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sortimenterbrief märz 2024

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Das österreichische Branchenmagazin für Buchmarkt, Buchverkauf und Buchwerbung. Ausgabe März 2024.

buchrezensionenwww.barbara-brunner.atDer aktuelle Lesetipp von Dr. Barbara BrunnerLiebe Leute,„Danke, mit Bruckner“ war in meiner Familieein geflügeltes Wort, wenn man beiTisch keinen Nachschlag wollte. Die Geschichtedahinter: Anton Bruckner hattebei einem Abendessen auf die Fragevon Kaiser Franz Joseph „Herr Professor,wollen‘s net no was essen?“ mit „Danke,Majestät, mir graust schon“ geantwortet.(Se non è vero, è ben trovato.)Anton Bruckner, der Jahresregent, der Musik-Gigant,dem Hitler ein Denkmal setzenwollte, der seine ländliche Herkunftnie verleugnete und dennoch erpicht warauf Ehrungen, der trotz seines lebenslangenStrebens nach Anerkennung nichtbereit war, seine Umgangsformen denender Adeligen, der wohlhabenden Bürgeroder der Intellektuellen anzupassen, dieserebenso widersprüchlichen wie faszinierendenPersönlichkeit ist ein Buch mitdem treffenden Titel Dickschädels Reisengewidmet.Darin werden anhand der AufenthalteAnton Bruckners in Oberösterreich seinLeben, seine vielschichtige Persönlichkeitund natürlich sein Werk nachgezeichnet.Und zu beschreiben gibt es jede Menge:Geboren am 4. September 1824 in Ansfeldenals erstes von elf Kindern, wurdeer mit elf Jahren als Halbwaise zu seinemCousin und Firmpaten Johann BaptistWeiß nach Hörsching geschickt, der ihnnach dem Volksschullehrplan, aber auchin Musiktheorie, im Orgelspiel und Landlergeigenunterrichtete. „Prinz Schnudi“nennt Weiß seinen Schüler liebevoll. ZweiJahre später kommt Bruckner als Sängerknabenach St. Florian.Als Hilfslehrer im Mühlviertler Windhaagkann er sein Gehalt nur als Tanzgeiger inden örtlichen Wirtshäusern aufbessern,später findet er besser bezahlte Jobs, sodasser seine Mutter auch finanziell unterstützenkann. In späteren Jahren hatteer unzählige Privat- und Hochschüler,denen er als gütiger, geduldiger und auchunterhaltsamer Pädagoge in Erinnerunggeblieben ist. Ein Treppenwitz derGeschichte ist, dass Bruckner das Amtdes Schulleiters des Linzer Musikvereinsablehnte, aus dem später die Anton-Bruckner-Privatuniversität werden sollte,genauso wie ihm Salzburg nicht die Direktorenstelledes Dom-Musik-Vereinsgewährte. Im Verlag Anton Pustet ist ebenauch eine ausführliche Biografie zu AntonBruckner erschienen, die außerdemdie vielen Reisen Bruckners ins Auslandbehandelt, seine späten Erfolge und Ehrungen.Doch zurück zum Dickschädel:Bruckner zieht es auch in seinen späterenJahren immer zurück nach Oberösterreich.Er war ein ausgezeichneterSchwimmer und Taucher, er liebte Tanzen,Kegeln und Eisstockschießen undwar ein äußerst geselliger Wirtshausgast.Dabei entwickelte er sich zu einem großenEsser vor dem Herrn, dreimal Suppe,dreimal Lammbeuschl gefolgt vonZwetschkenknödeln waren keine Seltenheit.Maßlos war er auch beim Trinken –bis zu 13 Seidel Bier waren normal, ebensowie untertags zwei Liter kalter Kaffee.Halbe Sachen waren also seine Sachenicht: Was immer Anton Bruckner tat,das tat er gründlich, um nicht zu sagen:exzessiv und radikal. Er lernte, studierteund übte fanatisch, saß Stunde um Stundean seinen Kompositionen, verlor beimImprovisieren an der Orgel jedes Zeitgefühlund traktierte manche Orgel so sehr,dass sie nachher repariert werden musste– und er entwickelte in den späterenLebensjahren eine wahre Gebetsmanie,wobei er über die einzelnen Gebete genauBuch führte – und er litt an Arithmomanie,an zwanghaftem Zählzwang.Vieles erfährt man in dieser kurzweiligen,etwas anderen Biografie:Etwa, dass Anton Bruckner von derNordpolarexpedition von Payer undWeyprecht so fasziniert war, dass er sichfür eine weitere Nordpolfahrt vormerkenließ, oder dass er sich um den Posten desHoforganisten im mexikanischen Kaiserschlossdes unglückseligen Maximilianbewerben wollte.Über Bruckners Kleidung, seine zukurzen Hosen und seine verbeulten Anzüge,gibt esviele Anekdoten– auf dieFrage eines wohlmeinenden Freundes, ob er denn seineAnzüge von einem Tischler machen ließe,antwortete Buckner: Er, Bruckner, tragesich zwar einfach, aber elegant. Kritik anseinem Werk hingegen ging Bruckner sonahe, dass er Kaiser Franz Joseph einmalbat, seinen schärfsten Kritiker EduardHanslick doch mundtot zu machen.Am 11. Oktober 1896 stirbt Anton Bruckner,sein Leichnam wird einbalsamiertund in einem luftdicht verlöteten Sarg ineinem feierlichen Kondukt nach St. Florianunter der Orgel ausgestellt. Ende derGeschichte? Nicht ganz, weil hundert Jahrespäter festgestellt wird, dass die sterblichenÜberreste so stark vom Schimmelbefallen sind, dass der Leichnam zur Restaurierungin die Schweiz gebracht wird– und am ersten April (kein Scherz!) wirdAnton Bruckner quasi runderneuert wiedernach St. Florian gebracht.Dickschädels Reisen von Florian Sedmakbringt uns auf amüsante und klugeWeise diesen Musik-Giganten näher, inWort und Ton – da mittels eingestreuterQR-Codes die jeweils im Text erwähntenKompositionen praktischerweise gleichangehört werden können.Lesen ist schön, hören auch!HerzlichBarbara Brunner18 sortimenterbrief 03/24

