Ossi Hejlek im Gespräch mit Ulle Bourceau Vertriebsleitung, Kein & Aber AG »Wer etwas mit Passion verfolgt, wird früher oder später gewinnen« Peter Haag Wie läuft es in der Schweiz? Bourceau: Die Schweiz hat Corona ja abgeschafft (lacht). Kein & Aber ist es in den letzten Jahren auch sehr gut gegangen – viel besser, als ich befürchtet hatte. Der unabhängige Buchhandel konnte mit viel Kraftanstrengungen den Wirren ganz gut trotzen. Da wir dort besonders stark vertreten sind, kam uns das zugute. Und wir hatten auch richtig Glück mit einigen Titeln, die wahnsinnig gut funktioniert haben. Viele beklagten, dass die Bühne für ihre Novitäten fehlte – sowohl die Buchhandlungen als Schaufenster, wie auch die Veranstaltungen der Autor:innen. Ging es Ihnen auch so? Bourceau: 2021 erschien bei Kein & Aber Ich denk, ich denk zu viel von der jungen Schweizer Autorin Nina Kunz. Ihr Titel ist seit 57 Wochen auf den Bestsellerlisten, lief richtig gut. Sie organisierte sich sehr geschickt, fuhr immer dann, wenn es zwischenzeitlich wieder möglich war, zu vielen kleinen Veranstaltungen. Das machte sich bezahlt. Verlagsseitig konnte man das kaum planen. Es spielten auch Timing und Glück eine gewisse Rolle. Und ja, es gab auch Titel, die wahrscheinlich besser performt hätten, wenn sie zu einem anderen Zeitpunkt erschienen wären. Wie ist die Situation in puncto Papierproblematik in der Schweiz? Bourceau: Bislang kamen wir bei unseren Produktionen gut durch. Im Moment jedoch wird es wirklich um einiges schwieriger. Gerade eben gehen erst die Vorschauen an den Buchhandel – und wir müssen Druckslots buchen und Auflagen bestellen, für Bücher, bei denen wir noch gar keine Anhaltspunkte haben, wie gut sie ankommen werden – ob wir 5.000, 10.000 oder vielleicht sogar 15.000 Exemplare brauchen. Ebenso ist alles eine herstellerische Herausforderung, sobald man die Normalität verlässt, die Ausstattung besonders machen möchte. © Kein & Aber sortimenterbrief 6/22
Bekommen Sie Feedback zu Ihrer bei vielen Büchern so auffälligen und besonderen Ausstattung? Bourceau: Ja, ich betreute auch persönlich den „Kein & Aber“-Stand bei der Popup-Buchmesse in Leipzig. Da erhielt ich wahnsinnig viel und enorm positives Feedback von den Käufer:innen. Das ist es ja auch, womit wir uns in der Branche auszeichnen können: mit der Veredelung unserer Produkte. Bourceau: Natürlich verkaufen wir Inhalte, Geschichten und Erzählungen. Es macht aber auch Freude, wenn das Buch, das man kauft, zusätzlich besonders anzusehen und anzugreifen ist. Gerade jetzt, wo allseits die Preise angehoben werden, sollte das Buch entsprechend aussehen. Das schätzen der Buchhandel und auch sein Klientel. Auf der anderen Seite – und das ist jetzt eine kleine Grätsche zum Editorial von Peter Haag in der Vorschau – ist Kein & Aber zur Marke geworden. Bourceau: Da arbeiten wir auch sehr intensiv daran. In der aktuellen Vorschau sieht man auch, dass wir unser Logo etwas verändert, das Und-Zeichen gekippt haben. Wir diskutieren auch sehr angeregt den Mops. Soll er weiterhin auf den Rücken der Taschenbücher oder nicht? Viele Buchhändler:innen lieben ihn. Man muss permanent dranbleiben ... Anlässlich des 25-Jahre-Jubiläums darf man auch nachfragen: Wofür steht Kein & Aber heute? mit den größten Backlistanteilen. Wir haben eine so starke Backlist besonders im Taschenbuch – das befruchtet sich gegenseitig. Junge Autor:innen durchsetzen und sie dann über eine lange Zeit zu begleiten – damit ist der Kern unseres verlegerischen Tuns gut beschrieben. Wie viele Menschen arbeiten für Kein & Aber? Bourceau: In Zürich sind wir 15 Kolleg:innen – in Berlin arbeiten eine Lektorin und ein Lektor für uns, dort sitzt auch unser Presseteam. Wie sehr greift Verleger Peter Haag ins Programm ein bzw. wie sehr trägt es seine Handschrift? Bourceau: Nun bin ich ja für den Vertrieb zuständig, daher auch nicht bei allen Programmsitzungen dabei. Aber ich würde sagen, dass Peter Haag das Programm sehr an seinen Vorstellungen ausrichtet. Es ist ihm äußerst wichtig, sich persönlich einzubringen. Er war in London auf der Buchmesse und gerade in New York. Er hält den Kontakt zu den Literatur-Agenturen, sucht den Kontakt zu neuen Autor:innen. Die Cheflektorin Sara Schindler und Peter Haag sind gemeinsam sehr prägend. Gibt es anlässlich „25 Jahre Kein & Aber“ Jubiläums-Besonderheiten? Spitzentitel im Herbst 2022 25 jahre kein & aber Bourceau: Der Buchhandel kann mit uns feiern. Wir haben ein besonderes Aktionspaket geschnürt, das mit richtig guten Konditionen aufwartet. Die Details findet man in der Herbstvorschau. Die Rabatte gehen je nach Einkaufsmenge bis zu 48 %. Aber es wird auch noch eine Überraschung im Spätsommer geben, die unsere Autor:innen stark einbindet. Das darf ich aber noch nicht verraten (lacht). Für all jene, denen Pakete zu viel sind – woran darf man im Herbst auf keinen Fall vorbei? Bourceau: Neben den Bücher von Franziska Gänsler und Alexandra Kleeman wird sicher auch der Roman Nives von Sacha Naspini ein starker Tipp für den Herbst. Es zahlt sich aber bestimmt auch aus, den einen oder anderen Titel aus dem Frühjahr mit auf die Herbst- und Weihnachtstische zu nehmen. Es ist ein starkes Programm! Von Gerhard Polt kam auch wieder Neues im Frühjahr? Bourceau: Ja, er ist ja einer unserer Haus-Heiligen (lacht). Im Mai feierte er seinen 80. Geburtstag. Dazu erschien Ich muss nicht wohin, ich bin schon da – eine Sammlung seiner besten Interviews. Ebenso erschien von Polt im Frühjahr Dr. Arnulf Schmitz-Zceisczyk. Gerhard Polt gehört zu den Gründungsmythen des Verlags – und mit ihm Harry Rowohlt und natürlich Peter Haag! Herzlichen Dank für das Gespräch! Bourceau: Für tolle Neuentdeckungen. Wir haben im Herbst eine in Wien lebende Debütantin im Programm, Franziska Gänsler mit ihrem Roman Ewig Sommer. Oder auch Alexandra Kleeman mit Der Stoff, aus dem die Tränen sind. Auf der anderen Seite sind wir einer der Verlage Alexandra Kleemann traf Kein & Aber-Verleger Peter Haag im Mai in New York © Kein & Aber sortimenterbrief 6/22 49
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