das miteinander in familien kann gelingen © Döring privat men. Seit 2002 biete ich an Volkshochschulen, bei Stadtverwaltungen, im Pflegebereich usw. Fortbildungen zu diesen Themen an. Da gibt es eine Fülle von Anwendungsmöglichkeiten – von innerbetrieblichen Konflikten bis hin zur Familie, zu Partnerschaften etc. Mein Ansatz war und ist stets, die Ursache der Konflikte herauszufinden. Man kann nur etwas verändern, wenn man die Ursache eines Konflikts erkannt hat. Ich bin auch sehr stark in der Hospizbewegung tätig, habe mehrere Bücher zu diesem Thema veröffentlicht. Ich arbeitete drei Jahre ehrenamtlich als Sterbebegleiterin. Dabei erlebte ich hautnah, welche Interaktionen bei Schwerkranken und deren Angehörigen ablaufen. Sie publizieren seit der Jahrtausendwende – wie viele Bücher haben Sie mittlerweile veröffentlicht? Döring: Das vorliegende ist das 41. Buch. Die nächsten beiden sind bereits in Arbeit. Im Herbst erscheint der Titel Späte Trennung bei maudrich. Sie blicken auf viele Bereiche zurück, in denen Sie mit dem Thema Konfliktmanagement befasst waren. Ist es nicht so, dass alles auf dieselben Eckpfeiler zurückzuführen ist – also warum Konflikte entstehen? Advertorial Ossi Hejlek im Gespräch mit Dorothee Döring »Man kann nur etwas verändern, wenn man die Ursache eines Konflikts erkannt hat« Erzählen Sie uns doch bitte ein wenig über Ihre Arbeitsbereiche! Döring: Ich unterrichtete ursprünglich 27 Jahre in einem Gymnasium Kunst, wurde dann infolge einer chronischen Gelenkserkrankung frühpensioniert. Ich entschied mich, in die Erwachsenenbildung einzusteigen, machte Ausbildungen in den Bereichen Kommunikation und Konfliktmanagement. Diese beiden Bereiche gehören auch zusam- Döring: Der Kernpunkt sind zumeist persönliche wunde Punkte – erlittene Kränkungen. Das geht schon los unter Geschwistern. Denken Sie an Kain und Abel in der Bibel, wo der erste Brudermord passiert. Es geht um Neid. Auch darum, wer mehr geliebt wird, um die gleichwertige Stellung innerhalb der Familie. Eltern pflanzen unbewusst in den frühen Lebensjahren ihrer Kinder transgenerationale Konfliktsamen. Manche Verhaltensweisen pflanzen sich dann möglicherweise über mehrere Generationen fort. Oder blicken wir auf Frauen, die Gewalt in ihrer Familie erlebt haben. Oft suchen sich diese auch wieder gewaltbereite Ehemänner bzw. Partner. Warum? Weil sie sich in diesem Muster auskennen. Man hat immer Angst vor dem, was man nicht kennt. Im aktuellen Buch schreiben Sie über Konflikte in der Familie. Wie ist denn aktuell das Idealbild einer Familie? Döring: Nicht viel anders als vor 50 Jahren. Vater, Mutter, Kind – und alle leben wie im Märchen glücklich und zufrieden. Es ist eine Illusion. Für viele Menschen ist das Verfolgen dieses Ideals 34 sortimenterbrief 2/22
das miteinander in familien kann gelingen ein permanenter Stress, eine Belastung und somit Nährboden für Konflikte. Oft wird vergessen, dass Familien Dynamiken haben, die im Fluss sind. Wo Menschen mit unterschiedlichen Tagesformen, Wünschen, Bedürfnissen und Erwartungshaltungen zusammenkommen, kann es zu Konflikten kommen. Die Frage ist nur: Wie gehe ich damit um? Das ist etwas, was man lernen kann. Es gibt ja auch nicht nur die klassische Familienform Vater-Mutter-Kind ... Döring: Natürlich, Patchwork-Familien, Regenbogen-Familien ... Patchwork wird oft fälschlicherweise romantisiert. Ist das Leben in einer gewachsenen Familie schon kompliziert – das in einem Patchwork-Konstrukt toppt das noch um ein Vielfaches. Dabei helfen selbst die größten Bemühungen