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sortimenterbrief Mai 2021

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Das österreichische Branchenmagazin für Buchmarkt, Buchverkauf und Buchwerbung. Ausgabe Mai 2021.

die Sonderthema-Krimis

die Sonderthema-Krimis großen themen & Thriller unserer zeit wenn ich ein Foto von meinem Vater betrachte, auf dessen Nase sich während einer Wanderung ein Schmetterling niederließ und ziemlich lange dort sitzen blieb. Solche flatterigen Begleiter vermisst man heute. Ein Wort dafür zu haben, macht die Lage nicht besser, aber greifbarer. Vielleicht hilft es auch zu wissen: Keiner von uns ist mit diesem Schmerz allein. Was an Ihrem Buch besonders hervorsticht, ist, dass sie nicht nur Fakten präsentieren, sondern persönlich oder mithilfe Ihrer Interviewpartner immer auch Lösungen aufzeigen. Sie geben konkrete Tipps und stoßen zu Neujustierungen im Denken an. In diesem Kontext plädieren Sie für eine Umkehr – von der Ideologie der „Selbstfindung“ hin zum Prinzip der „Selbstaufgabe“. Hirschhausen: Ja, wir brauchen neue Formen des Zusammenlebens, weniger Konkurrenz, mehr Kooperation und Gemeinwohlorientierung. Statt wie in den 80er-Jahren die Selbstfindung als das wichtigste Projekt seines Lebens anzusehen, könnte es heute genau um das Gegenteil gehen: die Selbstaufgabe – weniger Ego und Optimierung, mehr Hingabe und Bereitschaft zu teilen. Damit ließen sich zwei Dinge verbinden: die Rettung der eigenen seelischen Gesundheit und die dringend notwendige Reduktion unseres Ressour- cenverbrauchs. Sie nehmen sich bewusst als Teil der Babyboomer-Generation wahr und sehen es als Ihre persönliche Verantwortung, zumindest jetzt das Verschwenden von Ressourcen zu stoppen. Ihre Generation ist aus verschiedensten Gründen schwer für Verhaltensänderungen zu gewinnen. Haben Sie das Gefühl, dass es auch bei Ihren Altersgenossen langsam zu einem Sinneswandel kommt? Hirschhausen: Ich nehme in der Tat bei vielen meiner Generation einen Sinneswandel wahr. Ganz ehrlich gesagt, hätten wir uns in diesem Punkt einfach stärker an der Generation unserer Eltern orientieren sollen. Denn Nachhaltigkeit ist keine Erfindung der Neuzeit, gerade viele ältere Menschen leben völlig selbstverständlich und oft auch unbewusst nachhaltig. Mein Vater zum Beispiel ist der nachhaltigste in unserer Familie. Während sich gerade Turnschuhhersteller loben, dass sie jetzt Plastik recyceln, hat er immer noch sein eines Paar „Adidas Rekord“, die plötzlich wieder voll angesagt sind. Der nachhaltigste Turnschuh ist einfach der, den man schon hat und weiter nutzt. In Ihrem Buch verdeutlichen Sie implizit wie auch explizit, dass wir trotz allem keinesfalls auf Humor vergessen sollten, ganz im Sinne Ihrer Stiftung HUMOR HILFT HEILEN. Humor und im weiteren Sinne auch die Kunst sind für Sie Aspekte, die es beim Thema Ökologie und Gesundheit mitzudenken gilt. Welche Gedanken stehen hinter dieser These? Hirschhausen: Während der andauernden Corona-Pandemie haben wir schmerzlich miterlebt, wie der Wert der Künste und all der Menschen, die in dieser Branche meist freiberuflich arbeiten, vor die Hunde geht. Auch ich vermisse meine Crew, mein Publikum und natürlich auch, andere Künstler in ihrer Kraft, in ihrem Element zu erleben. Konzerte, Lesungen, Kabarett sind auch systemrelevant, da sind mehr Menschen beschäftigt als in der Autoindustrie, bei deutlich weniger Ressourcenverbrauch. Beim Zuhören oder Lachen wird nicht mehr C02 frei als beim Meckern. Es macht aber bessere Stimmung. Warum „retten“ wir ständig mit kollektivem Steuergeld Jobs in Branchen, die uns kollektiv Schaden zufügen, Stichwort Braunkohleabbau, Agrarindustrie und Flugverkehr? In welcher Welt wollen wir eigentlich leben? Enkeltauglich. Die Pandemie ist entstanden durch die brutale Zerstörung der Lebensräume von Wildtieren. Darüber sollten wir sprechen, denn wenn wir so weitermachen, kommt nach HIV, Sars, Ebola und jetzt Corona garantiert bald die nächste Pandemie. Dabei werde ich nicht müde zu betonen: Gesunde Menschen gibt es nur auf einer gesunden Erde. Und deshalb heißt so auch meine zweite gemeinnützige Organisation: die Stiftung „Gesunde Erde – Gesunde Menschen“. In Ihrem Buch kommt der für unser aller Wohlbefinden wichtige Humor jedenfalls nicht zu kurz ... Hirschhausen: Ja klar, wie in allen meinen Büchern baue ich Teile aus meinem aktuellen Bühnenprogramm ein, es gibt viele Fotos, witzige Grafiken, Zitate, und ich verschweige auch nicht, dass wir ja alle in unseren Widersprüchlichkeiten stecken, was für andere oft komischer ist als für uns selbst. So bekenne ich mich in dem Text über „Zeug“ auch dazu, viel mehr anzuhäufen, als ich brauche. Nicht als Messie, sondern – wie ich es liebevoll nenne – als „Sammler ohne festgelegtes Themengebiet.“ Danke für das Gespräch! 16 sortimenterbrief 5/21

Wir trauern um HUGO PORTISCH * 19. Februar 1927 – † 01. April 2021 Österreicher Europäer Versöhner Vorbild Welterklärer Aufregend war es mit unserem Autor immer. Wir sind dankbar, ihn gekannt zu haben. Ecowin Verlag Management und Mitarbeiter


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