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sortimenterbrief februar 2022

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Das österreichische Branchenmagazin für Buchmarkt, Buchverkauf und Buchwerbung. Ausgabe Februar 2022.

kindgerecht und

kindgerecht und nachhaltig unterwegs © Manuel Thomasser Teresa Petrovitz im Gespräch mit Mag. Elisabeth Göllner-Kampel Gründerin und Inhaberin des Wandaverlags »Kinder profitieren auf so viele Weisen vom Wandern« Frau Göllner-Kampel, die Geschichte Ihres Verlags ist eine sehr besondere: Er hat sich aus einer Mütter-Initiative heraus entwickelt, im Zentrum stand der Wunsch nach barrierefreien Wandertouren. Das haben Sie verwirklicht, indem Sie den Themenschwerpunkt Kinderwagen-Wanderungen und Tragetouren für sich und Ihre vielen Leserinnen entdeckt haben. Göllner-Kampel: Ja, entstanden ist der Verlag damals aus eigener Betroffenheit. Ich wurde Mutter, aber es gab so gut wie keine Bücher zum Wandern, in denen das Muttersein und die besonderen Bedürfnisse von Familien und Kindern berücksichtigt wurden. Ich schrieb also mein erstes Kinder-Wanderbuch, fand aber zu Beginn keinen Verlag. Den habe ich dann einfach selbst gegründet. Geplant war aber, dass ich wieder in meinen ursprünglichen Beruf zurückkehre. In welchem Bereich haben Sie zu dieser Zeit gearbeitet? Göllner-Kampel: Ich war Personalerin in der Automobilindustrie, in einem sehr anspruchsvollen Job, mit 60-Stunden-Wochen. Die Wanderbücher waren eigentlich als Karenz-Beschäftigung gedacht, daraus wurde dann aber sichtlich mehr. Im Verlag sind Sie jetzt hauptberuflich tätig? Göllner-Kampel: Bis vor zwei Jahren war ich das, ja, ich habe aber mein Team ausgebaut, habe nun Mitarbeiterinnen, die die Stellung halten, und ich kann mich jetzt wieder mehr außer Haus bewegen. Das Thema Wandern, im Kreis der Familie, ist für Sie ein Lebensthema, nehme ich an? Göllner-Kampel: Ja, ich bin eine passionierte Wanderin, bin eigentlich jedes Wochenende am Berg, war auch immer mit meinen Kindern unterwegs. Inspirierend war dahingehend sicherlich meine Mutter. Von ihr habe ich den Spruch: Wenn die Kinder unausstehlich sind, dann raus in den Wald (lacht). Und sie hatte recht, innerhalb von zehn Minuten waren wir vier Geschwister wie ausgewechselt. Ich stehe voll hinter dem Thema, finde auch, dass Kinder heute viel zu wenig mit der Natur in Berührung kommen und rausgehen. Zumindest die Pandemie und die Begleiterscheinungen haben dazu geführt, dass viele Familien scheinbar mehr in der Natur unternehmen, die Nachfrage nach unseren Büchern ist jedenfalls gestiegen. Das heißt, Ihnen ist vor allem auch die Gesundheit der Kinder ein Anliegen? Göllner-Kampel: Gerade heute zeigen viele neue Forschungszweige, wie wichtig nicht nur die Bewegung, sondern auch die Umgebung der Natur für die physische und psychische Gesundheit ist. Das, was wir intuitiv schon lange wissen, wird nun wissenschaftlich bestätigt, da heute die Messmethoden vorhanden sind. Und es zeigt sich: Depressionen 04 sortimenterbrief 2/22

