fachverband aktuell © Foto Weinwurm, Wien Mag. Claudia Brandstätter von der bmm Markt- und Trendforschung präsentierte die Studie. stätter über die Zukunft der Bildungsmedien, die in einer analog-digitalen Welt aufeinandertreffen. Geleitet wurde das Gespräch von ZIB-Anchorman Gerhard Maier. Digital wirkt unterstützend Rudolf Taschner brachte einen amüsanten Vergleich: „Früher hatte man Schiefertafeln und mit einem Wisch war alles gelöscht. Heute hat man Tablets und es ist derselbe Effekt; aber grundsätzlich schaffen es digitale Bildungsmedien, das Lernen mit frischen Impulsen zu unterstützen.“ Dem Mathematiker persönlich hat aber der Fettfleck auf einem Latein-Vokabel beim Merken sehr geholfen. Auch das Knistern des Papiers und die Möglichkeit etwas mit einem Marker anzustreichen ist essenziell. Diskussion auf Basis von Fakten Markus Spielmann, Sprecher der Bildungsverleger Österreichs, stellte in seinem Statement klar: Um zu vernünftigen Ansätzen für neue inhaltliche und didaktische Gestaltungen von digitalen Bildungsmedien zu kommen, brauche man eine sachliche, faktenbasierende Diskussion, die aktuelle Schul- und Unterrichtsrealitäten ebenso wie die technischen, politischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen mit einschließt. Spielmann fordert die Zusammenarbeit aller Beteiligten, um für Schüler, Lehrlinge und Studenten zukunftsorientierte Bildungsmedien zu schaffen. Hybrid als Zukunft Trendforscherin Brandstätter schloss mit dem Statement: „Eltern beziehen kompetent und qualifiziert zum Thema Lernen, Üben und Merken Stellung. Sie schätzen den hybriden Weg und sehen vor allem mit zunehmendem Alter ihrer Kinder die digitale Ergänzung als besonders passend an. Eltern sehen in der Kombination eine nahezu perfekte Vorbereitung auf das spätere berufliche Leben.“ Patronanz für altes Schulbuch Emotional verstärkt wurde das Symposion des Fachverbandes der Buch- und Medienwirtschaft durch ein symbolhaftes Detail. So hat der Fachverband eines der ersten Lehrbücher für Rechtschreibung aus der Zeit von Kaiserin Maria Theresia symbolhaft übernommen, um es auf seine Kosten renovieren zu lassen. Danach wird auch dieses Buch wieder öffentlich zu bewundern sein. © Foto Weinwurm, Wien KommR Friedrich Hinterschweiger übernimmt die Urkunde für die Buchpatronanz. © privat Bildungsmedien in einer digitalen Welt Ein Bericht von Markus Spielmann Sprecher der Bildungsverleger und Geschäftfsführer des Helbling Verlages Dass die Digitalisierung mit einer ständig zunehmenden Automatisierung, Vernetzung sowie einer explodierenden Informationsflut unsere Gesellschaft seit Jahren nachhaltig beeinflusst, ist seit langem ein Gemeinplatz. Diese Entwicklung führt auch in der Bildung zu einem stetig fortschreitenden Transformationsprozess, der alle Aspekte des Lehrens und Lernens umfasst. 16 sortimenterbrief 5/19
Eine nicht unwesentliche Rolle spielt dabei der Einzug digitaler Bildungsmedien in den Unterricht, womit neue didaktische Möglichkeiten geschaffen werden. Die durch diese tiefgreifenden Umbrüche ausgelösten Debatten führen nach wie vor zu kontroversen Diskussionen. Während mancherorts bereits euphorisch das „Ende der Kreidezeit“ eingeläutet wird, warnen andere vor der nahenden „digitalen Demenz“. Unzweifelhaft aber befinden wir uns in der Mitte eines radikalen Change-Prozesses, der auch österreichische Bildungsverlage vor die Herausforderung stellt, Bildungsmedien entsprechend den Anforderungen der Zeit zu entwickeln und das Modell „Schulbuch“ in die Dimension der digitalen Zukunft zu führen. Bildungsmedien, Schulbuch – was verstehen wir darunter? Bereits vor der Digitalisierung waren Unterrichtsmaterialien mehr als reine Bücher und umfassten neben den gedruckten Schul- und Arbeitsheften wertvolle Begleitmaterialien für Lehrer – Anschauungs- und Übungsmaterial für den Unterricht und zu dessen Vorbereitung. Wenn wir heute von Bildungsmedien sprechen, so verstehen wir darunter Lehr- und Arbeitsmittel in analoger und digitaler Form, die Kompetenzen und Lehrinhalte konkretisieren und für den Unterricht didaktisch aufbereiten. Dies umfasst sowohl Materialien für die Lehrenden als auch für die Schüler. Insbesondere dem „Schulbuch“, jenen Büchern