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sortimenterbrief märz 2022

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Das österreichische Branchenmagazin für Buchmarkt, Buchverkauf und Buchwerbung. Ausgabe März 2022.

eine einladung zur

eine einladung zur umsicht © S. R. Ayers © Jasmin Walter Teresa Petrovitz im Gespräch mit Kremayr-Scheriau-Verlagsleiterin Mag. Stefanie Jaksch (li) und Autorin Maria Kapeller (re) K&S Um/Welt – die neue Reihe aus dem Kremayr & Scheriau Verlag Advertorial Frau Jaksch, wie geht es Ihnen und dem Kremayr & Scheriau Verlag nach diesem langen Winter? Jaksch: Insgesamt gut. Wir hatten einen spannenden Winter und ein super Herbstprogramm, mit vielen Veranstaltungen und sehr guten Verkäufen, was wirklich sehr schön ist. Es war aber auch wahnsinnig intensiv, und wir sind jetzt alle gerade etwas müde, was man in der Verlagsbranche ja nicht so einfach zugibt bzw. zugeben darf (lacht). Wir hätten uns aber trotzdem sehr auf Leipzig gefreut und sind gerade am Überlegen, wie wir diesbezüglich weiter vorgehen, ob wir nicht doch nach Leipzig fahren, um die eine oder andere Veranstaltung zu besuchen und Kontakte zu treffen. Dennoch kann ich die Absage selbstverständlich verstehen. Trotz der anstrengenden Zeit haben Sie ein wunderbares Frühjahrsprogramm entwickelt. Im Editorial schreiben Sie: „Kremayr & Scheriau schimmert in allen Farben, in denen sich das Licht in einem Prisma bricht.“ Mit diesen Farben sind auch die neuen Reihen gemeint, die Sie herausbringen. Jaksch: Ja, wir sind voller Tatendrang und schon sehr gespannt, wie das Frühjahrsprogramm ankommen wird. Ich denke grundsätzlich gerne in Reihen, bin in dieser Hinsicht vielleicht auch eine Art Dinosaurier in der Verlagsbranche, in der generell doch in erster Linie an die Verkaufszahlen einzelner Titel und weniger in größeren inhaltlichen Bögen gedacht wird. Die zwei Themen, die wir für unsere Reihen gewählt haben, sind Umwelt und Gesundheit. Wir interessieren uns heute vor allem für die neue Reihe K&S Um/Welt. Betitelt ist sie als „eine Einladung zur Umsicht“. Mit welchen Ansprüchen ist die Reihe für Sie verbunden? Jaksch: Ausgangspunkt waren zwei wichtige Leitmotive unseres Verlags: Zum einen ist das das Zuhören und zum anderen die Überlegung, wie wir denn leben wollen, sowohl miteinander als auch füreinander. Mit Blick auf die Um/ Welt-Reihe veröffentlichen wir drei neue Bücher: Maria Kapellers Lovely Planet, Timo Küntzles Landverstand und Bettina Ludwig mit Unserer Zukunft auf der Spur. Sie haben alle drei stimmig in dieses Bild gepasst und verdichtet, was als Idee bereits da war. 38 sortimenterbrief 3/22

