© Maria Kirchner Ossi Hejlek im Gespräch mit Katharina Schaller Verlagsleitung Haymon Verlag v.l.: Linda Müller, Katharina Schaller, Christina Kindl-Eisank Bei den Verlagen Haymon, Löwenzahn und Michael Wagner liegt die Zukunft gleich mehrfach in Frauenhand Katharina Schaller, bisher im Haymon-Programmteam sowie Verlagsleitung bei Löwenzahn, übernimmt die Leitung des Haymon Verlags. In der Leitung des Löwenzahn Verlags arbeitet sie von nun Seite an Seite mit Christina Kindl-Eisank, bisher tätig in Programm/ Lektorat bei Löwenzahn. Haymon Krimi verantwortet Linda Müller, bisher Programm/Lektorat bei Haymon. Sie übernimmt zudem die Leitung sowie den Aufbau des Michael Wagner Verlags. Große Veränderungen an der Verlagsspitze – herzliche Gratulation dazu! Verleger Markus Hatzer formulierte in der Presseaussendung dazu: „Beste Entscheidung ever!“ Wie kam es dazu? Schaller: Das hat sich einerseits aus den vielen Gesprächen zum Thema Verlagszukunft und Relaunch ergeben, andererseits sind es drei Verlage in einem Haus, die kontinuierlich wachsen. Markus Hatzer zieht sich ja nicht zurück. Er ist weiterhin im Verlag, arbeitet mit. Es ist aber auch als verstärkte Abgabe von Verantwortung zu sehen – ein Schritt, der eine logische Fortführung der Zusammenarbeit der letzten Jahre ist. Es ist eine große Verantwortung. Besonders qualitätvoll sehe ich das grundsätzliche Miteinander in allen Verlagen – wir sind ein Team, leben Gemeinsamkeit, haben alle Spaß am Arbeiten! Wie läuft es bei Ihren Verlagen? Schaller: Prinzipiell sehr gut. Ich habe jedoch im Moment das Gefühl – wenn ich den Buchhandel in Österreich betrachte –, dass die Menschen mehr den Frühsommer genießen, als dass sie einkaufen gehen. Grundsätzlich, aber auch was Bücher betrifft. Die Krisen beeinflussen das Konsumverhalten natürlich auch stark. Ich denke, wir müssen aber alle zufrieden sein, wie es die letzten beiden Jahre war und jetzt ist. Wie sehr sind Sie von der Papierproblematik betroffen? 16 sortimenterbrief 6/22
neue wege bei haymon & co Schaller: Wahrscheinlich in gleichem Umfang wie alle. Die Vorausplanung ist schwierig, erfordert ein Umdenken, weil schnelle Nachproduktionen im Herbst kaum möglich sein werden. Wie sehr kann und will man sich gerade in einer solchen Situation ökologische Produktionsparameter und damit Haltung leisten? Einerseits gehen die Einstandskosten hinauf – andererseits hat man durch Cradle-to-Cradle-Produktion ebenso höhere Kosten ... Schaller: Die Entscheidung für diesen Weg fiel in einer Zeit, in der von Papierpreisen und Papier-Beschaffungsproblematik noch keine Rede war. Natürlich muss man es über den Ladenpreis auffangen – jedoch lassen sich Buchpreise auch nicht unendlich erhöhen ... Bei den Publikationen im Löwenzahn Verlag ist es etwas einfacher mit den Preiserhöhungen, bei Haymon in der Literatur und bei den Krimis etwas sensibler. Als kleiner Independent-Verlag hat man es jetzt besonders schwer. Wir haben uns für ein nachhaltiges Verlegen entschieden – bei diesem Weg möchten wir bleiben. Obwohl Haymon heuer 40 Jahre feiert, scheint mir, dass weniger zurück als vielmehr nach vorne geblickt wird. Ist dem so? Schaller: Natürlich sind wir uns der Wurzeln und der Basis des Verlags bewusst. Auf 40 Jahre kann man stolz sein! Aber als Verlag ist man gefordert, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln. Auch die gesellschaftlichen Entwicklungen haben ihren Anteil an Veränderungen, ist Literatur doch der Spiegel der