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sortimenterbrief märz 2022

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Das österreichische Branchenmagazin für Buchmarkt, Buchverkauf und Buchwerbung. Ausgabe März 2022.

glaube, liebe, hoffnung

glaube, liebe, hoffnung © Aquamarin Verlag Ossi Hejlek im Gespräch mit Katarina Michel und Aquamarinsowie Crotona-Verleger Peter Michel Über die Gesetzmäßigkeiten von Gesundheit und Krankheit aus seelisch-geistiger Perspektive Sie schreiben, dass es gegenwärtig einen Umbruch im Gesundheitssektor gibt. Was meinen Sie damit? P. Michel: Wir haben ja leider die unsägliche Trennung zwischen Schulmedizin und sonstigen, alternativen Heilmethoden. Die Heilpraktiker haben es in Deutschland gerade sehr schwer. Hier gibt es große Konflikte. Wie oft hört man bzw. die Patienten bei unheilbaren Krankheiten den Satz: „Sie sind unheilbar.“ Für uns gibt es diesen Begriff nicht. Denn wenn es jemals auch nur einen einzigen Menschen gab, der von einer unheilbaren Krankheit geheilt wurde, dann ist das prinzipiell für jeden Menschen möglich. Allein die positive Aufnahme eines Patienten kann – wenn schon nicht zu einer Heilung – zumindest zu einer Verbesserung führen. Ist nicht Hoffnung ein maßgeblicher Teil – also: Ohne Hoffnung keine Heilung? Unheilbar zu sein, schließt ja Hoffnung nahezu aus ... P. Michel: Ja, daher haben wir Mut – Hoffnung – Selbstliebe als Untertitel für unser neuestes Buch Das Einzige, was wirklich heilt, ist Liebe gewählt. K. Michel: Hildegard von Bingen sagte einst: „Es gibt keine unheilbaren Krankheiten. Es gibt nur unheilbare Patienten.“ Das ist ein riesiger Unterschied. Es geht nicht um die Krankheit, sondern um den erkrankten Menschen – und auch wie wir die Krankheit wahrnehmen. Eine Krankheit ist nicht nur etwas Negatives, sie bringt auch die Chance, in seinem Leben etwas zu verändern, sein Leben anders wahrzunehmen. P. Michel: Ich beschäftige mich seit 50 Jahren mit diesen Themen. Stichwort: Schicksalsort Ärztepraxis. Wenn man dort sitzt und auf seine Diagnose wartet, ist alles, was vom Arzt kommt wichtig – jede Geste, jeder Blick, jedes Räuspern ... Für den Patienten geht es vielleicht um Leben und Tod. Ist man da nicht achtsam, löst man im Patienten Reaktionen aus, die einem gar nicht bewusst sind. Das sind Schlüsselsituationen für die Patienten und somit auch für eine potenzielle Genesung. Gibt es diesbezüglich Schulungen für Mediziner? K. Michel: Kaum. Ich weiß aber, dass medizinische Fakultäten beabsichtigen, 54 sortimenterbrief 3/22

