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sortimenterbrief März 2019

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Das österreichische Branchenmagazin für Buchmarkt, Buchverkauf und Buchwerbung. Ausgabe März 2019

© Astrid Eckert Ossi

© Astrid Eckert Ossi Hejlek im Gespräch mit Romy Hausmann »Er macht den Tag. Und die Nacht. Wie Gott.« manche Menschen in ihrem Umfeld leben können. Ich versuchte stets, deren Beweggründe und spannende Hintergründe nachzuvollziehen – ebenso ihre Lebensentscheidungen. Kam Ihnen die Fernseherfahrung beim Schreiben der Szenen, beim Skizzieren der Protagonisten zugute? Advertorial Was machen Sie, wenn Sie nicht gerade an Ihrem Buch schreiben? Hausmann: Wenn ich nicht am Rechner sitze und meinen Debütthriller schreibe, dann schreibe ich eben am nächsten Buch. Ansonsten beanspruchen mich mein Sohn und der Haushalt. Alles in Kombination macht einen mehr als gut gefüllten Tag aus, daher habe ich zurzeit auch meine Arbeit fürs Fernsehen auf Eis gelegt. Was war Ihr Tätigkeitsbereich beim Fernsehen? Hausmann: Ich habe Doku-Soaps gedreht – beispielsweise auch Tausche Familie für ATV, Dokumentationen für den Bayerischen Rundfunk, aber auch trashigere Formate wie Shopping Queen oder Frauentausch. Ich begleitete auch Startup-Gründer und arbeitete für Magazine wie Galileo. Ich war Redakteurin und Realisateurin, war bei den Drehs dabei und führte Drehregie. Relativ früh wurde ich Redaktionsleiterin und hatte die Sendungen zu verantworten. Sie sagen: „Schreiben ist mein Ventil, um das zu verarbeiten, was mich beschäftigt“. Was beschäftigt Sie? Hausmann: Ganz klar die Menschen. Ich habe eine regelrechte Faszination für sie. Auch durch meinen Fernsehberuf, wo ich mit den unterschiedlichsten Charakteren zu tun hatte, deren jeweiliges Lebensumfeld und deren Schicksale mitbekam. Ich war an vielen Orten, lernte viele Menschen sehr nahe kennen. Man fragt sich dabei auch, wie Hausmann: Auf jeden Fall. Ich habe bei meinen Interviews nicht selten mit Frauen gesprochen, die in ihrem Leben zum Opfer geworden waren. Frauen, die trotz schlechter Behandlung in ihren Beziehungen blieben. Ich machte auch eine Reportage mit Kriegsflüchtlingen aus Somalia. Sich mit Menschen zu unterhalten, die einen derart tiefen Schmerz in sich tragen, das schult extrem deine Empathie-Fähigkeit. Wer diese Schicksale verstanden hat, sie nachempfinden kann, kann auch glaubhaft fiktionale Perspektiven schaffen. Was das Buch selbst betrifft, sagten Sie, „Ich möchte meine Geschichten auf eine Art und Weise erzählen, wie man sie noch nicht in x-ter Variante gelesen hat. Ich möchte da anfangen, wo andere aufhören.“ Wie ist das zu verstehen? Hausmann: Ich wollte keine Massenunterhaltung machen, die genauso abläuft wie alle anderen auch. Frau wird entführt, verschleppt, eingesperrt und am Ende der Geschichte wird sie befreit. 08 sortimenterbrief 3/19

Happy End. Nein. Das Leben von Opfern geht weiter. Du weißt, nachdem etwas Schlimmes passierte, ist die Nummer noch lange nicht durch, da hallt viel nach. Ich überlegte, was wäre, wenn die Geschichte mit der Flucht anfängt? Ich habe es ein wenig anders angelegt als die anderen. Und wie es scheint, ist es Ihnen auch so gut gelungen, dass es bereits vor Erscheinen reservierte Filmrechte gibt. Hausmann: Ja, das ist sehr spannend für mich. Auch dass bereits Lizenzen ins Ausland verkauft wurden. Die ersten Rückmeldungen sind extrem positiv. Ich glaube, ich war die Letzte, die damit gerechnet hatte (lacht). Gab es für den Plot eine Art Ur-Impuls? Hausmann: Schon. Ich stieß bei meinen Spaziergängen im Wald auf eine verlassene Hütte und dachte, theoretisch könnte man da im Verborgenen Dinge anstellen ... auch ein wenig mit realen Fällen im Hinterkopf, wie Natascha Kampusch oder Josef Fritzl. Ich habe mich mit den Fällen beschäftigt und fragte mich, wie ein verborgenes Leben in einer Gesellschaft, wie der unseren, ablaufen kann. In Ihrem Buchtrailer kommt der sehr plakative Text: „Er macht den Tag. Und die Nacht. Wie Gott.“ Eine schauderhafte Situation – beklemmend, beängstigend. Wie konnten Sie es sich vorstellen, sich hineindenken? Hausmann: Im kleinen Rahmen sicher durch meine Interviews. Viele Frauen erzählten von ihren Peinigungen im familiären Bereich. Wenn ich schreckliche Szenen schrieb, dann merkte ich es ganz stark auch körperlich – konnte nichts essen, feuchte Hände, Anstieg der Herzfrequenz ... Eingesperrt sein versus frei sein – was bedeutet Freiheit für Sie? novitäteninterview Hausmann: Ich glaube nicht an Freiheit im Sinne von alles hinschmeißen, nackt am Strand herumlaufen. Freiheit ist für mich das Dehnen der Grenzen, die mir mein Leben vorgibt. Freiheit auch im Sinne von Träumen und Sachen ausprobieren können. Ich bin in der ehemaligen DDR aufgewachsen, wo in unserer Familie das Thema Planen der Republikflucht an der Tagesordnung stand. Freiheit war und ist für mich stets ein hochzuhaltendes Gut! In einer Vorab-Rezension las ich, dass es gerade das Beleuchten der Charaktere aus unterschiedlichen Blickwinken ist, was fesselte …Wie kamen Sie zu diesem Konzept? Hausmann: Das ist gar nicht so ungewöhnlich. Das tun wir doch alle unbewusst. Trennen sich zwei Menschen, wird jeder seine Geschichte zu erzählen haben, die sich für die Zuhörer in beiden Fällen nachvollziehbar anhört. Jeder von uns hat seine eigene Wahrheit. Und diese verrücken wir so weit, dass wir sie auch ertragen und damit zurechtkommen können. Ich wollte in der Geschichte in puncto Realitätsfaktor sehr nahe dranbleiben. Danke für das Gespräch! Romy Hausmann, Liebes Kind Thriller. 432 Seiten, Paperback ISBN 978-3-423-26229-3, € 16,40 dtv premium, www.dtv.de Was hält unsere Familien im Innersten zusammen? Übersetzt von Sabine Hübner Deutsche Erstausgabe Hardcover mit Schutzumschlag 480 Seiten € 24,– Auch als eBook »Fatima Farheen Mirza nimmt Sie mit Haut und Haaren gefangen. Ich verspreche jedem: Wenn er dieses Buch am Ende zuschlägt, wird er ein anderer sein.« Sarah Jessica Parker _ sortimenterbrief 3/19 33 09 www.dtv.de/handel


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