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sortimenterbrief Mai 2019

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Das österreichische Branchenmagazin für Buchmarkt, Buchverkauf und Buchwerbung. Ausgabe Mai 2019

fachverband aktuell

fachverband aktuell täglichen Betriebs als auch die grundsätzliche Abhängigkeit von monopolistischen Technikkonzernen. Die hohe technologische Dynamik erzwingt nicht nur laufende Adaptionen der Angebote, sondern in immer kürzeren Abständen völlige Neuentwicklungen der Software und dies zur Wahrung der Chancengleichheit und Unabhängigkeit von einzelnen Softwarekonzernen für unterschiedliche Plattformen und Endgeräte. Auch das Thema technisches Kundenservice und Support auf Seiten der Bildungsverlage ist eine zunehmende Herausforderung, allerdings nicht geringer als der Bedarf an System-Administratoren an Schulen, die ein einwandfreies Funktionieren der Technik gewährleisten können. Rechtliche Aspekte Sind für das gedruckte Schulbuch und klassische Bildungsmedien alle wesentlichen rechtlichen Fragen geklärt, so fehlt ein vergleichbares Regelwerk für digitale Bildungsmedien fast zur Gänze. Neben Fragen des Urheberrechts und der Nutzungsrechte von Bildern, Texten und Musik ergeben sich neue Themen, beispielsweise in Bezug auf personenbezogene Daten und Datensicherheit. So wünschenswert es in vielen Fällen auch wäre, z. B. Texte in digitalen Bildungsmedien für eigene Zwecke adaptieren und personalisieren zu können, sie im Bedarfsfall mit eigenen Materialien zu ergänzen und diese auch Kollegen zur Verfügung zu stellen, so problematisch stellt sich dies im Lichte des Urheberrechts dar. Ähnlich herausfordernd gestaltet sich beispielsweise der Wunsch nach dem Verlinken externer Quellen, sowohl urheberrechtlich wie im Hinblick auf die Gewährleistung der permanenten Validität des Links, in Bezug auf Inhalt und Verfügbarkeit. Komplex ist zudem die Lage adaptiver Lernmedien, die auf der Basis von Lerndiagnostik dem Schüler, angepasst an seine Leistungen, unterschiedliche Lernwege erlauben oder die Anwendung von Learning Analytics, die dem Lehrenden auf der Basis der automatisch ausgewerteten, kumulierten Lernergebnisse seiner Schüler eine verbesserte Unterrichtsplanung, aber auch eine zielgerichtetere individuelle Förderung erlaubt. All diese Anwendungen erfordern einen permanenten Austausch von Daten zwischen dem Anbieter der digitalen Lernmedien, den Lehrpersonen, den Schülerinnen und Schülern und damit eine in der täglichen Praxis einfach handhabbare Regelung bezüglich der personenbezogenen Daten. Darüber hinaus muss ein Höchstmaß an Datenschutz gewährleistet sein. Wenn wir die Potenziale digitaler Lernmedien in absehbarer Zukunft nützen wollen, brauchen