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sortimenterbrief Juni 2021

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Das österreichische Branchenmagazin für Buchmarkt, Buchverkauf und Buchwerbung. Ausgabe Juni 2021.

uchrezension

uchrezension www.barbara-brunner.at Der aktuelle Lesetipp von Dr. Barbara Brunner Liebe Leute, sehen wir es einmal positiv – Lesen bildet, und auch beim Lesen von Krimis kann man einiges lernen. Dass man sich dabei unterhält, vielleicht sogar gruselt oder auch amüsiert, ist doch auch kein Schaden. Der erste Krimi Zuagroast, den ich Ihnen zur unterhaltsamen Bildung empfehle, stammt von der Journalistin Martina Parker und spielt im Südburgenland. Viel ist dort ja nicht los, aber nachdem die Betreiberin eines Bauernladens den „Club der grünen Daumen“ gründet, finden die Einheimischen wie die „Zuagroasten“ Bildung, Unterhaltung und einen gewissen weiblichen Zusammenhalt. Vor allem Eva, die Gattin eines Architekten und Parade-Machos, findet bei den „grünen Daumen“ wieder Selbstvertrauen. Und endlich auch Wege, sich an ihrem ewig untreuen Mann subtil zu rächen, sehr subtil, unglaublich effektiv und herrlich gemein. Nicht nur über Wildkräuter und andere Pflanzen erfährt man viel Wissenswertes in diesem Buch – schließlich dreht sich nicht nur im Garten alles um Sex und Tod –, sondern jedem Kapitel ist auch Eigenartiges und Absonderliches aus dem Verhalten der Insekten vorangestellt – muss man zwar nicht wissen, ist aber sehr kurios, z. B.: Obwohl Nacktschnecken Zwitter sind und sich daher auch alleine befruchten können, paaren sie sich mit Leidenschaft. Manche Schnecken streicheln sich dabei bis zu 24 Stunden lang, bevor es zur Sache geht. Den Größten hat dabei die Limax redii. Bei einer Körpergröße von 13 bis 15 Zentimetern hat diese Schnegelart einen bis zu 85 Zentimeter langen Penis. Wenn Sie Salzburg zu kennen glauben, werden Sie in den Krimis von Manfred Baumann immer noch Neues erfahren – sein Inspektor Martin Meraner muss diesmal einen Fall aufklären, der sich vor etwa 65 Jahren auf dem Kapuzinerberg zugetragen hat. So begegnen wir zutraulichen Gämsen, dem Mozart- Denkmal und der Villa von Stefan Zweig und erfahren einiges über die Dreharbeiten der legendären Sissi-Filme im Schloss Fuschl. Wie Manfred Meraner zutiefst berührt nach einer Aufführung des Parsifal bei den Osterfestspielen Parallelen zu seinem aktuellen Fall zieht, wie er die richtigen Fragen zum richtigen Zeitpunkt zu stellen versucht und wie er schlussendlich den Fall aufklärt, das lesen Sie selbst in Salzburgsünde. Der dritte Krimi Totentaufe spielt im morbiden Flair Wiens in den 60er und 70er Jahren des 19. Jahrhunderts. Wieder lässt der Autor Sebastian Zach seinen Geisterfotografen Hieronymus Holstein und dessen Freund, den buckeligen Franz, in einer grausigen Mordserie ermitteln. Eigentlich will Hieronymus nur herausfinden, ob seine verloren geglaubte Geliebte Karolína noch lebt, aber dafür muss er dem Polizeipräsidenten Marx bei der Suche nach einem offensichtlich geisteskranken Serienmörder helfen, da die Polizei im untersten sozialen Milieu schwer an Informationen herankommt. Der aufgelassene Narrenturm, „Gugelhupf“ genannt, das spätere, wesentlich humanere Sanatorium am Brünnlfeld, der Seziersaal der Pathologie und schließlich der Wienerberg, wo die „Ziegelbehm“ unter unmenschlichen Bedingungen arbeiten mussten, bis zur letzten Zuflucht der Strotter, der Welt des Kanalsystems – überall dort suchen Hieronymus und Franz nach Antworten auf ihre Fragen. Die Lösung aller Rätsel zeigt die Härte und Brutalität eines Systems, in dem menschliches Leben wenig gegolten hat, in der die gute alte Zeit so gar nicht gut war. In allen drei Büchern habe ich viel Warmherziges, Sympathisches gefunden – die solidarische Hilfe der Frauen im Burgenland, die Kultiviertheit und die Höflichkeit des Kommissars Meraner gegenüber seinen Kollegen und auch gegenüber den Menschen, die er befragen muss, die bedingungslose Hilfsbereitschaft von Hieronymus und Franz für ihre Unterkunftgeberin Anezka, die ihr Mann mit sechs Kindern sitzen gelassen hat – all das sind wohltuende Kontrapunkte zum Bösen, das immer und überall aus den Seiten quillt. Martina Parker hat mich in die Atmosphäre des Südburgenlandes eintauchen lassen, Manfred Baumann hat mir einmal mehr seine Liebe zu Salzburg gezeigt und Sebastian Zach hat mich mit einem tiefen Gefühl der Dankbarkeit aus der Lektüre entlassen, dass ich nicht in der „guten alten Zeit“ in Wien leben musste, schon gar nicht im dritten Stand. Alle drei (Kriminal-)Romane erscheinen im Juli, sie als „Sommerlektüre“ abzutun, würde ihnen nicht gerecht werden. Ich wünsche Ihnen wie immer viel Vergnügen beim Lesen – wo und wann auch immer Sie dazu Zeit finden. Herzlich Barbara Brunner Martina Parker Zuagroast Gartenkrimi 480 Seiten, gebunden 978-3-8392-0095-7 € 17,– Gmeiner ET: 7. Juli Manfred Baumann Salzburgsünde Meranas neunter Fall 279 Seiten, gebunden 978-3-8392-0075-9 € 17,– Gmeiner ET: 7. Juli Bastian Zach Donaumelodien – Totentaufe Historischer Kriminalroman 315 Seiten, Paperback 978-3-8392-0021-6 € 14,– Gmeiner ET: 7. Juli 38 sortimenterbrief 6/21

