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sortimenterbrief jänner 2023

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Das österreichische Branchenmagazin für Buchmarkt, Buchverkauf und Buchwerbung. Ausgabe Jänner 2023.

© Felicitas

© Felicitas Matern»Würden auch Männer meinBuch lesen, wäre die Weltvielleicht eine bessere ...«Ossi Hejlek imGespräch mitCarolineAthanasiadisAdvertorialIm ersten Kapitel schreiben Sie über dieDinge, die ein Mann tun muss – Baumpflanzen, Haus bauen, Kind zeugen.Welche Dinge muss eine Frau tun?Athanasiadis: Wenn man in die Gesellschafthineinhört, dann muss eine Frauein Kind bekommen – sonst ist sie keineechte Frau. Ich habe das schon so oft gehört... Die Entscheidung, kein Kind bekommenzu wollen, kommt ja fast schonAussatz gleich. Vieles ändert sich leidernur sehr schleppend in der Gesellschaft.Eine Frau sollte auch einer „g’scheitenArbeit“ nachgehen. Von Lehrerin bisBankkauffrau – das hätte man sich auchvon mir erwartet. Eine Tätigkeit, bei derman rechtzeitig am Nachmittag zu Hauseist, um sich um die Kinder kümmernzu können. Mein Beruf, das Arbeiten amAbend bzw. in der Nacht, gehört eindeutignicht zur engeren Wahl (lacht).Wie verbreitet ist die alte Ansicht, dassFrauen sich daheim um Kinder undHaushalt kümmern sollen?Athanasiadis: Die ist noch stark präsent,nur in Großstädten weniger. AmLand gibt es Orte, in denen die Kinderbetreuungum 12 Uhr endet, und derBürgermeister sagt, dass das kein Problemsei, weil die Frauen ohnedies zuHause seien. Da kann man schauen, woman bleibt! Solange Frauen darum bettelnmüssen, dass es ein entsprechendesAngebot an Kinderbetreuung gibt, wirdsich nichts ändern. Ich habe sogar dasGefühl, dass gar nicht so wenige auchnicht wollen, dass sich etwas ändert! Dadurchwird man als Frau in die Teilzeitgezwungen, und am Ende droht die Altersarmut.Die Gleichstellung schreitetvoran – jedoch schleppend.Warum haben Sie das Buchprojekt angepackt?Athanasiadis: Ich möchte mit meinenim Buch niedergeschriebenen Gedankenden Frauen und Müttern zeigen, dasssie nicht alleine sind – und unterhaltenmöchte ich sie auch (lacht)! Im Jännerkommt mein neues Soloprogramm heraus.Verraten sei nur so viel: Einige derThemen aus dem Buch werden auch aufder Bühne ihren Platz finden.Das Buch ist ja nicht nur hilfreich fürden Alltag, sondern tatsächlich auchhochgradig amüsant – besonders dieeingestreuten Dialoge sind Kabarettpur!Athanasiadis: Das freut mich! Es sindaus dem Leben gegriffene Situations-Konversationen. Die hat jeder – vielleichtindividuell abgeändert – schon erlebtund gespürt. Befruchtungssex zumBeispiel. Wer selbst schon geplantes Kindermachenpraktizierte, der findet sichim Dialog wieder. Hoch unromantisch– aber wenn der Kinderwunsch so großgeworden ist. Das Buch ist sehr nah amLeben, hochgradig persönlich. Geradeeben sind meine beiden Söhne krankund daher zu Hause, und auch meinMann liegt krank danieder – das ist wiein meinem Buch (lacht)!Sie haben auch einige Frauen, teils prominente,interviewt und im Buch zuWort kommen lassen ...Athanasiadis: Ja, und es ist vollkommenegal, ob es sich um eine Politikerin, eineLehrerin oder um eine Kassiererin imSupermarkt handelt – die Erlebnisse sindoft dieselben. Eigentlich wollte ich zu Besortimenterbrief1/23

