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sortimenterbrief februar 2022

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Das österreichische Branchenmagazin für Buchmarkt, Buchverkauf und Buchwerbung. Ausgabe Februar 2022.

100. geburtstag von pier

100. geburtstag von pier paolo pasolini © Karsten Müller Pier Paolo Pasolini, geboren am 5. März 1922 in Bologna, war Schriftsteller, Filmregisseur, Journalist und Kritiker. Er wuchs im Friaul auf und war als Lehrer tätig, bis er wegen „unsittlicher Handlungen“ vom Dienst suspendiert wurde. 1950 zog er nach Rom, wo er in seinen schriftstellerischen und filmischen Werken der Arbeiterklasse zu Sichtbarkeit verhalf und Faschismus und Kapitalismus verurteilte. Er gilt als einer der wichtigsten und streitbarsten Intellektuellen Italiens. Pier Paolo Pasolini wurde 1975 in Ostia ermordet. Eine Kraft aus der Vergangenheit In der Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts gab es wenige, die ihr Werk mit solcher Vehemenz vollendeten wie Pier Paolo Pasolini. Wenn in diesem Jahr sein 100. Geburtstag gefeiert wird, steht ein Mann der Widersprüche im Rampenlicht, ein Intellektueller, der die Zerrissenheit der italienischen Nachkriegsjahre in sich trug. Ins kulturelle Gedächtnis schrieb sich Pasolini auf vielfältige Weise ein: als Romancier, Lyriker und Kritiker, als Regisseur, dessen Filme wie „Die 120 Tage von Sodom“ Schockwellen durch Europa trieben, als linker Homosexueller, dessen Lebensstil und Werk zahllose Gerichtsprozesse provozierten. Konsequent hielt er Italien, insbesondere dem Bürgertum, in scharfsinnigen Interventionen den Spiegel vor: Im Nachkriegs-Konsumrausch waren alle Werte zu leeren Hülsen verkommen, aus seiner Abscheu vor dem Establishment nährte sich seine – zuletzt enttäuschte – Glorifizierung der Lebenswelt des Subproletariats, der Unangepassten und an den Rand Gedrängten der römischen Vorstädte. In Filmen wie „Mamma Roma“ und im Roman Ragazzi di vita setzte er ihnen ein Denkmal. Pasolinis gewaltsamer Tod war ein Trauma für Italien, das bis heute nachwirkt, noch immer Fragen aufwirft. Zahlreiche Neuveröffentlichungen lassen diese Ausnahmeerscheinung der europäischen Kultur nun wiederaufleben. Sie machen sich auf Spurensuche eines streitbaren Lebens und Werks, das das tut, was eigentlich jedes Werk tun sollte – aufrütteln und den gewohnten Blick auf das Leben verändern. Erstmals übersetzte und aus dem Nachlass erschlossene späte Gedichte Pasolinis Zwei der wichtigsten Prosastücke des jungen Pasolini Pier Paolo Pasolini Nach meinem Tod zu veröffentlichen Späte Gedichte 640 Seiten, Hardcover ISBN 978-3-518-43009-5 € 43,20 | Suhrkamp Pier Paolo Pasolini Kleines Meerstück 160 Seiten, Hardcover ISBN 978-3-85256-671-9 € 19,90 | Folio Zu Beginn der Sechzigerjahre hat Pasolini in Rom Fuß gefasst, er hat zwei gefeierte Romane veröffentlicht und sich eine neue, flammende Leidenschaft erschlossen, das Kino. Doch der Ort, an dem sich seine Passion, die sozialen und politischen Verhältnisse der Welt festzuhalten, am dringlichsten äußert, ist seine Lyrik. Kompromisslos wirft Pasolini den eigenen Körper in den Kampf, prangert die verlogenen Ideologien der Machthaber an und protestiert gegen die Seelenlosigkeit des Kapitalismus. Zugleich sind seine Gedichte eine Liebeserklärung an den Menschen, an das römische Subproletariat, es sind Verse voller Nostalgie, Zärtlichkeit und Solidarität. Kleines Meerstück erzählt von einer Kindheit in den Gassen des friaulischen Sacile und von den einsamen Spielen am Ufer des Po bei Cremona. Die Bilderwelt eines homerischen Meeres dient dem kindlichen Alter Ego des Autors als psychischer Spiegel. Romàns hingegen ist Pasolinis erste Hinwendung zum Realismus mit dessen klassischen Figuren – arme Bauern, Pächter, Tagelöhner –, ebenso wie zum Leitmotiv seines ganzen Werkes: soziale Gerechtigkeit, Religiosität und Homosexualität, entwickelt anhand der Figuren des Dorfschullehrers und des jungen Kaplans. 12 sortimenterbrief 2/22