wir dringend Antworten auf die offenen juristischen Fragen. Wir brauchen allgemein verbindliche rechtliche Rahmenbedingungen, die eine unkomplizierte Entwicklung der Bildungsmedien sowie deren einfache Nutzung erlauben. Widrigenfalls laufen wir Gefahr, dass auf Grund rechtlicher Hürden und Ängste nur Bruchteile der Möglichkeiten genutzt werden. Pädagogische Aspekte »Es liegt an uns Bildungsverlegern, das Modell ‚Schulbuch‘ in die Dimension der digitalen Zukunft zu führen.« Markus Spielmann Im Vergleich zur Verwendung „klassischer“ Bildungsmedien sind die Erfahrungen mit dem Einsatz digitaler Formen relativ gering. Trotzdem gibt es eine Reihe bereits erfolgreich erprobter Ansätze und noch mehr Hoffnungsbereiche von digital gestützten Lernszenarios. Fakten zu einer „digitalen Didaktik“ sowie eine Evaluierung der konkreten Lerneffekte bei Schülern, basierend auf einer breit angelegten Unterrichtsforschung, fehlen bis dato weitgehend. Dementsprechend wird es eine der essenziellen Aufgaben für Bildungsverlage sein, in Zusammenarbeit mit Lehrern, Fach- und Mediendidaktikern sowie Autoren bestehende Konzepte für digitale Bildungsmedien weiterzuentwickeln, aber auch neue Ansätze zu finden, die den Wünschen und Anforderungen einer neuen digitalen Realität entsprechen. Dabei gilt es, das Machbare mit dem Sinnvollen in Balance zu bringen und dabei die aktuelle Praxis im Kontext heutiger Schulrealität im Blick zu haben. Wenn der Einsatz digitaler Bildungsmedien aber Erfolg haben soll, kommen auf die Lehrenden große Herausforderungen zu. Neue didaktische Möglichkeiten werden die Art und Weise, wie unterrichtet wird, nachhaltig verändern. Einerseits wird der Unterricht für Lehrer anspruchsvoller, anderseits werden ihnen aber auch neue digitale Hilfsmittel zur Verfügung stehen. Das Dilemma dabei ist, dass vor allem kognitive Routinekenntnisse und -fähigkeiten, die am leichtesten zu lehren und zu testen sind, gleichzeitig auch am leichtesten digitalisiert, automatisiert und ausgelagert werden können. Welche Auswirkungen das auf die Schule der Zukunft und ihre Organisationsstrukturen haben wird, ist noch völlig offen. Sicher aber ist, dass ohne entsprechende Aus- und Weiterbildung aller Lehrenden die Potenziale des Einsatzes digitaler Bildungsmedien nur unzureichend genutzt werden können. Politische Aspekte Das Digitale wird im Vergleich mit dem statischen Buch allgemein als dynamischer und flexibler eingeschätzt. Schließlich sei das Digitale „antitraditionell“ und „ersetze ständig das Alte durch das Neue“. Dementsprechend ist einer der zentralen Vorzüge, der digitalen Bildungsmedien zugeschrieben wird, deren „Topaktualität“, die durch die „Adaptionsmöglichkeit in Echtzeit“ 18 sortimenterbrief 5/19

