Claudia Steinschneider (li), promovierte Biologin, ist stellvertretende Bereichsleiterin in der Versuchsstation für Spezialkulturen in Wies, wo sie sich um die Anbau- und Versuchsplanung in den Bereichen biologischer Arznei- und Gewürzpflanzen, biologischer und konventioneller Gemüsebau im Freiland und im geschützten Bereich und Zierpflanzenbau kümmert. Sie hält Vorträge und publiziert Fachartikel. Ute Stückler-Sattler (re), promovierte Biologin, ist in der Qualitätssicherung eines pharmazeutischen Unternehmens tätig, Ausbildung zur Dipl. Kräuterpädagogin. Sie hält Vorträge und Workshops rund um die Themen Volksheilkunde und Heilpflanzenkunde. Teresa Petrovitz im Gespräch mit Claudia Steinschneider und Ute Stückler-Sattler Exotische Knollengewächse anbauen und genießen © priva???? Kürzlich ist Ihr erstes gemeinsames Buch erschienen, ein unglaublich vielfältiges Kompendium zu exotischem Knollengemüse. Wie ist dieses Projekt entstanden und welchen Bezug haben Sie zu diesen Kulturen? Steinschneider: Mit dem Thema Knollengemüse wurde ich durch meine Tätigkeit in der Versuchsstation für Spezialkulturen im steirischen Wies konfrontiert. Wir haben jährliche Schwerpunkte, die Knollen waren ein Teil davon. Bei der Recherche ist mir dann aufgefallen, dass es eigentlich kein umfangreiches und detailliertes Werk zur Thematik gibt. Ganz allein wollte ich aber kein Buch schreiben, und so habe ich meine langjährige Freundin Ute Stückler-Sattler, deren Kompetenz ich sehr schätze, gefragt, was sie von der Idee hält. Stückler-Sattler: Ich arbeite in der pharmazeutischen Industrie, bin promovierte Biologin und habe auch die Ausbildung zur diplomierten Kräuterpädagogin gemacht und habe deshalb viel Bezug zu Pflanzen. Als Claudia Steinschneider bei mir angefragt hat, war ich hellauf begeistert. Gerade auch, weil mir eine Episode einfiel, die sich vor etwa 15 Jahren abgespielt hatte: Damals lernte ich Süßkartoffeln kennen und lieben und fragte sie als Expertin, ob es nicht möglich wäre, dieses Knollengemüse auch bei uns anzubauen. Ihre Antwort war damals ein klares Nein, mittlerweile haben sich die Voraussetzungen aber geändert. Im Buch erklären Sie, dass der Anbau von Knollengemüse in unseren Breiten durch den Klimawandel innerhalb weniger Jahre möglich wurde … Steinschneider: Das ist richtig, man merkt den Klimawandel ja am eigenen Leib, die Trockenperioden werden immer länger, Starkregenereignisse immer häufiger. Man kann angesichts der neuen Gegebenheiten entweder den Kopf in den Sand stecken und betrauern, dass viele unserer Kulturen hier nicht mehr funktionieren, oder die Veränderungen als Möglichkeit nutzen, um neue Nischen zu besetzen, neue Kulturen anzubauen. Wie schwierig ist ein erfolgreicher Anbau von Oca, Taro und Co.? Steinschneider: Auch Laien können das schaffen. Die verschiedenen Sorten werden im Buch umfassend beschrieben, man findet viele Tipps, damit der Anbau im Hausgarten, auf Balkon und Terrasse, in Pflanzsäcken, © Ute Stückler-Sattler, AT Verlag © Manfred Sattler, AT Verlag © Werner Krug, AT Verlag Süßkartoffelernte Die Autorinnen mit einer Taro-Pflanze Buntes Allerlei 16 sortimenterbrief 3/22
