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sortimenterbrief juni 2023

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Das österreichische Branchenmagazin für Buchmarkt, Buchverkauf und Buchwerbung. Ausgabe Juni 2023.

© Fotoatelier Christian

© Fotoatelier Christian SchörgCharakteristikum Ihres Krimis überleitet,nämlich zum Stichwort Oper.Rauter: Von meinem Büro aus sehe ichdirekt auf die Wiener Staatsoper, das istmein täglicher Ausblick. Ich mag klassischeMusik sehr gerne und sehe mirdeshalb auch immer wieder Stücke inder Staatsoper an. Zur Handlung inmeinem Krimi hat mich schließlichein Vorfall inspiriert, den ich bei einemmeiner Opernbesuche miterlebt habe,nämlich ein Streit auf der Feststiegeim Opernhaus. In der Realität ist dieserStreit zum Glück nicht blutig ausgegangen,in meinem Krimi ist er derAusgangspunkt des Verbrechens. AlsSchriftstellerin gehe ich mit offenenAugen durch die Welt und greife ungewöhnlicheoder besondere Momente inmeinem Umfeld selbstverständlich auf.Ich frage mich dann immer: Was wäregewesen, wenn …? Und so entspinnensich meine Geschichten.Teresa Petrovitz im Gespräch mitAnja RauterEin humorvoller Krimiüber die dunklen Seitender schillernden OpernweltFrau Rauter, Ihr neues Buch mit demsehr launigen Titel Ausgeträllert istals Wiener Opern-Krimi deklariert.Was macht Wien für Sie zum perfektenSchauplatz für einen Krimi?Rauter: Wien hat diesen bestimmtenmorbiden Charme, für den die Stadt ja seitLangem bekannt ist. Aber nicht nur dasmacht sie als Schauplatz für einen Kriminalromaninteressant. Von der Architekturbis hin zu ihrer reichen Geschichtebietet sie viele besondere Bezugspunkte,die gerade für das derzeit beliebte Genredes Krimis mit Lokalbezug ideal sind. Ichselbst komme aus Baden, arbeite aber inWien, übrigens wie meine Heldin in derWalfischgasse ...Was dann auch gleich zum zweitenIn Ihrem Buch ist es die Privatdetektivinund Hobby-Ermittlerin SamanthaSauer, die den Streit in der Oper beobachtet.Nach welchen Kriterien habenSie Ihre Protagonistin entworfen? Wasfür ein Mensch ist sie?Rauter: Samantha ist eine sehr sympathische,lebensfrohe und bodenständigeFrau, die mitten im Leben steht. Ihr Mottound auch mein Lieblingszitat von ihrist: „Wenn dir das Leben eine Zitronegibt – leg ein Schnitzel darunter.“ Sie istnach ihrer Scheidung alleinerziehendeMutter einer Teenager-Tochter und mitdieser Situation eigentlich zufrieden.Die beiden leben seither bei SamanthasMutter, was ihr ganz recht ist, da sie somiteine Gratis-Babysitterin zur Verfügunghat. In diesem Drei-Generationen-Haushalt fühlt sie sich wohl, ebensoals Single, wobei sich in meinem Krimiauch eine Romanze anbahnt, die sieziemlich durcheinanderbringt. Als Alleinerzieherinhat Samantha jedenfallsGeldprobleme, so wie fast alle Alleinerzieherinnen,und so muss sie nebenbeials Privatdetektivin arbeiten, wobei sie34sortimenterbrief 6 /23