wko.at/buchwirtschaftHinterschweiger: Es gibt ein langes Argumentarium,das den Brief an den Finanzministerprägt, daher stelle ich hierexemplarisch drei Argumente in den Vordergrund:bezahlte Einschaltung© Fachverband der Buch- und MedienwirtschaftIm Gespräch mit Fachverbandsobmann KR Fritz HinterschweigerGehen im Buchhandeldie Lichter aus?Einige namhafte Buchhandlungen habenzuletzt zugesperrt, ist das Anlass zur Sorge?Hinterschweiger: Als ich 2015 als Fachverbandsobmanndie Agenden der Buchbrancheübernahm, hatten wir 1688 aktiveGewerbeberechtigungen betreffend Buchhandlungen.Heute haben wir aktuell 1346Mitgliedsbetriebe im Buchhandel. Alsomusste jeder fünfte Betrieb mit einer Buchhandelsberechtigungzusperren. Wennman die Statistiken analysiert, ist derTrend sehr homogen. Sowohl auf dem flachenLand als auch in den Landeshauptstädtenund sogar in der Bundeshauptstadtist kein Unterschied mehr messbar.Kann man hier gegensteuern und Maßnahmensetzen?sortimenterbrief 03/24Hinterschweiger: Es ärgert mich besonders,dass die verminderte Umsatzsteuerauf Bücher nach der Pandemie nicht verlängertwurde, obwohl die EU-Richtlinievom April 2022 dem österreichischen Gesetzgeberdeutlich erweiterte Spielräumeermöglicht hat. Mitte 2025 neigt sich meineObmannschaft im Fachverband demEnde zu. Für die verbleibenden 15 Monatewerde ich alles Erdenkliche unternehmen,bis wir eine deutliche Senkung der Umsatzsteuerauf Bücher erreicht haben. Diejeweilige Regierungskonstellation und daspolitische Farbenspiel – Nationalratswahlhin oder her – sind uns dabei völlig egal.Wir haben die wirtschaftliche Existenzunserer Verlage und Buchhandlungen imAuge, denn sehr viele von ihnen stehenmit dem Rücken zur Wand.Vielen andere Branchen hätten das auchsehr gerne – womit argumentieren Sie derRepublik gegenüber, dass ausgerechnetdie Buchbranche eine Umsatzsteuersenkungbekommen soll?Im Unterschied zu anderen Branchenist der Buchmarkt nach Sprachräumenzu betrachten, weil die Konsumentenfast nur Bücher in ihrer Muttersprachekaufen. Die Wettbewerbssituation imdeutschen Sprachraum ist eine offene,blutende Wunde für uns, denn überallim deutschen Sprachraum (auch in allenMinderheitsgebieten) ist die Umsatzsteuerdeutlich niedriger. Das ist einfach einewettbewerbsverzerrende, ungerechte undnicht nachvollziehbare Belastung, die wirnicht länger hinnehmen werden!Zweitens – die Senkung der Umsatzsteuerauf Bücher ist eine leistbare Maßnahme,sie kostet der Republik lediglich € 30Millionen Mindereinnahmen! Das ist imLichte der hohen Beschäftigungsquote inunserer Branche sehr wenig und hat einenspürbaren Effekt bei der Sicherung vonArbeitsplätzen!Drittens: Ganz aktuell – wenn wir nachSkandinavien blicken, wird dort jetzt nachJahren der digitalen Euphorie erkannt,welchen Stellenwert das gedruckte Buchfür den ganzheitlichen Homo sapiens bedeutet.Das Gehirn, die Psyche, die Augender Menschen leiden unter einer übertriebenendigitalen Belastung! Jahrelangwurden wir von digitalen Technokratenverspottet.Neulich hat sich der dänische Bildungsministerbei den Jugendlichen und Kindernfür die überzogene Digitalisierungentschuldigt und entschieden, gedruckteWerke im Unterricht zu forcieren. Dieschädigenden Nebenwirkungen der digitalenKonsumation treffen auch die Erwachsenen,wenn sie lesen oder sich beruflichmit Texten befassen.Danke für das Gespräch!19


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