comic & manga© Don S.© Don S.Bei all den guten Zahlen muss man sichfragen, warum dieser Bereich so erfolgreichist ...Ossi Hejlek im Gespräch mitAlexander Bubenheimer, Director Sales, undDr. Rebecca Haar, Senior Product ManagerPanini Verlags GmbH»Ich bin fest davon überzeugt,dass auch kleinere BuchhandlungenUmsätze lukrieren können«Wie laufen die Geschäfte bei Panini?Bubenheimer: Besonders in den letztenJahren konnte das Manga-Segment,in dem wir uns bewegen, reüssieren. Imvergangenen Jahr hatten wir Zuwächse,die je nach Verlag um die 100 % lagen.Dieses Jahr hat sich die rasant steigendeUmsatzkurve laut Media Control etwasabgeflacht – es ist aber immer nochein Plus vorhanden, wenn auch einkleineres. Bei Panini liegen wir derzeitbei den Manga um beachtliche 70 % überdem Vorjahr. 2022 gab es bei uns einPlus von 90 % gegenüber 2021 – und davorgab es ebenfalls eine Steigerung ... Esist wirklich phänomenal! Dabei habenwir im Moment noch relativ wenig Novitätenherausgebracht. Im vergangenenJahr sind 55 neue Manga erschienen.Demgegenüber haben wir 267 Titelnachgedruckt. Auch dieses Jahr werdensich die Nachdrucke in dieser Höhe bewegen.Bei den Novitäten werden wirheuer rund 100 Titel herausbringen.Haar: Wir haben bei Panini viele erfolgreicheManga-Reihen, 2023 kommeneinige dazu. Wenngleich es manchmalEinzelwerke gibt, so sind es in der RegelReihen, die wir forcieren. Natürlichbraucht es auch mehr Kolleg:innen, umall diese Titel und Produktionen stemmenzu können.Bubenheimer: Da spielen mehrereFaktoren mit. Das Thema Manga ist janicht neu, es begleitet uns seit Ende der90er Jahre. Wer damals in das Segmenteinstieg, ist heute immer noch dabei.Meist mit anspruchsvolleren Themen.Die durchschnittlichen Manga kosten8 bis 10 Euro. Für die ältere Zielgruppeerscheinen auch welche um 30 Euro.Außerdem starteten im vergangenenJahr einige Anime-Serien, die bei Netflixausgestrahlt wurden. Das hat sich in denVerkäufen niedergeschlagen. Zudem treffenManga perfekt die Lesegewohnheitender Kinder, da die Lesezeit relativ kurz ist.Sie enthalten einen hohen Bildanteil, vielAction und wenig Text. Manga entsprechender Mediennutzung der Kinder undJugendlichen von heute. Es gibt auch vieleManga mit jungen Protagonist:innen –Figuren, mit denen sich die Leser:innenidentifizieren können.Und wie geht es den Comics?Bubenheimer: Wir bringen rund 30bis 35 % aller Comic-Novitäten amdeutschsprachigen Markt heraus – mitdem Schwerpunkt Superhelden undProtagonist:innen wie Batman, Spiderman... Bei den Comics ist der Markt sehrstabil geblieben. Durch die zahlreichenMarvel-Verfilmungen war auch dieNachfrage besonders groß.Wie viele Novitäten erscheinen diesesJahr insgesamt in den Bereichen Mangaund Comics?Bubenheimer: Wir kommen auf rund750 Neuerscheinungen. Außerdem erscheinenim Verlag 150 Kinderbücher,Fantastik-Romane, Bildbände im Erwachsenen-Segment...Wie groß ist die Akzeptanz von Mangaund Comics im österreichischen Buchhandel?52sortimenterbrief 5/23
Bubenheimer: Hier gleicht die Situationder in Deutschland: je größer die Buchhandlung,desto höher die Akzeptanzund desto stärker die Umsätze. Bei denkleineren Geschäften sind es nicht seltendie Kund:innen selbst, die das Genrein die Buchhandlungen bringen. Diejungen Leser:innen von heute wissen,was sie wollen, und kommunizieren diesauch. Eine gute Möglichkeit, den Bereichzu pushen, ist es, den Auszubildendendie Verantwortung für die Manga- undComicwelten zu übertragen. Ich bin festdavon überzeugt, dass auch kleinereBuchhandlungen in diesem