herzensbildung ist ein langer prozess© Ismael WeberOssi Hejlekim Gespräch mitPastorMichael Oswald»Dein Herz ist der Ort,von dem aus du denkst,fühlst und handelst«Herzschmerzen, das Herz verlieren ...damit ist ja nie das Herz selbst gemeint,sondern stets ein Teil unseres Seins.Sie verwenden Begrifflichkeiten wiediese im Buch und nützen sie fürThemen und Kapitel?AdvertorialSie sind Pastor in der EvangelikalenFreikirche Forum Eisenstadt. Wie kannman sich das vorstellen?Oswald: Wir sind eine gesetzlichanerkannte Religionsgemeinschaft inÖsterreich. Zur Freikirche gehören fünfBünde: die Baptistengemeinden, dieEvangelikalen Gemeinden, die ElaiaChristengemeinden, die Freien Christengemeindensowie die MennonitischeFreikirche Österreich. In Österreich gibtes rund 200 freikirchliche Gemeinden.Ich selbst bin Pastor im ForumEisenstadt, arbeite als Religionslehreran neun Schulen, wo ich FreikirchlicheReligion unterrichte, bin in Jugend- undGemeindearbeit involviert – lebe mitmeiner Familie in Eisenstadt.Sie schreiben in Ihrem Buch, dass dasHerz der Mittelpunkt allen Daseinsist, der Knotenpunkt des Denkens,Ausgangspunkt des Handelns ...Oswald: Wenn ich vom Herzen spreche,spreche ich vom hebräisch geprägtenVerständnis der Bibel. In der hebräischen,alttestamentlichen Kultur gibtes den Ort für Kopf und Verstand nicht.Das bedeutet, dass das Herz – wiebeschrieben – der Ort ist, wo wir denken,fühlen und handeln – der Ort, von demalle unseren Entscheidungen ausgehen.Man muss dazusagen, dass die biblischeKultur auf die europäische Kulturenormen Einfluss hat. Wir beschreibenGefühle oft in Verbindung mit demHerzen. Es bricht einem das Herz,Oswald: Wir haben zu diesen sprachlichenAffinitäten derart viele emotionaleBezüge. Mich darin zu vertiefen, hatmir viel Freude bereitet. Vor allem istes mir aber mit dem Buch wichtig, dentheologischen Aspekt zu erklären, wenndie Bibel vom Herzen spricht.Hat die Freikirche eigentlich eine eigeneBibelfassung?Oswald: Ich habe in meinem Buchaus vielen verschiedenen Bibelübersetzungenzitiert. Es gibt keine spezifischeÜbersetzung der Freikirche. Wir lesenaus der Lutherbibel, wir lesen aus derEinheitsübersetzung, aus der Elberfelder,aus der Schlachter ...50sortimenterbrief 03/24
herzensbildung ist ein langer prozessOft verspürte ich Ihre Worte im Buchgleich einer Predigt ...Oswald: Es ist wohl nicht zu leugnen,was mein Beruf ist (lacht). Das Buch iststilistisch nahe an meinen Predigtengeschrieben. Es enthält sehr vielepersönliche Bezüge und verfolgt denAnsatz, dass die Bibel relevant für unserLeben und unseren Alltag erklärt wird.Sie schreiben auch, dass der Herzschlagnicht nur das Produkt aller positivenund negativen Erlebnisse eines Lebensist, sondern dass man dieHerzensgesinnung sehr wohl aktiv undbewusst persönlich mitprägen kannund soll. Wie einfach ist das?Oswald: Das ist eine echte Herausforderungaber die konträre Botschaft,dass wir nur das Produkt der Dinge sind,die in unserem Leben passieren, fändeich richtiggehend fatal und traurig. Dannwäre ich hilflos meinen Umständenausgeliefert, hätte selbst keinen Einfluss.Lassen sich – der Bequemlichkeit geschuldet– viele Menschen nicht geradedarauf zurückfallen?Oswald: Sicher. Ich bin auch derMeinung, dass es eine gewisse Schwächeder modernen Psychologie ist, vieles aufdie Kindheit zurückzuführen. Leichtruht man sich auf der Erkenntnisaus, dass manches seinen Ursprungin der Kindheit hat, anstatt daran zuarbeiten. Es ist sehr