zukunft personal © Thalia Ossi Hejlek im Gespräch mit Mag.a Andrea Resch-Krenn Leitung Personalmanagement, Thalia Österreich »Thalia setzt auf zwei Faktoren: den Spaß am Verkauf und die Liebe zum Buch. Die Liebe zum Buch alleine reicht nicht« Wenn es um die Zukunft des Buchhandels geht, stehen nicht nur höhere Ladenpreise etc. im Fokus – es geht auch um den Nachwuchs, um die Menschen und deren Aus- und Fortbildung. Wie geht Thalia Österreich in diesem Bereich vor? Resch-Krenn: Ergänzend zur Lehrausbildung haben wir bei Thalia ein begleitendes Programm. Dieses hat Themen wie Persönlichkeitsbildung im Zentrum, seit der Corona-Zeit auch Bereiche wie Resilienz und Konfliktmanagement. Die Kolleg:innen waren gerade in den letzten beiden Jahren im Verkaufsalltag sehr oft schwierigen Situationen ausgesetzt, zu deren Lösung es entsprechender Tools bedarf. Die Lehrlinge lernen in Seminaren, abzuschalten und Methoden zu finden, um Stress abzubauen. Das kommt bei den jungen Menschen nicht nur gut an, wir bekommen auch sehr gutes Feedback, was im Anschluss die Umsetzung im Alltag betrifft. Auch der Bereich der Körpersprache findet seinen Platz in den Seminaren. Wir versuchen, unsere Lehrlinge mit diesen Themen bereits sehr früh in ihrer Ausbildung zu unterstützen. Das gelingt auch, weil die Lehrlinge mit ihren ähnlichen Bedürfnissen und Anforderungen gut als Gruppe gesehen werden können. Ist dieses Seminarangebot nur für Lehrlinge oder auch für das Stammpersonal? Resch-Krenn: Für unser Stammpersonal haben wir unterschiedliche Fortbildungsangebote. Natürlich können nicht alle 750 Mitarbeiter:innen von Thalia Österreich jedes Angebot in Anspruch nehmen. Wir setzten hierbei stark auf Webinare, da diese leichter umzusetzen sind. Zu diesem Zweck arbeiten wir oft mit dem Mediacampus Frankfurt zusammen. Eine Kooperation, über die ich mich freue, da man dort den Damen und Herren den Buchhandel nicht erst erklären muss. Ein Thema ist beispielsweise der Umgang mit schwierigen Situationen mit Kund:innen. Nehmen Sie dabei an Angeboten des Mediacampus Frankfurt teil oder werden gemeinsam eigene Angebote für Thalia entwickelt, die dann ausschließlich für Ihre Mitarbeiter:innen angeboten werden? Resch-Krenn: Die Seminarreihe mit dem Mediacampus wurde explizit für Thalia konzipiert. Das reicht von Beschwerdemanagement über Verkauf bis zum gegenseitigem Feedbackgeben – auch gegenüber den Vorgesetzten. Ein weiteres Angebot dabei umfasst das bewusste Erkennen der eigenen Stärken und das gezielte Einsetzen selbiger. Oft ist man so im Alltagstrott gefangen, dass man gar nicht in die Situation kommt, seine Stärken zur Geltung zu bringen. Im Moment decken wir etwa sieben große Themenbereiche ab. Ein lieber alter Freund sagte einst zu mir, als er für seine Buchhandlung Personal suchte: „Ich suche keine Buchhändler, ich suche Verkäufer. Das Buchhändlerische lerne ich ihnen schon!“ Wie stark forciert Thalia die Verkaufs-Ausbildung? Wie stark wird aktives Verkaufen verlangt? Resch-Krenn: Aktives Verkaufen ist immens wichtig! Wir erhalten viele, viele Bewerbungen – von sehr belesenen Menschen, allesamt Buchliebhaber:innen. Man darf aber auch nicht die Mentalität mitbringen, sich am liebsten hinter einem Regal verstecken zu wollen. Wir brauchen offene und kommunikationsfreudige Menschen, die reagieren können. Die Ausbildung zum Lehrberuf enthält auch einen großen Part, bei dem es nur ums Verkaufen geht: Verkaufspsy- 76 sortimenterbrief 7–8/22
