© Verlagsbüro Schwarzer Hermann Gummerer und Sie gründeten den Verlag 1994? Paulmichl: Eigentlich gründeten wir die Firma schon 1992. 1994 kamen wir dann mit dem ersten Programm in den Handel. Was trieb Sie beide damals an, einen Verlag zu gründen? Paulmichl: Eine gewisse Portion Wahnsinn war schon dabei (lacht). Wir dachten, wir könnten es besser machen als alle anderen. 1992 starteten wir zuerst einmal mit zwei Dienstleistungsfirmen im Buchbereich. Wir kamen beide aus dem Bereich der Kulturarbeit – Hermann Gummerer arbeitete als Veranstalter von Kulturfestivals für einen Kulturverein in der Nähe von Meran. Ich kam aus dem Europa Verlag. Wir wollten für Museen und Institutionen Auftragsbücher herstellen – als Büchermacher. Schnell wurde deutlich, dass unsere potenziellen Kunden auch einen Vertrieb für ihre Werke wollten. Wir begannen ein eigenes Programm zu kreieren, vertrieblich aktiv zu werden und dem Verlag ein eigenes Profil zu geben. Wir starteten mit literarischen Titeln – aber auch gleich mit Sachbuch und Südtirol-Führern. Also war die Gründung des Verlags einer Notwendigkeit geschuldet? Paulmichl: Es war die Mischung aus einem verlegerischen Traum im Bereich der Literatur, gepaart mit der vertrieblichen Notwendigkeit, die sich aus den Wünschen unserer Kunden ergaben. Einer der großen Titel damals befasste sich mit der Südtiroler Haflingerzucht. Das Buch war mit ein Grund, dass den Südtiroler Haflingern die Ursprungsbezeichnung in Brüssel zuerkannt wurde. 1994 kamen wir mit sechs Titeln auf den Markt. Ossi Hejlek besuchte Ludwig Paulmichl im Literaturhaus Salzburg anlässlich des Folio Frühlingsfestes zum 25-Jahre-Jubiläum. 25 Jahre Folio – 900 Titel verlegt, über 400 lieferbar – mit Profilschärfung in die Zukunft Wenn Sie auf 25 Jahre zurückblicken – was waren die Highlights? Paulmichl: Unser Programm ist sehr vielförmig – wir haben viele Segmente: die Literatur, ein regionales Programm, das sich in Richtung Spezialführer für Südtirol entwickelte, und nicht zu vergessen die Bücher für das Südtiroler Archäologiemuseum, die wir von Anfang an machen durften, die sogenannten Ötzi-Bücher. Gemeinsam mit der Führung des Museums entwickelten wir die populären Ötzi-Bücher. Das half zum Start sehr. Auch die Verkaufsstelle im Museum mit einer hohen Publikumsfrequenz. Im Literarischen starteten wir mit Übersetzungen aus dem Englischen und dem Italienischen. In der Zeit des Balkankonflikts kam dann die südosteuropäische Literatur hinzu, wo wir neben Lojze Wieser und den Kollegen aus dem Drava Verlag kontinuierlich gute Autoren aus Bosnien, Serbien, 06 sortimenterbrief 5/19
Kroatien und Slowenien verlegen – Autoren mit einem hohen literarischen Anspruch sowie einhergehend Autoren, die keine Kriegsbefürworter waren. Das war in dieser Zeit sehr wichtig. Welchen Stellenwert haben die italienischen Übersetzungen heute im Programm? Paulmichl: Sie haben in der letzten Zeit zugenommen. In diesem Bereich kennen wir uns am besten aus. Wir haben zwischen Krimi und erzählender Literatur sicher die besten italienischen Autorennamen in unserem Programm vertreten – außer Camilleri (lacht). Daraus entwickelten sich über die Jahre auch gute private Kontakte und Freundschaften mit den Autoren. Das Krimi-Genre läuft generell gut? Paulmichl: Ja, hervorragend. Das ist besonders unserer geschätzten Eva Rossmann zu verdanken. Sie ist eine hervorragende, treue Schriftstellerin. Viele wissen vielleicht