© Pötz privat Ossi Hejlek im Gespräch mit Alois Pötz © Pötz privat Wandern im steirischen Garten Eden der Kulinarik Advertorial Könnten Sie den historischen Aspekt der von Ihnen durchwanderten Region kurz beleuchten? Pötz: Die Region bildete über Jahrhunderte eine Einheit, trotz der sprachlichen Unterschiede. Nach dem Ersten Weltkrieg kam 1919 das Gebiet südlich von Poßruck und Mur durch den Vertrag von Saint Germain zum Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen – 1929 umbenannt in das Königreich Jugoslawien. Seit 1991 ist es ein Teil Sloweniens. Durch den Beitritt zur EU im Jahr 2004 und zum Schengenraum 2007 begann das Zusammenwachsen dieses zweisprachigen historischen Raumes wieder, was heute stark spürbar ist. Ich bin ein glühender Europäer, deshalb freut mich das umso mehr. 2015 kam ein temporärer Einschnitt, als rund um die Gegend in Spielfeld ein zwei Meter hoher symbolischer Maschendrahtzaun an der Grenze errichtet wurde, um den Flüchtlingsstrom einzudämmen. Der damalige Bundeskanzler Werner Faymann ließ aber auch einige Türen einbauen, um der Kritik aus dem Weg zu gehen, dass ein neuer Eiserner Vorhang errichtet werde. Der Zaun war für viele Menschen ein Schock. Manch Ansässige konnten sich erfolgreich gegen die Errichtung des Zaunes auf ihrem Grundstück wehren. Dort entstanden Löcher im Zaun. Es gibt ihn auch heute noch – die Türen sind in der Regel geöffnet, je nach politischer Lage bzw. auch, wie im Moment, epidemischen Belangen. Sie erzählen zu den einzelnen Routen auch regional-historische Geschichten. Pötz: Dadurch versteht man Land und Leute besser. Beispielsweise das Schicksal der Messner-Bäuerin in Sankt Lorenzen ob Eibiswald, deren Besitz durch die Trennung nach 1919 plötzlich in zwei Staaten angesiedelt war. Letztendlich war der Vorsitzende der Grenzkommission – ein Japaner – von der Bäuerin und ihren Schilderungen der Situation dermaßen beeindruckt, dass entschieden wurde, ihren Besitz in Österreich zu belassen. Der landwirtschaftliche Doppelbesitz spielte in vielen Orten eine Rolle. So musste bei- Das „Faymann-Türl“ bei Spielfeld © Pötz privat 50 sortimenterbrief 3/21
wandern in der südlichen steiermark Alle Wanderrouten mit präzisen Routenbeschreibungen, Kartenausschnitten zur Orientierung, Hinweisen zur Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln und dem Auto (GPS-Daten) sowie kulinarischen Tipps ... spielsweise eine Bäuerin aus Mureck mehrfach die Woche 40 Rad-Kilometer zurücklegen, da es nur an bestimmten Stellen möglich war, die Staatsgrenze zu passieren, und der Zugang zu ihrem Weinberg im anderen Staat lag. Andere wiederum, in Bad Radkersburg, hatten nach 1945 mehrere Jahre das Problem, dass die Brücke über die Mur zerstört war. Wenn man auf die andere Seite musste, um zu seinen Besitzungen oder Freunden und Verwandten zu gelangen, blieb vielen als einzige Möglichkeit, durch die Mur zu schwimmen. Da dies einem unerlaubten Grenzübertritt gleichkam, mussten Aufgegriffene als Strafe einen Tag im Gefängnis absitzen ... Wie haben Sie die Auswahl der Touren getroffen? Pötz: Es sind meine Lieblingstouren – vom Vulkanland in der Süd-Oststeiermark bis hinunter in den Süden, über die Staatsgrenze hinweg: 13 Touren, bei denen man die Grenze immer wieder überschreitet, 11 Touren auf der slowenischen Seite und 16 Routen, die durch das steirische Vulkan- und Schilcherland führen und die Südsteirische Weinstraße erkunden. Dabei war es mir stets wichtig, auch die kulinarischen Belange zu beleuchten. Also erkundigten wir Anni und Alois Pötz, Grenzenlos gehmütlich, 280 Seiten, durchgehend bebildert, mit Gutscheinen im Gesamtwert von € 90,– Franz. Broschur, 978-3-7025-1011-4 € 24,– | Verlag Anton Pustet uns bei den Einheimischen immer nach persönlichen kulinarischen Lieblingsplätzen. Diese Restaurant-Tipps testeten wir und nahmen viele von ihnen in unseren Wanderführer auf. Am Ende des Buches finden sich sogar 40 kleine kulinarische Gutscheine, die man bei seinen Wanderungen einlösen kann. Sie haben den Wanderführer gemeinsam mit Ihrer Frau Anni geschrieben? Pötz: Unsere Zusammenarbeit ist perfekt. Während sie sich um die fotografischen Angelegenheiten kümmerte, lag meine Aufgabe beim Schreiben. Natürlich haben wir dabei auch alle Touren mehrfach gemeinsam durchwandert. Was nehmen Sie von Ihren vielen Wanderungen mit? Pötz: Man merkt auf beiden Seiten der Grenze die Wertschätzung, mit der man sich begegnet. Sehr gastfreundliche Leute, die versuchen, ihre Geschichte zu bewältigen, und die dabei ein neues Kapitel in politischen sowie kulturellen Belangen aufschlagen – eingebettet in einer wunderbaren Landschaft, einem kulinarischen Garten Eden. Danke für das Gespräch! 50 umweltfreundliche Routen Die Bus- oder Bahntür öffnet sich – und schon beginnt das Wandererlebnis. Neben der unterhaltsamen und entspannten Anreise ergeben sich durch das Unterwegssein ohne Auto ganz neue und reizvolle Möglichkeiten – denn der Ausgangspunkt der Tour muss nicht zwingend deren Endpunkt sein. Zahlreiche Routenvorschläge nutzen diesen Vorteil: Vom Rauriser Tal geht es ins Gasteiner Tal, vom Gasteiner Tal in das Großarltal oder von Großarl dem Kapellenweg folgend zurück in den Talschluss nach Hüttschlag. Selbst einige Skitourenziele sind mit den „Öffis“ besser erreichbar als mit dem Pkw. Ihrer Unternehmungslust sind keine Grenzen gesetzt! Christian Heugl Startpunkt Haltestelle Wandern mit Bus & Bahn in Salzburg und Umgebung ISBN 978-3-7025-1009-1, € 22,– sortimenterbrief 3/21 51 Lesen Sie uns kennen. xx www.pustet.at
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