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sortimenterbrief mai 2023

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Das österreichische Branchenmagazin für Buchmarkt, Buchverkauf und Buchwerbung. Ausgabe Mai 2023.

© Buchhandlung

© Buchhandlung LöwenherzIhre Buchhandlung entwickelte sichschnell zum Treffpunkt für schwule undlesbische Schriftsteller:innen und fürviele prominente Besucher:innen, vonAllen Ginsberg über Hermes Phettbergbis hin zu Lilo Wanders. Wie wurdeLöwenherz von den Wiener:innenanfangs angenommen?Teresa Petrovitz im Gespräch mitVeit Schmidt (li) und Jürgen Ostler (re),den Inhabern der Buchhandlung Löwenherz»Uns geht es immer darum, schwules,lesbisches, intergeschlechtliches, transidentesund queeres Leben zu bereichern«Löwenherz war die erste schwullesbischeBuchhandlung in Wien, heuerfeiern Sie das 30-jährige Jubiläum. Seitwann sind Sie beide dabei?Löwenherz: Wir sind seit dem erstenJahr dabei – Jürgen Ostler ist schon seitder Gründung Teil von Löwenherz. Dieersten zehn Jahre waren wir wegen einesPrivatkredits (wir bewegten uns 1993noch im Graubereich der Legalität) imGmbH-Verbund zusammen mit demCafé Berg.Was hat sich seit dem Beginn mit Blickauf das Programm und das Sortimentvon Löwenherz verändert? Wie groß istIhr Sortiment derzeit?Löwenherz: Das Sortiment ist viel größer– und vor allem viel besser geworden.Gegenwärtig halten wir mehr als 12 500Titel lagernd – wegen der disparatenund komplizierten Bestellwege vieleauch in größerer Stückzahl. Besserist es vor allem aus drei Gründengeworden: Erstens kennen wir durchunsere jahrzehntelange Erfahrung vielmehr Titel als am Anfang; zweitenserleben wir gerade in den letzten beidenJahrzehnten eine ungeahnte Blüteinsbesondere der anspruchsvollenLiteratur; drittens stehen wir mit vielenunserer Kund:innen im ständigenAustausch und stoßen so immer wiederauch auf vergessene Titel.Löwenherz: Hier muss man gleichpräzisieren: von welchen Wiener:innen?Mit der lesbisch-schwulen Communitysind wir aufs Engste verflochten, vieleSzene-Ereignisse und -Initiativen sindvon uns mit angestoßen worden, sowurde z. B. die Regenbogenparadeim ersten Jahr mit der Infrastrukturvon Löwenherz organisiert. DieWahrnehmung unserer Kompetenzund Expertise, wie sie mittlerweilevon Schulen, Kindergärten, Unisoder Tourismusorganisationen desMainstreams selbstverständlich gewordenist, war natürlich in den 90er Jahrennoch gar nicht vorhanden.Mittlerweile führen Sie auch einenBlog und produzieren Podcasts,veranstalten regelmäßig Lesungen undFilm-Nächte, gehen viele Kooperationein. Welche Leitgedanken machen IhreArbeit bei und für Löwenherz aus?Löwenherz: Uns geht es immer darum,schwules, lesbisches, intergeschlechtliches,transidentes und queeres Lebenzu bereichern, unseren Kund:innendas zeigen zu können, was sie vielleichtoder hoffentlich interessiert, und das,was unser nicht-heterosexuelles Lebenausmacht, weiterzuentwickeln.Welche Bücher laufen bei Ihnen aktuellbesonders gut? Gibt es Titel, die Sieempfehlen möchten?Löwenherz: Bei uns geht eindeutiganspruchsvolle Literatur, sowohl bei derBelletristik als auch beim Sachbuch, amallerbesten. Empfehlungen sprechen wirfreilich nur konkret aus, denn wir sindder Überzeugung, dass es „das“ Buch,das alle gelesen haben sollten, nicht44sortimenterbrief 5/23

