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sortimenterbrief jänner 2022

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Das österreichische Branchenmagazin für Buchmarkt, Buchverkauf und Buchwerbung. Ausgabe Januar 2022.

© Astrid Eckert Ein

© Astrid Eckert Ein Regionalkrimi voller Temperament und Leben Frau Gray, Ihre Biografie ist so schillernd wie bewegt, Sie sind vielseitig talentiert und im Einsatz. Bekannt sind Sie als Schauspielerin, Sängerin, Unternehmerin und nicht zuletzt als Ikone des Münchener Nachtlebens und der Welt des Varietés. Jetzt haben Sie ein Buch geschrieben – und bringen damit viel frischen Wind in das Genre des Regionalkrimis. Wie kam es dazu, dass Sie zur Autorin geworden sind? Und wie kam es dazu, dass Sie das Krimi-Genre für sich gewählt haben? Gray: Also Krimis waren neu für mich. Ich habe mir dann Robin Felder ins Boot geholt, der schon Krimi-Erfahrung als Autor hatte, ich habe mich auch erkundigt und schlaugemacht. Im Anschluss habe ich ein Exposé verfasst und dieses dann an verschiedene Agenturen geschickt – und es hat gleich dermaßen gefunkt und gezündet, dass ich direkt erschrocken war. Da musste ich natürlich ein ganzes Werk daraus machen. Advertorial Teresa Petrovitz im Gespräch mit Gloria Gray Gloria Gray ist in Zwiesel im Bayerischen Wald geboren und aufgewachsen. Mit 18 flüchtete sie von dort, um sich als Frau und Künstlerin verwirklichen zu können. Über 27 Jahre in München wohnhaft und international als Performerin tätig, kehrte sie 2010 in ihre alte Heimat zurück und ist seither im Landkreis Regen u. a. als Unternehmerin, Kreisrätin und Botschafterin tätig. Als Entertainerin ist sie jedoch weiterhin aktiv und überregional unterwegs. Gray: Ich muss zuallererst sagen, dass Zurück nach Übertreibling – Vikki Victorias erster Zwischenfall nicht mein erstes Buch ist. Ich habe bereits eine Autobiografie geschrieben, aber dieses Genre unterscheidet sich ja sehr von einem Krimi. Ausschlaggebend für das neue Buch war sicherlich der erste Lockdown, da ich zu dieser Zeit als Künstlerin nicht aktiv tätig sein konnte. Ich wusste nicht, wie es weitergeht, überall wurde nur noch von Homeoffice gesprochen. Ich brauchte also unbedingt eine zusätzliche Aktion, die ich von zu Hause aus machen konnte. Ich sammle zudem schon immer schriftliches Material für die Bühne – Erlebtes, Gehörtes, Geträumtes –, und da habe ich mir gedacht: Vielleicht ist jetzt der Zeitpunkt, um wieder ein Buch zu machen. Der Krimi wurde also im ersten Lockdown geboren, aber das Material dafür habe ich schon über Jahre gesammelt. Und dieses ist ein sehr amüsanter und zugleich außergewöhnlicher und innovativer Regionalkrimi geworden. Gray: Ja, ich habe auch das Gefühl, dass das etwas ganz Neues ist. Ich habe mir schon gedacht, ich könnte ein neues Genre erfinden, eine Art Burleske-Krimi (lacht). Die Geschichte spielt sich in Bayern ab, der Plot setzt mit der Flucht aus dem Gefängnis eines ehemaligen Peinigers der Protagonistin Vikki Victoria ein. Was dann folgt, ist eine rasante Kriminalgeschichte rund um die exzentrische Protagonistin, in der von Bandenkriminalität bis hin zu Polizeikorruption alles dabei ist. Eingebettet ist die Erzählung in das Münchener Nachtleben, die Protagonistin erzählt viele kleine Episoden und Anekdoten rund um die bayerische High Society. Kann man Ihr Buch dahingehend als Schlüsselroman lesen? Werden sich einige Ihrer Weggefährten beim Lesen –vielleicht mit Schrecken – wiedererkennen und Ihnen das Ausgeplauderte übelnehmen? Gray: Also so unsicher möchte ich nicht leben (lacht). Aber ja, es ist wirklich viel 56 sortimenterbrief 1/22

