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sortimenterbrief Mai 2021

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Das österreichische Branchenmagazin für Buchmarkt, Buchverkauf und Buchwerbung. Ausgabe Mai 2021.

Ossi Hejlek im Gespräch

Ossi Hejlek im Gespräch mit Egoth Verleger Egon Theiner Läufer, Sport-Journalist und ... Verleger von Sportbüchern – das passt! Mit Marcel Hirschers Biografie gelang ihm ein +50.000-Expl.-Bestseller. Jetzt muss er die Egoth-Novitäten behutsam eintakten, damit nicht zu viel auf einmal kommt © Egon Theiner privat Was ist Ihr verlegerisches Credo? Theiner: Ich positioniere mich klar als österreichischer Sportbuch-Verlag. Egoth macht schöne Bücher, die unterhalten, informieren und von denen der Leser profitiert, Werte für sein eigenes Leben übernehmen kann. Der Spitzensportler als derjenige, von dessen Einstellung man sich etwas abschauen kann. Unter diesem Aspekt haben wir Biografien, wie die von Dominic Thiem, ins Programm genommen oder auch das Buch Für die Helden von morgen von Felix Neureuther, der kritisch sportgesellschaftliche Themen in Gesprächen mit Arnold Schwarzenegger, Peter Schröcksnadel, Uli Hoeneß ... anschneidet – Missstände aufzeigt, aber auch Verbesserungsansätze liefert. Wer unterstützt Sie im Verlagsalltag? Theiner: Ich habe einen externen Grafiker, mit dem ich seit über zehn Jahren zusammenarbeite. Sonja Franzke von „Vielseitig“ übernimmt einzelne Projekte. Sie gab mir die Anregung, die Hirscher-Biografie zu machen. Von Sonja habe ich den Hashtag #bestsellerwerdenausmutgemacht entliehen (lacht). Das ist auch mit ihr abgesprochen. Es spiegelt sehr gut unsere Arbeit wider – weil einfach auch Mut dazugehört, denn alles kann man nicht planen. In Österreich habe ich als Vertreter Bernhard Spießberger und werde über MELO ausgeliefert. Wir tauschen uns auch in puncto Programm regelmäßig aus. Die Zusammenarbeit mit dem Buchhandel funktioniert sehr gut. In Deutschland arbeite ich mit dem Vertriebsbüro Seyfarth in München zusammen. Darüber freue ich mich sehr, weil mir dadurch viele Türen in Deutschland geöffnet wurden. Marcel Hirscher hat verlegerisch eine Trendwende eingeläutet? Theiner: Sicherlich. Jedoch ist mir natürlich bewusst, dass nicht jede Sportbiografie, die wir verlegen, in die Zehntausende geht. Aber ja, wir haben jetzt sehr interessante Bücher im Programm, die den gesamten DACH-Raum ansprechen. Im Herbst hingegen kommen zwei © Salomon / Philipp Reiter 52 sortimenterbrief 5/21