es ist in ordnung, nicht perfekt zu seinginn die Frauen fragen, wie sie ihr Lebenmeistern. Dabei entdeckte ich, dass alleemotionalen Grundprobleme identischsind. In Summe wurden es je fünf bekannteund fünf unbekannte Personen,die ich interviewte. Dabei kam auch einGrundtenor heraus: Man braucht imWesentlichen zwei Dinge, um sich überdie Anforderungen hinwegzuhelfen: eingutes breites Netzwerk und im Idealfallgenug Geld – so funktioniert es ambesten und es gelingt einem alles. Wennes irgendwo fehlt, wird es schwierig. Allebestätigten, dass sie ohne Netzwerk aufgeschmissengewesen wären.Versteht sich Ihr Buch als Ratgeber oderauch als Mutmacher-Buch?Athanasiadis: Es ist nicht bloß ein Ratgeber,sondern es soll den Müttern auchMut machen und zeigen, dass sie nichtalleine sind mit ihren Anforderungen.Jedes Kapitel ist anders, aber alle sindkurz gehalten, damit es die Frauenzwischen Essenkochen und Wäschewaschenüberhaupt schaffen, darin zulesen – vielleicht dazwischen kurz abzuschaltenund auch zu lachen.Das Buch ist natürlich für die ZielgruppeFrau verfasst. Aber würde die Welteine bessere werden, wenn auch Männeres lesen?Athanasiadis: Ich glaube schon (lacht).Denn das Buch zeigt auch auf, wasFrauen im Stillen leisten und erdulden– es offenbart dadurch der Männerweltvielleicht die eine oder andere Erkenntnis.Es ist teilweise auch sehr emotionalgeworden. Mit Humor verpackt lassensich vielleicht schwierige partnerschaftlicheThemen besser vermitteln. DieChancen stünden gut, wenn Männer esauch lesen würden ...Sie sprechen auch wiederholt das Ringender Frauen nach Anerkennung an.Wie stark ist dieses verbreitet bzw. wieschuldbehaftet fühlen sich Frauen,wenn sie einen individuellen Weg einschlagen?Athanasiadis: Wenn man nicht der gesellschaftlichenNorm entspricht, sinddie Schuldgefühle sofort präsent undteilweise auch krank machend. MeineEltern haben mich gar nicht mit dem altenFrauenbild erzogen. Trotzdem habeich Schuldgefühle, wenn ich nicht angepasstagiere, nicht das tue, was man machenmüsste, was die Gesellschaft voneinem erwartet. Das gesellschaftlicheBild der Frau ist leider immer noch sehraltbacken. Natürlich gibt es viele, vieleMänner, die in den Partnerschaften dieFrauen gleichberechtigt unterstützen.Das muss natürlich auch erwähnt sein.Gemeinsam schafft man am meisten.Manchmal glaube ich, dass mancheMänner Angst davor haben, was wohlpassieren würde, wenn Frauen gleichberechtigtwären.Wollen Frauen beweisen, dass sie allesselbst schaffen?Athanasiadis: Das ist der Deal – nurklappt das leider nicht! Superheldinnengibt es nur im Comic und auf der Leinwand.Viele glauben, dass sie schon allesschaffen – ich nehme mich da nicht aus.Es ist aber nicht machbar!Es gefällt mir sehr gut, wenn Sie schreiben:Nicht perfekt zu sein, ist einedurchaus legitime Lebenseinstellung.Wie sehr ist es in Ordnung, nicht perfektzu sein?Athanasiadis: Das ist super in Ordnung!Wer schafft es, perfekt zu sein? Dieheile Welt gibt es doch nur im Märchen.Das Leben ist kein Spaziergang, undnach der Geburt sieht man einfach nichtgeil aus! Die Ratschläge, wie man seinenAfter-Baby-Bauch wieder wegbekommt,haben nichts mit der Realität zu tun.Viele Menschen sehnen sich aber nachechter Realität. Mehr Sein als Schein!Immerwährende Scheinwelten sind aufDauer unerträglich und nicht auszuhalten!Genau von dort kommen dieelenden Minderwertigkeitskomplexe.Wir müssen einfach nicht perfekt sein.Ein für alle Mal (lacht)!Im Zuge der Superheldin fällt mir dabeiauch gleich die Supermum ein. Würdees nicht ausreichen, eine „gute Mutter“zu sein – oder muss man es anstreben,die Beste der Besten zu werden? Bringtdas nicht viel Unbill mit sich?Athanasiadis: Ja, das ist richtig absurd,denn man wird es einerseits nicht schaffen,andererseits braucht es auch keineSupermums. Supermums sind nämlichauch super unentspannt ... EntspannteSupermums hingegen wird man nur mitSuperjob, Superpartner:in, Superchef:in,Supernetzwerk, Super-Babysitter:in ...Aber wer hat das alles schon?! AlleinerziehendeMutter zu sein, ist selbst in Österreicheine Katastrophe!Welchen Part hat Michaela Riedl-Schlosser übernommen?Athanasiadis: Sie ist unsere Autorinbei den Kernölamazonen. Wir arbeitenseit vielen Jahren großartig und sehreng zusammen – meine Ideen und ihreSchreibgenialität ergänzen sich. So wares auch beim Buch. Gemeinsam sind wirstärker! Am Ende des Buches haben wirauch einige maßgebliche Vorreiterinnender Emanzipation kurz porträtiert. Daswar uns wichtig!Herzlichen Dank für das Gespräch!Caroline Athanasiadis, Michaela Riedl-SchlosserHeute hab’ ich nichts zu tun, außer ...160 Seiten, Hardcover, ISBN 978-3-8000-7813-4€ 25,– | Carl Ueberreuter Verlag, ET 21. Jännersortimenterbrief 1/2319


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