sich auf das Beschatten untreuer Ehemännerspezialisiert hat. Das macht ihraber auch ziemlich viel Spaß, da sie vonGrund auf neugierig ist. Von Ihrer Mutter,Tochter und auch ihrer Freundin,der Gräfin, einer ziemlich exzentrischenPersönlichkeit, bekommt sie schließlichbei der Mördersuche tatkräftige Unterstützung,in die sie durch ihre Neugier,aber auch zufällig hineingerät.In Ihrem ersten Buch Wir zwei auf Wolkesieben drehte sich noch alles um Liebeund Trennung. Was hat Sie diesmalzum Krimi-Genre hingeführt?Rauter: Der Vorschlag, einen Krimi zuschreiben, wurde eigentlich von außenan mich herangetragen. Ich freundetemich dann schnell mit dem Gedankenan, vor allem, weil ich selbst schon langeeine passionierte Krimileserin bin. Ichhole zum Beispiel alle paar Jahre meinegeliebten Agatha-Christie-Bücher ausdem Regal, weil ich mich zumeist ohnehinnicht mehr an den Mörder oder dieMörderin erinnere (lacht). Ich liebe auchSerien wie Tatort oder Crime-Dokumentationen.Wichtig war mir beim Schreiben,dass ich mich im sogenanntenCozy-Crime-Genre bewege. Das heißt,ich wollte keinen Thriller oder allzublutigen Krimi schreiben, sondern denFokus auf die Spannung und das Detektivischelegen, auf die Verdächtigen unddas Warum und Wieso der begangenenTaten. Und diese Leidenschaft für dieHintergründe kommt in Ausgeträllertzum Ausdruck: Warum musste dieStar-Sopranistin, das erste Mordopferin meinem Krimi, sterben? Warum aufdiese Weise? Und was steht hinter demzweiten Mord? War es Absicht oder nurim Affekt? Hinter jedem Verbrechen stehenunzählige Umstände, die dazu geführthaben. Das ist sehr, sehr spannend.Wie ist es Ihnen dann beim Schreibendieses für Sie neuen Genres ergangen?Rauter: Einerseits war es eine Herausforderungfür mich, weil ein Krimi sehrdurchdacht sein muss, jeder Schrittmuss logisch sein, und der Kreis musssich schlüssig schließen. Ganz andersalso als zum Beispiel bei einem Roman,bei dem Gefühle oder die Liebe im Mittelpunktstehen. Als Autorin kann mansich hier vieles leichter zurechtbiegenoder auch in nicht so nachvollziehbareRichtungen lenken, gerade weil Liebe jaetwas Unlogisches ist. Im Krimi hat manweniger Freiheiten, alles muss klar ausformuliertsein, jede Spur und jeder Hinweismuss seinen richtigen Platz haben.Hier war mir meine Excel-Tabelle einegroße Hilfe, die ich immer wieder aktualisierthabe (lacht). Andererseits hat esmir irrsinnig Spaß gemacht, diesen Krimizu schreiben und falsche Fährten zulegen, Spannung zu erzeugen.Trotzdem haben Sie den Lebensweltender Frauenfiguren ebenfalls viel Platzeingeräumt.Rauter: Es war mir sehr wichtig, die Beziehungzwischen den Frauen und dasbesondere Gemeinschaftsgefühl, dassie verbindet, nicht zu kurz kommen zulassen. Ich wollte hier eine gute Balancefinden und mich auch nicht verbiegen.In gewisser Hinsicht könnte man Ausgeträllertals Mischung zwischen FrauenundKriminalroman beschreiben. MeineHeldinnen sind starke Identifikationsfigurenüber alle Generationen hinweg,von der schrillen Gräfin bis hin zurfrechen Teenagerin. Insofern ist für jedeArt von Leserin etwas dabei. Was abernicht heißen soll, dass nicht auch männlicheLeser an meinem Krimi Gefallenfinden können.Das Ende des Buchs verspricht jedenfallsauf humorvolle Art, dass die Geschichterund um das Ermittlerinnen-Quartett noch nicht auserzählt ist. HabenSie eine Fortsetzung geplant?tatort wiener staatsoperRauter: Ich bin tatsächlich schon fastmit dem Fortsetzungskrimi fertig, derwieder an einer besonderen Locationspielen wird, die ich aber hier noch nichtverraten darf. Und natürlich werden Samanthaund ihre Mitstreiterinnen wiedereiniges erleben. Ich hatte von Anfangan die Absicht, meinen Krimi als Seriezu konzipieren. Denn das Interessantein Romanen oder auch Krimis ist ja, wiesich die Figuren und die Geschichtenrund um sie weiterentwickeln. Was wirdzum Beispiel aus Samantha und ihrerRomanze oder aus der Gräfin und ihrerBekanntschaft Arthur? Verliebt sich vielleichtauch Lisa? All diese offenen Fragenwerden dann im neuen Teil beantwortet.Sie sind nicht nur Schriftstellerin, sondernhauptberuflich anderweitig tätig.Wie sieht Ihre Schreibroutine aus?Opfern Sie viele Wochenenden für dasVerfassen Ihrer Bücher?Rauter: Ich bin im Marketing-Kommunikationsbereichfür ein weltweit aufgestelltesIndustrieunternehmen tätig. Fürdas Schreiben sind also tatsächlich dieWochenenden reserviert. Gerade beimKrimi-Schreiben muss man den Kopffrei haben, was nach einem Arbeitstagoft nicht der Fall ist. Ich bin beim Schreibensehr konsequent, plane dann etwadrei bis fünf Stunden ein, die ich meinemBuch widme. Gerade in der Endphasekann das natürlich sehr stressig werden,aber ich habe einen guten Zugang gefundenund möchte das Schreiben keinesfallsmissen.Herzlichen Dank für das Gespräch!Anja RauterAusgeträllert. Ein Wiener-Opern-Krimi288 Seiten, Paperback, ISBN 978-3-7104-0324-8€ 16,– | Servussortimenterbrief 6/2335


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