100. geburtstag von pier paolo pasolini Pasolinis Beziehung zum Fußball: eine wenig beleuchtete Seite des großen Intellektuellen Betrachtungen über Pier Paolo Pasolini von Florian Baranyi und Monika Lustig Valerio Curcio Der Torschützenkönig ist unter die Dichter gegangen Fußball nach Pier Paolo Pasolini 190 Seiten, mit teils farbigen Abbildungen, gebunden, mit Lesebändchen ISBN 978-3-9822252-6-5 € 22,70 | Edition Converso ET: Februar Florian Baranyi, Monika Lustig Pier Paolo Pasolini Eine Jugend im Faschismus ca. 160 Seiten, Klappenbroschur ISBN 978-3-9822252-7-2 € 18,50 | Edition Converso ET: Februar Das Buch beleuchtet Pasolinis innige Beziehung zum Fußball und damit einen zentralen Aspekt im Leben des Intellektuellen, der bisher wenig Beachtung gefunden hat. Pasolini tritt hier als leidenschaftlicher Fan des FC Bologna auf, als Fußballspieler, als Sportreporter und auch als scharfsinniger Gesellschaftsanalytiker, der im Sport den letzten religiösen Ritus sah. Ein Vorwort von Moritz Rinke, Interviews mit Pasolini und ein aktuelles Interview mit Dacia Maraini runden den Band ab. Die Betrachtungen gehen von einem Aufsatz aus, den der 20-jährige Pasolini nach seiner Teilnahme an der „Kulturkundgebung der Europäischen Jugend Weimar – Florenz (18.–23. Juni 1942)“, veranstaltet von der Reichsjugendführung, verfasst hat. Noch 2008 wurde in akademischen Kreisen versucht, seine Autorenschaft an diesem Text zu leugnen. Der Band arbeitet die geo-biographischen Spannungsfelder heraus, die hinter der Reise nach Weimar stehen, und spürt Pasolinis Diskursposition der späteren Jahre auf, die immer eine Herausforderung für alle Teile der Gesellschaft war. Nur Heilige verweigern Interviews – Pier Paolo Pasolini hat unzählige gegeben Erzählungen aus und über Rom Pier Paolo Pasolini Pier Paolo Pasolini in persona Gespräche und Selbstzeugnisse 208 Seiten, Softcover ISBN 978-3-8031-3716-6 € 22,70 | Wagenbach ET: 17. Februar Pier Paolo Pasolini Rom, Rom 120 Seiten, zahlr. Fotos, Hardcover ISBN 978-3-8031-1306-1 € 18,50 | Wagenbach ET: 17. Februar Diese Auswahl an Gesprächen sowie kaum bekannten autobiografischen Texten zeichnet ein facettenreiches Bild des Menschen Pasolini, dessen Wunsch nach Nähe und Dialog verzweifelt lebendig bleibt. Die Interviews bezeugen nicht nur die erstaunliche mediale Präsenz eines öffentlichen Intellektuellen, der sich manchmal sogar selbst befragt. Sie begleiten und ergänzen auch das vielfältige Schaffen des künstlerischpublizistischen Multitalents Pasolini. In den Gesprächen erprobt er Thesen, setzt sich gegen Kritik an seinen Romanen und Filmen zur Wehr, verkörpert gleichsam den linken Ketzer, den maßlos angefeindeten und mitunter selbst maßlosen Polemiker. Jede dieser Geschichten ist eine zärtliche Liebeserklärung an die Stadt Rom und ihre Bewohner, besonders an die benachteiligten unter ihnen, die in den Vorstädten leben und ins Zentrum kommen, um – unter Anwendung aller möglichen faulen Tricks – etwas Geld zu verdienen: als Röstkastanienverkäufer, als Fischhändler, als Kofferträger. Und um sich zu vergnügen, einen Kopfsprung vom Ponte Sisto in den Tiber zu wagen, für 150 Lire Boot zu fahren oder auch nur mit dem Oberleitungsbus auf der Via del Mare, während die Zeit verglüht im kalten Funken des Leitungsdrahts oder zu Staub zerrinnt in der kargen Landschaft am Stadtrand. sortimenterbrief 2/22 13

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