nicht, Patchwork- Dynamiken in den Griff zu bekommen. Patchwork ist von vornherein eine Konflikt-Konstellation. Da muss man bewusst in die Konflikte hineingehen, diese erkennen und managen wollen. Wo liegen denn die häufigsten Konfliktquellen? Döring: Es geht um die eigene Stellung innerhalb der Familie. Wie sieht es mit Gerechtigkeit aus? Wie wird auf die unterschiedlichen Bedürfnisse eingegangen – welcher Raum wird jedem zugestanden? Das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Charaktere birgt Konflikte – die einen sind impulsgesteuert, die anderen agieren rational ... Wie gehe ich mit diesen Unterschiedlichkeiten um, was will ich erreichen und wie erreiche ich es am besten? Geschwisterkonflikte sind stark vertreten – oft auftretend bei Erbschaftsangelegenheiten. Nicht erfüllte Erwartungshaltungen tragen das Ihre zu Konflikten bei. Woran es bei all den Punkten in der Regel mangelt, ist eine entsprechende Kommunikationsbereitschaft und -fähigkeit. Weitere Punkte mit Konfliktpotenzial sind Abhängigkeiten – oft auch in finanziellen Belangen –, aber auch Überforderungssituationen, wie beispielsweise in unserer Zeit die Auswirkungen von Corona – Stichwort Homeoffice, Homeschooling etc. Man braucht auch Rückzugsmöglichkeiten innerhalb der Familie. Dorothee Döring Familien im Stresstest. Wie das Miteinander trotzdem gelingen kann 152 Seiten, Klappenbroschur, 978-3-99002-140-8 € 17,90 (A) | maudrich, ET: März Was sind die Folgen von ungelösten Konflikten? Döring: Trennungen auf der einen Seite, psychische und physische Erkrankungen auf der anderen. Dauerbelastung kann zu depressiven Verstimmungen führen, zu Tinnitus, Rückenbeschwerden, Herz-Rhythmus-Störungen ..., alles basierend auf psychischen Ursachen. Die Erkrankungen machen natürlich vor den Kindern nicht Halt. Diese Belastungen aus Kindheitstagen – sofern sie keine Lösung erfahren – werden dann von den Kindern ein Leben lang mit sich getragen, manchmal sogar weitergegeben, wie ich es bereits erwähnt habe. Aber es gibt zum Glück auch unterschiedliche Möglichkeiten, um an den Konflikten bzw. deren Lösungen zu arbeiten ... Döring: Darauf bin ich in einem langen Kapitel im Buch eingegangen. Man vermeidet Konflikte nicht, indem man ihnen aus dem Weg geht – auch nicht durch impulsgesteuerte Handlungen. Es geht um einen wertschätzenden Umgang – mit dem Ziel, eine Win- Win-Situation für alle herzustellen. Anders ausgedrückt: Es braucht Kompromissbereitschaft – das ist elementar. Selbst der beste Mediator kommt nicht zum Ziel, wenn die Bereitschaft zu einer Konfliktlösung fehlt. Wäre diese immer da, gäbe es auch keine Erbschaftsstreitereien. Dabei geht es meiner Erfahrung nach oft gar nicht so sehr ums Geld – es geht um die Rangordnung der Liebe ... Sie schreiben auch, dass man diese Konflikt- und Kompromissfähigkeit trainieren kann ... Döring: Natürlich ist das Trainieren, wenn man sich schon in einem Konflikt befindet, schwieriger. Ich habe viele Punkte und Herangehensweisen angeführt, damit das Miteinander besser gelingt. Es gibt Familien, wo alles gut funktioniert – leider jedoch viel zu wenige. Wenn ich es mit meinem Buch schaffe, dass manche nicht den bitteren Weg des Konflikts bis zum Ende gehen, sondern einen Kompromiss in Erwägung ziehen, dann hat es sich schon gelohnt. Kompromisse sind ein profunder Weg für ein friedliches Miteinander. Vielen Dank für das Gespräch! Bei maudrich von Dorothee Döring auch lieferbar 2021, 978-3-99002-132-3, € 15,90 (A) sortimenterbrief 2/22 35
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