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sortimenterbrief Mai 2021

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Das österreichische Branchenmagazin für Buchmarkt, Buchverkauf und Buchwerbung. Ausgabe Mai 2021.

© Steiner privat Ossi

© Steiner privat Ossi Hejlek im Gespräch mit story.one Geschäftsführer Dr. Hannes Steiner »Diese Aufzeichnungen zeigen Hugo Portisch, wie ihn kaum jemand kennt« Im Sommer 2010 bat der damals 83-jährige Hugo Portisch seinen viel jüngeren Freund und Verleger in sein Haus in die Toskana zu kommen, um ihm sein Leben zu erzählen Wie und wann lernten Sie Hugo Portisch kennen? Steiner: Es ist mittlerweile rund 36 Jahre her, dass ich als Zwölfjähriger meine erste Begegnung mit Hugo Portisch hatte. Meine Eltern organisierten eine Buchpräsentation mit Hugo Portisch am WIFI Salzburg. Als Buchhandelskind war ich dabei und stand am Büchertisch. Portisch bat mich, ihm Taschentücher zu bringen. Was ich tat. Er schrieb mir dann als Widmung in sein Buch: „Mit vielem Dank für die große Hilfe.“ Im Anschluss an die Veranstaltung gingen wir gemeinsam essen, wo sich Hugo Portisch zu mir setzte und sich mit mir lange unterhielt – über meine Weltsicht. Er war ein Mensch, der stets daran interessiert war, wie die Menschen denken, was sie bewegt – in meinem Fall an der Meinung eines Schülers. So wurde ich zu einem Portisch-Fan. Als ich dann 18 Jahre später beschloss, einen Verlag zu gründen, war mein erster Brief einer an Hugo Portisch. Darin schrieb ich, dass ich ihm vor Jahren „geholfen“ hätte und ich aufgrund der Verlagsgründung jetzt seine Hilfe bräuchte. Er gab mir einen Termin, wir lernten einander »Ich hatte jeden Tag eine solche Freude, am Leben zu sein. Jeden Tag wie ein Morgen- und Abendgebet: Freiheit!« Hugo Portisch kennen und verloren uns nie wieder aus den Augen. Gerade zu Beginn Ihrer verlegerischen Tätigkeit nahmen Sie die Autoren persönlich an der Hand und begleiteten sie bei deren Lesetouren. Auch bei Hugo Portisch? Steiner: Ja, natürlich. Mit ihm war ich mehrfach unterwegs – immer 14-tägig. Dabei waren wir rund um die Uhr zusammen, lernten einander gut kennen. Buchpromotions zu machen, war eine seiner Leidenschaften. Das, was er geschrieben hatte, den Menschen näherzubringen, liebte er. Ihr erstes gemeinsames Buch war dann Die Olive und wir? Steiner: Hier kann man fast sagen, dass das Buch mich gefunden hat, nicht umgekehrt. Als ich das erste Mal bei ihm in der Toskana war, zog er das fertige Manuskript aus einer Schublade und sagte: „Das könnte ich Ihnen geben.“ Es waren Texte, die er gemeinsam mit seiner Frau geschrieben hatte und in denen erzählt wird, wie es zu dem Haus in der Toskana kam ... Das Buch war ihm sehr wichtig, wurde zu meiner Feuertaufe. Dann folgten andere Bücher. Was jetzt war mit rund 120.000 Expl. das erfolgreichste Buch, das wir gemeinsam machten – eigentlich war es der Text eines Vortrags. Wir waren davon überzeugt, dass wir nichts davon verkaufen, dass wir von den Boulevardmedien dafür „geschlagen" würden, aber wir wollten es machen. Er wollte mit dem Buch für ein gemeinsames Europa in Österreich kämpfen. Es gelang ihm auch, das © APA Picturedesk 22 sortimenterbrief 5/21

