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sortimenterbrief Oktober 2021

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Das österreichische Branchenmagazin für Buchmarkt, Buchverkauf und Buchwerbung. Ausgabe Oktober 2021.

100 jahre hueber

100 jahre hueber »HUAWAHOASI« Anekdote über die Aussprache des Namens Hueber – von Hanns Christian Müller Als noch nicht schulpflichtiger und somit auch noch des Lesens nicht mächtiger Kindergartenbesucher wurde ich vor unserem Haus in der Amalienstraße einmal Zeuge eines merkwürdigen Dialogs, Marke: »Die spinnen, die Erwachsenen«. Fräulein Weydner, ihres Zeichens Haustochter und damals schon weit über 60, versuchte mit Herrn Max Hueber senior, seines Zeichens Buchhändler im sich anbahnenden Ruhestand, ins Gespräch zu kommen. Der Dialog verlief etwa so: Weydner: Herr Hüber, ich wollte Sie fragen ... Hueber: (eher mürrisch) I hoaß Huaba. Weydner: Jaja, Herr Hüber, was ich Sie fragen wollte ... Hueber: (ins Wort fallend) Huaba! Weydner: Herr Hüüber Hueber: (sehr deutlich) Huaber heiße ich ... Weydner: Ja, ja, ich weiß, äh Herr Hüber, was ich Sie ... Hueber: (wütend erregt) HUAWAHOASI!! Fräulein Weydner kam nicht mehr zu ihrer Frage, da Herr Hueber ihr den Rücken kehrte und ging. Ich als Bub und nicht eingeweihter Zuhörer konnte mir damals keinen rechten Reim auf diesen Dialog machen. Es wusste doch jeder, dass Herr Hueber »Huber« hieß, eben bayrisch ausgesprochen. Und warum Fräun Weydner penetrant »Hüber« sagte (was er ihr jedes Mal mehr oder weniger übel nahm, während Frau Hueber senior bei Fräun Weydner souverän auf den Namen Hüber hörte), blieb mir ein Rätsel. So viel ich auch darüber nachdachte, ich konnte dieses Geheimnis nicht entschlüsseln. Warum sagte die Weidnerin (so hieß sie allgemein in der Hausgemeinschaft) nicht einfach »Huaba«, wie alle anderen auch, wenn sie Herrn Hueber damit einen Gefallen tun konnte? Mit sechs Jahren kam ich als ABC-DEFG- Schütze dem Geheimnis etwas näher, ich lernte lesen und entzifferte leidenschaftlich (schon aus Trainingsgründen) alle Buchstaben, die ich schon kannte und die mir täglich über den Weg liefen. Dazu gehörten auch die Namensschilder in unserem Haus. Im 1. Stock stand HUEBER. Langsam buchstabiert ergab dies weder »Huber« noch »Hüber«, sondern »Hu-eber«. Alle, bis auf die Weidnerin, sprachen aber dieses »Hueber« eher bayrisch »Huaba« aus, kein Mensch sagte »Hueber«, und nur die Weidnerin sagte »Hüber«. Die Rätselfragen wurden immer größer, stand doch im 2. Stock auf dem Namensschild Weydner, mit Ypsilon, was man doch wie »ü« aussprach. So hatte ich es in der Schule gelernt. Also musste man ihren Namen doch eigentlich »We-üdner« aussprechen. Vielleicht konnte sie das »Y« in ihrem Namen nicht leiden und zahlte es so dem Herrn Hueber heim, indem sie »Hüber« sagte. Noch mystischer wurde das Ganze, als ich auf unserem Namensschild im 4. Stock MUELLER entdeckte, gesprochen also »Mu-eller«. Wenn »Hueber« wie »Huaba« ausgesprochen wurde, dann müsste man »Mueller« doch wie »Mualla« aussprechen. Aber kein Mensch sagte das so, alle Welt sagte »Müller«, auch Fräulein Weydner. Mir selbst wurde beigebracht, dass ich »Müller« hieß, »Müller« mit »ü«, aber dann war doch das Namensschild an unserer Haustür falsch. Erst sehr viel später kam ich drauf, dass unser Namensschild sozusagen vornehm »lateinisch« geschrieben war, und im Lateinischen gab es den Umlaut »ü« nicht. »Hueber« ist ein alter Münchner Name und vermutlich dadurch entstanden, dass ein Münchner Stadtschreiber den Namen »Huber« nach eigenem Gehör mit einem vornehm bayrischen Colorit einfärbte, als sein Gegenüber auf die Frage »Name?« mit »Huawahoasi« antwortete … Hueber in Zahlen: 129 Mitarbeiter:innen, davon 81 % Frauen 5.400 m 2 Verlagsfläche in München 14 Vertriebsbüros weltweit 4 Tochterfirmen in Athen, Florenz, Madrid und Wien + 7.000 Titel lieferbar 25 Mio. Euro Umsatz in 2020 + 30 Sprachen für die Hueber Materialien anbietet 26 sortimenterbrief 10/21

