© Udo Titz Teresa Petrovitz im Gespräch mit Susanne Bisovsky Die Twilight Zone des Wiener Chic Advertorial Frau Bisovsky, mit Wiener Chic wird in Kürze Ihr erstes Buch veröffentlicht. Geplant war es als Rückschau auf Ihr international gefeiertes Werk der letzten 30 Jahre, viele Protagonisten der Modewelt sind in Bild und Wort vertreten – von Helmut Lang bis hin zu Suzy Menkes. Wohin hat sich das Buch mit all dieser geballten kreativen Kraft letztlich entwickelt? Bisovsky: Das Buch handelt von der Idee eines „Wiener Chic“, einer Bekleidungsform für eine Stadt, die in diesem Fall Wien heißt, und ich lasse wichtige Wegbegleiter und Fachleute zu Wort kommen, um den Wiener Kontext der Mode, die Ausgangspunkte, die Umgebung, die Parameter für meine Arbeit plastischer darstellen zu können. Wie war es für Sie, die letzten Jahrzehnte Ihres Werks und Ihrer Karriere Revue passieren zu lassen? Bisovsky: Das Erstaunen war groß, wie viel Material bei der Recherche zutage getreten ist. Wir hätten noch mehrere Bücher mit zusätzlichem Hintergrundmaterial zum Zustand der Wiener Mode, über die Beteiligten und vor allem unsere Kooperationen füllen können, aber wir haben letztendlich entschieden, uns hauptsächlich auf das Wesentliche, das Visuelle zu konzentrieren. Studiert haben Sie unter anderem bei Vivienne Westwood. Mit Ihrer Arbeitsweise haben Sie sich dann immer der Schnelllebigkeit der Modewelt 16 entzogen, setzen auf Stil und Handwerk anstatt auf flüchtige Trends ... Bisovsky: Im Grunde kann ich ohne Scham oder rote Ohren zu bekommen behaupten, dass das, was ich zu Beginn meiner Karriere „prophezeit“ habe, auch heute noch gültig ist. Zwar werde ich in Österreich kontinuierlich (weil man es sich einfach machen möchte) auf das Thema Tracht reduziert, was so natürlich nicht stimmt, denn mich interessiert schlicht und einfach die gesamte, globale Textilgeschichte, aber international wird meine Art zu arbeiten doch ganz anders bewertet. Vielleicht ein Ergebnis dessen, dass ich mir treu geblieben bin und mich nicht bei jedem Wind gedreht habe. Natürlich ist es ratsam, Stil zu haben, zu entwickeln oder zumindest zu fordern (lacht). Stil kommt von Selbstbewusstsein und dem Wissen, wer man ist, was einem passt, und davon, dass man in der Lage und in der Verfassung ist, ihn tagtäglich zu zelebrieren. Dazu braucht es keine Marken oder Konzerne oder Millionen. Mit Ihren raffinierten Kollektionen wollen Sie nicht nur die Essenz des „Wiener Chics“ abbilden, Sie konstruieren ihn mit viel Sinnlichkeit und Verspieltheit auch mit. Was macht diesen Chic für Sie aus? Bisovsky: „Wiener Chic“ ist augenzwinkernd gemeint, ein Begriff, der mir hilft, eine Stadt zu verbessern, die kein wirkliches Verhältnis zu Mode, speziell im Alltag, hat. Ich kreiere einen Zustand, eine „Twilight Zone“, die für mich und mein Umfeld funktioniert. Dem Trunk Ergebene würden sich solch eine Stadt wahrscheinlich „schönsaufen“, da ich aber keinen Alkohol zu mir nehme, bleibt mir nur die Erschaffung einer idealen Welt. Und in der gibt es eine „Schöne Wienerin“. Für die „Schöne Wienerin" entwerfen Sie insbesondere Kleider, Ihre Kollektionen sind sehr feminin. Die Vorstellung von Weiblichkeit ist für die Mode maßgebend und immer schon heiß umkämpft – am einen Pol stehen die, die Frauen von den Zwängen der Modeindustrie und starren Schönheitsvorstellungen befreien wollen, Stichwort Body Positivity. Am anderen Pol finden sich diejenigen, die traditionelle Weiblichkeitsbilder in stets neuem Gewande reproduzieren. Wo sehen Sie sich hier verortet? Bisovsky: Vorweg: Bei mir steht der Mensch im Fokus und nicht irgendwelche Ausrichtungen, Methoden oder Propaganda. Eine androgyne Person werde und will ich nicht umpolen und in ein Klischee © Bernd Preiml
