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sortimenterbrief November 2021

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Das österreichische Branchenmagazin für Buchmarkt, Buchverkauf und Buchwerbung. Ausgabe November 2021.

© Christoph Meissner

© Christoph Meissner erhielt ich dann einen Anruf von Erwin Steinhauers Vater Wolfgang. Wir trafen einander im Spektakel, und er bot mir an, auch für Erwin als Kabarettautor zu arbeiten. Ich sagte zu, und wir arbeiteten dann bis 1992 miteinander für seine Soloprogramme. Welche Rolle spielte Vater Steinhauer in Erwins Karriere? Ossi Hejlek im Gespräch mit Fritz Schindlecker Das biografische Portrait zum 70. Geburtstag von Erwin Steinhauer Schindlecker: Zuerst behindernd – dann unterstützend. Er war von Beruf Feuerwehrmann, ging aber auch seiner künstlerischen Ader als Maler nach. Er hatte auch einen Abschluss an der Akademie der bildenden Künste. Erwin wollte gleich nach der Matura ans Max Reinhardt Seminar, sein Vater hingegen, dass er ein Lehramtsstudium beginnt. Also begann er, zu studieren. Parallel gründete er mit Wolfgang Teuschl „Kabarett Keif“. Vater Steinhauer, der das mitbekam, ging persönlich zu Teuschl und ersuchte ihn, seinen Sohn in Ruhe zu lassen. Der entgegnete aber: „Nicht ich belästige Ihren Sohn. Er belästigt mich. Aber ich werde mit ihm die Kabarettgruppe ins Leben rufen.“ Noch zwei Jahre dachte Erwin, dass er das Studium abschließen werde. Das erübrigte sich irgendwann. In späteren Jahren verpasste Wolfgang Steinhauer keine Aufführung seines Sohnes, übernahm sogar in Erwins letzten zwei Programmen kleine Statistenrollen. Wer war bei „Kabarett Keif“ dabei? Schindlecker: Erwin Steinhauer, Wolfgang Teuschl, Erich Demmer, Alfred Rubatschek und Erich Bernhardt. Irgendwann stieß auch Lukas Resetarits zu „Kabarett Keif“? Advertorial Wie haben Sie und Erwin Steinhauer sich – mitunter auch für Ihre gemeinsamen Buchprojekte – eigentlich gefunden? Schindlecker: Erwin ist ein Kind aus Wien, aufgewachsen im 9. Bezirk – mit starken Beziehungen zum Weinviertel. Er wuchs im Haus mit Eltern, Großeltern, Urgroßvater auf – ist selbst sehr familienaffin. Wir kennen einander bereits seit 1984. Im Jahr davor stieg ich neben Wolfgang Teuschl bei Resetarits als Co-Autor für den Kabarettbereich ein. Etwa ein Jahr nach der Premiere Schindlecker: Eine witzige Episode, denn bis dahin war sein Rufname Erich. Da aber schon ein Erich im Team war – ein zweiter verließ gerade das Ensemble –, fragte Erwin, ob Resetarits nicht auch noch einen zweiten Vornamen habe. Den hatte er – und so wurde aus Erich 24 sortimenterbrief 11/21

