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sortimenterbrief Juli/August 2019

Das österreichische Branchenmagazin für Buchmarkt, Buchverkauf und Buchwerbung. Ausgabe Juli-August 2019

ancheninterview

ancheninterview Sonderthema-Krimis & Thriller © eBuch © eBuch Ossi Hejlek im Gespräch mit Angelika Siebrands (Vorstand der eBuch eG) und Julian Müller (Geschäftsführer der eBuch Service GmbH & Co. KG) Die eBuch hat über 860 Mitgliedsbuchhandlungen Wie und wann ist eBuch entstanden? Siebrands: Im Jahr 2000 haben sich 15 Buchhandlungen getroffen – mit dem Hintergrund, sich gemeinsam auszutauschen. Damals war der mögliche Fall der Preisbindung eine drohende Gefahr. Alle 15 hatten eine Gemeinsamkeit, nämlich das von Lorenz Borsche entwickelte Warenwirtschaftssystem Tango. Das Ergebnis war, dass sie sich zu einer Informations- Genossenschaft mit dem Namen eBuch zusammengeschlossen haben. Alle waren sehr EDV affin, hantierten damals schon sehr rege mit E-Mail – was 2000 noch nicht selbstverständlich war. Die ersten Funktionalitäten der Genossenschaft waren ein gemeinsamer E-Mail-Verteiler, wo alle Genossen eingebunden waren. Bei dem begann ein reger Austausch über alle Themen des Buchhandels bzw. des Buchhändler- Alltags – von Arbeitsverträgen bis zu Events. Auch die „ungenaue Buchsuche“ ist eine wichtige Sache – das Schwarmwissen hilft hier immens bei der Suche nach Titeln. Wie ging es weiter? Siebrands: Die Genossenschaft wuchs. 2003 waren es schon 50 Mitglieder. Es entstand die Idee, auch gemeinsam einzukaufen. Besonders bei Neuerscheinungen und Bestsellern. Bestellungsbündelung und bessere Einkaufskonditionen waren das Ziel. Daraus entwickelte sich das Kernprodukt anabel, das es bis heute noch gibt. Mindestens 80 % des Einkaufes wurden über anabel geschleust. Da die eBuch selbst kein Zentrallager hatte, verband man sich kooperativ mit LIBRI. Heute sind es über 800 Buchhandlungen – vorwiegend in Deutschland, einige wenige in Österreich oder Luxemburg, Spanien und Italien. Rund 95 % der Buchhandlungen nutzen anabel. Der Rest nutzt lediglich die übrigen Angebote der Genossenschaft. 62 sortimenterbrief 7-8/19

