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sortimenterbrief Oktober 2021

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Das österreichische Branchenmagazin für Buchmarkt, Buchverkauf und Buchwerbung. Ausgabe Oktober 2021.

© Bauer privat Der

© Bauer privat Der Begriff des „guten Lebens“ zieht sich wie ein roter Faden durch Ihr neues Werk. Was verstehen Sie darunter? Ossi Hejlek im Gespräch mit Prof. Dr. med. Joachim Bauer Empathie schlägt Eigennutz: Wofür der Mensch gemacht ist Joachim Bauer Universitätsprofessor Joachim Bauer ist Arzt, Neurowissenschaftler und Psychotherapeut. Er ist Facharzt für Innere Medizin und Psychiatrie und in beiden Fächern auch habilitiert. Für herausragende neurowissenschaftliche Forschung, die ihn zeitweise auch in die USA führte, wurde er von der Deutschen Gesellschaft für Biologische Psychiatrie mit dem Organon-Forschungspreis ausgezeichnet. Er ist Professor emeritus an der Universität Freiburg, Gastprofessor an der International Psychoanalytic University (IPU) Berlin und Dozent an einem Berliner Ausbildungsinstitut für Psychotherapie. Des Weiteren ist Joachim Bauer Autor zahlreicher Veröffentlichungen und erfolgreicher Bestseller-Sachbücher. Bauer: Wenn Menschen sich Gedanken darüber machen, ob ihr Leben einen Sinn hat und was dieser Sinn sein sollte, dann bezeichneten die Philosophen des klassischen Griechenlands das als „Eudaimonia“ (zu Deutsch: „gutes Leben“). Die meisten kennen Viktor Frankl, den international bekannten jüdischen Arzt und Psychotherapeuten, der als einer der wenigen das KZ überlebt hatte und die sogenannte Logotherapie begründete. Für ihn hatte die Suche nach einem Sinn eine zentrale Bedeutung für die Bewahrung der seelischen Gesundheit. Sinn ergibt sich vor allem dann, wenn wir für andere Menschen etwas tun, also prosozial und empathisch denken und handeln. In meinem neuen Buch weise ich nach, dass ein Sinn-geleitetes Leben Einfluss auf die Aktivität wichtiger Gene hat, also auch für die körperliche Gesundheit von Bedeutung ist. Sie schreiben, dass es in puncto Gesundheit und Krankheit nicht auf das Genmaterial ankommt, sondern darauf, wie die Gene im Leben eines Menschen reguliert werden. Bauer: Genau. Ich selbst war viele Jahre erfolgreich in der Genforschung tätig. Die meisten Gesundheitsstörungen, derentwegen Menschen heute zum Arzt gehen, beruhen nicht auf „schlechten Genen“, wie man früher meinte, sondern darauf, dass die Aktivitäten von Genen ungut reguliert sind. Und das beruht wiederum vor allem auf der Art und Weise, wie wir leben, also: ob wir uns bewegen, wie wir uns ernähren und ob wir gute zwischenmenschliche Beziehungen haben. Neu entdeckt wurde – und darum geht es in meinem Buch –, dass auch die Art, wie wir über das Leben denken, Auswirkungen auf die Regulation der Genaktivität hat. In Ihrem Buch sprechen Sie vom „Club der Risikogene“. Worum handelt es sich dabei? Bauer: Beim „Club der Risikogene“ handelt es sich um 53 Gene, die im Körper einen Entzündungszustand hervorrufen können. Eines dieser Gene habe ich vor vielen Jahren mitentdeckt. Wenn die Aktivität der Risikogene falsch eingestellt ist, fangen sie an, im Körper auf gefährliche Weise zu zündeln: Sie rufen dann eine „unter dem Radar fliegende“ Entzündung hervor, die von den betroffenen Menschen zunächst kaum bemerkt wird, irgendwann aber einen Herzinfarkt, einen Schlaganfall oder ein Krebsleiden zur Folge haben kann. Sie legen in Ihrem neuen Buch dar, dass die Art, wie wir über das Leben denken, Auswirkungen auf den „Club der Risikogene“ hat. Wie wirkt sich die eigene philosophische Einstellung auf diese Gene aus? 08 20 sortimenterbrief 10/21