ein multitalent feiert jubiläum fortan ein Lukas Resetarits. „Kabarett Keif“ spielte von 1974 bis 1976 drei Programme. Dabei kristallisierten sich Lukas und Erwin als die Talente der Gruppe heraus. Sie spielten auch Theater unter der Regie von Dieter Haspel – hatten ein Engagement in München mit „Turandot oder Der Kongreß der Weißwäscher“ von Bertolt Brecht. Damals in München war auch Hanno Pöschl mit dabei. Lukas und Erwin teilten sich eine kleine Zweizimmer- Absteige – Hanno Pöschl hingegen residierte im Hotel Vier Jahreszeiten (lacht) ... Er hatte im Gegensatz zu den beiden anderen neben den Theatergagen auch die Einkünfte aus seinem „Kleinen Café“ in Wien am Franziskanerplatz ... Das Ensemble wurde vom damaligen Burgtheater-Direktor Achim Benning auch ans Akademietheater geholt. Wie kam Steinhauer nach Deutschland? Schindlecker: Er hatte am Theater an der Wien in einem Musical eine kleine Rolle. Da trat er singend an der Seite von Lilo Pulver auf. Parallel spielte Erwin unter Martin Flossmann im Simpl. In Düsseldorf wurde zu dieser Zeit für das Kom(m)ödchen ein Schauspieler gesucht. Werner Schneyder hatte Erwin gesehen und empfahl ihn Kay und Lore Lorentz, die das Kom(m)ödchen führten. Kay kam dann eines Abends ins Simpl und engagierte Erwin vom Fleck weg. Anderes Land – anderer Humor? Schindlecker: Im Kom(m)ödchen stand Politkabarett am Spielplan, politische Satire mit literarischem Anspruch. Gelegentliche Flachwitze gab es dort nicht – Lacher waren eher bitter. Das war auch für Erwin neu – das Simpl war ja kein Politkabarett. Es gab zwar politische Anspielungen, man verstand sich aber mehr als Salon- und Entertainment- Kabarett – mit Revue-Charakter. Ich selbst schrieb 20 Jahre fürs Simpl. Erwin konnte sich dank seiner Wandlungsfähigkeit jedoch sehr gut an die deutschen Anforderungen anpassen. Irgendwann kam Erwin Steinhauer dann aus Deutschland zurück ... Schindlecker: Ihm zugesagte Fernsehauftritte blieben aufgrund eines Führungswechsels beim ORF aus. Er hatte aber das Glück, dass Emmy Werner, die gerade das Theater in der Drachengasse übernommen hatte, ihn engagierte. Er spielte dort Theater und auch Kabarett. Eines Tages sah ihn der Chefdramaturg vom Burgtheater. Als dann am Burgtheater das Stück „Wallensteins Lager“ von einem deutschen Regisseur inszeniert wurde, der gerne Kabarettisten für kleine Rollen einsetzte, erinnerte sich der Chefdramaturg an Erwin – und er wurde für eine kleine Rolle engagiert. Das öffnete ihm dann weitere Türen. Erwin Steinhauer, Fritz Schindlecker Erwin Steinhauer – Der Tragikomiker Ein biografisches Portrait Carl Ueberreuter 2021, 192 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag, 978-3-8000-7772-4, € 25,– Irgendwann rief auch die Josefstadt? Schindlecker: Das war so im Jahr 1988 – das Theater an der Josefstadt wurde damals von Otto Schenk und Robert Jungbluth geleitet. Schenk inszenierte zuvor „Jacobowsky und der Oberst“ am Burgtheater. Steinhauer spielte eine mittelgroße Rolle – einen verkappten Nazi, den er mit sächsischem Akzent angelegt hatte. Das beeindruckte Otto Schenk damals sehr. Schenk erlebte ihn auch in der Rolle eines argentinischen Generals, was ihn so begeisterte, dass er nach der Vorstellung in Erwins Garderobe erschien, sich hinkniete und sagte, dass er ihn engagieren werde, wenn er jemals Direktor im Theater an der Josefstadt würde. So passierte es dann auch. Wie wichtig war das Fernsehen für die Karriere von Erwin Steinhauer? Schindlecker: Sehr. Seine ersten Auftritte im ORF waren ja bereits in den 1970er-Jahren mit Lukas Resetarits. Später wurde er dann auch für Fernsehrollen entdeckt – hatte seinen Popularitätsdurchbruch mit der Serie „Der Sonne entgegen“. Die erste Staffel lief 1984, wurde in Österreich und Deutschland ein nicht erwarteter Erfolg. Von Erfolg sprach man damals in Österreich, wenn man über 3,5 Millionen Zuseher hatte. Heute sieht das etwas anders aus (lacht). Diese Zeit brachte auch uns beide wieder näher, da ich ab der zweiten Staffel Co-Autor wurde. Die Fernsehkarriere ging dann extrem gut weiter – auch mit wahren Ausnahme- Longsellern wie „Single Bells“ und „O Palmenbaum“ oder der beliebten Verkörperung des Gendarms Simon Polt in den gleichnamigen Krimis. Was bedeutet Steinhauer die Musik? Schindlecker: Erwin spielte bereits zu seiner Gymnasialzeit Simon & Garfunkel und Beatles-Songs. Auch bei seinen Solo- Kabarettprogrammen spielte die Musik stets eine wesentliche Rolle. Musik war – in unterschiedlicher Dimension – immer Bestandteil seiner Karriere. Heute zählt Musik phasenweise zu seinen wichtigsten und liebsten Beschäftigungen. Im Moment ist er mit „Seinen Lieben“ – wie er sein Musik-Ensemble nennt – mit „Alles Gute“ auf Tour und spielt Songs aus den letzten 40 Jahren. Danke für das Gespräch! sortimenterbrief 11/21 25


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