100 jahre hueber 100 bewegte JAHre Die Hueber-Führungsspitze von links: Marion Kerner, Geschäftsführerin Programm, Michaela Hueber, geschäftsführende Gesellschafterin der Hueber Verlag GmbH & Co. KG, Sylvia Tobias, Geschäftsführerin Vertrieb, Marketing, Presse SprAcHen überwinden Grenzen Seit 36 Jahren führt Michaela Hueber den Hueber Verlag – erfolgreich als Familienunternehmen in dritter Generation. „Ich stehe auf starken Schultern“, sagt sie und dass sie die Verantwortung und Verpflichtung fühlt, die das Erbe mit sich bringt. „Hueber hat mit Weltoffenheit und Toleranz seine Stellung am Markt behauptet – auch und gerade in schwierigen Zeiten.“ Michaela Huebers Tochter Helen ist bereits auf dem Weg ins Verlagsgeschäft. Die Studentin der Philosophie, Politik und Ökonomik absolvierte erfolgreich Praktika im In- und Ausland und wird als Digital Native mit dem Hueber Verlag in die Zukunft gehen. Begonnen hat alles im Jahre 1921, als Max Hueber, der bereits seit 1911 Inhaber der Universitätsbuchhandlung in der Münchener Amalienstraße war, den Max Hueber Verlag gründete. 1922 erschienen die ersten wissenschaftlichen Werke – von der Philosophie bis zur Physik. sortimenterbrief 10/21 Bis zum Zweiten Weltkrieg entwickelte sich der Max Hueber Verlag zu einem der renommiertesten Verlage Deutschlands sowie des deutschen Hochschulwesens. Während der Nazizeit konnten wichtige Beiträge jüdischer und anderer missliebiger Autoren nicht erscheinen. 1943 wurde der gesamte Verlagsbestand zerstört – bis 1949 ruhte daraufhin die Verlagsarbeit. Max Huebers Tochter Ilse begann mit dem Wiederaufbau von Buchhandlung und Verlag. 1950 übernahm Sohn Ernst den Verlag und Ilse die Buchhandlung. Im Jahre 1955 erschien der Titel Deutsche Sprachlehre für Ausländer, womit der Grundstein für den heute so bedeutenden Verlagszweig „Deutsch als Fremdsprache“ gelegt war. Während das Sprachenprogramm des Verlags kontinuierlich wuchs, begann Hueber 1964 Maßstäbe im Bereich des Fremdsprachenunterrichts für Erwachsene zu setzen: weg von Hobbykursen hin zu einem curricularfundierten System. © Hueber Verlag Das ständig wachsende Programm sowie die damit verbundenen Personalaufstockungen bedingten einen Umzug des Verlags nach Ismaning. Bis in die 70er-Jahre brauchte es, dass Hueber einer der größten Sprachverlage der Welt wurde. 1977 starb Erst Hueber und seine Schwester Ilse übernahm den Verlag, den sie bis ins Jahr 1986 – dem Jahr der Übergabe an Ernst Huebers Tochter Michaela – führen sollte. In den 80erund 90er-Jahren baute der Verlag durch Kooperationen, Firmenbeteiligungen bei ausländischen Partnern und die Gründung eigener Firmen im Ausland seine Vorrangstellung aus. 2000 wurde der Verlag für Deutsch nach langjähriger Zusammenarbeit in den Max Hueber Verlag integriert. Im Jahr darauf gründete Hueber ein Repräsentationsbüro in Warschau und begann parallel mit dem Aufbau von Online-Sprachkursen. 2005 stand dann ganz unter dem Jubiläum „50 Jahre Deutsch als Fremdsprache“ – zahlreiche Veranstalungen fanden unter dem Motto „Sprachen überwinden Grenzen“ statt. 2006 wurde der optische Auftritt relauncht und der Verlag von Max Hueber Verlag in Hueber Verlag umbenannt. 2013 kehrt der Verlag nach München zurück und bezog ein modern renoviertes Bürogebäude in München Moosach. Im Jahr 2014 übernahm Hueber das Portfolio der digital publishing AG. In den Folgejahren wurde das Digitalgeschäft sukzessive ausgebaut. Im Jahr 2019 kam es zu einem Wechsel in der Geschäftsführung. Wolf Dieter Eggert ging nach vielen erfolgreichen Jahren in den Ruhestand, und Michaela Hueber berief Marion Kerner und Sylvia Tobias in die Geschäftsführung. Im Jahr 2020 setzte Hueber mit seiner Medienplattform „Hueber interaktiv“ Zeichen. Mit mehr als 300 Titeln konnten Lehrende ihre Schüler während der Pandemie online unterrichten. Im Vormonat – am 21.9. – feierte Hueber sein 100-jähriges Bestehen. 27


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