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sortimenterbrief Mai 2021

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Das österreichische Branchenmagazin für Buchmarkt, Buchverkauf und Buchwerbung. Ausgabe Mai 2021.

© Dominik Butzmann Dr.

© Dominik Butzmann Dr. Eckart von Hirschhausen studierte Medizin und Wissenschaftsjournalismus in Berlin, London und Heidelberg. Seine Spezialität: medizinische Inhalte auf humorvolle Art und Weise zu vermitteln und gesundes Lachen mit nachhaltigen Botschaften zu verbinden. Seit über 20 Jahren ist er als Komiker, Autor und Moderator unterwegs. Als Bühnenkünstler tourt er mit seinem siebten Soloprogamm „ENDLICH!“ durch ganz Deutschland. Durch Bücher wie Die Leber wächst mit ihren Aufgaben, Glück kommt selten allein ..., Wunder wirken Wunder und Die Bessere Hälfte. Worauf wir uns mitten im Leben freuen können (gemeinsam mit Tobias Esch) wurde er mit über fünf Millionen Auflage einer der erfolgreichsten Sachbuch-Autoren und der wohl bekannteste Arzt Deutschlands. Advertorial Teresa Petrovitz im Gespräch mit Eckart von Hirschhausen Eckart von Hirschhausen hat dieses Buch »für jeden, der gerne lebt« geschrieben Herr von Hirschhausen, Ihr neues Buch Mensch, Erde! ist ganz der Klimakrise und den vielen ökologischen Problematiken gewidmet, mit denen unsere Erde konfrontiert ist. Herausgekommen ist dabei ein dichtes Kompendium an Fakten, Experteninterviews, Infografiken sowie hilfreichen Links und Tipps für ein umweltbewussteres Leben. Auch an persönlichen Anekdoten und viel Humor mangelt es nicht. Wie würden Sie Ihr Buch in wenigen Worten beschreiben? Hirschhausen: Als „subjektives Sachbuch“. Das klingt nach einem Widerspruch und ist auch ein gewollter. Denn objektive Berichte über die Grenzen des Wachstums gibt es ja schon seit über 50 Jahren, aber dennoch gab es wenig konkrete Gegenmaßnahmen. Wir haben zu lange geglaubt, dass die Klimaveränderungen Eisbären, Meeresspiegel und ferne Länder betreffen, aber nicht uns in Europa. Dabei erleben wir ja gerade die letzten drei Jahre enorme Hitzewellen mit vielen Hitzetoten, eine Dürre, wie es sie nachweislich seit über 2000 Jahren nicht gab, auch die Bäume sterben, und das alles mitten in Deutschland. Das ist objektiv so. Und gleichzeitig ist das Thema emotional, subjektiv, eine Herzensangelegenheit. Und wenn wir etwas ändern wollen, dann geht das nur, wenn wir auch anerkennen, dass uns das auch ganz persönlich etwas angeht. Im Buch erzählen Sie eindringlich, wie Sie langsam zum Umweltaktivismus „bekehrt“ wurden. Was waren aus heutiger Sicht die wichtigsten Stationen, die dazu beigetragen haben? Hirschhausen: Das klingt vielleicht pathetisch – aber eine Frau hat mein Weil die größte Gesundheitsgefahr in diesem Jahrhundert darin besteht, weite Teile der Erde für Mensch und Tier zu zerstören, zu überhitzen und auf Dauer unbewohnbar zu machen, engagiert er sich seit dem Hitzesommer 2018 für eine medizinisch und wissenschaftlich fundierte Klimapolitik. Eckart von Hirschhausen ist Mitglied von „Scientists for Future“ und Unterstützer der „Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit“. 2020 hat er die Stiftung „Gesunde Erde – Gesunde Menschen“ gegründet, um die wissenschaftlichen Grundlagen und den engen Zusammenhang von Klimaschutz und Gesundheitsschutz zu erforschen, das öffentliche Bewusstsein hierfür zu schärfen, fachübergreifende Kooperationen zur Verbesserung von Klima- und Gesundheitsschutz zu gestalten und aktiv zur Lösung der Probleme beizutragen. Mehr über Eckart von Hirschhausen erfahren Sie unter: www.hirschhausen.com und https://stiftung-gegm.de Leben verändert: Jane Goodall. Mit 26 Jahren wurde sie für ihren kühnen Plan, Schimpansen in freier Wildbahn aus der Nähe zu erleben, weltberühmt und gleichzeitig angefeindet. Mit inzwischen 85 Jahren ist sie immer noch unermüdlich unterwegs in ihrer Herzensangelegenheit: das Überleben von Menschen und Tieren zu sichern. Ich interviewte sie und dabei drehte sie die Rollen um, schaute mich länger an und fragte mich sehr direkt: „Wie kann es sein, dass die schlaueste Kreatur, die jemals auf diesem Planeten gewandelt ist, dabei ist, ihr eigenes Zuhause zu zerstören?“ Ich musste dreimal schlucken bei dieser großen und zentralen Frage und wusste keine gute Antwort. Das war der Startschuss für meine Reise, und Mensch, Erde! ist so etwas wie das Fahrtenbuch. 14 sortimenterbrief 5/21