buchhandlungen zum schwerpunkt LGBTQIA+gibt, sondern nur Bücher, die zu jemandBestimmten passen – und es ist völlig inOrdnung, wenn das der Tagesverfassungund Stimmungsschwankungen unterworfenist. Wir sind ja auch anzahlreichen Buchprojekten unseresSortiments aktiv beteiligt – viele Verlageschätzen unsere Mitarbeit, die aucheinmal ein ganzes Lektorat ausmachen© Buchhandlung Löwenherzkann. Und übrigens haben wir auchselbst produzierte Bücher, darunterein deutschsprachiges Kinderbuch fürdie ersten Lebensjahre mit Pappseiten,dessen Thema eine Regenbogen- bzw.queere Wahlfamilie ist.Wenn Sie auf die lange Geschichte vonLöwenherz zurückblicken – gibt es eineAnekdote oder ein Erlebnis, das Ihnenbesonders in Erinnerung geblieben ist?Löwenherz: Was zunehmend diejüngeren Menschen unter unserenKund:innen aufregend finden: Inden ersten Jahren der BuchhandlungLöwenherz gab es noch etliche homofeindlicheGesetze, darunter auch dasVerbot, für Homosexualität zu werben– von der Stoßrichtung gar nicht weitdavon entfernt, was wir auch heute ausFlorida, Ungarn, Russland und anderenLändern kennen. Und so hatten wirauch im Eröffnungsjahr eine Razzia mitBeschlagnahme und anschließendemProzess. Das war damals wirklich sehrheikel und hätte das Aus sein können –wir hatten aber Glück. Was uns außerdem Schock geblieben ist: Wir könnendie Welt zum Besseren ändern, solltenihr aber letztlich niemals trauen.Herzlichen Dank für das Gespräch!buchtipps zum sonderthema LGBTQIA+TikTok-Dragqueen Gracia Graciosoklärt über Diversität und LGBTQIA+ aufVon unentdeckten Briefenund innigen GefühlenGracia Graciosomit Ariane NovelL(i)ebe, wie du willstAlles, was du über LGBTQIA+ wissen musst –ein Mutmachbuch für junge Menschenca. 208 Seiten, PaperbackISBN 978-3-7423-2071-1€ 17,50 | rivaET: 23. MaiAlfred Schmidt (Hg.)»I think of you constantly with love …«Briefwechsel Ludwig Wittgenstein –Ben Richards 1946–1951448 Seiten, HardcoverISBN 978-3-7099-3414-2€ 24,90 | HaymonIch bin schwul, darf ich das empfinden? Was, wenn meine Eltern nichtunterstützen, dass ich trans*-identitär bin? Muss ich mich outen, undwenn ja, wie? Sich selbst zu akzeptieren, so zu leben und zu lieben, wieman will, ist eine große Herausforderung. Labels und heteronormativeStrukturen geben Schubladen vor und besonders junge Menschenmüssen oft Mut aufbringen, wenn sie aufgrund ihrer Sexualität oderihres Gender-Ausdrucks anecken. Lehrer und Dragqueen Gracia Graciosokennt diese Ängste und zeigt mit seinem Buch, dass „anders sein“nicht schlimm ist. Im Gegenteil – die Welt ist bunt und es lohnt sichimmer, man selbst zu sein.Es ist Herbst – der erste nach Ende des Zweiten Weltkriegs –, alsLudwig Wittgenstein in Cambridge den Medizinstudenten BenRichards kennenlernt. Die darauffolgende Beziehung der beidenwird das Leben des Philosophen bis zu seinem Lebensende prägen.374 erhaltene Briefe, Ansichtskarten und Telegramme aus den Jahren1947 bis 1951 sind stille, aber bewegende Zeugen dieser Liebeund tiefen Freundschaft.Wittgensteins Briefe an Richards geben Einblick in die individuelleLiebesgeschichte zweier Menschen. Sie sind aber auch ein Zeugnisüber die Liebe zwischen zwei Männern in einer Zeit, in der diese Liebenicht geduldet wurde.sortimenterbrief 5/2345


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