gesünder durch empathischen lebensstil Bauer: Ja, in der Tat, und das ist reichlich spektakulär, oder nicht?! Ob wir nur in den Tag hineinleben oder ob wir uns bemühen, unserem Leben einen Sinn zu geben, ist nicht heiße Luft, sondern hat Folgen. Innere Grundhaltungen gegenüber dem Leben haben ihren Sitz im Stirnhirn. Dort sitzen unsere tiefsten Überzeugungen. Die neuen Forschungsdaten zeigen: Eine Sinngeleitete, prosoziale und empathische Lebenseinstellung beruhigt top-down die Risikogene und mindert so das Risiko für Herz-Kreislauf-, Krebs- und Demenzerkrankungen. Wie sehr streben wir Menschen heutzutage das „gute Leben“ im Sinne Ihrer eingangs gegebenen Definition an – trotz unserer Wohlstandstrance, wie Sie es formulieren? Bauer: Mein Buch möchte niemandem vorschreiben, wie er oder sie leben soll. Der Mensch ist frei, und das ist auch gut so! Ich möchte nur zeigen, dass es für die eigene Gesundheit einen Unterschied macht, ob wir nur in den Tag hineinleben und das Leben als einzige Party abfeiern. Oder ob wir immer wieder einmal innehalten und uns fragen, was das Ganze hier auf dieser Erde soll. Ob es unser Leben nicht reicher und schöner macht, wenn wir uns um gutes soziales Zusammenleben und um die Bewahrung der Natur bemühen. die Kindern beibringen, dass es im Leben vor allem um einen gegeneinander geführten Kampf um Anerkennung und um Ressourcen geht, erweisen unseren Kindern einen Bärendienst. Auch die sozialen Netzwerke spielen hier eine problematische Rolle – warum, das führe ich in meinem Buch aus. Welchen Stellenwert hat kulturelles Leben auf dem Weg zu einem „guten Leben“? Bauer: „Kulturelles Leben“ heißt, dass Menschen auf allen Ebenen etwas zusammen erleben oder gestalten: Konzerte besuchen, zusammen tanzen, miteinander in Party-Clubs feiern, Museen besuchen, Oper, Theater – überall geht es um ein „Sich-aufeinander- Einschwingen“, miteinander in Resonanz kommen. Kulturelles Leben ist daher für ein „gutes Leben“ der Nährboden, das unersetzliche Biotop! Ohne kulturelles Leben kann es kein gutes prosoziales, empathisches Zusammenleben geben. Danke für das Gespräch! Eine große Analyse der männlichen Psyche Kein Zweifel: Immer weniger Menschen haben etwas von der Dominanz der mächtigen Männer, nicht einmal die Männer selbst. Doch was ist die Ursache für das (selbst-) zerstörerische Verhalten? Josef Aldenhoff zeigt, dass es einen Ausweg gibt. Denn eigentlich haben sich die Männer nur für den falschen Aspekt ihrer Identität entschieden. Sie können auch anders! Welche Rolle spielen hier die Erziehung und die Schule? Advertorial Bauer: Eine gewaltige, ja eine absolut entscheidende Rolle! Wie soll ein lieblos erzogenes Kind, für das die Bezugspersonen keine Zeit hatten, einen Sinn in einem guten sozialen Zusammenleben sehen? Ein emotional unterversorgtes Kind wird vor allem Angst haben, dass es zu kurz kommt, und nach dem eigenen Vorteil streben – aus seiner Sicht erscheint das durchaus logisch. Ohne Empathie erzogene Kinder werden später selbst keine Empathie entwickeln können. Medienangebote, Joachim Bauer Das empathische Gen. Humanität, das Gute und die Bestimmung des Menschen 208 Seiten, Hardcover, mit Schutzumschlag 978-3-451-03348-3, € 20,60 Verlag Herder, ET: 12. Oktober Herder I € 22,00 (D) / € 22,70 (A) ISBN 978-3-451-60116-3 www.herder.de sortimenterbrief 10/21 21 xx


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