nicht mehr, dass sie zu Beginn politische Sachbücher schrieb, als sie noch Ressortleiterin für Innenpolitik bei den Oberösterreichischen Nachrichten war. Ihr erstes Buch aus dem Jahre 1995 war Unter Männern. Frauen im österreichischen Parlament. Ihre vier Sachbücher liefen gut. 1998 war Eva Rossmann Wahlkampfleiterin bei der Bundespräsidentenwahl für Gertraud Knoll. Aus diesen Erfahrungen entstand dann 1999 ihr erster Krimi, Wahlkampf – mit Mira Valensky. Seither kommt jährlich im Herbst ein Krimi von Eva Rossmann bei Folio heraus. Der 20. ist für Herbst in Vorbereitung. Mira Valensky ermittelt weiter. Nebenbei hat Ludwig Paulmichl und Marialuise Thurner legen bei den Vorbereitungen zum Frühlingsfest selbst Hand an. Eva mit Patrioten einen wichtigen EU- Roman geschrieben. Was wurde in 25 Jahren aus den verlegerischen Träumen? Paulmichl: Wir haben etwa 900 Titel verlegt – rund die Hälfte ist lieferbar. Ich denke, dass der Markt in Zukunft schwieriger wird. Unser Vertriebschef Uli Deurer ist jetzt gefragt, den Weg in die Zukunft zu sichern – das Programm alleine ist schon sehr super (lacht)! Deurer: Das sagen die Verleger immer (lacht)! jubiläumsinterview Wo geht die verlegerische Reise hin? Paulmichl: Sicherlich weiterhin das Profil schärfen. Großes verlegerisches Wissen hat Hermann Gummerer im Bereich der Südtirol-Titel. Diese Führer werden wir weiterhin publizieren – mit Kontinuität. Die Anzahl deutscher Touristen in Südtirol ist immens. Natürlich wird es weiterhin Ötzi-Bücher geben – das können wir. In der Literatur setzen wir sehr auf die Kommunikation mit dem Buchhandel und was die Geschichten rund ums Buch betrifft, auf die Arbeit mit den Medien. Morgen kommt zum Beispiel ein riesiger Bericht in der FAZ zu Via Appia. Für uns sind die Journalisten sehr wichtig. Viele setzen auf den Online-Bereich ... Paulmichl: Natürlich muss man auch Blogger und Co. pflegen. Das ist aus meiner Sicht aber auch genreabhängig. Bei Krimis gibt es gute Online-Communities. Anders verhält es sich im Erzählerischen. Da brauchen wir die herkömmlichen Medien. Paulmichl: Wir haben das Programm in den letzten Jahren zwischen Qualität und Verkaufbarkeit geschärft. Da hat Uli Deurer entscheidend mitgewirkt. Er ist wahnsinnig belesen und steigt schon sehr früh in die Ent- Wie funktionieren die Südtirol-Titel? scheidungsprozesse mit ein – eigentlich vor der Vertragsunterschrift Paulmichl: Immer bes- mit ser. Orientierte man den Autoren. Bei sich früher mehr an den Büchern von den allgemeinen Paolo Rumiz zum Überblicksbänden, Beispiel, starteten so hat der wir mit dem Handel erkannt, kleinsten – eigentlich dass mit touristirigsten schwieschen Special In- Titel, Der terest Büchern gu- Leuchtturm. . Rumiz, der Triestiner Journalist, tes Geld zu verdienen ist. ist ein grandioser Autor. Er spricht Ludwig Paulmichl mit Vertriebsleiter Uli Deurer Wie laufen die die Themen unserer E-Books? Zeit an. Erst dann stiegen wir in die reise-, kulturgeschichtlichen Essays ein. Das war eine gute Vorgangsweise, die Uli Deurer uns empfohlen hatte – er kennt Paulmichl: E-Books funktionieren besonders bei den Krimis, da liegen wir bei einem Anteil von 6 bis 10 % – bei den deutschsprachigen Buchhandel einzelnen Titeln auch deutlich darüber. sehr gut. In diesem Frühjahr erschien gerade von Rumiz der Titel Via Appia. Danke für das Gespräch! sortimenterbrief 5/19 07
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