eine einladung zur umsicht Mit Lovely Planet ist ein Reiseführer der anderen Art Teil der Reihe. Frau Kapeller, Ihr Buch ist eine Reflexion über eine verantwortungsvollere Form des Reisens und eine Kritik am Reisen in der Überflussgesellschaft und Konsumkultur. Seit wann machen Sie sich Gedanken über das Reisen und wie sieht Ihre persönliche Reisegeschichte aus? Kapeller: Zu reisen begonnen habe ich relativ spät. Ich komme aus einer Familie, in der nicht wie selbstverständlich von A nach B geflogen wurde. Nach meinen ersten beiden großen Reisen − mit 18 war ich einen Monat in den USA, mit 19 ein halbes Jahr in Nordirland − habe ich Blut geleckt. Ich bin von Anfang an immer in die Kultur des jeweiligen Landes eingetaucht und habe vor Ort gelebt. Während des Studiums habe ich dann zu schreiben begonnen, bald auch als Reisejournalistin. Das war die Zeit des Billig- und Viel-Reisens. Gerade auf Pressereisen für klassische Medien wurde mir immer klarer, wie viel Inszenierung und wie viel Wegsehen mit dem Reisen und dem Reisejournalismus verbunden war. Ich habe das Reisen immer kritischer betrachtet, mir vieles notiert. Ich war z. B. in Hanoi, hatte viel Spaß, und nachts beim Heimkommen sah ich, dass der Hotel-Mitarbeiter hinter der Rezeptionstheke am Boden schlief ... In Ihrem Buch schreiben Sie: „Wir zerreißen die Welt, indem wir sie ‚zer-reisen’“. Wo liegen für Sie die dringlichsten Probleme? Kapeller: Über allem stehen sicherlich die Häufigkeit und Selbstverständlichkeit, mit der wir reisen. Aus ökologischer Sicht ist es die Erderwärmung, bei jeder Reise machen Anreise und Rückreise bis zu 80 % des gesamten CO2-Ausstoßes aus. Hinzu kommen Umweltverschmutzung und Luftverschmutzung. Jeder, der reist, hinterlässt im Zielland bis zu 2 kg Müll pro Nacht. Problematisch ist zudem der Bodenverbrauch, sei es die dritte Piste am Flughafen, die gebaut wird, oder dass ständig Hotels aus dem Boden gestampft werden. Auch Wasserverbrauch ist ein Thema, gerade auf Inseln. Und in sozialer Hinsicht? Kapeller: Reisen ist eine Fortsetzung der allgemein herrschenden Ungleichheit, das reicht von unmenschlichen Arbeitsbedingungen und schlechten Löhnen im Tourismus bis zur Beschneidung von Rechten, wenn etwa Fischern aufgrund eines Hotels der Zugang zum Meer genommen wird. Probleme haben wir auch vor der eigenen Haustüre, wie man in Städten wie Salzburg in puncto Übertourismus beobachten kann. Interessant ist, dass aus psychologischer Sicht niemand mit diesen Dynamiken zufrieden ist, weder die Reisenden selbst, die sich nicht mehr als Menschen, sondern nur noch als Nummer wahrgenommen fühlen, noch die Bevölkerung, die oft ein Gefühl der Entfremdung in ihrer Heimat entwickelt. Was glauben Sie, können wir anders machen? Kapeller: Mein Buch sollte in erster Linie ein Versuch sein, hinzusehen, die Probleme ausfindig zu machen und Denkräume zu öffnen. Beeindruckt hat mich bei meinen Recherchen insbesondere Niko Paech, ein Postwachstums- Ökonom, der darauf hinweist, wie viel an CO2-Ausstoß jedem von uns zusteht. Umgemünzt auf das Fliegen bedeutet das, dass jedem von uns im ganzen Leben maximal ein bis zwei längere Flüge zustehen. Mit diesen Ansichten wird er oft als radikal hingestellt. Radikal sind seiner und auch meiner Meinung nach aber nicht seine Thesen, radikal ist das, was mit der Umwelt geschieht. Bei all den unterschiedlichen Ansichten in der Expertenschaft gab es jedenfalls einen gemeinsamen Nenner: Was wir zuallererst tun sollten, ist unser Bewusstsein ändern. Es tut uns allen gut, hinzusehen und unser Verhalten zu überdenken. Mit einer anderen Haltung können wir auch als Einzelne aktiv werden und tatsächlich etwas ändern − und dazu wollte ich etwas beitragen. Herzlichen Dank für das Gespräch! Maria Kapeller: Lovely Planet 224 Seiten, 978-3-218-01224-9 ET: 24. März Timo Küntzle: Landverstand 304 Seiten, 978-3-218-01290-4 ET: 24. März Bettina Ludwig Unserer Zukunft auf der Spur ca. 176 Seiten, 978-3-218-01309-3 ET: 21. April jeweils: Format 13,5 x 21,5 cm kartoniert, mit integriertem Lesezeichen € 23,– | K&S Um/Welt Auch als E-Book erhältlich sortimenterbrief 3/22 39


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