novitäten interview Ossi Hejlek im Gespräch mit Peter Jauch »Weltweit gibt es an die 11.000 Gin-Marken – täglich kommen neue dazu« © Florian Zenk Peter Jauch Marketingmanager bei verschiedenen Printmagazinen. Leidenschaftlicher Gin-Entdecker, Mitinitiator des Projektes »about GIN« und Mitbegründer des ersten Gin-Erlebnisfestivals. aboutgintonic.com Können Sie uns ein wenig über Ihren Alltag erzählen – was verbindet Sie mit Gin? Jauch: Zu Beginn hat vieles in Wien stattgefunden. Ich war eine Zeit lang für den Publishing Teil des Red Bull Media Houses in Wien stationiert, entwickelte die Schweizer Ausgabe des Magazins Bergwelten mit. Ich wohnte im Hotel, kam viel in Bars herum und lernte dabei den Gin lieben. Es dauerte nicht lange, bis ich das Gin-Erlebnisfestival entwickelte. 2018 fand es dann das erste Mal in der Schweiz statt. Im Jahr darauf legte ich dem AT Verlag ein Buchkonzept vor, in dem es darum geht, Menschen mit besonderem Bezug zu Gin kennenzulernen, Geschichten zu erfahren, in einzelne Marken einzutauchen. In Richtung Zukunft werde ich mich nun komplett dem Thema Gin widmen. Ich möchte das Festival nach Corona auch nach Deutschland und Österreich bringen. Warum hat Gin in den letzten Jahren so sehr an Popularität zugelegt? Jauch: Gin hatte seinen Platz am Markt, wurde jedoch sukzessive durch Wodka verdrängt. 1987 startete Bombay, wodurch Gin wieder in den Fokus kam. Dann kam 1999 Hendrick’s – damit wurde der Gin, wenn man so will, neu erfunden. Viele Menschen mochten davor den starken Wacholdergeschmack nicht. Hendrick’s präsentierte ein mildes Wacholderaroma, verwendete Rosenblüten, Gurken ... dadurch fanden die Konsumenten einen neuen Zugang zu Gin. 2010 kam dann Monkey auf den Markt und hat das Thema noch einmal neu definiert – bei der Herstellung werden beachtliche 47 Botanicals verwendet. Monkey war auch der erste Gin, der in 0,5-Liter-Flaschen herausgebracht wurde. Diesen drei Wegbereitern folgten dann ganz viele neue Marken. Sind die Halbliterflaschen nicht auch der preislichen Vertretbarkeit geschuldet? Jauch: Der Preis ist ein spannendes Thema. Wie teuer darf Gin sein? In der Herstellung ist Gin eine sehr kosten- 82 sortimenterbrief 11/20
novitäten interview günstige Spirituose. Der Preis richtet sich auch am Alkoholgehalt aus. Spannend sind die Aussagen von Barkeepern, die bestätigen, dass die Gäste eher bereit sind, höhere Preise zu zahlen, wenn es um Gin Tonic geht – bei Whiskey sieht das ganz anders aus. Gibt es eigentlich klare Gin-Tonic- Pärchen? Jauch: Geschmäcker sind ganz einfach verschieden. Wenn ich Ihnen einen Hendrick’s mit Fever-Tree Tonic serviere, kann es sein, dass es Ihnen schmeckt ... muss es aber nicht. Es gibt viele Gin- Sorten, die mir gar nicht schmecken, auch Tonics. Was halten Sie von der Herangehensweise, in ein Gin Tonic zusätzliche Botanicals zu geben? Jauch: Ich mag das nicht. Gibt man eine Zitronenscheibe in ein Gin Tonic, schmeckt es immer nach Zitrone. Das kann im Sommer fein sein, mag aber nicht jeder. Alexander Stein von Monkey hat einmal gesagt: „Wenn ich gewollt hätte, dass mein Gin nach Limette schmeckt, hätte ich es mit hineindestilliert.“ Die Brenner überlegen sich viel, um die Produkte rund zu machen. Das schmeckt man am besten, wenn man Gin pur trinkt. Wird Gin auch pur getrunken? Jauch: Noch nicht so sehr – aber das kommt gerade. Man kann süßliche Gins zu Käse trinken oder anstatt eines Grappas, denn Wacholder beruhigt den Magen. Gin ist auch bei Allergien wie Heuschnupfen zuträglich, lindert das Anschwellen der Schleimhäute. Wie haben Sie Ihr Buch aufgeteilt? Jauch: Im Wesentlichen gibt es drei Teile. Im Kapitel „Erzähltes“ findet man Wissenswertes zu Gin, seine Geschichte, ich erzähle über die Destillation und auch über Geschmacksrichtungen. Im Kapitel „Erlebtes“ nehme ich die Leser auf eine Gin-Reise mit – mit Stationen in London, Graz, München, Berlin, Zürich und einige mehr. Ich habe viele Destillerien und Bars besucht, mit großartigen Menschen Interviews geführt. Aus Österreich sind es beispielsweise die Gründer von Stin Gin aus der Südsteiermark, die gelernte Winzer sind. Auch Susanne Baumann- Cox aus Graz ist dabei, die The Good Gin entwickelte. Ich habe versucht, eine gute Balance zu finden, den Lesern Besonderes und Abwechslung zu bieten – zum Beispiel einen Barkeeper aus Berlin, der in den Cocktails Beeren Früchte und Gemüse verwendet, die gerade Saison haben. Der letzte Teil widmet sich dem „Getrunkenen“, wo 300 unterschiedliche Gins in deren mannigfaltigen Geschmacksnuancen präsentiert werden. Diesen Teil steuerte das Bloggerteam von ginvasion bei. Das Tonic-Kompendium im Anschluss kommt dann wieder von mir. Es sind rund 80 Filler, die ich alle verkostet und beschrieben habe. Peter Jauch GIN: Das Buch. Herstellung Genuss Kultur. 432 Seiten, 504 Farbfotos, Hardcover ISBN 978-3-03902-082-9, € 51,30 | AT Verlag, www.at-verlag.ch Auch die Ginproduktion kommt im Buch nicht zu kurz. Wie wird Gin überhaupt hergestellt? Jauch: Grundsätzlich wird Gin destilliert. Hier findet man ganz viele Ausprägungen. Man wird einen Gin in einer anderen Destille auch nie zu 100 % nachbauen können. In den meisten Fällen hat man als Basis Ethanol in Kombination mit Wacholder und unterschiedlichen Botanicals. Wann welches Aroma beigefügt wird ... jeder hat dabei seine eigene Vorgangs- und Kombinationsweise – beim Brennen wie auch dann beim Trinken. Das lässt viel an Kreativität und Inspiration zu. Danke für das Gespräch! sortimenterbrief 11/20 83
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