chologie, Dramaturgie eines Kundengesprächs, Bedarfsanalyse, Bedarf wecken ... Für uns sind zwei Bereiche maßgeblich, wenn wir neue Leute suchen: der Spaß am Verkauf und die Liebe zum Buch. Die Liebe zum Buch alleine reicht nicht. Es braucht zum Verkaufen einfach Menschen, die auch outgoing sind. Diese Persönlichkeiten suchen wir – Menschen, an die man sich erinnert! Irgendwie habe ich den Eindruck, dass in unserer Branche der aktive Verkauf bzw. der Zusatzverkauf noch immer verpönt ist ... Resch-Krenn: Mancherorts fürchtet man, dass man den Kund:innen etwas aufdrängt – was man aber nicht möchte. In den Seminaren versuchen wir, unseren Mitarbeiter:innen das Gefühl für die Kund:innen zu vermitteln – das richtige Einschätzen. Haben diese genug, oder freuen sie sich über weitere Empfehlungen? Sind sie vielleicht sogar dankbar für mehr? Die Bedarfsermittlung ist das Um und Auf! Wer darin stark ist, hat es danach leichter. Wie spannend ist es für junge Menschen, im Buchhandel zu arbeiten? Resch-Krenn: Ich kann nur für Thalia sprechen. Wir erhalten sehr viele Bewerbungen. Spannend ist auch, was die jungen Leute heutzutage lesen. Viel Englischsprachiges, Fantasy und auch viele Mangas, New Adult ... Was auch gut ist, denn für diese Bereiche braucht es gutes Personal in den Buchhandlungen, Menschen, die sich dafür begeistern und sich entsprechend auskennen. Diese Bereiche wachsen sehr stark auf der Fläche. Das Leseinteresse ist bei den jungen Menschen nicht verschwunden – es hat sich nur deutlich verschoben. zukunft personal Resch-Krenn: Wir haben bei Thalia auch das Fortbildungsprogramm Thalia Talents. Hier setzten wir im letzten Jahr verstärkt auf die Themenaufbereitung in den Sozialen Netzwerken. Dabei werden in der Gruppe Aufgaben gelöst. Wir versuchen, vorhandenes Potenzial zu erkennen und diesem Raum zu geben. Was ist Thalia Talents? Resch-Krenn: Dabei handelt es sich um ein internes Weiterbildungsprogramm, das sich an Mitarbeiter:innen wendet, die vielleicht einmal mehr erreichen, sich fachlich in Themenbereichen fortbilden oder auch Führungsaufgaben Thalia formulierte bei der heurigen Lehrlingssuche, dass 36 Geschichtenentdecker:innen gesucht werden. Eine tolle Bezeichnung! © Thalia Resch-Krenn: Wir sind davon überzeugt, dass wir für alle Kund:innen die passende Geschichte finden. Bei uns werden die Lehrlinge im Rotationsprinzip in allen Warengruppen ausgebildet. Nur dann kann man auch die entsprechenden Querverbindungen schaffen. Sind mittlerweile alle 36 Lehrstellen besetzt? Resch-Krenn: So gut wie. Bei manchen sind wir noch in der Endauswahl. Wir verlangen von unseren Lehrlingen viel und wollen bei der Auswahl keine Kompromisse eingehen. Lieber länger suchen, als jemanden zu haben, der eigentlich nicht zu Thalia passt. Wir verlangen auch ein breites Allgemeinwissen. Thalia profitiert bei den Bewerber:innen sicher von der starken Außenwirkung der eigenen Marke ... Resch-Krenn: Eindeutig. Der Bekanntheitsgrad und das Image sind dabei sehr förderlich! Was wir in den Gesprächen mit den Bewerber:innen merken, ist, dass es grundsätzlich eine Unsicherheit gibt, ob man den Weg in den Handel beschreiten möchte. Corona trug mit seinen Auswirkungen auf den Alltag im Handel zu dieser Verunsicherung stark bei – Stichwort Maske. Bei Buch in Strobl wurde deutlich, dass sich die Jugend perfekt in den Social- Media-Kanälen auskennt. Bekommt dieses Wissen auch Platz? übernehmen wollen. Das ist ein einjähriges Programm, für das man sich intern bewerben kann. Der Lehrlingsausbildungskurs ist immer Teil davon. Es werden dabei buchhändlerische Belange geschult, aber auch kaufmännische Bereiche. Ebenso gibt es immer eine Projektarbeit. Heuer befasst sich diese mit dem Thema Nachhaltigkeit. Die Customer Journey ist ein weiterer Punkt. Die Leute müssen dabei in fremde Thalia- Buchhandlungen gehen – ebenso in andere Einzelhandelsunternehmen – und herausfinden, was dort gut oder weniger gut läuft ... Zur Abrundung gibt es natürlich auch noch unterschiedliche Fortbildungen für die Führungskräfte selbst. Herzlichen Dank für das Gespräch! sortimenterbrief 7–8/22 77
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