmachen, dass es solche Bücher überhaupt gab. Auch der Buchhandel war zu Beginn skeptisch, konnte die möglichen Verkaufschancen noch nicht einschätzen. Wenn man nicht weiß, dass es ein Produkt gibt, muss man es erst irgendwo sehen ... dann kann es sich weiterentwickeln. Es war ein wenig ein Teufelskreis. Wie ging es weiter? Koth: Sukzessive kamen auch andere kleine Verlage, die zweisprachige Kinderbücher ins Programm nahmen. Wir haben uns in Frankfurt und Leipzig zusammengetan, um Sichtbarkeit zu bewirken, haben das Thema der Zweisprachigkeit gemeinsam präsentiert. Es folgte auch eine gemeinsame Broschüre – diese gibt es auch heute noch. Das funktionierte gut. Den gemeinsamen Messestand machen wir nicht mehr. Auch heute noch treffen wir immer auf begeisterte Menschen, die unser Programm noch nicht kennen. Was brachte dann letztendlich den Durchbruch? Koth: Im Wesentlichen waren und sind es drei Faktoren. Einerseits ist es die Qualität unserer Bücher. Die passt – das spiegeln uns sowohl die Buchhändler als auch die Käufer wider. Dieses Kriterium stellt die Basis für den Erfolg dar. Andererseits war es die 2008 begonnene Kooperation mit dem NordSüd Verlag. Hier erscheinen ein bis zwei Titel pro Jahr in Kooperation. Das brachte deutlich mehr Aufmerksamkeit – in Richtung Konsumenten, aber auch was den Handel betrifft. Denn wenn ein Buchhändler sich bereit erklärt, zweisprachige Titel im Sortiment aufzunehmen und die Produkte auszuprobieren, dann sind es eher die bekannten Seller-Titel, wie beispielsweise Der Regenbogenfisch. Das hilft uns enorm. Und was war der dritte Faktor am Weg zum Erfolg? 34 sortimenterbrief 12/20

sonderthema lernen | pädagogik | wissen | sprache Koth: Das war eindeutig die Kooperation mit dem Hueber Verlag, der seit 2010 die Bereiche Marketing und Vertrieb für unser Programm übernommen hat. Das war ein Riesenschritt für bi:libri. Die Vertreter von Hueber ermöglichten den Weg in die Buchhandlungen, halfen auch dadurch die Bekanntheit aufzubauen. Wenn heute jemand in eine Buchhandlung kommt, wissen die Buchhändler ... da gibt’s bi:libri! Ich glaube, wir waren dadurch auch Wegbereiter für andere kleine Verlage, die zweisprachige Bücher anbieten. Aber wie gesagt – die Basis ist die Qualität der Produkte. Das Finden von guten Geschichten und guten Illustratoren war und ist uns extrem wichtig. Das war eigentlich auch der Grund, warum NordSüd und Hueber auf uns aufmerksam wurden, mit uns arbeiten wollten. Wir haben uns ideal zusammengefunden. Aber neben den gemeinsamen Produktionen bringen Sie auch Eigenproduktionen heraus? Koth: Wir machen zwei Original- Bilderbücher pro Jahr, die wir in acht bis neun Sprachkombinationen herausbringen. Und wir haben eine Reihe Softcover-Titel, die dem Wortschatz-Aufbau dienen. Rund fünf Titel in Summe pro Jahr – in allen Sprachvarianten – ist typisch für bi:libri. Wenn man ein Bilderbuch vorliegen hat, fällt es wahrscheinlich leichter, eine zweite Sprache auf den Seiten unterzubringen. Wie gelingt Ihnen das bei textlastigeren Werken, wie beispielsweise bei Armstrong oder Lindbergh? Koth: Das ist in der Tat nicht einfach und stellt für die Herstellung eine große Herausforderung dar. Das Buch darf ja nicht doppelt so dick werden. Zum Teil mussten wir Bilder verschieben, um Platz zu gewinnen – Torben Kuhlmann war auch sehr kooperativ und helfend, hat teilweise auf ein paar Seiten grafische Elemente adaptiert. Es finden auch Kürzungen statt – das machte der NordSüd Verlag für seine Titel. Aber Sie haben recht. Wenn wir selbst Ausschau nach Eigenproduktionen halten, ist die Textmenge ein mitentscheidendes Kriterium. Die Bücher dürfen durch die Zweisprachigkeit nicht zu textlastig werden. Ist der Textanteil zu hoch, ist es für viele Eltern ein Ausschlusskriterium, weil sie befürchten, dass ihr Kind nicht so lange durchhält. Wenn man das weiß, kann man sich danach richten. Welche Erfahrungen haben Sie sonst noch im Laufe der Jahre gemacht? Koth: Kauf- und Ausschlussgründe sind oft seltsam. Wir brachten schon einmal ein mehrsprachiges Buch heraus – mit vier Sprachen. Das ist in Kindergärten sehr beliebt. In Familien läuft es gar nicht. Interessanterweise empfinden Menschen das Vorhandensein einer weiteren Sprache, die man für die eigenen Kinder nicht braucht, in einem gedruckten Werk als störend. Hingegen wird das Vorhandensein aller Sprachen auf den Tonträgern bzw. bei den mp3-Download-Dateien eher als Bereicherung gesehen. Man will nicht für etwas bezahlen, was man nicht braucht. Mehr Sprachen auf den Tonträgern „umsonst“ dazuzubekommen, ist eher ein Asset (lacht). Es ist schon manchmal sehr spannend ... man lernt nicht aus. Also zwei Sprachen im Buch – und auf der CD alle Sprachen zum Anhören? Koth: Genau. Im Fall der NordSüd- Kooperationen sind es keine CDs, sondern man kann mittels eines Codes im Buch alle Sprachen als Download nutzen. Das wird in Kindergärten mit hohem Integrationsanteil stark genutzt. Ein Mehrwert, der geschätzt wird. Welche Sprachen sind denn die am stärksten nachgefragten? Koth: Das ist mit Sicherheit eine regionale Entscheidung, die dann auch noch ihre Unterschiede in Bezug auf Stadt- oder Landbuchhandlung aufweist. Grundsätzlich ist es sicher Englisch. In Deutschland hatte Türkisch einen hohen Anteil. 2016 nahmen wir Arabisch hinzu – das war enorm. Spanisch ist jetzt sehr im Kommen. Welche Seller-Titel können Sie den Buchhändlern zum Testen ans Herz legen? Koth: Unser absoluter Topseller bei den Bilderbüchern ist Das Allerwichtigste, mit rund 38.000 verkauften Exemplaren, alle Sprachversionen zusammengenommen. Wir verkaufen nach zwölf Jahren am Markt immer noch 3.000 Exemplare pro Jahr. Deutsch-Englisch ist die bestverkaufte Sprachversion. Der Titel Eine Kiste Nichts ist unser zweitbestverkaufter Bilderbuch-Titel. Und bei unserer bilibrini-Softcover- Reihe ist der Bestseller die deutschspanische Ausgabe von Im Supermarkt. Grundsätzlich ist es ein Fakt, dass Kunden zweisprachige Bücher sehen müssen, dann kommt die Nachfrage nach bestimmten – vielleicht anderen – Sprachen von selbst. Der Buchhandel ist für uns enorm wichtig! Danke für das Gespräch! sortimenterbrief 12/20


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