knollengemüse: schätze aus der erde © privat???? Badewannen etc. funktioniert. Durch das Selbstanbauen kann man seinen Selbstversorgungsgrad steigern, viele weitere interessante Experimente machen und auch die Pflanzenteile für weitere Anwendungen in Anspruch nehmen. Stückler-Sattler: Das Tolle am Buch ist, dass einerseits die Expertise von großflächigem Anbau durch Claudia Steinschneider eingeflossen ist, während ich andererseits meine Erfahrungen auf einer ganz anderen Ebene einbringen konnte: Ich wohne in Kärnten, auf etwa 800 Meter Seehöhe, habe einen sehr kleinen Garten und habe bei mir sämtliche Kulturen im Garten bzw. in Pflanzsäcken angebaut, um auszutesten, wie sich das Knollengemüse in dieser Umgebung macht. Im Buch habe ich dann auch mein Wissen bezüglich Inhaltsstoffen und ernährungsphysiologischen Aspekten und Rezepte beigesteuert. Welche Benefits hat Knollengemüse, warum sollten wir es in unseren Essensplan aufnehmen? Stückler-Sattler: Die unterschiedlichen Knollen können als perfekte Ergänzung zu unserer Ernährung gesehen werden. Jede hat zugleich ihre Besonderheiten. Die vorherrschenden Nährstoffe von Knollengemüse sind Kohlenhydrate, wobei diese sich je nach Art von unseren typischen Kohlenhydratelieferanten wie Kartoffeln und Reis unterscheiden. Deren vorherrschendes Speicherkohlenhydrat ist Stärke, bei der Yacón, der Inkawurzel, sind aber beispielsweise Fructane in unterschiedlichen Verbindungen dominierend. Diese Kohlenhydrate gehen quasi unverdaut durch den Darm und dienen dann den guten Darmbakterien als Nahrung. Die Knollen sind somit Präbiotika, durch sie kann man die Darmflora ungemein stärken und aufbauen, z. B. bei Stress oder der Einnahme von Antibiotika. In Japan wird Yacón-Sirup bereits als Nahrungsergänzungsmittel vermarktet, bei uns ist er gänzlich unbekannt. Mithilfe der Rezepte im Buch kann man ihn ganz einfach herstellen und hat ein wunderbares, vielseitig gesundes Produkt. Die Süßkartoffel mit ihren vielen Farben von Orange bis Violett ist wegen ihrer Anzahl von sekundären Pflanzenstoffe zu erwähnen, die sehr wertvoll für den menschlichen Körper sind und etwa augen- und zellschützende Eigenschaften aufweisen. Steinschneider: Ein weiterer Benefit aus rein anbautechnischen Gründen ist, dass Topinambur oder Knollenziet über den ganzen Winter, selbst wenn das oberirdische Material abfriert, frisch geerntet werden können, solange der Boden nicht zu tief geworden ist. Somit kann man auch im Winter viel für die Inhaltsstoffpalette auf dem eigenen Teller tun. Das Besondere an Ihrem Buch ist, dass Sie die Pflanzen auch aus volksmedizinischer und ethnobotanischer Perspektive beschreiben. Stückler-Sattler: Das war uns deshalb wichtig, weil diese Pflanzen bei uns relativ unbekannt sind, aber in den Herkunftsländern eine lange Geschichte haben und tief in deren Kultur verwurzelt sind. Wir wollten dieses Wissen, auch hinsichtlich der Verwendung, zumindest zum Teil in unsere Breiten transportieren. Welche sind eigentlich Ihre persönlichen Lieblinge unter den Knollen? Stückler-Sattler: Für mich sind es Süßkartoffeln, da man sie in der Küche so vielfältig einsetzen kann, was auch im Rezeptteil ersichtlich ist: Von Curry über Flan bis hin zu Eis ist alles möglich, man kann sie sogar roh essen. Yacón schätze ich auch sehr, weil sie frisch geerntet ein fantastisches Obst hergibt, aber auch toll in einen klassisch österreichischen Suppentopf passt. Steinschneider: Die Chips der Yacón sind die besten! Auch mit Blick auf ihre Vielfältigkeit bin ich ihr absoluter Fan. Oca ist ebenfalls großartig, insbesondere aus pflanzenbaulicher Sicht, da sie als Verwandte unseres Waldsauerklees oder auch Glücksklees, wie wir ihn zu Weihnachten kennen, sehr dekorativ ist. Ich finde alle Formen der Doppelnutzung hervorragend. Herzlichen Dank für das Gespräch! Claudia Steinschneider, Ute Stückler-Sattler Ausgegraben – Süsskartoffel, Yacon & Co. Das große Garten- und Kochbuch Mit Tipps für den Balkongarten 200 Seiten, 184 Farbfotos, gebunden 978-3-03902-108-6 | € 30,80, AT Verlag sortimenterbrief 3/22 17
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