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sortimenterbrief märz 2023

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Das österreichische Branchenmagazin für Buchmarkt, Buchverkauf und Buchwerbung. Ausgabe März 2023.

© Ulrike Schacht Auf

© Ulrike Schacht Auf der Suche nach dem Glück, das man dort finden kann, wo man es nie vermutet hätte Teresa Petrovitz im Gespräch mit Tessa Randau Advertorial Ihr neues Buch Das Meer und ich erscheint am 16. März im dtv Verlag. Wie die Vorgänger ist auch dieses ein „erzählendes Sachbuch“. Was können wir uns unter dieser Bezeichnung vorstellen? Randau: Viele Sachbücher und die meisten Ratgeber, die wir kennen, vermitteln in erster Linie Fakten oder geben handfeste Ratschläge und Tipps, die auf bestimmte Probleme zugeschnitten sind. Das erzählende Sachbuch ist ein besonderes Genre, das über das klassische Schema hinausgeht: Es behandelt bestimmte Probleme, die uns im Leben begegnen, diese sind aber in eine fiktive Geschichte eingebettet. Die Geschichte ermöglicht es den Leser:innen, in das Geschehen einzutauchen und sich in die Figuren hineinzufühlen. Dieses Eintauchen regt dann zu einer Reflexion über das eigene Leben und die eigene individuelle Geschichte an. Meine Bücher sollen in diesem Sinne auch keine Ratschläge geben, denn ich finde, jeder Mensch ist ganz individuell. Wir haben zwar alle ähnliche Probleme, sie fühlen sich aber doch für jede und jeden anders an, und wir können sie so auch nur individuell lösen. Meine Geschichten sollen deshalb vielmehr Inspiration bieten, zum Nachdenken anregen, einen Ankerpunkt der Reflexion bieten, der dann zu einem eigenen individuellen Weg der Problemlösung führen kann. Ihre Bücher sind immer auf bestimmte Themenkreise fokussiert, die viele Menschen umtreiben. Zuletzt war dies Liebe und Partnerschaft. Was haben Sie diesmal bearbeitet? Randau: In Das Meer und ich dreht sich alles um Selbstliebe, um Selbstakzeptanz, darum, sich selbst anzunehmen, wie man ist, sich selbst zu mögen. Um diese Kernbotschaft herum sind aber viele weitere Themen angesiedelt, die ich gedanklich umkreise: Es geht um den Umgang mit dem Älter-Werden, um das Loslassen von Vergangenem, um das Wagen von Neuem, alles Themen, die sehr oft in der Mitte unseres Lebens auftreten, wenn wir die 40 überschritten haben. Viele von uns machen die Erfahrung, dass sich ihr Dasein über die Jahre schleichend verändert und verfestigt und sich dann plötzlich nicht mehr richtig anfühlt – wie eine Hose, die davor immer gepasst und gefallen hat, und plötzlich kneift sie und sitzt nicht mehr. Und dazu kommt oft eine Form von Orientierungslosigkeit, das Gefühl, dass die Auswege aus diesem Zustand beschränkt sind, dass man vielleicht zu alt für einen Neubeginn ist, oder man Angst hat, aus dem Gewohnten auszusteigen. Diese Themen spielen Sie anhand Ihrer Protagonistin konkret durch, die an einem Punkt angelangt ist, an dem es ihr an Lebensfreude und scheinbar auch an Auswegen aus ihrem Dilemma mangelt. Randau: Meine Ich-Erzählerin steckt in einer Lebenskrise, die sich auf alle Facetten in ihrem Dasein auswirkt. Sie ist um die 45, die Kinder brauchen sie plötzlich kaum noch, der Job, den sie seit vielen Jahren hat, ist eintönig. Auch in der Beziehung zu ihrem Mann gibt es Probleme. Sie fühlt sich traurig, antriebslos, wertlos, und dies vor allem auch, weil ihr ihr Alter zu schaffen macht. Sie fühlt sich nicht wohl in ihrem Körper und zu dick, sie kann sich nicht mit ihren neuen Falten anfreunden, sie akzeptiert sich nicht. 16 sortimenterbrief 3/23

