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sortimenterbrief September 2020

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Das österreichische Branchenmagazin für Buchmarkt, Buchverkauf und Buchwerbung. Ausgabe September 2020.

novitäten interview

novitäten interview Ossi Hejlek im Gespräch mit Eva Rossmann © Fotowerk Aichner »Ich habe mich bei den Erzählungen stilistisch ganz schön ausgetobt. Die Vielfalt hat mir richtig Spaß gemacht!« Advertorial Auf dem Cover offenbart sich ein wunderschöner mediterraner Ausblick ... Rossmann: Ja, der ist wirklich besonders. Es ist der Blick von unserem Haus auf Sardinien auf die große Bucht von Cagliari und das Mittelmeer. Eine der Mörderischen Geschichten spielt auch genau dort. Warum wurde es dieses Mal ein Geschichtenband? Rossmann: Das hat ein paar Gründe. Der handfesteste ist, dass sich bei mir viele Themen angesammelt haben, die ich endlich umsetzen wollte. Mit einem Kriminalroman pro Jahr wurde die Liste nicht kürzer. Außerdem wollte ich mich einmal der Stilform der Kurzgeschichte widmen. Ich habe schon bei diversen Sammelbänden mitgeschrieben – besonders glücklich hat mich das aber nie so recht gemacht. Per Zufall schrieb ich eine Kurzgeschichte – zwar keine kriminalistische. Das weckte dann die Lust auf mehr, gab mir das Gefühl, dass ich das gut hinbekomme. Es ist nicht so leicht, eine Story in der Länge einer Kurzgeschichte zu entwickeln. In Wirklichkeit ist es viel mehr Arbeit, denn jede Geschichte ist einerseits ein kleiner Roman und bringt andererseits bei der Umsetzung ein Maß an besonderen stilistischen Anforderungen und weitere Ansprüche mit sich. Sie ist weit mehr als nur ein kurzer Text. Das war stilistisch eine Herausforderung. Ich selbst lese nicht immens viele Kurzgeschichten, finde jedoch manche großartig – beispielsweise die gesammelten Erzählungen von Heinrich Böll oder auch die Erzählungen von Kafka. Ein wenig habe ich den Arbeitsaufwand unterschätzt. Normalerweise gebe ich mein Manuskript relativ zeitig ab – an diesem Buch schrieb ich noch während des Lockdowns. In zwei Geschichten spielt Corona auch eine leise Hintergrundmusik. Vieles, was noch vor Kurzem undenkbar erschien, wurde durch Corona möglich. Das ist fast mit den Metaebenen von Kafka vergleichbar. Irgendwie erhob sich in mir beim Lesen des Buches das Gefühl, dass Sie Themen anschneiden und Klischees berühren, die Ihnen schon sehr gegen den Strich gehen ... Rossmann: Ertappt (lacht)! Beispielsweise bei der Wachau-Geschichte, So schön das Land. Hier habe ich die extreme Vermarktung von Landschaften und Menschen in die Geschichte verwoben. Das geht mir natürlich auf den Nerv. Die Superstars der Sportwelt ... was sind das nicht alle für tolle Menschen ... Sein und Schein sind meist zweierlei. Auch was so manche Landschaft betrifft – auch die Wachau ist nicht mehr das, was sie ist. Sie ist das, was sie darstellt. Die Inszenierung von Sehnsüchten und Gefühlen – in dieser scheinbar heilen Welt –, darum ging es mir bei dieser Geschichte. 04 sortimenterbrief 9/20

Es gibt keinen einheitlichen Erzähler – die Geschichten werden von unterschiedlichen Personen und aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt ... Rossmann: Je nachdem, wie die Perspektive des Erzählers ist, kann dieser auch sehr subjektiv agieren. Das war mir wichtig. Als Fußnote erscheint Mira Valensky in jeder Geschichte – nur selten aber als Hauptfigur. Je nach Geschichte habe ich mir überlegt, wer sie erzählen könnte ... eine erzählt Oskar – Miras Mann –, zwei Geschichten werden von Katzen erzählt. Obwohl ich sonst die Vermenschlichung von Tieren nicht so mag, passt es hier gut. Eine andere Geschichte wird von unterschiedlichen Personen im Perspektivwechsel erzählt. Ich habe mich stilistisch ganz schön ausgetobt, mich nicht eingeschränkt (lacht)! Diese Vielfalt hat mir letztendlich richtig Spaß gemacht. Die Erzählungen wurden zur neuen Liebe von Eva Rossmann? Rossmann: Ja, ich mache in der Regel das, wovon ich überzeugt bin. Ich Eva Rossmann, Vom schönen Schein Mörderische Geschichten 285 Seiten, Qualitypaperback 978-3-85256-816-4, € 18,– | Folio Verlag novitäten interview lasse mir die Bücher, Themen und Stilrichtungen auch nicht vom Markt diktieren. Dann müsste ich nur mehr Thriller schreiben oder Liebesromane – für letztere müsste ich wahrscheinlich viel jünger sein ... oder älter (lacht) – das würde dann auch funktionieren. Gibt es schon Rückmeldungen? Rossmann: Ich freue mich sehr, dass Menschen – nachdem sie das Buch gelesen haben – ihre heimliche Leidenschaft für Kurzgeschichten bekundeten. Im Moment ändert sich viel – vielleicht auch scheinbar manifestierte Lesegewohnheiten. Wer Rossmann liebt, geht mit ihr mit – egal, ob Roman, Thriller oder Kurzgeschichte. Rossmann: Das ist schon besonders und macht mich auch sehr glücklich. Natürlich fragen viele, wann die nächste Mira kommt ... das passt schon so. Die Erzählungen sind auch sehr nahe am Miraversum. Mörderische Geschichten bedeutet aber nicht nur klassischer Krimistoff? Rossmann: Krimi allein wäre eine zu enge Klammer. Es ist nicht so, dass es immer einen Mord gibt, es wird auch nicht immer alles aufgeklärt – es sind eben Erzählungen. Erzählungen haben klassischerweise auch ein offenes bzw. halboffenes Ende. Man steigt in einen Prozess ein – in eine Geschichte – und auch wieder aus. Ein abgeschlossenes Ende wäre oft fast enttäuschend. Was ist bei Eva Rossmann zuerst da – die Personen oder der Plot? Rossmann: Das ist sehr unterschiedlich – zuallererst ist es aber das Thema. Dieses Mal gilt es, hinter den schönen Schein zu schauen ... und was man dort entdeckt, ist nur selten wirklich schön ... Danke für das Gespräch! Der aktuelle Bestseller aus Italien Massimo Carlotto Massimo Carlotto, Die Frau am Dienstag Roman, Originaltitel: La signora del martedì Aus dem Italienischen von Ingrid Ickler, TransferBibliothek CLII Gebunden mit Schutzumschlag ca. 220 S., 13,5 x 21 cm, ca. € 22,– 978-3-85256-815-7 Gibt es ein Recht auf Vergessenwerden? Die bitterzarte Geschichte dreier Menschen am Rande der Gesellschaft. sortimenterbrief 9/20 05 www.folioverlag.com


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