neuigkeiten aus klagenfurt © www.tinefoto.com Ossi Hejlek im Gespräch mit Helmut Zechner Buchhandlung Heyn, Klagenfurt Helmut Zechner sorgt für mehr Lebensqualität Seit Anfang Juni bleibt die Buchhandlung Heyn jeden Montag geschlossen. Wie waren die Reaktionen Ihrer Kund:innen? Zechner: Wir erhielten enormen Zuspruch seitens unserer Kund:innen, bekamen keine einzige kritische Rückmeldung. Dafür Hunderte Bekundungen, wie gut man diesen Schritt findet. Die Stimmung ist also gut – bei den Kund:innen und bei der Belegschaft. Was wir noch nicht wissen, ist, wie sich dieser Schritt langfristig auf den Umsatz auswirkt. Es ist für uns und die Mitarbeiter:innen ein enormer Vorteil. Jede Woche ist Sonntag und Montag geschlossen. Und einmal im Monat hat man von Samstag bis Montag frei. Haben Sie dafür an den anderen Tagen länger offen? Zechner: Nein, da bleibt alles gleich. Wir sperren auch schon lange nicht mehr an den Samstag-Nachmittagen auf. Seit zehn Jahren haben wir am Samstag bis 14 Uhr offen. Eine Ausnahme stellt nur die Vorweihnachtszeit dar. Apropos Umsätze: Sie sind ja für Ihren großartigen Webshop bekannt. Wie läuft es da? Zechner: Sehr erfreulich. Der nimmt in der Zwischenzeit knapp 40 % des Gesamtumsatzes ein. Bedeutet das, dass der Gesamtumsatz durch den Webshop gestiegen ist, oder fand eine Verschiebung von stationär in Richtung online statt? Zechner: Wir konnten tatsächlich den Umsatz in den vergangenen Jahren steigern und gingen gestärkt aus der Krise heraus. Heute liegt der Onlineumsatz zwar merkbar unter 2021 – jedoch deutlich über 2019. Die Ladenpreise sind auch nicht unerheblich, wenn es um den Umsatz geht. Gibt es da noch Spielraum nach oben – oder haben die Verlage schon entsprechend bzw. genug nachgezogen? Zechner: Nein, das haben sie in Summe definitiv noch nicht. Wenn es tatsächlich um die Notwendigkeit für die Branche geht, müsste der Preis in Höhen, die der Markt aber nicht verträgt. Eigentlich müsste ein Hardcover, das heute 25 € kostet, 35 € kosten. Das ist von heute auf morgen nicht umsetzbar. Aber aus meiner Sicht könnten die Verlage querbeet durchaus mutiger an das Thema herangehen. Ich denke, dass die steigenden Papierpreise das Ihre zur Beschleunigung des Prozesses beitragen. Die Teuerung betrifft uns aber auch – im Bereich der Verpackungen. Ich habe vor drei Monaten einen Drei-Jahres-Bedarf an Kartonagen bestellt, um die Preissteigerungen auszubremsen. Es kam im Juni aber noch zu einer weiteren Neuerung bei Heyn. Der Bücherautomat wurde eröffnet. Zechner: Ein wenig ging die Entscheidung für den Automaten mit dem Zusperren am Montag einher. Der Automat ist rund um die Uhr geöffnet – wenn jemand ein Last-Minute-Geschenk braucht, kann er dieses nun sogar verpackt im Automaten kaufen. Und wer mag, kauft ein paar Gassen weiter eine Torte beim Automaten einer Konditorei ... und die Feier kann starten (lacht)! Wie ist der Automat von Ihnen in puncto Füllung konzipiert worden? Zechner: Er fasst 15 Titel – zwei davon sind verpackte Blinddate-Bücher, ein Krimi sowie ein Roman. Der Rest versteht sich als Handauswahl von sich gut drehenden Büchern. Stets auch drei bis vier Jugendbücher. Natürlich wird die Füllung kontinuierlich geändert. Wie wird der Automat angenommen? Zechner: Kalkuliert war, dass ich täglich drei bis vier Hardcover verkaufen muss, damit die Kosten gedeckt sind. Das funktioniert bereits jetzt, wobei der Automat noch gar nicht beworben wurde. Herzlichen Dank für das Gespräch! 74 © Helmut Zechner sortimenterbrief 7–8/22
