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sortimenterbrief November 2020

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Das österreichische Branchenmagazin für Buchmarkt, Buchverkauf und Buchwerbung. Ausgabe November 2020.

© René Kovacs Teresa

© René Kovacs Teresa Petrovitz im Gespräch mit Roman Klementovic »Mir war es wichtig, einen düsteren Thriller abzuliefern, der nicht nur unter die Haut geht, sondern auch noch in den Köpfen der Leser weiterarbeitet, wenn sie das Buch längst zugeklappt haben« Mit der Veröffentlichung von Wenn das Licht gefriert ist nun Ihr viertes Buch im Gmeiner-Verlag erschienen. Ihre Karriere als Schriftsteller haben Sie vergleichsweise spät und als Autodidakt, aber dafür mit umso größerer Hingabe und Rasanz begonnen. Mit welchen Herausforderungen war Ihr neuester Thriller für Sie verbunden, welche Ziele haben Sie sich als Autor gesetzt? Klementovic: Mir war es wichtig, mit Wenn das Licht gefriert einen düsteren Thriller abzuliefern, der nicht nur unter die Haut geht, sondern auch noch in den Köpfen der Leser weiterarbeitet, wenn diese das Buch längst zugeklappt haben. Wir alle haben Geheimnisse. Und wir alle können an Alzheimer erkranken und diese Geheimnisse unabsichtlich preisgeben. Jeder sollte sich in die Geschichte hineinversetzen können. Als Autor möchte ich mich ständig weiterentwickeln und besser werden. Und ich will meinen Lesern Überraschungen liefern. Besonders in den Showdowns. Und sogar noch danach. Ich möchte mit meinen Büchern gleichermaßen unterhalten und zum Nachdenken anregen. In Ihrem aktuellen Buch verarbeiten Sie Themen wie Demenz und Vergangenheitsbewältigung. In Ihrer Danksagung erwähnen Sie einige Personen, bei denen Sie professionellen Rat gesucht haben. Mit wie viel Recherchearbeit sind Ihre Bücher verbunden, in welchen handlungsrelevanten Punkten war dies beim neuesten Werk der Fall? Klementovic: Das Thema Alzheimer, das in Wenn das Licht gefriert ein sehr wichtiges ist, beschäftigt mich schon viele Jahre. Im Zuge meines Zivildienstes in einem Altersheim habe ich die Krankheit zum ersten Mal so richtig wahrgenommen – seitdem hat sie mich emotional nicht mehr losgelassen. Hinzu kommt, dass sie sich in den letzten Jahren leider auch in mein privates Umfeld geschlichen hat und ich so hautnah miterleben musste, wie Alzheimer einen Menschen zunehmend verändert. Es war in diesem Sinne also leider keine große Recherchearbeit in diesem Bereich notwendig. Abgesehen davon hole ich mir immer wieder Experteninfos von Polizisten, Ärzten, Juristen und vielen anderen Berufsgruppen. 28 sortimenterbrief 11/20

Dem Thriller-Genre wird zuweilen vorgeworfen, dass es allzu sehr auf Spannung und Effekt und zu wenig auf Aspekte wie Figurenzeichnung, Gesellschaftskritik und Stilvariation setzt, so wie es idealerweise beim Kriminalroman der Fall ist. Wie sehen Sie derartige Bewertungen? Haben Sie die Absicht, in dieser Gattung neue Impulse zu setzen? Klementovic: Mit solchen Verallgemeinerungen setze ich mich nicht auseinander. Ich schreibe solche Geschichten, die mich unterhalten und die ich selbst gerne lesen würde. Ich glaube, dass gerade Wenn das Licht gefriert Vorwürfe der mangelnden Figurenzeichnung und Gesellschaftskritik widerlegt. Neben einer spannenden Handlung war es mir besonders wichtig, dem Thema Alzheimer Raum zu geben und zu zeigen, was so eine Krankheit mit Betroffenen macht – nicht nur mit den Erkrankten selbst, sondern vor allem auch mit deren nächststehenden Angehörigen. In diesem Fall mit Elisabeth, die tagtäglich mitansehen muss, wie ihr geliebter Friedrich, mit dem sie über 40 Jahre verheiratet ist, zunehmend zu einem Fremden für sie wird. Wie sich heiß geliebte Routinen und Rollenbilder verändern. Wie Themen, die einst wichtig erschienen, auf einmal keine Bedeutung mehr haben. Und lange gehütete Geheimnisse ans Tageslicht kommen ... Ihr zweites Werk Immerstill soll als ORF-Landkrimi verfilmt werden, der Drehbeginn hat sich aufgrund der Corona-Pandemie ins Jahr 2021 verschoben. Hat die Öffnung zur Filmwelt hin Einfluss auf Ihren Schreibstil genommen? Denken Sie beim Verfassen nun stets eine potenzielle Verfilmung mit? Klementovic: Nein. Würde ich mich während des Schreibens mit solchen Themen beschäftigen, wäre meine Gelassenheit dahin. Und bisher hat es ja schon ganz gut geklappt, ohne einen novitäten interview Gedanken dran zu verschwenden. Denn auch für Wenn das Licht gefriert haben bereits mehrere Filmproduktionen Angebote gelegt. Wie gestaltet sich Ihre persönliche Lektüre? Gibt es schriftstellerische Vorbilder, und widmen Sie sich in Ihrer Leseroutine ebenfalls dem Thriller- Genre oder auch anderen Gattungen? Klementovic: Hauptsächlich lese ich Thriller, ja. Vorbilder gibt es nicht wirklich, am ehesten wohl Simon Beckett und Gillian Flynn. Flynns Cry Baby ist mein absoluter Lieblingsthriller, den habe ich schon mehrmals gelesen. Die bedrückende Stimmung, die sie in der Geschichte erzeugt, nimmt mich immer wieder aufs Neue richtig mit. Aber es schleichen sich auch immer wieder andere Genres dazwischen. Aktuell lese ich zum Beispiel Gott von Ferdinand von Schirach. Zusätzlich liegen ein Asterix-Comic, eine Kurzgeschichtensammlung von Jojo Moyes und Vea Kaisers Blasmusikpop auf meinem Nachtkästchen – das hat sie mir unlängst erst bei einer gemeinsamen Lesung signiert. Danke für das Gespräch! Roman Klementovic Wenn das Licht gefriert 349 Seiten, Klappenbroschur ISBN 978-3-8392-2770-1 € 16,50 | Gmeiner Ein Hauch von Spanien liegt in der Salzburger Luft Marie Anders ISBN: 978-3-99074-111-5 ca. 250 S., Taschenbuch www.federfrei.at sortimenterbrief 11/20 29


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