Sonderthema-Krimis & Thriller © Marcia Breuer Von links: Johannes Stricker, Verlgerin Margrit Osterwold, Bonnier-CEO Christian Schumacher-Gebler Im Gespräch mit Hörbuch Hamburg Geschäftsführer Johannes Stricker »Eine CD ist immer noch sexier als ein Download« Hörbuch Hamburg feierte anlässlich seines 20-jährigen Bestehens ein rauschendes Fest an der Elbe. Hörbuch Hamburg feiert 20 Jahre – wie lange sind Sie schon dabei? Stricker: Ich bin mittlerweile elf Jahre mit an Bord, kam damals vom Hörverlag aus München. Das waren und sind auch heute noch die Marktführer. Einst ein unabhängiger Verlag, heute zur Random House Gruppe gehörend. Als ich damals beim Hörverlag begann, war ich der vierte Mitarbeiter – als ich zwölf Jahre später ging, war das Team auf 40 Köpfe angewachsen. Das spiegelt ein wenig das Wachstum der Branche wider, die vor allem in den letzten Jahren – durch die Digitalisierung – einen besonderen Schub erhielt. Dort spielt sich auch das Wachstum ab. Dadurch erreichen wir größere Zielgruppen, teilweise auch Menschen, die gar nicht mehr in den Buchhandel gehen. Wenngleich die Margen bei Downloads deutlich niedriger sind als bei CDs ...? Stricker: Klar, die großen Umsatzportale gehören zu internationalen Konzernen und geben die Verrechnungsmodelle vor. Da ist der Druck sehr hoch. Vieles läuft über die Menge. Stärker wurden in der nahen Vergangenheit auch die Streaming-Plattformen, wo die Kunden Flatrates bezahlen und so viel konsumieren können, wie sie möchten. Da gibt es junge Unternehmen, die nach dem von den Verlagen festgelegten Listenpreis abrechnen, was ich für ein relativ faires Modelle halte. Aber es gibt auch beispielsweise aus dem Musikbereich kommende Anbieter, die Hörbücher genauso abrechnen wie Musikstücke. Da bleibt deutlich weniger hängen – Verlag und Künstler bekommen weniger. Werden die Streaming-Angebote mehr? Stricker: Ja, das nimmt zu. Das Positive daran ist, dass man dadurch auch viele musikhörende junge Menschen erreicht, die auf diesem Weg auch auf Hörbücher stoßen. Die Einkunftshöhe wird im elektronischen Sektor deutlich von außen bestimmt. Ich denke da an Abo-Modelle, Kostenlos-Aktionen etc.? Stricker: Das stimmt natürlich – leider ... Wir machen mittlerweile die Hälfte unseres Umsatzes mit digitalen Produkten. Aber die Hälfte nach wie vor mit dem Buchhandel. Und diese Zahl ist relativ stabil. Was wir wohl merken, ist, dass die Bestseller deutlich stärker laufen als Midlist und Backlist. Der 28 sortimenterbrief 7-8/19
Buchhandel fokussiert sich merkbar auf die sicheren Nummern. Experimente und Backlistpflege sind eher Seltenheit. Da liegt auch ein wenig das Problem, denn nur, was der Kunde sieht, kauft er auch. Das klingt nach Binsenweisheit – ist aber so. Gar nicht so wenige Buchhandlungen haben sehr gut gepflegte Hörbuchabteilungen, andere platzieren die Bestseller- Titel erfreulicherweise unmittelbar bei deren Buch-Geschwistern. Manche Buchhandlungen kaufen nur Kinderhörbuch. Hier haben die Tonies einen großen Aufschwung in den letzten Jahren gebracht. Wir vergeben Lizenzen für Tonies – wie andere Hörbuchverlage auch. Das ist wirklich eine Bereicherung für das auditive Medium geworden. Ist es ein Problem, dass immer weniger Autos mit CD-Playern ausgestattet sind? Stricker: Das bedauern wir ein wenig. Aber man hat ja die Möglichkeit, sich die Hörbücher auf USB-Sticks zu laden und diese im Auto abzuspielen. Die Edition Bücherwege gehen mit ihren mobi Hörsticks genau in diese Lücke. Keine schlechte Idee. Das zeitgleiche Erscheinen mit den Büchern ist State of the Art geworden? 978-3-95713-172-0, UVP € 27,– (A) 978-3-95713-175-1, UVP € 22,50 (A) Stricker: Das ist heute ganz normal. Zeitversetzt funktioniert das gar nicht mehr. Da ist die Luft draußen. Wo liegen die Unterscheidungen bei Ihren drei Labels? Stricker: Letztlich stehen vertriebliche Entscheidungen dahinter. Beim klassischen Label Hörbuch Hamburg machen die Ullstein Buchverlage den Vertrieb. Darum wird dieses Label auch zu 60 bis 70 % von Ullstein-Lizenzen gespeist. Bei Silberfisch – unserem Kinder- und Jugendbuch Label – läuft der Vertrieb über Carlsen. Hier findet man viele Carlsen, Thienemann Esslinger Lizenzen. Beim 2009 ins Leben gerufenen Osterwold audio ging es darum, die Piper-Lizenzen besser zu platzieren – entsprechend ist das Label im Vertrieb der Piper Buchverlage. Margrit Osterwold hat ja Hörbuch Hamburg gegründet – ihr Name stand und steht für Qualität. Das jubiläumsinterview war auch der Mitgrund für die Namensgebung von Osterwold audio. Wir haben in Summe in etwa 300 Neuerscheinungen pro Jahr und eine Backlist von 1.700 lieferbaren Titeln – bespielt und realisiert von 20 Mitarbeiterinnen. Noch vor zwei Jahren machten wir weniger als 200 Titel im Jahr. Das wichtigste Genre ist mit Krimi und Spannung die Unterhaltung. Im Digitalen haben wir auch mehr Sachthemen, Ratgeber oder Biografien, die es nur digital gibt. Ein Teil unseres Programms ist nur online verfügbar. Worauf freuen Sie sich im Herbst besonders? Stricker: Bei Hörbuch Hamburg sind das Klüpfel Kobr, die mit Draußen einen Thriller schrieben – keinen Klüftinger, oder auch das neue Buch von Jo Nesbø, M, sowie Der Gesang der Flusskrebse von Delia Owens. Im Kinderbereich sind das Die Schule der magischen Tiere, Der kleine Siebenschläfer, ein neuer Rabe Socke, Conni ... Es kommt auch eine Neubearbeitung von Rennschwein Rudi Rüssel. Bei Osterwold audio ist es sicher das neue Buch von Margaret Atwood, Die Zeuginnen. Das wird weltweit eine große Nummer. Aber es kommt auch eine Neuübersetzung des Klassikers Der Leopard. Ihr Jubiläumsfest war ein Erfolg? Das Hörbuch Hamburg Verlagsteam © Marcia Breuer Stricker: Es war ein wunderbares Verlagsfest mit über 300 Kollegen, Autoren, Sprechern – Freunden des Hauses. Christian Schumacher-Gebler, der CEO von Bonnier Deutschland, hielt die Laudatio. Es war auch zugleich ein Auftakt in Richtung Zukunft. Ich gehe davon aus, dass wir in den kommenden fünf Jahren unseren Umsatz noch verdoppeln können. Danke für das Gespräch! sortimenterbrief 7-8/19 29
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