an regionaler bedeutung gewinnen © Daniel Eggerstorfer © Luiza Puiu Ossi Hejlek im Gespräch mit Johannes Kößler Buchhandlung Seeseiten, Wien »Die digitale Kompetenz wird zusehends gefragter im Buchhandel« Wie sehen Sie die notwendigen Erhöhungen der Ladenpreise? Kößler: Das ist nur eine Seite. Manche Verlage haben schon entsprechende Veränderungen vollzogen. Aber viele müssen noch nachziehen, denn der Durchschnittspreis ist ja immer noch nicht relevant gestiegen. Die andere Seite – wie ich glaube – ist, dass sich künftig Verlage überlegen werden, ob sie jeden Titel in gedruckter Form herausbringen oder manche vielleicht bewusst ausschließlich in digitaler Form. Welche Auswirkungen hätte das auf den Buchhandel? sortimenterbrief 7–8/22 Kößler: Ich kann an dieser Stelle nur auf Basis meiner Erfahrungen sprechen, wenngleich ich Ähnliches auch von anderen Kolleg:innen höre. Bei uns in der Buchhandlung Seeseiten findet es immer öfter statt, dass wir im Geschäft digitale Ausgaben verkaufen. Wir beraten im Laden und verkaufen E-Books über die Kasse. Das wird merkbar stärker. Ein Problem ergibt sich nun insofern, als wir dieselbe Beratungsarbeit leisten wie für ein gedrucktes Buch, jedoch die Preise wie auch die Marge deutlich niedriger sind. Das macht keinen Spaß! Ich wünsche mir daher, dass man diese Veränderungen wahrnimmt, darüber nachdenkt, gemeinsam neue Wege entwickelt und entsprechende Maßnahmen ergreift. Alle Verwertungsstufen müssen sich überlegen, wie man mit digitalen Produkten im Buchhandel in Zukunft umgeht. Denn ich denke, dass die digitalen Welten stärker werden – die digitale Kompetenz auch im stationären Handel immer gefragter wird. Sie meinen aber nicht, dass es eine Verschiebung weg von Print gibt, sondern dass sich E-Book-Leser:innen im Geschäft beraten lassen, E-Books vermehrt stationär gekauft werden? Kößler: Richtig. Nicht weil gedruckt nicht mehr gefragt ist, sondern weil es mehr digitale Produkte geben wird. Ich denke, dass alles auch durch die Papiersituation beschleunigt wird. Wie gut es trotz allem funktioniert, zeigt nicht zuletzt die Erweiterung Ihrer Buchhandlung. Was wurde neu durch den Umbau? Kößler: Wir haben fast verdoppelt und dabei auf rund 270 m² erweitert, haben den Umbau genutzt, um das Sortiment aufzulockern – den Spielen wurde dabei ein großer Platz eingeräumt. Wir haben auch eine kleine Gastro mit selbst gebackenen Kuchen installiert. Während Corona begannen Sie mit Fahrradzustellungen. Gibt es diese weiterhin? Kößler: Ja, an zwei Tagen pro Woche stellen wir im 22. Bezirk per Fahrrad zu. Die Kund:innen lieben es, wenn sie ihre Bücher persönlich an ihrer Wohnungstür ausgehändigt bekommen. Es ist ein wenig so wie früher, als der Bäcker ins Dorf kam. Dadurch kann ich als Buchhändler deutlich an regionaler Bedeutung gewinnen. Wie sieht es mit den Live-Videos via Facebook aus? Ihr wart extrem beliebt! Kößler: Wir machen das im Moment nicht mehr regelmäßig. Es ist aber gerade ein Projekt mit einem Kooperationspartner aus Berlin am Entstehen. Herzlichen Dank für das Gespräch! 75
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