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sortimenterbrief Dezember 2020

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Das österreichische Branchenmagazin für Buchmarkt, Buchverkauf und Buchwerbung. Ausgabe Dezember 2020.

uchrezension Mottingers

uchrezension Mottingers Meinung Jeder sein eigener Jesus „Ich wusste seit jeher, dass man mich zum Tode verurteilen würde.“ Mit diesem Satz beginnt Amélie Nothomb ihren dieser Tage auf Deutsch erschienenen Roman Die Passion. Im Original Soif (Durst), und damit ist mutmaßlich nicht nur das fünfte der Sieben letzten Worte Jesu Christi gemeint: „Mich dürstet.“ (Joh. 19,28), sondern wohl auch der nach Wissen, nach tieferer Kenntnis der Autorin. Denn der Mann, der hier auf seine Hinrichtung wartet, ist kein Geringerer als der Heiland. Nothomb entwirft ihren Protagonisten als Blasphemiker, der in einer im Neuen Testament nicht vorgesehenen Nacht vor der Kreuzigung in seiner Gefängniszelle seinen Gedanken über – im Wortsinn – Gott und die Welt nachhängt. Für den Leser tut er dies gleichsam laut, und wer beim Ich- Erzähler ans schöpferische Über-Ich der Autorin denkt, liegt nicht weit daneben. Kommt doch die Provokationen wie Bestseller am Fließband produzierende Schriftstellerin, im französischen Sprachraum ein nicht zuletzt für seine Exzentrik geliebter literarischer Superstar, aus einer schwer katholischen Familie. Geboren in Kobe, und wer die unerbittliche Strenge des japanischen Christentums kennt, weiß, was das heißt. „Ich hatte als Kind Katechismusstunden und lernte dort immer mehr Dinge, die nicht richtig schienen ... Das Allerschlimmste war die Kreuzigung. Wir sollten sie für etwas Gutes halten, und dabei war es offensichtlich grauenhaft. Warum hat Jesus das mitgemacht?“, so Nothomb in einem Interview für den Radiosender France Inter. Und macht genau das zur Frage ihrer Figur. Freilich ist Nothombs Passion neben Kazantzakis, Saramago, Éric- Emmanuel Schmitt ein in mancher Hinsicht schmaler Band, doch ist dies Evangelium nach Amélie mit einer Verve und einem (Über-)mut an theologischer Unbedarftheit hingepfeffert, mit dem ihr eigenen bös-flapsigen Witz übers Menschsein bei gleichzeitiger Feinfühligkeit für diese seltsame Spezies, dass man durch den Roman geradezu fliegt. Weiland boten sich Depeche Mode ihren Gläubigen als „Personal Jesus“ an, bei Amélie Nothomb wird jeder sein eigener Jesus. Ein Komplize des einen in dessen Hadern mit der sinnlosen Grausamkeit, die ihm bevorsteht. Man kann nicht anders, ist doch die Misericordia eine der monotheistischen Haupttugenden, und so wächst die Empathie Seite um Seite. Für den Menschensohn, für die Verkörperung Gottes – und „Verkörperung“ ist auch Nothombs Stichwort. Jesus liebt das Leben, das ihn der Seine gelehrt hat, das Genießen von Speis’ und Trank und Sex, das Erspüren des Regens auf der Haut und die Freude an seiner Lieblingsbeschäftigung: sich lang ausstrecken und ausruhen. Für den körperlosen Vater hat der gotteslästerliche Sohn in seinen schwersten Stunden viel Spott übrig, „tiefe Wahrheiten erfährt man nur, wenn man dürstet, liebt oder stirbt – drei Zustände, die einen Körper voraussetzen. Die Seele ist keineswegs ausreichend“, sagt Jesus und unterstellt dem Geistwesen aus der Genesis, um es umgangssprachlich zu formulieren, wie ein Blinder von der Farb’ zu reden. Eine wahrhaft göttliche Idee, ist es doch auch sein Körper, der Jesus zum Wundertäter macht. Er schaltet den Kopf aus, ein Akt der zeitweiligen Selbstauslöschung, damit sie geschehen können, sein liebstes in der Rückschau die Hochzeit von Kana, wo der Wein ausging und die Mutter, den Sohn, den sie sonst so gern „normal“ gehabt hätte, zur Wohltat anstachelt: „Wo war das Problem? Dann war das saure Gesöff halt aus! Meine Güte! Frisches Wasser stillt den Durst ohnehin besser“, meint er, bis ihn die Mutter, wie jede eine bevormundende, zwingt. „Fast hätte ich laut aufgelacht. Das also hielt mein Vater für die passende Gelegenheit, mir diese Gabe zu offenbaren: dass der Wein ausgegangen war. Er hatte schon einen speziellen Humor!“ www.mottingers-meinung.at Beim Prozess werden die Hochzeiter über diese „Erniedrigung“ vor ihren Gästen klagen, Jesus hätte viel zu spät seine Pflicht der Wandlung getan, auch alle anderen, die seine Gnade erfahren haben, beschweren sich: der vormals Besessene von Kapernaum, dass sein Leben nun belanglos sei, der Aussätzige darüber, dass jetzt die Almosen ausblieben, sogar der Fischereiverband vom See Genezareth tritt auf. „Herr, schütze mich vor den Rechtschaffenen“, ist an dieser Stelle ein persönliches Stoßgebet – und Jesus denkt: „Was ist schon das Rätsel des Bösen, gemessen am Rätsel der Gemeinheit.“ Um sich von der Angst vorm Kommenden abzulenken, geht Jesus das biblische Personal durch. Den über den in der Gerichtsverhandlung verzapften Unfug empörten Pilatus. Petrus, den er nicht erwählt hat, weil er der Klügste, sondern weil er ein „beeindruckender Koloss“ ist, dem die Leute zuhören. Judas, dieses „Problem auf zwei Beinen“: „Wahrscheinlich haben wir alle so einen Freund, bei dem sich die anderen fragen, wieso“, denkt Jesus – und weiter: „An welchem Baum hat Judas sich erhängt?“ Apfel oder Feige? [...] Auszug aus der Online-Kulturzeitschrift Mottingers-Meinung.at 144 Seiten, Hardcover ISBN 978-3-257-07141-2 € 20,60 | Diogenes 50 sortimenterbrief 12/20

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