eine einfühlsame erzählung voller erkenntnisse Meine Protagonistin trägt übrigens im Buch ganz bewusst keinen Namen, denn so fällt es den Leser:innen noch leichter, sich mit ihr zu identifizieren. Namen lösen bei uns immer Assoziationen, Gedanken und Bilder aus, das wollte ich vermeiden. Das Ich im Buch kann somit auch ein Stück weit zum Ich der Leser:innen werden. Eine Reise zu einer Insel mit ihrer besten Freundin soll Ihrer Protagonistin dann Ablenkung verschaffen, schließlich findet sie sich aber allein dort wieder. Randau: Genau, ihre Freundin muss absagen, sie tritt die Reise aber trotzdem an. Das Alleinsein setzt ihr aber sehr zu, sie findet keine Entspannung und Freude, fühlt sich verloren. Die Situation ändert sich, als sie eine Flaschenpost mit einer berührenden Botschaft findet, die sie schließlich zur zweiten Protagonistin des Buches, Lene, führt. Lene ist eine starke, positive Frau Mitte fünfzig, die fest im Leben steht, die sich so annimmt, wie sie ist, selbst wenn sie keine Idealfigur hat und nicht mehr die Jüngste ist. Die Ich-Erzählerin entwickelt zu Lene bald eine tiefe Verbundenheit, und diese Freundschaft eröffnet ihr neue Sichtweisen. Im Laufe des Buches erfahren wir aber, dass auch Lene eine Geschichte und einen schmerzvollen Weg hinter sich hat und dass sie nicht immer die kraftvolle Person war, die sie jetzt ist. Würden Sie sagen, dass sich Ihr Buch speziell an Frauen in einer bestimmten Lebensphase richtet, oder ist es für alle lesenswert? Randau: Frauen im Alter meiner Protagonistinnen fühlen sich von meinem Buch wahrscheinlich am allermeisten verstanden. Ich finde aber, und das gilt für alle meine Bücher, dass sie zugleich universell sind. Meine Erzählungen sind für alle Menschen geeignet, egal, welches Geschlecht sie haben und in welcher Lebensphase sie sich befinden. Die einzige Voraussetzung ist, dass die Leser:innen schon damit angefangen haben, über ihr Leben und ihre Handlungen zu reflektieren, dass sie sich vielleicht auch in einer Form von Sinnsuche befinden. Dass sich meine Bücher nicht nur für bestimmte Lebensphasen eignen, wird mir auch immer wieder über Social Media gespiegelt. Auf meinem Instagram-Profil, das ich seit meinem ersten Buch betreibe, kommunizieren mir oft sehr junge Frauen, dass sie meine Bücher berührt haben. Zuletzt hat mir wiederum eine Frau um die 70 ein Feedback zukommen lassen. Das Universelle an Das Meer und ich resultiert sicher auch aus der Folie, die ich meiner Erzählung zugrunde gelegt habe: Das Buch enthält sechs Botschaften in Form von sechs Glückssternen, die jedem und jeder von uns helfen können, glücklicher durchs Leben zu gehen. So gehört zu den Glückssternen zum Beispiel Dankbarkeit, die in jedem Leben Platz finden sollte, dies aber in ihrer individuellen Ausformung: Die eine kann Dankbarkeit dafür fühlen, dass sie ein Projekt gut zu Ende gebracht hat, der andere dafür, dass er beim Spaziergang am Wegrand schöne Blumen entdeckt hat. Dankbarkeit ist etwas, das sehr persönlich ist, sie aber im Leben zu fühlen, ist für uns alle wichtig. Dankbarkeit richtet den Fokus auf das, was da ist, und lenkt unseren Blick weg von den Defiziten, auf die sich viele von uns allzu sehr konzentrieren. Mit dem, was viele Menschen belastet, haben Sie sich auch beruflich auseinandergesetzt: Sie waren Stress- und Burnout-Beraterin. Randau: Heute widme ich mich ganz dem Schreiben, aber die Erfahrungen, die ich damals als Beraterin gemacht habe, sind für meine Bücher selbstverständlich sehr wichtig – genauso wie meine Tätigkeit als Journalistin bei einem Magazin für Best-Ager und wie jede Begegnung, die ich im Alltag habe, wie die Gespräche, die ich mit Mitmenschen und Freundinnen führe. Ich laufe stets mit einer offenen Antenne durchs Leben und interessiere mich für das, was mich oder auch andere berührt. In Ihren Büchern geht es ebenfalls um die Suche nach Glück, einem geschichtsträchtigen und sehr schillernden Begriff, der mittlerweile unheimlich aufgeladen ist. Was bedeutet Glück für Sie persönlich? Randau: Eine Definition von Glück ist für mich, mit lieben Menschen an einem schönen Ort zusammen sein zu dürfen. Einen Alltag haben zu dürfen, bei dem man jeden Abend vor dem Einschlafen das Gefühl hat, dass man – trotz aller Sorgen, Tränen oder Widrigkeiten, die manche Stunden mit sich bringen – ein gutes Leben hat. Glück bedeutet, einen Job zu haben, der einen erfüllt, ein Dach über dem Kopf zu haben, von Sorgen um die eigene Existenz befreit zu sein. Wird auch Ihr nächstes Buch ein erzählendes Sachbuch sein? Randau: Über mein neues Projekt kann ich noch nichts verraten. Was ich aber sagen kann, ist, dass ich an etwas für mich ganz Neuem arbeite. Aber schauen wir, was die Zukunft bringt. Herzlichen Dank für das Gespräch! Tessa Randau: Das Meer und ich 176 Seiten, Softcover ISBN 978-3-423-35203-1, € 12,40 | dtv ET: 16. März sortimenterbrief 3/23 17


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