die großen themen unserer zeit Für wen haben Sie Ihr neues Buch geschrieben? Hirschhausen: Viele Menschen spüren, dass etwas nicht mehr stimmt mit der Welt, wie wir sie kannten: Die Pandemie, der kaputte Wald, der Verlust an Tieren, oder auch das Wetter, das verrücktspielt. Ich zeige, wie eng diese Krisen unserer Zeit miteinander verbunden sind. Und wie jeder von uns mit seiner Gesundheit in Mitleidenschaft gezogen wird, heute schon und erst recht in Zukunft. Positiv formuliert ist das ein Buch für jeden, der gerne lebt. Und es gibt wie in allen meinen Büchern tolle Grafiken, Fotos und auch etwas zum Schmunzeln und Lachen. Denn wir könnten es wirklich schöner haben. Und gesünder. Wie der Titel des Buches bereits andeutet, möchten Sie in erster Linie die unzähligen Wechselwirkungen aufzeigen, die in der Beziehung zwischen dem Menschen – dem, was er tut und denkt – und der Erde bestehen. Als ein grundsätzliches Problem nennen Sie in Anlehnung an Ernst Ulrich von Weizsäcker die „Jetzt- Besoffenheit“ unserer Gesellschaft. Wie ist das genau zu verstehen? Hirschhausen: Der Begriff der „Jetzt- Besoffenheit“ drückt aus, was uns fehlt: eine Balance zwischen Langfristigkeit und Kurzfristigkeit. Die Idee eines ständigen Wachstums ist in einer vollen Welt für alle tödlich. Wir sind die einzige Art auf der Erde, die längerfristig in die Zukunft denken kann, aber wir tun es nur sehr begrenzt. Jane und Ernst sind für mich so etwas wie „spirituelle Paten“ dieses Buches geworden, deshalb stehen sie auch am Anfang. Denn das Thema hat auch eine bislang wenig beachtete seelische Dimension. Ich glaube, wir verbrauchen so viel, weil wir nicht wissen, was wir wirklich brauchen. Und die kostbarsten Dinge sind keine, die der „Markt“ regelt: Kein Mensch kann sich seine eigene Außentemperatur kaufen. Noch nicht mal Privatpatienten. Sie gliedern die Kapitel sehr ungewöhnlich nach Körperfunktionen. Warum? Hirschhausen: Weil jeder von uns Atmen, Trinken, Essen und Schwitzen aus eigener Anschauung kennt. Und weil Feinstaub das Atmen, Mikroplastik das Trinken, industrielle Landwirtschaft das Essen und Hitze die Temperaturregulation massiv beeinträchtigen. Wir leben ja nicht im luftleeren Raum, sondern als Menschen auf der Erde, in einem Körper, der Grundbedürfnisse hat und der den Naturgesetzen unterliegt. Wer meint, dass die Wirtschaft wichtiger ist als die Gesundheit, kann ja mal versuchen, beim Geldzählen eine Weile lang die Luft anzuhalten. Eckart von Hirschhausen: Mensch, Erde! Wir könnten es so schön haben 528 Seiten, dg. vierfarbig, zahlr. Illustrationen und Fotos, Hardcover, 978-3-423-28276-5 € 24,70 | dtv, ET: 18. Mai Ihr Buch haben Sie dezidiert aus der Perspektive eines Mediziners verfasst. Wenn Sie über Themen wie Treibhausgas, Plastik, Fleischkonsum oder Feinstaub schreiben, denken Sie immer auch die negativen Auswirkungen auf den menschlichen Organismus und die Psyche mit. Die Forschung zu vielen Zusammenhängen steckt jedoch noch in den Kinderschuhen, wie etwa zu den psychischen Folgen von Luftverschmutzung oder Hitze … Hirschhausen: Ja, das hat mich auch gewundert, dass große Forschungseinrichtungen das Thema Hitze und Hirn zum Beispiel nicht intensiv voranbringen, wo doch jeder weiß, wie sehr uns die „Hundstage“ belasten, dass wir schlechtere Entscheidungen treffen, wenn wir „keinen kühlen Kopf bewahren“. Warum endet jedes Fieberthermometer bei 41 Grad? Weil wir mehr schlichtweg nicht aushalten an Körpertemperatur. Die Eiweißstoffe im Hirn gehen kaputt. Das weiß jeder, der schon mal ein Ei gekocht hat, dass Proteine, die einmal ihre Form durch Überhitzung verändert haben, nicht mehr in die ursprüngliche Form zu bringen sind. Wir haben wirklich übersehen, wie sehr wir auch als Menschen biologische Wesen sind, mit einem sehr anfälligen und verletzlichen Körper. Und das habe ich als Ausgangspunkt für mein Buch gewählt, weil ich mich mit dem Körper auskenne – und jeder der Leser ja auch selber einen hat. Ein weiteres interessantes Phänomen, das mit den psychischen Auswirkungen in Zusammenhang steht, ist das der „Solastalgie“. Was bedeutet diese Wortneuschöpfung? Hirschhausen: Den Begriff „Solastalgie“ prägte der australische Umweltwissenschaftler Glenn Albrecht, nachdem intakte Landschaften durch riesige Kohlebagger brutal zerstört worden waren und die Menschen der betreffenden Regionen einen Schmerz fühlten, für den es keine Worte gab. Vor ihren Augen ging etwas verloren, das ihnen seit Kindertagen ans Herz gewachsen war, der Trost, den die Natur zu spenden vermocht hatte, war ihnen genommen. Fast jeder kennt dieses Gefühl: Ich erlebe es zum Beispiel zu Weihnachten auf dem Weg zur Kirche, wenn ich merke, dass es für „mitten im kalten Winter“ viel zu warm ist. Oder sortimenterbrief 5/21 15


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