mit den kinder-wanderführern gehen zurück, der Herzschlag beruhigt sich, wenn man sich in der Natur aufhält. Vor allem kleine Kinder profitieren auf viele Arten und Weisen davon. Absolute Priorität haben auch ökologische Themen, nicht nur inhaltlich, sondern beispielsweise auch, was die Herstellung der Wanderführer betrifft. Sie lassen Ihre Bücher in Österreich oder Deutschland auf nachhaltig erzeugtem Papier drucken und achten darauf, dass die Transportwege gering bleiben und Umweltauflagen eingehalten werden. Außerdem unterstützen Sie über mehrere Organisationen und Projekte den fairen Handel, um globale Arbeitsbedingungen zu verbessern. Sie sind auch Gründungsmitglied der Bank für Gemeinwohl und sprechen sich damit gegen reine Gewinnmaximierung aus. Göllner-Kampel: Ja, der Umweltgedanke und soziale Aspekte sind mir ein großes Anliegen. Für mich war es schon immer ein Wahnsinn, dass man mit Druckwerken quer über den Erdball reist. Schon ganz am Anfang, in den Zeiten der Gründung des Verlags, war das Ziel, dass der Reingewinn gespendet wird. Wichtig war auch immer, dass alles fair produziert wird, wir spenden deshalb an Clean Clothes und Fairtrade. All diese Aspekte sind ganz wesentliche Bausteine für uns. Außergewöhnlich an Ihrem Verlag ist auch, dass bis auf eine Ausnahme nur Frauen mitarbeiten. Die Autorinnen teilen in den Büchern ihre Erfahrungswerte beim Wandern aus der Perspektive von Müttern. Göllner-Kampel: Ja, wir haben viele Autorinnen, das sind wunderbare Frauen, Mütter, die beruflich aus den verschiedensten Gebieten kommen: Wir haben unter anderem eine Pastorin, eine Soldatin, auch eine Anlagen- und Maschinenbauingenieurin, die ihre Erfahrungen in die Kinder-Wanderbücher einbringen. Ich schätze das deshalb besonders, da Mütter bzw. Frauen ganz anders schreiben als Männer. Die Wanderliteratur wird ja bis heute zum Großteil von Männern geschrieben. Welches Wissen bringen die Frauen in Ihre Bücher ein? Was gilt es, beim Schreiben eines Kinder-Wanderführers zu beachten? Göllner-Kampel: Viele Autorinnen waren bereits vor der Geburt ihres Kindes begeisterte Bergsteigerinnen. Mit einem Kind ändert sich das Leben radikal. Alles bzw. fast alles, was vorher möglich war, ist nun anders. Jede Stufe, jede Wurzel wird zum Problem. De facto ist ein Kinderwagen eine Art Rollstuhl, mit dem man nun unterwegs ist, man muss sein Leben also komplett umkrempeln. Aber auch mit einer Trage oder Kraxe braucht es andere Touren, als man sie vielleicht vorher gegangen ist. Ausgesetzte oder rutschige Stellen sind ein No-Go. Aus diesem Grund begeben sie sich auf die Suche nach passenden Touren, und damit kommen wir ins Spiel. Die meisten Autorinnen melden sich von selbst. Wir haben uns in der Szene bereits einen guten Namen gemacht. Wir achten darauf, dass es Tipps sind, die man nicht bei der ersten Google-Suche findet. Die Autorinnen müssen sich in ihrer Gegend gut auskennen. Es sollte herausgestellt werden, ob der Weg kinderwagengerecht ist oder ob es Schattenplätze und Wasserstellen gibt und vieles mehr. Da alle Autorinnen selbst Mütter sind, wissen sie ganz genau, was man Kindern im jeweiligen Alter zumuten kann. Mit Ihren Büchern decken Sie mittlerweile den gesamten deutschsprachigen Raum und alle Kinder-Altersstufen ab. Was ist für das kommende Jahr an neuen Veröffentlichungen geplant? Worauf darf sich Ihre Leserschaft freuen? Göllner-Kampel: Wir haben kein dezidiertes Frühjahrsprogramm, werden von unseren beliebtesten Wanderführern vor allem Neuauflagen machen. An Neuveröffentlichungen sind zwei Bücher geplant, die ganz neues Gelände abdecken: ein Buch über den Bayerischen Wald und eines für die Schwäbische Alp. Darauf freuen wir uns sehr. Herzlichen Dank für das Gespräch! sortimenterbrief 2/22 05


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