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sortimenterbrief Dezember 2021

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Das österreichische Branchenmagazin für Buchmarkt, Buchverkauf und Buchwerbung. Ausgabe Dezember 2021.

© Jürgen Hammerschmid

© Jürgen Hammerschmid 70 % der Kunden im Schuhhandel sind Frauen – die Mitarbeiterinnen-Quote ist noch massiv höher. Im Buchhandel ist das ähnlich. Sie sind also ein Frauenversteher – mit Ansage? Magele: (lacht) Das muss man sein. Ich glaube sogar, mittlerweile denke ich auch oft weiblich. Ich war mein Leben lang damit befasst, Kundinnen glücklich zu machen. Wir haben ja auch viele Produkte für Frauen entwickelt. Da kann man nicht von sich ausgehen, da muss man sich in seine Zielgruppe hineinversetzen ... hineindenken. Darauf baut man über die Jahre natürlich eine entsprechende Kompetenz auf. Ossi Hejlek im Gespräch mit Klaus Magele Geschäftsführer Morawa Buch und Medien GmbH »Handel findet draußen vor Ort statt – nicht in der Zentrale« Sie kommen von Salamander/Delka – wofür waren Sie dort zuständig? Magele: Ich war Geschäftsführer für Österreich und Zentraleuropa – sechs Gesellschaften in fünf Ländern, mit rund 110 Filialen und einem Jahresumsatz von etwa 110 Millionen. Delka gehörte auch zu meinem Verantwortungsbereich. 2011 kaufte Salamander der Bawag Delka mit 35 Filialen ab. Wie weit sind die Produkte Schuhe und Bücher voneinander entfernt? Magele: Der Weg zwischen den Branchen ist kürzer, als man glaubt. Nach 35 Jahren Schuhbranche entwickelt man natürlich eine unglaubliche Nähe zu den Produkten – daher überlegte ich lange, ob ich den Schritt aus der Branche machen soll. Zugegebenermaßen wurde es nach der langen Zeit auch etwas langweilig. Einerseits bin ich ein bekennender Gerne- und Vielleser, habe den Büchern einen Großteil meines Wissens zu verdanken und lese sehr viele Fachbücher. Das sprach schon einmal für den Schritt. Andererseits haben die Buchhändler in den Filialen eine sehr hohe Kompetenz, kaufen auch selbst ein. Dadurch fiel der schwierige Part des Einkaufs für mich weg – schwierig deswegen, weil es ja kaum möglich ist, das nachzuholen, was sich andere inhaltlich in 20 Jahren angeeignet haben. Der Schritt war daher nicht einfach, aber vieles hat dafür gesprochen. Die Strukturen der Branchen sind auch sehr ähnlich. Das kommt Ihnen auch bei Morawa zugute? Magele: Ja, sicher sogar. Bei Morawa ist eine sehr hohe Produkt-, Beratungsund Servicekompetenz vorhanden. Im Bereich der weichen Skills warten jedoch einige Aufgaben – Marketing, Merchandising, Warenpräsentation, Themenwelten ... Die weichen Skills im Handel attraktiv zu bedienen, ist mittlerweile branchenübergreifend lebensnotwendig geworden ... Magele: Eindeutig. Dessen sind wir uns bei Morawa bewusst. Customer Centricity ist kein Schlagwort mehr, sondern Pflicht! Sie sind seit August an Bord. Die ersten 100 Tage sind vorbei ... wie ist die erste Conclusio aus den gewonnenen Einblicken? Magele: Ich habe ein sehr gutes Gefühl. Die Kollegen sind nicht nur kompetent, sondern auch menschlich sehr entgegenkommend. Morawa ist ein unglaublich interessantes Unternehmen, mit sehr viel Tradition und einer stolzen Familiengeschichte. Das spürt man überall. 48 sortimenterbrief 12/21

