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sortimenterbrief Juni 2019

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Das österreichische Branchenmagazin für Buchmarkt, Buchverkauf und Buchwerbung. Ausgabe Juni 2019

Sonderthema-Krimis &

Sonderthema-Krimis & Thriller © Verlagsbüro Schwarzer Ossi Hejlek im Gespräch mit Andreas Sartory »Unser Gehirn ist imstande sich durch Neurofeedback selbst zu regulieren!« Andreas Sartory ist seit 2000 selbstständiger Psychotherapeut und Supervisor in Wien. Parallel ist er in der Aus- und Weiterbildung von Ärzten, Psychotherapeuten, Psychologen und Pädagogen in Traumatherapie und Traumapädagogik tätig. Eines seiner Fachgebiete ist die Neurofeedback-Behandlung, die für ihn eine Alternative und Ergänzung zur Medikation darstellt. Andreas Sartory leitet das Neurofeedback Zentrum Wien sowie das Alser- Therapie-Zentrum. Advertorial Was ist Neurofeedback und wie funktioniert es? Sartory: Neurofeedback ist eine Methode, die Gehirnströme misst und diese dem Gehirn wie einen Spiegel vorhält, anhand dessen sich das Gehirn selbst regulieren kann. Man weiß mittlerweile, in welchen Gehirnarealen Symptome entstehen. Man setzt Elektroden auf und misst dort nicht nur die Gehirnströme, sondern spielt sie in eine Bildschirmanimation ein. Das Gehirn erkennt diese Animation als „Das bin ich“. Je nachdem ob das Gehirn unter- oder übererregt ist, erkennt es das anhand der Veränderungen in der Animation und versucht diesen „Missstand“ auszugleichen, um in einen mittleren Erregungszustand zu kommen. Wie kann man sich eine solche Animation vorstellen? Sartory: Es ist ein bewegtes Bild, das wie ein Bildschirmschoner aussehen kann, oder wie eine Landschaft. Es gibt sogar speziell für Neurofeedback animierte Filme. Das Feedback äußert insofern, als dass das Bild größer oder kleiner, heller oder dunkler, milchiger oder schärfer wird. So merkt das Gehirn die Abweichungen vom mittleren Erregungszustand. Symptome entstehen nämlich immer dann, wenn in einem Gehirnareal eine solche Abweichung auftritt. Das Gehirn lernt durch die Bilder und die Rückkoppelung mit dem eigenen Gefühl zu regulieren – von selbst. Zuerst sehen die Klienten das „normale“ Bild. Dann spielen wir die Gehirnströme ein und es beginnt eine Veränderung sichtbar zu werden. Wie sieht das dann bei Filmen aus? Sartory: Es gibt einen Film, wo man zu Fuß durch einen Urwald geht. Man sieht Bäume, Tiere, den Wind, der die Bäume und Blätter bewegt. Kommt das EEG dazu, verändert sich die Gehgeschwindigkeit, es kommt Regen, Nebel oder es wird hell und sonnig. 22 sortimenterbrief 6/19