pressen. Letztlich ist das Textile „nur“ eine Oberfläche, und das Tragen eines Gewandes wird eine Person in ihrer Essenz wohl unberührt lassen. Ich biete lediglich eine Fläche an, auf der man sich (auch) anlassbezogen und gegen die Nüchternheit und die einschränkende Durchdefiniertheit der Zeit frei und lustvoll bewegen kann. Wenn schließlich ein feminines Gesamtbild daraus wird und die Kundin den Salon glücklicher verlässt, als sie ihn betreten hat, dann ist viel erreicht. Schwierig wird es nur, wenn eine spielerische Oberfläche mit persönlicher Problematik verwechselt wird ... Ihre Kleidung nährt sich neben avantgardistischen Elementen immer auch aus einem großen historischen Bewusstsein, das das Schmelztiegelhafte an Wien hervorhebt, das in der k.u.k.-Zeit den ersten Höhepunkt erlebte. Enthält Ihre Mode in diesem Sinne auch eine politische Botschaft? Bisovsky: Ohne Vergangenheit gibt es kein Wissen um die Zukunft. Das Schmelztiegelhafte ist nichts anderes als das Zukunftsmodell, daran wird letztlich kein Weg vorbeiführen. Trotzdem sehnen sich die Menschen nach Überschaubarkeit, basteln Idole und konstruieren Zusammenhänge. Vielleicht sollte man aber nicht gleich alles abtun, sondern den Leuten auch einmal zuhören. Der Vielvölkerstaat der Monarchie hatte diverseste exotische Momente parat, eine wirkliche „Vermischung“ jedoch fand nur selten statt. Deswegen muss man sich von Anfang an für das „Andere“ interessieren. Wie viele Österreicher sprechen z. B. Ungarisch, obwohl es sich in jedem zweiten Kitschfilm über die Zeit um „Ästärreich-Ungarn“ dreht? Und letztlich bietet der zeitgenössische Alltag des Modebusiness genug scheinheilige Unterhaltung und aufgeladene Begriffe, auch ohne mein Zutun. Black Lives Matter scheint im „Black Friday“-Markt und im allgemeinen Bewusstsein überhaupt nicht angekommen zu sein. Auch das „Kleine Schwarze“ ist kein Problem. Aus diesen und vielen anderen Gründen halte ich mich daher fern von politischen Statements. Sie vertreten schon lange Konzepte wie Nachhaltigkeit, die erst heute – oft leider nur auf dem Papier – in die Modewelt einsickern. © Atelier Olschinsky Susanne Bisovsky Wiener Chic Mode für eine große Stadt 304 Seiten, durchgehend bebildert, Hardcover 978-3-7025-1039-8, € 45,– Verlag Anton Pustet ET: 25. Februar kleidung einer stadt Bisovsky: Das Thema habe ich nie vorsätzlich angestrebt, wie so viele momentan, sondern es war von vornherein klar, dass nichts mutwillig vergeudet, weggeworfen oder entsorgt wird. Der Hauptpunkt meiner Kritik ist, womit wir wieder bei einer gewollt erzeugten Schnelllebigkeit sind: Was heute (anscheinend) viel wert ist, ist morgen gar nichts mehr wert. Wie kamen Sie eigentlich zur Mode? Gab es in Ihrer Familie Berührungspunkte oder Vorbilder? Bisovsky: Ich stamme aus einer Generation, in der die Großmütter und Mütter, wenn auch nur mehr in Ansätzen, Gewand selbst erzeugt, geschneidert, gestrickt und gehäkelt haben. Das waren die primordialen Modeschöpferinnen und die ersten Vorbilder, die mich inspiriert haben. Wie fühlen Sie sich mit Ihrer Arbeit in Wien aufgehoben? Bisovsky: Es ist, wie in einem Schmuckkästchen zu leben. Manchmal spielt die Melodie etwas lauter und schneller, dann etwas leiser und langsamer. Meistens jedoch muss ich die Spieluhr selbst wieder aufziehen. Herzlichen Dank für das Gespräch! © Bernd Preiml sortimenterbrief 2/22 17
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