es braucht mehr inszenierung im geschäft Werden jetzt auch alle Flächen und Strukturen hinterfragt bzw. evaluiert? Magele: Ich habe mir bei meinem Arbeitsantritt gewünscht, dass ich alle Filialen kennenlerne – eineinhalb Monate verbrachte ich dann in allen unseren 21 Geschäften. Ich wollte die Menschen und deren Bedürfnisse kennenlernen, aber auch die jeweiligen Prozesse und regionalen Anforderungen. Handel findet draußen vor Ort statt – nicht in der Zentrale! Ist es angedacht, an der Struktur etwas zu verändern? Magele: Natürlich ist Expansion ein Thema. Es gibt noch viele weiße Flecken auf der Landkarte. Bevor jedoch ein Schritt in diese Richtung getätigt wird, müssen das eigene Profil geschärft und klare Konzepte für die Zukunft definiert werden. Erst dann kann ich die entsprechenden Standorte auswählen. Außerdem muss das Konzept skalierbar sein – in einer Kleinstadt genauso gut funktionieren wie in Wien. Diesen Prozess zu steuern und zu begleiten, ist eine meiner ersten Aufgaben. Ist das alles nicht auch mit entsprechenden Investitionen verbunden? Magele: Ja – Veränderung kostet Geld. Ein erster Schritt wird die Standortveränderung in der SCS sein. Dort läuft der Mietvertrag mit Ende des Jahres ab. Das passt aber, da Großflächen dieser Art im Buchhandel nicht mehr zeitgemäß sind. Wir haben schon einen neuen Standort in der SCS gefunden. Eine Optimierung des Ladenbaus steht auch auf der To-do-Liste? Magele: Wir haben noch viel vor! Unser Anspruch wird es sein, Wohnzimmer zu bauen, in denen sich die Menschen wohlfühlen. Magele: Dem geht es hervorragend. Und trotzdem wird es auch in diesem Bereich einen Relaunch geben. Die Umsätze wachsen kontinuierlich steil nach oben. In puncto Customer Experience gibt es aber noch einiges zu tun. Stichwort: offenes Frontend. Wenn ich heute auf meiner Seite einen Schnörksel links oben abgebildet haben möchte, dann muss ich das auch selbst schnell realisieren können. Als man vor vielleicht zehn bis 15 Jahren die größeren Webshops im Handel einführte, waren Kosten von über 200.000 € nicht ungewöhnlich. Bei Salamander gingen wir einen anderen Weg. Ich holte mir einen Programmierer ins Haus und ließ damals die Seite intern programmieren – um 15.000 €. Es geht auch anders. Wir trafen einander in Frankfurt – wie waren Ihre Eindrücke vom ersten Besuch der Buchmesse? Magele: Pandemiebedingt natürlich traurig, aber aus meiner Sicht schön kompakt. Wir hatten auch Zeit, mit den Verlagen zu reden. Ich kenne die Messetermine anders, wo man vielleicht einmal 15 Minuten für ein Gespräch hat. Es hat richtig Spaß gemacht. Von der Größenordnung her ist die Buchmesse nicht mit den Modemessen zu vergleichen. In Mailand ging man früher 20 Minuten vom einen bis zum anderen Ende der Messe. Aber auch dort verdichtet es sich. Welche Erkenntnisse brachten die ersten Monate noch mit sich? Magele: Wir haben so viele Geschichten – doch sie werden viel zu wenig erzählt. Damit meine ich im Wesentlichen die Inszenierung im Laden. Wir verkaufen alle dieselben Bücher. Will ich mich unterscheiden, den Kunden Anreize zum Kommen bieten, muss ich sie viel zeitgemäßer ansprechen, emotionaler abholen. Dieser Aufgabe stellen wir uns. Surel entlarvt geheime Tiefschlafkiller Kennen Sie das? Acht Stunden geschlafen und immer noch komplett platt. Oder: Seit Stunden liegen Sie im Bett, die Gedanken kreisen und kreisen, und Sie finden einfach nicht in den Schlaf? – Kein Stress! Chris Surel zeigt, worauf es beim Schlafen wirklich ankommt. Anschaulich und wissenschaftlich fundiert erklärt der Schlaf-Coach: Auf den Tiefschlaf kommt es an. € 20,00 (D) / € 20,60 (A) ISBN 978-3-451-60500-0 Wissenschaftlich fundiert Das Buch für alle, die mit Power und Energie leben wollen, ohne etwas zu verschlafen. Und wie geht es dem Online-Wohnzimmer morawa.at? Danke für das Gespräch! www.herder.de sortimenterbrief 12/21 49 xx


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