sonderthema belletristik | krimi Frankfurter Buchmesse: Gastland Kanada – ein vielschichtiges Familienporträt Frankfurter Buchmesse: Gastland Kanada – ein verführerisches literarisches Netz Anar Ali Nacht der Bestimmung Roman. Aus dem Englischen von Jan Karsten 296 Seiten, Hardcover, mit Lesebändchen ISBN 978-3-95988-149-4 € 22,60 CulturBooks Verlag ET: August Die berührende Geschichte eines Generationenkonflikts innerhalb einer Familie von Einwanderern. Einfühlsam beschreibt Ali das Scheitern und Wachsen an den Schwierigkeiten, die es mit sich bringt, eine neue Heimat zu gewinnen und dabei die eigene Herkunft nicht zu verlieren. »Eine wahrhaft kanadische Familiengeschichte, voller unvergesslicher Figuren.« Naheed Nenshi, Bürgermeister von Calgary Camila Grudova entführt uns in ein schaurig-magisches und grotesk-humorvolles Universum, bevölkert von Puppen, Nähmaschinen, Konservenbüchsen und Spiegeln, bestimmt von absurden Ideologien und eigenartigen Regeln – aus der Ferne grüßen Atwood, Carter und Poe. »Magische Erzählungen zwischen Wirklichkeit, Traum und Albtraum mit wundersamen, seltsamen Figuren; absurd, grotesk, witzig, surreal und unheimlich.« BR 2 Camilla Grudova Das Alphabet der Puppen Storys. Aus dem Englischen von Zoë Beck 200 Seiten, Hardcover, mit Lesebändchen ISBN 978-3-95988-150-0 € 20,50 CulturBooks Verlag Katapultpriset für das beste schwedische Debüt des Jahres Ein atemberaubender Hamburg-Noir des Deutschen-Krimipreis-Trägers Kayo Mpoyi Mai bedeutet Wasser Roman. Aus dem Schwedischen von Elke Ranzinger 216 Seiten, Hardcover, mit Lesebändchen ISBN 978-3-95988-154-8 € 20,50 CulturBooks Verlag ET: 1. September Die quirlige junge Adi wächst in Daressalaam, Tansania, auf. Ihr strenger und strafender Vater duldet kein Aufbegehren und verlangt von Adi, ein unschuldiges, reines Mädchen zu sein, dabei weiß sie doch gar nicht, wodurch Unschuld überhaupt verloren geht. Irgendwie hat wohl das Ding in der Hose des Nachbarn damit zu tun. Und wann wird sie von ihren nach Europa aufgebrochenen Geschwistern hören? »Eine zeitlose Erzählung über die Fähigkeit junger Menschen, sich neu zu erfinden, auch unter noch so schwierigen Umständen.« Helsingborgs Dagblad In kurzen, schnellen Szenen entwirft der Meister des deutschsprachigen Noir ein Panorama der dunklen Seiten der Hansestadt Hamburg. Von den Vorstadtvillen und bürgerlichen Stadtteilen über den Hafen bis ins tiefste Milieu, von Grenzen überschreitender Lust bis zu kaltblütigen Morden. Das schnelle Geld dunkler Geschäfte trifft das alte Geld hanseatischer Kaufmannsfamilien. Und mittendrin zwei Freunde, um die ein Imperium zerfällt. »Göhre schreibt Kino.« Friedrich Ani Frank Göhre Die Stadt, das Geld und der Tod Kriminalroman 168 Seiten, Klappenbroschur ISBN 978-3-95988-184-5 € 15,40 CulturBooks Verlag ET: September sortimenterbrief 6/21 39


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