mit glanz und gloria in den bayerischen wald selbst Erlebtes dabei, natürlich bearbeitet und verändert. Dann gibt es zugleich viel Erfundenes und teilweise sogar Geträumtes. Ich habe sehr lebhafte Träume und habe auch einen Ordner, in dem ich nur meine Träume aufschreibe. Es ist also eine Mischung, aber keiner wird von mir je erfahren, was der Wahrheit entspricht und was nicht. Also von daher ist es und bleibt es ein Roman. Auf alle Fälle fließen viele Ihrer Erfahrungen ins Buch ein, Sie thematisieren auch Ihre Angleichung von Mann zu Frau und die vielen negativen Reaktionen, mit denen Sie dadurch konfrontiert waren. Der aus dem Gefängnis geflohene Toni kann als Symbolfigur für diesen Gegenwind angesehen werden. Wie war es für Sie, Ihre Vergangenheit im Roman aufzuarbeiten? Hatte das Schreiben für Sie einen therapeutischen Aspekt? Gray: Nein, da konnte ich gut Abstand halten. Beim Schreiben meiner Autobiografie im Jahr 2008 war das anders, da habe ich wirklich schlafende Monster geweckt. Ich hatte zwar davor immer Tagebücher geschrieben, 20 Jahre lang, aber nie darin nachgelesen. Gerade die wichtigsten Jahre, die der Transformation, der Angleichung, hatte ich hinter mir gelassen, ich wollte auch nie von der Vergangenheit sprechen oder Fotos ansehen. Ich dachte wirklich, man könnte einen Cut machen. Dann kam die Autobiografie ... Das heißt, diese Art von Therapie, von der Sie jetzt sprechen, habe ich durch das erste Buch bereits hinter mir. Was bei Ihrem Krimi zuallererst auffällt – Ihre Protagonistin nimmt sich kein Blatt vor den Mund. Ihre Sprache ist lustig, derb und sehr offenherzig, politische Korrektheit oder Hypersensibilität sind für sie keine Kategorien. Gray: Ja, denn das Leben ist ja auch nicht politisch korrekt. Und meine Protagonistin erlebt das Leben eben so, wie es dargestellt ist. In diesem Buch ist nichts „schöngeschrieben“. Was geschrieben Gloria Gray Zurück nach Übertreibling Vikki Victorias erster Zwischenfall, Krimi ca. 352 Seiten, Softcover, 978-3-423-22009-5 € 12,30 | dtv, ET: 16. März steht, sind ihre Gedanken und ihre Sicht, so wie sie alles erlebt. Ich stelle mir vor, dass das Lektorat beim Lesen oft Schnappatmung bekommen hat … Gray: Das Lektorat hat zum Glück die Version nach der Schnappatmung bekommen (lacht). Davor kam es schon zu einigem Hin und Her und zu Diskussionen, aber letztlich ist das Buch ein Stück aus dem Leben geworden. Das Leben ist eben kein Ponyhof, es ist nicht immer politisch korrekt. Ich weiß das. Und das ist hier auch eingeflossen. Es geht darum, was Vikki erlebt und wie die Leute auf sie reagieren. Und Vikki betont ja auch selbst, dass sie nicht immer frei von Vorurteilen ist. Im Buch kommen auch immer wieder Spitzen gegen die Sozialen Medien vor, gegen den Drang zur Selbstinszenierung. Sie persönlich stehen ja sehr oft im Rampenlicht, aber Sie machen offensichtlich einen Unterschied zwischen Bühnenkunst und der Selbstdarstellung auf den Internet-Plattformen. Wie gehen Sie mit den Sozialen Medien um? Gray: Zwischen Bühne und Privatleben kann man grundsätzlich keinen kompletten Unterschied machen, das vermischt sich und geht teilweise ineinander über. Die Sozialen Medien spielen für mich eine andere Rolle: Ich bin auf Facebook, Instagram und Co. vertreten, aber dezent, würde ich sagen. Ich halte meine Profile am Leben, mit vielleicht einem Post am Tag, aber das ist alles sehr neutral. In erster Linie geht es um aktuelle Aktionen, aber kaum um Privates. Ich äußere mich dort auch nicht politisch. Lesen Sie persönlich gerne? Gray: Ja, wenn ich dazu komme. Ich bin aber so beschäftigt, schon allein mit mir selbst – wie sagt man so schön: mit me, myself and I (lacht) –, und dann habe ich meine Visionen, und zwar nicht nur eine, sondern mehrere parallel. Ich arbeite immer an mehreren Ideen gleichzeitig, bis irgendetwas davon irgendwann Form annimmt und fertig wird. Und natürlich schaue ich auch nach links und nach rechts, ich komme ja normalerweise auch viel herum. Über die Sozialen Medien halte ich mich am Laufenden und bin am Zahn der Zeit. Im Großen und Ganzen mache ich immer „mein Ding“. Wenn ich aber Zeit habe, dann lese ich gerne Biografien, aber auch anderes. Aktuell lese ich Franz Alts Was Jesus wirklich gesagt hat. Es dauert nur immer etwas, bis ich die Bücher zu Ende gebracht habe. Und wie geht es mit Ihrer Schreibkarriere weiter? Ist ein Folgekrimi geplant? Gray: Ich bin bereits beim zweiten Teil, und zwar schon sehr weit. Zurück nach Übertreibling kommt Mitte März heraus und das zweite Buch dann pünktlich zur Frankfurter Buchmesse im Oktober. Im kommenden Jahr gibt es also zweimal Abenteuer mit Vikki. Vielen Dank für das Gespräch! sortimenterbrief 1/22 57


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