scheinbar leicht zu erreichen ist. Ähnliches trifft auf die Vernetzung mit im Web global verfügbaren Ressourcen zu. So legitim diese Erwartungshaltung ist, ist sie für digitale Bildungsmedien, die im Rahmen der Schulbuchaktion angeboten werden, nicht zu realisieren. Stichwort: Die Approbation der Medien. Der Wunsch nach (staatlicher) Kontrolle von Inhalten, der Gewährleistung von Vermittlung rechtsstaatlicher Prinzipien und somit einer garantierten Qualitätssicherung im Interesse von Eltern, Schülern sowie Lehrenden steht im direkten Widerspruch zu Tagesaktualität und der unüberschaubaren, sich jeder Kontrolle entziehenden Vielfalt an potenziell zu verlinkenden Inhalten im World Wide Web. Die Lösung dieses Dilemmas steht bislang aus, trifft sie doch im Kern vor allem die Frage nach einer grundsätzlichen gesellschaftspolitischen Position, jener nach staatlicher Kontrolle versus individueller Verantwortung. Im Sinne einer intensiveren Nutzung digitaler Potenziale von Bildungsmedien wird es aber gemeinsamer Anstrengungen aller Beteiligten bedürfen, um sinnvolle Lösungsansätze dafür zu erarbeiten. Wirtschaftliche Aspekte sortimenterbrief 5/19 fachverband aktuell Aus dem Anforderungsprofil von digitalen Bildungsmedien ist unschwer abzuleiten, dass sich die Entwicklungskosten gegenüber gedruckten Materialien um ein Vielfaches unterscheiden. Dem Wegfall von Fertigung und Lager stehen der Mehraufwand für Programmierung, Datenschutz, Medienproduktion, Infrastruktur, technischen Service und Support gegenüber. Den gravierenden Unterschied zu einem statischen Printprodukt stellt der dynamische Charakter digitaler Bildungsmedien dar. Dies trifft sowohl in Bezug auf die technologische Basis zu, deren laufende Updates darüber hinaus nicht planbar sind, wie auch auf die permanente Pflege und Aktualisierung der Inhalte durch Autoren und Redaktion. Abgerundet wird der Befund durch eine weitere Facette, die das gedruckte Buch von digitalen Medien unterscheidet: Bücher wurden und werden besessen, digitale Medien genutzt. Aus diesen Fakten ergibt sich logisch, dass bislang übliche Finanzierungs- und Geschäftsmodelle nicht mehr funktionieren. Wir brauchen dringend neue Ansätze, die weiterhin eine chancengleiche Teilhabe aller Schüler an den durch digitale Bildungsmedien geschaffenen Mehrwerten gewährleisten und gleichzeitig garantieren, dass diese auch in Zukunft mit jener Sorgfalt und Qualität entwickelt werden können wie klassische Bildungsmedien bisher. Fazit Alle Beteiligten am Bildungssystem stehen vor den Herausforderungen einer umfassenden Digitalisierung. Digitalen Bildungsmedien kommt dabei eine Schlüsselrolle beim Aufzeigen und Initiieren neuer Lösungen zu. Sie können Lehrenden Orientierung bieten und gewährleisten eine sichere Basis der Vermittlung von Kompetenzen und Fachinhalten in Zeiten tiefgreifender gesellschaftlicher Umbrüche und struktureller Änderungen. Wenn wir die vorhandenen Potenziale digitaler Bildungsmedien zukünftig in vermehrtem Maße nutzen wollen, müssen wir aber auch die aktuellen Rahmenbedingungen hinterfragen, weiterentwickeln und den neuen Anforderungen anpassen. Dafür sind alle Stakeholder im Bildungsbereich gefordert, von der Politik über die Pädagogen bis hin zu den Bildungsverlagen. Die positive Gestaltung der Bildungszukunft unserer Kinder kann nur in einer gemeinsamen Anstrengung aller Beteiligter gelingen. Die Bildungsverlage sind sich dabei ihrer Verantwortung bewusst und werden ihren Beitrag dazu leisten – als Experten in der Entwicklung zeitgemäßer Bildungsmedien in gedruckter und digitaler Form, aber auch als aktiver Diskussionspartner und Mitgestalter! 19 Ágnes Heller Der Wert des Zufalls und ihre Zeit Georg Hauptfeld über ihr Leben K Die weltberühmte Philosophin über ihr Leben und ihre Zeit 204 Seiten, 46 Abb., € 26,80 ISBN 978-3-902968-34-0 Wir gratulieren Ágnes Heller zum 90. Geburtstag! Ágnes Heller Paradox Europa „Man kann sich noch immer vorstellen, dass sich die anthropologische Grundhaltung mit dem Universalismus vereinbaren lässt. Nicht ohne Spannungen, aber doch. Ich weiß, das ist eine allzu optimistische Einschätzung. Aber wenn man wettet, dann besser auf ein optimales Ergebnis. Es könnte wahr werden, wenn auch langsam, falls die Union die Herausforderung wirklich annimmt.“ Bitte bestellen Sie bei Mohr Morawa: Michael Orou, Günter Thiel Edition Konturen Wien – Hamburg www.konturen.cc Kanten Edition Konturen Für ein freies und solidarisches Europa 62 Seiten, € 12,– ISBN 978-3-902968-41-8 K KONTUREN EDITION KONTUREN EDITION


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