und Arbeitsheften, mit denen alle österreichischen Schüler im Rahmen der Schulbuchaktion kostenlos ausgestattet werden, kommt in der schulischen Lehr- und Lernrealität eine zentrale Rolle zu. Als wichtiges Leitmedium in der täglichen Unterrichtspraxis und als Orientierungshilfe für die Pädagogen bietet es alle geforderten Fachinhalte, didaktisch aufbereitet und qualitätsgesichert durch ein seit Jahren bewährtes Approbationsverfahren. Mit dem Start von DIGI4SCHOOL im Schuljahr 2016/17 und dem Angebot von Schulbüchern als E-Books bzw. seit 2018/19 als interaktive E-Books plus im Kombi-Angebot mit den gedruckten Büchern wurde ein wichtiger Schritt in die Zukunft eines umfassenden, digitalen Bildungsangebots für alle gemacht. Klar ist aber auch, dass diesem Schritt viele weitere folgen müssen, um eine umfassende Nutzung der Potenziale digitaler Bildungsmedien zu ermöglichen. Potenziale und Herausforderungen der Digitalisierung von Bildungsmedien Die Diskussion rund um die Potenziale digitaler Bildungsmedien pendelt häufig zwischen den Heilsversprechen der Apologeten einer „schönen, neuen Lernwelt“ und der Dämonisierung von Zukunftsängsten geplagter Technik-Skeptiker. Um aber zu vernünftigen Ansätzen für neue inhaltliche und didaktische Gestaltungen von digitalen Bildungsmedien zu kommen, brauchen wir eine sachliche, faktenbasierte Diskussion, die die aktuellen Schul- und Unterrichtsrealitäten ebenso wie die technischen, politischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen mit einschließt. Dabei ändert sich aber nicht die ureigene Aufgabe von Bildungsverlagen. Lehrpläne und vorgegebene Lernziele sind unter Berücksichtigung neuester didaktischer und pädagogischer Erkenntnisse in konkret nutzbare Unterrichtseinheiten und Lernprozesse zu übersetzen. Damit werden Wissensvermittlung und Kompetenzen im Mikrokosmos Schule anschaulich und nachhaltig vermittelt. Oberstes Ziel dabei ist es, für die jeweilige Aufgabenstellung die beste Lösung zu suchen. Die Antwort darauf muss nicht automatisch ein digitales Angebot bedeuten. Klar ist, so bestätigen das jedenfalls Lernpsychologen und Kognitionsforscher, dass der Prozess des Lernens seine eigenen Gesetzmäßigkeiten hat, die sich auch im digitalen Zeitalter nicht ändern. fachverband aktuell Eine Kernfrage im Hinblick auf digitale Angebote zielt vor allem auf die Einschätzung des zu erreichenden Mehrwerts bei Lerneffekten und Konzepten. Eine technisch mögliche Lösung sagt noch nichts über deren Sinnhaftigkeit aus. Das Primat der Pädagogik sollte nicht durch ein Primat der Technik ersetzt werden. Zahlreiche Vorteile digitaler Bildungsmedien liegen auf der Hand, wie die Möglichkeit Fakten permanent zu aktualisieren, die fast unbegrenzten Vernetzungsmöglichkeiten, Interaktivität mit Feedback oder adaptive, an den Lerner angepasste Lernangebote und die uneingeschränkte Intermedialität. Digitale Bildungsmedien könnten damit auch den Erwartungshaltungen Jugendlicher eher entsprechen. Alleine wegen der Bevorzugung einer „päsentativen“ Bildkultur gegenüber einer „diskursiven“ Kultur der Worte. Der „responsive Charakter“ von Bildungsmedien – man tritt „dialogisch“ mit dem Nutzer in Kontakt – hat für die Jugend wohl mehr Sexappeal. Andererseits ergeben sich bei zahlreichen der scheinbar vorteilhaften und sinnvollen Features von digitalen Bildungsmedien neue Herausforderungen. Beim Versuch, diese zu bewältigen, stößt man häufig an völlig unerwartete Grenzen. Technische Aspekte Der wohl am breitesten diskutierte Hemmschuh für einen intensivierten, flächendeckenden Einsatz digitaler Bildungsmedien liegt aktuell in der unzureichenden technischen Infrastruktur. Ohne ausreichende Bandbreite, ohne WLAN in den Schulen und ohne entsprechende Endgeräte können die Potenziale digitaler Bildungsmedien nicht annähernd ausgeschöpft werden. Obwohl das Problem von der Politik erkannt und in Angriff genommen wurde, werden wir wohl zu akzeptieren haben, dass in Zukunft bei der Entwicklung und Anwendung digitaler Bildungsmedien der Aspekt der „Technikabhängigkeit“ mit einzukalkulieren ist. Diese Abhängigkeit betrifft sowohl die Gewährleistung des sortimenterbrief 5/19 17
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