Gesellschaft. Wir versuchen einen Mittelweg zu finden, zwischen dem, wo wir herkommen, und dem, wo wir hinwollen. Lyrik hat einen fixen Platz im Programm? Schaller: Es werden immer weniger Verlage, die sich der Lyrik widmen. Bei uns hat sie einen fixen Platz im Programm. Im heurigen Jubiläumsjahr erscheinen sowohl im Frühjahr wie auch im Herbst jeweils drei Gedichtbände. Ich nehme auch wahr, dass man sich allgemein wieder mehr mit Lyrik auseinandersetzt. Ich habe das Gefühl, dass eine neue Generation an lyrikaffinen Menschen heranwächst. Und das freut uns sehr. Ein anderer Bereich, auf den Haymon in seinem Programm setzt, ist Diversität ... Schaller: Wir arbeiten schon länger an den Zukunftskonzepten für unsere Verlage – es ist ein langer Prozess. Dabei beschäftigen wir uns auch mit der Frage, wie ein Verlag der Zukunft aussehen muss – nicht nur, welchen Platz der Verlag einnimmt, sondern auch, welchen Bereichen der Gesellschaft der Verlag in seinem Programm Platz einräumen sollte. Diversität hatte in der Vergangenheit nicht viel Raum in Publikationen. Das ändert sich jetzt aber seit einiger Zeit. Wir möchten bei Haymon unseren Teil dazu beitragen. Es gibt im Allgemeinen auch ein Missverhältnis zwischen Autorinnen und Autoren. Wir möchten bei Haymon Perspektiven aufzeigen – von allen Seiten! Für mich sind gute Bücher und gute Stoffe relevant ... Ich schaue beim Buchkauf nicht, ob es eine Frau oder ein Mann geschrieben hat. Schaller: In einer perfekten Welt wäre das auch nicht relevant. Unsere Literaturgeschichte fußt aber auf dem überdimensional präsenten männlichen Blick – über Jahrzehnte. Man weiß, dass Autoren viel häufiger ausgewählt werden. Dazu gibt es Studien, aus denen hervorgeht, dass wenn auf Büchern Namen und somit das Geschlecht des Verfassers oder der Verfasserin nicht ersichtlich sind, das Verhältnis bei der Auswahl ein deutlich anderes wird. Der ganze Prozess des Relaunches ist keiner, der explizit auf das Jubiläum ausgerichtet war bzw. ist ... Schaller: Es ist ein permanent fortlaufender Prozess – bleibt dadurch spannend. Man kann nie sagen, dass man fertig ist. Es ist auch so, dass Sie den Krimis jetzt eine eigene Vorschau widmen. Schaller: Wir wollten auch nach außen zeigen, welchen Stellenwert wir der Kriminalliteratur bei Haymon einräumen. Auch deswegen, weil die Zielgruppenansprache eine andere ist, wir dadurch klarer agieren können. Welche Wichtigkeit spielt das Thema Ukraine bei Haymon? Schaller: Wir präsentieren schon seit über zehn Jahren kontinuierlich Literatur aus der Ukraine. In der Zwischenzeit sind rund 15 Bücher von acht Autor:innen erschienen. Meine Kollegin Nina Gruber und Markus Hatzer stehen in regelmäßigem Kontakt zu den Autor:innen. Im Herbst kommt das neue Buch von Andrej Kurkov, Die Vermessung des Krieges. Mit ihm haben wir in Wien eine Benefizlesung für die Ukraine veranstaltet. Wir sind emotional sehr mit den Autor:innen verbunden, möchten ihnen und ihren Werken eine entsprechende Sichtbarkeit verschaffen. Wie sieht es bei Löwenzahn aus? Schaller: Wir beschäftigen uns auch hier intensiv mit dem Programm, der Weiterentwicklung in puncto Ausrichtung – auch der Aufteilung zwischen Ratgeber und Sachbuch. Der große Bereich der Nachhaltigkeit nimmt mittlerweile in der Gesellschaft viel Raum ein und bietet zahlreiche Publikationsansätze – da wird noch viel bei Löwenzahn kommen! Herzlichen Dank für das Gespräch! sortimenterbrief 6/22 17
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