Sie haben auf der Website stehen, dass ein Geschäftsfeld der kumulierte, anonymisierte Verkauf von Verkaufsdaten ist ...? Siebrands: Das ist ein Standbein der Genossenschaft – seit 2001. Die Buchhändler haben sich dazu verpflichtet, ihre Abverkaufsdaten exklusiv an die Genossenschaft zu liefern. Diese werden von uns anonymisiert an unseren Marktforschungspartner media control übermittelt, der mitunter daraus das Branchenpanel Metis speist. Die Daten des unabhängigen Buchhandels sind ein starkes Gerüst für die gesamte Datenerhebung bzw. Marktforschung. 2015 startete man das nächste Gemeinschaftprojekt? Siebrands: Damals initiierte die eBuch eG zusammen mit der eBuch Service GmbH & Co. KG und LIBRI das Online- Gemeinschaftsprojekt: genialokal.de. An die Plattform sind über 650 Buchhandlungen angedockt. Hier verbindet sich die lokale Buchhandlung durch individuelle Inhalte perfekt mit dem Onlinekanal genialokal. Über 80 % aller Bestellungen werden übrigens bei genialokal in der Buchhandlung abgeholt. Ist LIBRI auch Teilhaber bei der eBuch? Siebrands: Nein, wir sind ein unabhängiges Unternehmen, lediglich bei genialokal ist LIBRI mit an Bord. Wir nutzen natürlich eine Reihe an Hintergrund-Dienstleistungen, wie das Payment oder die Katalogdaten sowie das Backend. Durch die gesellschaftliche Beteiligung sollte auch einer Konkurrenzsituation vorgebeugt werden. Viele Buchhandlungen haben aber eigene Seiten bzw. Shops ... Müller: Wir erkannten, dass viele Klein- und Mittelbetriebe zwar eigene Webseiten mit Shop-Anbindung hatten oder Whitelabel-Shops nutzten, ihnen aber weder Zeit noch Online-Know-how zur Pflege bzw. der Bekanntmachung zur Verfügung standen. Bestenfalls kannten die eigenen Kunden die jeweilige Shop-Domain – darüber hinaus aber niemand. Von der Auffindbarkeit über Google ganz zu schweigen. Das steuern wir für die Plattform zentral mittels entsprechendem Online-Marketing. Die Kunden können entweder über die Domains der Buchhändler einsteigen oder über die Dachplattform, wo sie sich ihren Buchhändler auswählen können. Wir wollen einfach die Online- Kunden wieder in die Buchhandlungen zurückbringen. Das funktioniert, die Click & Collect Rate – das Bestellen im Internet und Abholen in der Buchhandlung – liegt bei gigantischen über 80 %. In der Regel kennt man 20 bis 40 %. Und das ist schon gut. Und wie wird die Plattform grundsätzlich angenommen? Müller: Wir haben in den vergangenen Jahren jeweils ca. 30.000 neue Kunden dazugewinnen können. Das spricht für sich. Sind hier österreichische Buchhandlungen vertreten? Müller: Nein, weil bei den angeschlossenen Buchhändlern gewährleistet sein muss, dass die Ware am nächsten Tag in der Buchhandlung zur Abholung ist. Wir überlegen aber, ob die Abwicklung und somit die Teilnahme an der Plattform beispielsweise auch in Richtung Österreich ausweitbar ist. 33 Buchhandelspartner kommen nicht von der eBuch, sondern haben einen LIBRI-Vertrag. Also entweder eBuch oder LIBRI-Kunde, dann kann man mitmachen. brancheninterview Neben dem Online-Marketing machen Sie was noch für die Plattform? Müller: Wir kümmern uns um relevanten Content – um die Redaktion. Es steckt auch ein sehr professionelles Newslettersystem dahinter, das wir zentral bedienen – den Buchhandlungen die Arbeit abnehmen. Im letzten Jahr haben wir auch eine große Plakataktion an öffentlichen Plätzen gestartet, zudem beliefern wir alle Buchhandlungen regelmäßig mit attraktiven, individualisierten Werbemitteln, das gibt es bisher sonst nirgends. Gibt es auch eBooks zum Download auf der Plattform? Müller: Ja. Wir sind einerseits an die tolino Welt angedockt, andererseits läuft es über Aggregatoren, die mit LIBRI in Verbindung stehen. Sie haben bei der eBuch aber auch einen Zentraleinkauf, was die stationären Umsätze betrifft? Müller: Ja. Das bekommt der Händler selbst unmittelbar gar nicht mit. Wir kaufen als eBuch rund 20 % der benötigten Ware direkt beim Verlag, bündeln die großen Bestellungen. Trotzdem bekommen die Buchhändler keine Push-Zuteilungen. Der Händler bestellt die benötigten Titel über anabel. Sind sie bei uns im Zentrallager vorrätig, bekommt er die Ware von dort, alle anderen Titel kommen über LIBRI. Unser anabel System weiß, welcher Titel am Zentrallager liegt. Egal von wo die Titel physisch stammen, gehen alle Titel in der gleichen Wanne dann an die Buchhändler raus. Unser Zentrallager liegt auch in Bad Hersfeld bei LIBRI. Wir haben rund 100 Partnerverlage, von denen wir zentral bestellen. Für die Buchhändler ist es weder ersichtlich noch relevant, ob die Titel vom Zentrallager oder vom Barsortiment kommen, denn alle Titel haben den gleichen Mischrabatt. Für ein Exemplar gibt es 35 % Rabatt, für sortimenterbrief 7-8/19 63


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