#bestsellerwerdenausmutgemacht © Salomon / Philipp Reiter besonders österreichische Titel, einer über die österreichische Marathon-Geschichte, in Gesprächen mit Protagonisten der letzten 30 Jahre. Ich bin ein österreichischer Verlag – dieser Wurzeln bin ich mir bewusst, möchte sie auch nicht verlieren. Gerade musste ich das Herbstprogramm reduzieren. Produktionstechnisch hätten wir zwölf Titel schon geschafft, aber ich bin der Meinung, dass man für jedes Buch etwas tun muss – die Menge muss mit den Kapazitäten einhergehen. Genauso können Journalisten nicht über jedes Buch schreiben. Lieber weniger und dafür individuell betreut. Vor ein paar Jahren hätte ich noch versucht, alles durchzupeitschen – ich bin gelassener geworden. Es gibt ohnedies schon zu viele Bücher (lacht). Zu viele Bücher bedeutet ...? Theiner: Ich stelle mir bei jedem Buch, das ich verlege, die Frage: Braucht es das jetzt wirklich? Der erste Gedanke ist oft: Nicht wirklich. Aber dann denke ich, dass es ein schönes Buch ist, eine interessante Story, lehrreich ... also: Ja, es braucht das Buch! Ich hinterfrage mittlerweile auch sehr detailliert alle Marketingaktivitäten und öffentlichen Auftritte – was davon bringt wirklich etwas, was basiert nur auf liebevoller Gewohnheit? Sie sind auch persönlich zum Spitzensportler geworden? Rahaman Ali mit Fiaz Rafiq, Mein Bruder, Muhammad Ali, 978-3-903183-41-4, € 29,90 I Adharanand Finn, Ekiden. Der Weg der Läufer, 978-3-903183-33-9, € 24,90 I Catra Corbett, Wiedergeburt. Mein Weg aus der Sucht zum Ultramarathon, 978-3-903183-46-9, € 24,90 Theiner: Das manifestierte sich in den letzten rund fünf Jahren – hat sich regelrecht zu einer Art Sucht entwickelt. 2016 war ich mehr in anderen Arbeitsrichtungen tätig als für den Verlag. Ich machte zwar drei bis vier Bücher, war aber für die UEFA in Frankreich oder bei den Olympischen Spielen in Rio. Meine sportliche Betätigung zu dieser Zeit war es, von Essen zu Essen zu gehen. Ich kam mit 108 kg zurück nach Wien. Da fasste ich den Entschluss, wieder selbst mehr Sport zu betreiben, mit dem Laufen zu beginnen. Ich kippte rasch hinein, habe mich über die Jahre regelrecht zu einem seriösen Ultra-Läufer entwickelt. Bei meinem ersten Ultra wurde ich allerdings Letzter. Geht es dabei nicht um Platzierungen? Theiner: Für mich gar nicht. Es ist stets die Auseinandersetzung mit mir selbst: Schaffe ich es, ein Ziel zu erreichen? Gelingt es mir, in 24 Stunden einen 160-km-Lauf zu absolvieren ...? Dafür muss man regelmäßig trainieren, nur so kann man diese Aufgaben bewältigen. Ich schalte dabei völlig ab – kein schlechter Gedanke und auch kein guter. Es ist ausschließlich Zeit für mich und mein Wohlbefinden. Vergangenes Jahr lief ich mit einem Freund in zwei Tagen um den Großglockner. Wenn ich solche Herausforderungen schaffe: 100 km, 5 bis 6.000 Höhenmeter ... dann kann ich in meinem Leben alles schaffen! Welche Highlights gibt es im Frühjahr? Theiner: Meine Passion fürs Laufen spiegelt sich auch im Programm wider. Beispielsweise der Titel Wiedergeburt von Catra Corbett. Sie ist eine amerikanische Ultra-Läuferin, kommt selbst aus zerrütteten Verhältnissen, war drogenabhängig ... im Gefängnis. Sie wusste, dass sie etwas in ihrem Leben ändern musste, begann mit dem Laufen und ist heute ein wahrer Ultra-Rockstar. Ekiden. Der Weg der Läufer ist von Adharanand Finn geschrieben, einem englischen Journalisten und Marathonläufer. Er verbrachte über ein halbes Jahr in Japan, wo er sich auch mit der Kultur des Laufens auseinandergesetzt hat. Ekiden ist der japanische Ausdruck für einen Ultra- Lauf-Staffelbewerb. Da laufen beispielsweise Marathon-Mönche in tausend Tagen tausend Marathons, um spirituelle Erleuchtung zu erreichen. Es ist eine Art Reisebericht über Japan – unter dem Aspekt des Laufens. Was ist aktuell das stärkste Buch? Theiner: Das ist im Moment der Titel Mein Bruder Muhammad Ali – eine Lizenz. Anfang Juni jährt sich zum fünften Mal der Todestag von Muhammad Ali. Da ist auch medial einiges zu erwarten. Fünf Jahre nach 108 kg – wie ist die aktuelle Lage? Theiner: Im Moment sind es 88 kg. Vielleicht geht ja noch was ... Danke für das Gespräch! sortimenterbrief 5/21 53


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