diese Themen in die Ausbildung der Ärzte aufzunehmen. Wie wichtig ist es für den Patienten, seine Diagnose zu kennen? K. Michel: Das ist enorm wichtig, um sich orientieren zu können. 90 % der Menschen möchten ihre Diagnose wissen. Viele Menschen identifizieren sich danach mit der Diagnose. Da fängt dann das Problem an, denn der Mensch ist nicht seine Krankheit. Ich betreue eine Gruppe von an Krebs erkrankten Menschen hier in Konstanz. Da begegne ich dieser Problematik –der Sichtweise – ständig. Es geht darum, über der Krankheit zu stehen, diese nur als Teil von sich zu akzeptieren. Das ist schwierig, jedoch für eine Genesung Voraussetzung. Sie schreiben, dass Heilung nur zwischen Menschen möglich ist ... P. Michel: Das stimmt. Es braucht eine Beziehung zwischen Arzt/Therapeut und Patient. Nur dann kann etwas fließen. Man spricht hier auch von einem Heilungsfeld – einem Miteinander, bei dem Vertrauen und Zuversicht entstehen können. Das Verbindende ist von ganz elementarer Bedeutung – hat letztendlich auch mit Liebe zu tun. K. Michel: Solche Idealformen der Begegnung sind jedoch sehr schwer herzustellen. Was es dazu braucht, ist Zeit für und mit den Patienten. Das funktioniert vielerorts allein deswegen schon nicht, weil ganz einfach die Zeit dazu fehlt. Hierbei sind nicht einzelne Personen zu kritisieren, sondern das gesamte Gesundheitssystem. Das muss sich ändern. Neben der Hoffnung ist es auch der Glaube, der entscheidend zu einer Heilung beiträgt? P. Michel: Wenn ich in der medizinischen Forschung tätig wäre, dann würde mein Hauptaugenmerk auf der Placebo-Forschung liegen. Was ist Placebo denn anderes als die Entfaltung der inneren Heilkraft. Demgegenüber steht der Nocebo-Effekt – ausgelöst beispielsweise durch das Angstfeld, in dem wir uns befinden. Darauf sind wir auch im Buch eingegangen. In Deutschland gibt es die „German-Angst“ – das ist ein international feststehender Begriff. Deutschland ist mit dem Thema Angst immens beschäftigt – sicher auch historisch bedingt. Angst ist der halbe Weg ins Grab! Man bekommt die Angst schwer aus den Köpfen der Leute. Neben vielen anderen Aspekten ist es auch die schwächer gewordene Rolle der Kirche und die mangelnde Verbreitung der frohen Botschaft – dass es ein Leben nach dem Tod gibt. Hätten die Menschen weniger Angst vor dem Tod, hätten sie auch weniger Panik, wenn ihnen eine schwere Krankheit diagnostiziert wird. Peter Michel, Katarina Michel Das Einzige, was wirklich heilt, ist Liebe Mut – Hoffnung – Selbstliebe 2022, 192 S., Hardcover, 978-3-89427-904-2 € 18,50 (A), Aquamarin Verlag Sie haben im Buch die Wichtigkeit des Inneren Milieus genannt. Was ist das? glaube, liebe, hoffnung P. Michel: Ein spannendes Thema. Es ist im weitesten Sinne das Selbstheilungsvermögen des eigenen Körpers. Und es geht auch um das eigene Vertrauen darauf. In diesem Zusammenhang ist auch die geistige Immuntherapie zu erwähnen – das innere Arbeiten an einem selbst, beispielsweise durch entsprechende Meditation. Unser Geist – unser Denken – nimmt maßgeblichen Einfluss auf die physischen Reaktionen. K. Michel: Es ist wichtig, seinen eigenen Weg zu finden und zu gehen – dabei aber auch offen für Kurskorrekturen zu sein, wenn man merkt, dass ein Weg nicht zum gewünschten Ergebnis führt. Vertrauen auf der einen Seite – wachsames Reflektieren in Bezug auf das Ergebnis auf der anderen. Unser Körper besitzt viel Kraft und Weisheit. Nach innen zu lauschen, was der eigene Körper verlangt, ist entscheidend. Was hat es denn jetzt mit der Liebe auf sich? P. Michel: Wir haben zu Beginn schon darüber gesprochen. Die Liebe ist das Geheimnis, das sich in einer Begegnung abspielt bzw. abspielen kann – im Idealfall auch bei der Begegnung zwischen Arzt und Patient. Im Buch erzählen wir von der Heilung eines schwerkranken Patienten, welche die behandelnde Ärztin mit folgenden Worten beschreibt: „Das Einzige, was ihn wirklich geheilt hat, war meine liebevolle, innere Zuwendung ...“ Dass schlechte partnerschaftliche Beziehungen oder permanente berufliche Schwierigkeiten auf Dauer krank machen, das muss man niemandem mehr erklären. Das weiß und akzeptiert man. Dass es dann aber auch andersrum funktionieren könnte ... müsste, hat nach wie vor Erklärungsbedarf ... P. Michel: Genau das ist das Problem! Danke für das Gespräch! sortimenterbrief 3/22 55


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