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sortimenterbrief dezember 2022

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Das österreichische Branchenmagazin für Buchmarkt, Buchverkauf und Buchwerbung. Ausgabe Dezember 2022.

buchrezensionenwww.barbara-brunner.atDer aktuelle Lesetipp von Dr. Barbara BrunnerLiebe Leute,es war einmal ein kleiner Junge, er lebteim Flüchtlingscamp Jabalia in Gaza inbitterer Armut. Er war der älteste vonneun Geschwistern und er musste schonals kleines Kind Geld verdienen – imMorgengrauen Milch verkaufen und amAbend noch alle möglichen Arbeiten verrichten,um der Mutter ein paar Münzennach Hause bringen zu können. Fürs Lernenbeim Licht der Petroleumlampe, amBoden sitzend, blieben nur die Stundenin der Nacht. Aber der Junge hatte einenLehrer, der ihn bestärkte, nach vorne zuschauen und an sich zu glauben.Und da waren neben den beengten Wohnverhältnissenund dem ständigen Hungerauch noch die Demütigungen vonseitender Besatzer, die erlebte Rechtlosigkeitund die Ohnmacht, als er als junger Mannmitansehen musste, wie die israelischenPanzer das Haus seiner Familie niederwalzten,weil eine Straße verbreitertwerden sollte. Zu seinem Glück hatte erda schon einen Sommer bei einer israelischenBauernfamilie arbeiten können,die ihn fast wie einen Sohn behandelte,und er hatte damit so viel Geld verdient,dass das Haus – es bestand ohnehin nuraus Dach und Wänden – wieder aufgebautwerden konnte.Aber schon damals wusste der jungeMann, dass bei allem erlittenen Unrechtder Hass nur zu weiterem Leid führenwürde. Und er wusste, er könnte nur mitBildung dem Elend im Flüchtlingslagerentfliehen. Durch seine guten Leistungenin der Schule bekam er ein Stipendiumund konnte in Kairo Medizin studieren.Er spezialisierte sich auf Gynäkologie undFertilität, bekam Fortbildungsstipendienfür London und Riad, heiratete und gründeteeine Familie.Die Situation der Palästinenser im Gazastreifenwar zu dieser Zeit prekär, sie warenRepressalien seitens der israelischenRegierung ausgesetzt, konnten aber auchvon der eigenen Verwaltung kaum Hilfeerwarten. So begann 1987 die erste Intifadamit vielen Toten und Verwundeten aufbeiden Seiten, aber niemand unternahmetwas, um die Situation der Palästinenserzu verbessern. Bis zum Osloer Abkommenim August 1993 wurden mehr als2100 Palästinenser getötet, davon aberfast 1000 von den eigenen Leuten.Dann arbeitete unser Arzt für ein Hilfswerkder Vereinten Nationen und eröffnetein Gaza eine kleine private Klinik, inder er abends Patienten auch kostenlosbehandelte. Und er nahm Kontakt zu israelischenÄrzten auf und durfte als ersterPalästinenser am renommierten SorokaMedical Center in Beer Sheva hospitieren– daraus ergaben sich für ihn lebenslangeFreundschaften.Ein großes Hindernis stellte für ihn in denweiteren Jahren auch der unvermeidlicheGrenzübertritt dar. Er konnte niemalsabschätzen, wie viele Stunden es dauernwürde, bis er passieren durfte, und auchfür Patient:innen, die aus Gaza in ein israelischesSpital gebracht werden mussten,brachten die Schikanen an beiden Seitender Grenze oft lebensbedrohliche Verzögerungenmit sich. Dennoch setzte sichunser Arzt unermüdlich für Dialog undVersöhnung ein, er organisierte Treffenzwischen Israelis und Palästinensern.Er erhielt weitere Stipendien, um sich inFetalmedizin und Genetik in Mailandund Brüssel weiterzubilden, und gingfür ein Jahr nach Harvard, um dort 2004seinen Master in Gesundheitspolitik und-management zu machen.In Gaza wurde er zu einem berühmtenMann mit exzellenten Verbindungenzu internationalen Organisationen undnach Israel, aber sein Versuch, für die gemäßigteFatah politisch tätig zu werden,scheiterte. Nach dem Wahlsieg der Hamas2007 schlossen sowohl Ägypten als auchIsrael die Grenzen, die Lage der Menschenwurde immer unerträglicher, Gas,Strom und Wasser wurden rationiert. DieHamas reagierte auf diese Blockade undfeuerte an die 2700 in Untergrundlaborsgefertigte Kassam-Raketen auf Israel,14 000 israelische Artilleriegeschosse warendie Antwort.2008 starb seine Frau an Leukämie, under trug sich mitdem Gedanken,mit seinen achtKindern das Landzu verlassen – sobalddas möglich gewesen wäre. Aber auch ersaß in seinem Haus in Gaza fest. NachdemPressevertreter:innen in diesemKrieg nicht aus Gaza berichten durften,lieferte er seinen Freund:innen vom israelischenFernsehen Augenzeugenberichte.Und dann geschah das Unfassbare– am 15. Jänner 2009 schlug eine Raketein sein Haus ein, drei seiner Töchter undeine Nichte waren auf der Stelle tot, einweiteres Mädchen wurde schwer verletzt.Eine zweite Rakete tötete weitereMitglieder der Familie seines Bruders. InPanik rief er beim israelischen Fernsehenan und bat um Hilfe – dieser Anruf platztein eine Live-Sendung und ging später umdie Welt. Und tatsächlich schafften esdie israelischen Bekannten, ihn und dieverletzten Mitglieder seiner Familie inKliniken nach Israel zu bringen, sodassauch das Augenlicht seiner Tochter Shatagerettet werden konnte.Das ist die Geschichte von Izzeldin Abuelaish,dem Arzt, der sich allem erlittenenUnglück zum Trotz unermüdlich für Dialogund Versöhnung einsetzt. Er ist einhoch dekorierter Friedensaktivist undweltweit anerkannter Fertilitätsspezialist,er lebt heute mit seinen Kindern in Toronto,wo er an der Universität lehrt. SeinBuch Ich werde nicht hassen ist die berührendeGeschichte eines Mannes, der allenTragödien zum Trotz seinen Weg geht,der in seinem Buch das Unrecht und dieVerbrechen auch seines eigenen Volkesbenennt, der aber dennoch an das Guteglaubt und unermüdlich zu Versöhnungaufruft. Er wurde dafür bereits fünfmalfür den Friedensnobelpreis nominiert.Was für eine Geschichte!HerzlichBarbara BrunnerIzzeldin AbuelaishIch werde nicht hassen272 Seiten, Klappenbroschur978-3-7844-3652-4€ 20,60 | Langen-Müller18 sortimenterbrief 12/22

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