aufzeichnungen über ein bewegtes leben Geschichte dafür schrieb. Es gefiel ihm, dass Menschen durch story.one eine Möglichkeit zur Publikation bekommen. Bezieht sich der Inhalt des Buches auf bestimmte Abschnitte seines Lebens? © Steiner privat Zu Besuch in der Toskana: Dr. Hugo Portisch mit Dr. Hannes Steiner Stimmungsbild mit seinem Buch positiv zu beeinflussen. Irgendwann kam es dazu, dass Hugo Portisch Ihnen sein Leben erzählte ...? Steiner: Ich hatte ihn immer wieder dazu motiviert, sein Leben aufzuzeichnen, es einem Journalisten zu erzählen – er hatte keine Notizbücher, kein Tagebuch, kein Bildarchiv. Irgendwann sagte er: „Wenn ich es jemandem erzähle, dann dir!“ Im Sommer 2010 war es dann so weit – er bestellte mich in die Toskana. Ich besorgte noch schnell ein Tonbandgerät – und er begann zu erzählen ... Ich war eine Woche lang bei ihm, wir arbeiteten an jedem Tag sechs Stunden. Er sprach mit mir nicht wie mit einem Journalisten – er war ganz und gar Hugo Portisch, authentisch in jedem Satz. Diese Aufzeichnungen präsentieren Hugo Portisch so persönlich, wie ihn keiner kennt. Er erzählte, bezog Stellung, wertete – es wurde eine 30-stündige Reise durch die Welt. Er lachte, weinte, sang – die Aufzeichnungen sind gespickt mit seinen Emotionen. Als ich fuhr, gab er mir die Auflage, die Tonbänder nicht vor seinem Tod zu veröffentlichen. Da mir seine Aussage: „Wenn ich nicht mehr lebe, kannst du damit machen, was du willst“, zu wenig war, hielten wir alles 2020 noch vertraglich fest. Darin übertrug er dem Unternehmer Michael Kraus und mir die Rechte an den Tonbändern, mit dem expliziten Wunsch, den Inhalt für Österreich zu erhalten und zu nutzen. Das eben erschienene Buch So sah ich. Mein Leben stellt aber nur einen Ausschnitt dieser Aufzeichnungen dar? Steiner: Es ist nur ein Bruchteil. Uns war es wichtig, bereits zu seinen Lebzeiten erste Publikationen dazu zu machen. Es kam zu einer Kooperation mit Ö1, in der beschlossen wurde, im Salzburger Nachtstudio drei Teile zu veröffentlichen: Hugo Portisch, der Mensch / der Österreicher / der Weltbürger. Der erste Teil wurde zu Hugo Portischs Geburtstag im Februar 2021 ausgestrahlt. Das erlebte Hugo Portisch noch. Er war sehr nervös, wie es ankommen würde. War dann sehr ergriffen und hat sich im Anschluss unter Tränen dafür bei mir persönlich bedankt. Auch dafür, dass diese Zeitdokumente in seinem Sinne veröffentlicht werden. Das war das vorletzte Mal, dass ich mit ihm telefonierte. Es kommt jetzt eine zwölfteilige Kurier-Serie. Wir haben die Tonbandaufnahmen auch ins ORF- Archiv eingebracht, damit sie für die Nachwelt erhalten bleiben. Das Buch präsentiert einige besondere Highlights aus den Aufzeichnungen. Die Texte dafür hat Ö1-Journalist und Historiker Martin Haidinger bearbeitet. Hugo Portisch hatte großes Interesse an der Plattform story.one, war davon begeistert. Er unterstützte mich auch, indem er eine Steiner: Wir wollten mit dem Buch den Menschen Hugo Portisch so erzählen und vorkommen lassen, wie er wirklich war – wie ihn kaum jemand kennt. Dazu wählten wir die Momente aus seinem Leben aus, die mehr über ihn preisgeben – Persönliches. Wie haarscharf es für ihn war, nicht an den letzten Kriegstagen als Kanonenfutter zu enden, sein Gefühl für „Ich liebe das Leben und die Freiheit“, seine Beweggründe, nicht als Bundespräsident zu kandidieren ... Im Buch wird Hugo Portisch als Forscher und Journalist, als Humanist, als Weltbürger, als Hedonist und als glühender Europäer präsentiert. Welche Bedeutung hatte und hat Hugo Portisch für Sie persönlich? Steiner: Er war für mich eine Mischung aus Vater- und Großvater-Figur. Wir kamen uns sehr nahe – weit über das Berufliche hinaus. Hugo Portisch war in meinem Leben sehr präsent ... Danke für das Gespräch! Hugo Portisch, So sah ich. Mein Leben aufgezeichnet von Hannes Steiner bearbeitet von Martin Haidinger 80 Seiten, 9 Farbbilder, HC, 978-3-903715-06-6 € 14,– | story.one – the library of life sortimenterbrief 5/21 23


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