SegmentUmsätze lukrieren können. In meinemHeimatort mit 13 000 Einwohner:innenhat sich die dortige Buchhandlung eineVerkaufssäule mit Manga ins Geschäftgestellt und ein Plakat ins Schaufenstergehängt. Schüler:innen haben es entdecktund schauen nun jeden Nachmittagin der Buchhandlung vorbei ... Ichglaube nicht, dass man viel Platz braucht,aber eine gewisse Sichtbarkeit ist schonnotwendig. Und auch das Schaufenstersollte miteinbezogen werden. Schließlichsprechen die Wachstumszahlendeutlich für sich!Gibt es bei den Comicfiguren Rankings?Bubenheimer: Wir wissen, welche Superheldensich besser verkaufen. Batmanwird z. B. deutlich stärker nachgefragtals Superman. Bei den GraphicNovels geht es bei uns weniger um dieFiguren selbst, sondern mehr um dieNamen der Autor:innen, wie etwa imFall der Schattenspringer-Bücher vonDaniela Schreiter, von denen Band 1 imJahr 2014 erschienen ist. Davon verkaufenwir heute noch 6000 bis 7000 Exemplarepro Jahr.Mit welchen Herangehensweisen begebenSie sich auf Titelsuche?Haar: Da gibt es unterschiedliche(lacht). Bei Daniela Schreiter sind wirzufällig im Internet über eine Leseprobegestolpert, die sie selbst online gestellthatte. Wir haben sofort das Potenzialerkannt. Bei Graphic Novels sind es einerseitsdie Menschen dahinter, die füruns interessant sind, andererseits natürlichdie Themen. Ähnlich machenwir es bei Manga. Wir schauen uns an,was gut bei uns läuft, beobachten dieKlickzahlen bei Streamingdiensten,fragen uns: Welche Animes laufen gut,gibt es Manga dazu, die dieselben Themenbedienen? Mir ist besonders wichtig,gute Geschichten herauszubringen,die mit unseren Manga erzählt werden.Die Grenzen der Leserschaft sind fließend.Beispielsweise werden die auf Actionbasierenden Shõnen-Manga auchgerne von Mädchen gelesen. Ebensokonsumiert die weibliche LeserschaftBoys-Love-Titel. Mir ist es wichtig, dasswir auch – egal, ob in Form von Mangaoder Graphic Novel – Themen aus demLGBTQIA+-Bereich abdecken. Das istaktuell eines der wichtigsten gesellschaftlichenThemen und hat auch beiden Fans einen hohen Stellenwert, wiedie Beliebtheit dieser Titel zeigt.Was würden Sie Buchhändler:innenempfehlen, die ihr Sortiment durch Mangaund Comics bereichern möchten?comic & mangaBubenheimer: Hier bieten sich individuelleLösungen an. Unsere VertreterErich Neuhold und Wilhelm Platzerkommen gerne in der Buchhandlungvorbei und stellen etwas Maßgeschneiderteszusammen. Das Angebot musszur Größe, Klientel und den Vorstellungender Buchhändler:innen passen.Hier möchte ich auch auf den MangaDay verweisen, der letztes Jahr sehr erfolgreichwar. Er findet heuer am 16. Septemberstatt. Neun Manga-Labels druckenLeseproben und stellen diese denBuchhandlungen zur Gratis-Verteilungzur Verfügung. Eine gute Möglichkeit,um den ersten Schritt in Richtung Mangazu wagen.Haar: Außerdem wurden zum MangaDay Werbe- und Dekomaterialien undvieles Weitere angeboten. Manche Buchhandlungenschrieben Zeichenwettbewerbeaus, luden Illustrator:innen ein,die vor Ort Manga zeichneten ... Ähnlichwird es auch heuer ablaufen – man rechnetsogar mit einer noch stärkeren Nachfrageals 2022.Zum Abschluss vielleicht noch ein vertrieblicherTipp?Bubenheimer: Es gibt viele hochpreisigeSonderausgaben – oft im limitiertenSchuber um 80 bis 90 Euro. Auch dieseProdukte verkaufen sich sehr gut. DasAngebot richtet sich besonders an dieManga-Fans der ersten Stunde, die erwachsengeworden sind.Herzlichen Dank für das Gespräch!sortimenterbrief 5/2353
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