wohl richtig, indie Vergangenheit zu blicken und zuhinterfragen, was mich geprägt hat,warum ich so bin, wie ich bin. Trotzdemgilt es zu erkennen, welchen aktivenEinfluss man nehmen kann, gleichzeitigauch, welche Verantwortung man selbsthat, um sein Herz und seinen Charakterzu formen – sich zu entwickelnWer nicht Ihr Buch in Händen hält – woist der Platz, um mein Herz zu bilden?Wie stellt man es an?Oswald: Ich versuche in meinem Alltag,in mir, zu erkennen, wo und wannDinge, Gefühle und Handlungen aufkommen:Emotionen, Reaktionen ...Gefühle, mit denen ich selbst nichtzufrieden bin, wie etwa Zorn oderFrustration. Dabei tauche ich stärkerin die Gefühle ein, reflektiere undergründe, wo alles herkommt, was derAuslöser für mein Fühlen und Handelnwar. Oft steckt der Grund nicht imAußen, sondern in mir selbst, weil ichfrustriert, nicht ausgeglichen bin ... undjemand anderer es an die Oberflächebrachte. Die Alltagssituationen, womeine Herzensfehler, mein eigenesVersagen, an die Oberfläche kommen,sind Chancen, daran zu arbeiten, es zuverbessern, dadurch zu wachsen. Mirpersönlich hilft auch meine persönlicheBeziehung zu Gott, zu reflektieren undzu entdecken, was Fehlverhalten ist.Neben der Selbstreflexion sind es dieganz tiefen, vertrauten Freundschaften,die es einem erlauben, Schwächendes anderen anzusprechen, nicht, umzu kritisieren, sondern um den anderendadurch weiterzubringen.Der Glaube an bzw. die Beziehung zuGott kann zusätzlich ein Katalysator indiesem Prozess sein?Oswald: Ich verstehe die Bibel alshebräisch und griechisch geprägteWeisheitsliteratur, die sich sehr mitdem Herzen, dem Charakter, demZusammenleben von Menschen unddamit auch mit der Beziehung vonGott zum Menschen beschäftigt. DieBibel enthält eine bunte Vielfalt vonWeisheiten, die einen entsprechendweiterbringen kann. Sie beschäftigt sichenorm auch mit dem Fehlverhalten, denHerzfehlern der Menschen und wasdiese im Zusammenleben auslösenkönnen. Was es verursacht, wenn ichnicht vergeben kann, wenn ich zornigbin, wenn ich egoistisch bin ... Danngehen Dinge in der Gesellschaft kaputt,in der Zwischenmenschlichkeit. Ängste,wie die Angst zu versagen, nicht zuentsprechen, verlassen zu werden, nichtzu genügen ... ein fehlendes Bewusstseinseiner selbst, ein nicht vorhandenergesunder Selbstwert ... sind Gründefür Herzerkrankungen – ebenso wieEgoismus. Die gesunde Wahrnehmungnimmt nicht nur eigene Bedürfnissewahr, sondern auch diejenigen um michherum. Das Herz braucht Veränderung.Die Antwort der Bibel ist es, dass ein Herzsich nur gemeinsam mit Gott nachhaltigverändern kann. Die lebendigeBeziehung zu Gott erst befähigt mich,mein Wissen umzusetzen. Man weißzwar, dass es wichtig und richtig ist,sein Umfeld so zu behandeln, wie manauch selbst gerne behandelt werdenmöchte. Das jedoch dann in der Praxisumzusetzen, ist schwer!Muss sich erst das Herz verändern,damit sich auch das Handeln zumGuten verändern kann ...?Oswald: Ja, aus einem verändertenHerzen kommt ein verändertes Leben.Herzensbildung ist ein langer Prozess,dem Selbsterkenntnis zugrunde liegt.Leider sind wir in der Reflexion oftkritischer bei anderen als bei unsselbst. So bleibt uns das eigene Veränderungspotenzialverborgen.Herzlichen Dank für das Gespräch!Michael Oswald, HerzschlagDie Macht eines Herzens, das im RhythmusGottes lebt256 Seiten, Hardcover, ISBN 978-3-7751-6225-8€ 22,70 (A) I SCM Hänsslersortimenterbrief 03/2451
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