sonderthema alternative medizin & heilmethoden Das Gehirn erkennt sich und möchte schöne Bilder herstellen. Und wir wissen, dass alle Bereiche im Gehirn am leistungsfähigsten sind, wenn sie sich in einem mittleren Erregungszustand befinden. Wenn jemand etwa Angstzustände hat, erstellen wir einen Behandlungsplan anhand aller vorhandenen Symptome. Dabei werden verschiedene Gehirnareale in einer bestimmten Reihenfolge trainiert. Die Gefühle sitzen an einer anderen Stelle im Gehirn als beispielsweise der Bereich, der für die Regulierung der Gefühle zuständig ist ... und so weiter. Das Gehirn reguliert also das Gefühl selbst, wie auch den rationalen Umgang damit. Es gibt für bestimmte Symptome auch ein Tiefenentspannungs-Training, wo auch Traumata aufgelöst werden – von selbst. Bei der Behandlung werden also Cluster von Symptomen behandelt – nicht nur einzelne? Sartory: Genau. Wenn wir beispielsweise Angst trainieren, trainieren wir eigentlich das ganze Gehirn – sukzessive. Wir gehen dabei auch laufend auf die Veränderungen beim Klienten ein. Ein kohärentes Gehirn kann auch ausgleichen. Ist ein Bereich unteroder übererregt, greift ein anderer Bereich ein und gleicht aus. Bei einem inkohärenten Gehirn funktioniert das nicht. Dort gibt es nur Kompensation, aber keinen Ausgleich. So bilden sich Spannungszustände im Körper, bis hin zu Zwangsstörungen. Welche Anwendungsmöglichkeiten gibt es? Wobei gibt es gute Ergebnisse? Sartory: Es gibt drei große Bereiche: Konzentrationsstörungen und ADHS, Leistungssteigerung und als dritten Punkt alle psychischen Symptome und Traumata. Wir haben viele Kinder mit ADHS bzw. Trauma-Folgestörungen. Das sieht aus wie ADHS, ist es aber nicht. Rund zwei Prozent der Bevölkerung hat ADHS, der Rest sind Störungen infolge von traumatischen Erlebnissen. Im Leistungsbereich betreuen wir auch Sportvereine. Wirkt Neurofeedback auch bei physischen Problemen? Sartory: Ja, bei Spannungszuständen, Kopfschmerzen, Migräne, Epilepsie. Neurofeedback kommt eigentlich aus der Epilepsie-Behandlung. Es gab Versuche, wo Katzen über Gehirnströme so konditioniert wurden, dass wenn sie in den entspannten Alpha-Zustand kommen, sie mit Futter belohnt werden. Und das funktionierte. Fünf Jahre später hat die NASA einen Test gemacht, ob Kerosin Epilepsie verursacht. Das Institut teste wieder mit Katzen. Dabei kam heraus, dass die Hälfte der Katzen Epilepsie bekam, die andere Hälfte nicht. Bei der Hälfte der Katzen, die nicht erkrankte, stellte man fest, dass diese Katzen zu denen gehörten, die fünf Jahre zuvor die Konditionierung mittels Gehirnströmen durchlebten. Damit war ein probates Mittel gegen Epilepsie gefunden. Später erkannte man, wofür Neurofeedback noch eingesetzt werden kann. In Amerika wird Neurofeedback bei den posttraumatischen Belastungen der Kriegsheimkehrer schon lange Zeit erfolgreich angewendet. Im Spitzen-Leistungssport ist es längst angekommen. Man spricht aber nicht darüber. Wir auch nicht (lacht). Bei psychisch bedingten allergischen Reaktionen oder bei Autoimmunerkrankungen funktioniert es auch sehr gut – bei Pollenallergie nicht. Bei stressbedingten Reaktionen funktioniert es auch gut, da es stressresilient macht. Ist Neurofeedback auch für Burnout anwendbar? Sartory: Dieser Begriff wurde vor zehn bis 15 Jahren verwendet. Erschöpfungssyndrom ist dafür vielleicht die begriffliche Oberfläche, die es benennt – aufgrund der sichtbaren Symptome. Mittlerweile wissen wir aber, dass es Burnout in der Form nicht gibt. Es handelt sich in der Regel um ein Bindungs- bzw. Entwicklungstrauma. Die Frage lautet ja „Warum komme ich in diese Situation, wo ich meine Grenzen nicht spüre?“ Die Überlastungen lassen sich sehr gut mittels Neurofeedback behandeln, weil es die Selbstregulation und die Kohärenz des Gehirns fördert. Mit welchen Zeitspannen muss man bei einer Neurofeedback-Behandlung rechnen? Sartory: Das ist individuell unterschiedlich. Wer ein kohärentes Gehirn hat und Leistungssteigerung erzielen möchte, kann bereits nach zehn Stunden mit Tiefenentspannungstraining arbeiten und wird eine klare Leistungssteigerung erkennen. Einerseits findet die Erholung rascher statt. Andererseits hat er in den Momenten, wo Leistung und Konzentration gefragt ist, diese auch zur Verfügung. Bei einem Kindheitstrauma oder großer Instabilität kann es schon 30–40 Stunden dauern, was mit einem Jahr anzusetzen ist. Anders gedacht: 40 Stunden sind eine Arbeitswoche. Eine Behandlung kostet 90 €. Doch das Gehirn brauch Trainingsabstände genauso wie kontinuierliche Auffrischungen. Wir müssen im Schritttempo vorgehen und uns dem Tempo des Klienten, den regulativen Prozessen anpassen. Es darf nicht zu schnell gehen, aber auch für das Gehirn nicht fad werden. Man merkt die Fortschritte als Klient kaum. Wie beim Wachsen eines Kindes. Man muss Stricherl machen, damit einem die einzelnen Zentimeter auffallen. Wir müssen detektivisch die Symptome immer wieder abfragen, um die Fortschritte zu erkennen. Den Klienten fällt es oft selbst nicht auf – weil es ihnen gut geht. Danke für das Gespräch! Kontakt: Andreas Sartory, Neurofeedback Zentrum Wien, Alser Straße 43, Mezzanin, Tür 4, 1080 Wien Tel. +43 699 10 995 995, www.sartory.at E-Mail office@neurofeedbackzentrum.at www.neurofeedbackzentrum.at sortimenterbrief 6/19 23


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